Go away!

Ich gehöre anscheinend zu dem Menschenschlag, der bei anderen das geradezu unbezwingbare Bedürfnis hervorruft, ihn mit intimsten Details aus deren Leben zu überfluten, unbenommen davon, ob mich das interessiert. Noch dazu ganz abgesehen davon, dass es mich nichts angeht.

Im deutschsprachigen Kulturkreis steht meine Verbalabwehr und ich kann sie, je nach Bedarf und Bekanntheitsgrad des Bekenners, entsprechend modifizieren. In meinem Gastland fand ich das bis dato schwieriger. Heute hat mich ein Kollege die Formel gelehrt, mit der Amerikaner korrekt auf das “Sharen” ungewollter persönlicher Information reagieren: TMI.

TMI steht für “Too Much Information” und ist im hiesigen soziokulturellen Gefüge das gesprochene Äquivalent zum Stop-Zeichen.

Shut down and reboot

Am Montagabend sind alle Züge der BART für ein paar Stunden ausgefallen (Bay Area Rapid Transportation ist eines der hiesigen Nahverkehrssysteme, das vorwiegend die East Bay bedient). Peinlich. Sehr peinlich. Das ist auch dem Pressesprecher der BART aufgefallen: “Monday evening was miserable for many BART riders (die irgendwo auf der Strecke aus ihrem liegengebliebenen Zug aussteigen und dann zusehen mussten, wie sie nach Hause kommen) and an embarrassing moment for BART. We can’t apologize enough.”

Was war los? Der Zentralcomputer war ausgefallen. Leider hat’s keiner gemerkt: “It took a while to address the problem because computer engineers had gone home for the day.” Wo samma denn? Jeder popelige Versandhandel hat eine 24/7-Bereitschaft für seine Systeme, nicht aber ein Nahverkehrssystem, das durchschnittlich von 341.151 Passagieren pro Tag benutzt wird? Das demonstriert doch überdeutlich, welchen Stellenwert der ÖPNV hier hat. Sie sind im übrigen ganz allein auf die naheliegende Lösung gekommen: “Now a staff member will be on duty to monitor the data intake during all of BART’s operating hours until the cause has been pinpointed.” Weiter:  “Although the glitch created a major inconvenience, it did not put BART riders in any danger. We have a lot of redundancies in place so that when things fail, they fail safely.”*

Warum nur wirkt das auf mich nicht beruhigend, sondern erregt das gleiche Mißtrauen wie der Satz: “Es bestand zu keiner Zeit Gefahr für die Bevölkerung.”?

*Übersetzt man das eigentlich korrekt mit: “Es geht sicher schief.”?

Life stinks!

So, wie eine Dame nicht schwitzt, sondern allenfalls leicht transpririert, hat der gemeine homo amercianus keinen Körpergeruch, sondern im ganz entsetzlich allerschlimmstmöglichen Fall “B.O.”.

Im hiesigen puritanisch-körperfeindlich geprägten Wertgefüge ist B.O. ganz was furchtbares. Das habe ich diese Woche wieder erlebt, als ich den Klimaanlagenmechaniker nur unter Androhung von Gewalt davon abhalten konnte, die Büroinnenraumtemperatur für Sommer auf 65F (knapp 18°C) und lärmenden Dauereiswind einzustellen (und das, wo es draußen an – wohlgemerkt – ganz besonders heißen Tagen um die Mittagszeit gerade mal um die 85F (knapp 30°C) warm ist). Er wurde vollkommen panisch, als ich ihn zwang, stattdessen die Option “verträgliche 20°C und ab und zu mal frische Luft durchpusten” zu wählen. „You don’t wanna do that, lady. You’re going to have the smell of your co-workers B.O. in your nose all day!”

Nur die Ruhe, guter Mann! Wir arbeiten wenig schweißtreibend in vorwiegend sitzender Tätigkeit vor Monitoren. Falls wirklich einmal ein Deodorant versagen sollte, dann riecht’s möglicherweise nach Mensch. Wir werden damit umgehen können. Oder einfach lüften.

Sobald Zeitreisen möglich sind, mache ich mich auf den Weg in die Vergangenheit. Mit einem Drillbohrer. You better watch out, Mayflower!

Abrakadabra

Ich habe heute eine e-mail mit dem Betreff “Your Account Was Bannned” bekommen und sofort überlegt, was denn wohl der passende Gegenzauber sein könnte. Das sind wohl die Nachwehen von drei Bänden Harry Potter in unter einer Woche…

Das vierte Buch raschelt schon ungeduldig mit den Seiten.

Tahoe, Tahoe, wieder nach Tahoe

Weil wir die Strawberry Lodge ja nun schon kennen (https://flockblog.de/?p=8912) und quasi als vorbeugend gutes Omen habe ich (wider meine Neigung zum vorreservierungsfreien Reisen) für die Nacht von Freitag auf Samstag Zimmer im Truckee Hotel bestellt. “This is the best stopover place on the C.P. R.R. between San Francisco and Salt Lake. The Hotel has electric lights, hot and cold running water, an elevator, steam heat and fire protection”, steht in einer Bewertung aus dem Gründungsjahr 1873. Schlechter kann’s seitdem hoffentlich nicht geworden sein.

Für uns wird man zwei “American rooms” in einen “European room” verwandeln. Darauf bin ich echt gespannt, denn nach Überzeugung der Hotelleitung ist es so, dass Europäer traditionell gerne ihr Hotelzimmer verlassen, um mehr als eine Katzenwäsche vorzunehmen (“European Rooms have their own sinks, in the European tradition, and share baths down the hall”), Amerikaner hingegen ein “Private Bath with beautiful clawfoot tubs with shower curtains” vorziehen.

Die Rezeptionistin am Telefon meinte, mit dieser Lösung hätten wir das beste aus beiden Kontinenten gebucht. Ob es in einem Ameripean Room wohl Waschbecken mit Löwenfüßen und Duschvorhang gibt? Schau ma moi.

Zwillingsseelen

Mein Nachbar Sam und ich sprechen nicht mehr miteinander. Nicht etwa, weil wir gestritten hätten. Neihein. Sondern, weil es nicht mehr nötig ist. Das ist nämlich so: Wenn ich backe, mache ich immer noch einen kleinen Kuchen extra und binde ihm den in einem Tütchen an die Autotür, damit er was zum Freuen hat, wenn er zwischen Mitternacht und ein Uhr früh zur Nachtschicht aufbricht. Sam hingegen hört das Gras wachsen und geht immer in meinem Back- und Frontyard mähen, wenn es ihm – wie heute – zu lang geworden ist.

Manchmal sehen wir einander doch, samstagvormittags (s. Kommentar), wenn der eine gerade irgendwohin losfährt und die andere vom Einkaufen wiederkommt. Dann winken wir uns zu. In seltenen Fällen sprechen wir sogar.

Dieses Wochende wird das wieder nix, weil ich doch nach Tahoe, Tahoe fahre.

Geek-Humor

Auch wenn man’s auf den ersten Blick kaum glauben möchte – Software-Entwickler sind ein lustiges Völkchen (und, im Gegensatz zum gemeinen Amerikaner, fähig zur Selbstironie).


Ich bekomme sowas postwendend weitergeleitet. Sieht aus, als wäre ich jetzt auch “one of the guys”.

Son, be a dentist…

Eben eine e-mail mit dem Absender @smilereminder.com bekommen. Endlich wieder eine Nachricht von meiner neuen Zahnärztin! Hatte schon angefangen, mir Sorgen zu machen – das ganze Wochenende nicht ein Wort. Jetzt ist wieder alles gut. Wir sehen uns bald. “Sabine, you are confirmed for your appointment! We look forward to seeing you.”

Kein Wunder, dass Dentalmedizin hier so teuer ist: die brauchen zusätzlich zum normalen Praxispersonal noch einen ganzen Stall voller Webmaster und e-mail-Tipper.

Beware of the Chimp!

Dieses Wochenende hatte der neue Planet-der-Affen-Film “Rise of the Planet of the Apes” unerwartet hohen Zulauf. Ich habe ihn zwar noch nicht gesehen und weiß auch noch gar nicht, ob ich will. Aber ich hatte so viel Spaß an dem nachfolgenden Artikel (die Zerstörung der Stadt San Franciso im Film unter besonderer Berücksichtigung der Auswirkung auf den ÖPNV) von PETER HARTLAUB  (PH is the pop culture critic at the San Francisco Chronicle and founder of this parenting blog “The Poop”, http://bit.ly/cpCPP, which admittedly sometimes often has nothing to do with parenting), dass ich hiermit seinen Post als quasi Gastbeitrag veröffentliche.

“Rise of the Apes”: San Francisco’s latest hostile takeover

So much for the FasTrak toll tag I just bought ...
20th Century Fox
He doesn’t like the $6 bridge toll, either …
There’s a message for San Francisco residents in “Rise of the Planet of the Apes,” which scored $54 million at the box office this weekend: The SFPD is woefully vulnerable to a super-intelligent primate attack. (And you were worried about zombies …)
Indeed, the apes in “Rise” make our police force look ridiculous, and they show some previously unknown architectural deficiencies in the Golden Gate Bridge. But even as I watched the “Braveheart”-like ape attack on the city, I couldn’t help thinking “It could be worse. Much worse.”
“Rise of the Apes” is maybe the fourth most nightmare-inducing takeover of San Francisco in popular film, and 10th worst if you include video games. Below are my current SF-in-rubble cinematic rankings.
Movies that involve a natural disaster (“10.5,” “The Core”) or real-life events (“San Francisco”) were excluded. So were films that star Nicolas Cage.
I’ve also gauged the property damage caused by the attack, and our new overlords’ chances of getting MUNI to run on time. Tell me what I missed in the comments.
5. “X-Men: The Last Stand” (2006)
My commute from Pier 39 to Berkeley is about to get cut in half.
20th Century Fox
Your commute from Berkeley to Pier 39 is about to get cut in half.
Your demise: Death by Magnetism
Analysis: Magneto and his mutant followers wreak havoc on the Golden Gate Bridge and Alcatraz, with the intent to wage war against the human race. While there are limited human casualties before he’s stopped, Magneto’s apparent long-term plans include non-mutant extinction. He uses his metal-forming powers to move the bridge so it so it links Alcatraz to Fisherman’s Wharf.
Property damage: $20 billion.
Will MUNI run better or worse? Better. While Magneto’s opponents viewed his bridge destruction as a hostile move, I think it was the first step in a broader dynamic transit vision. Imagine linking the Bay Bridge to the other side of Alcatraz, rebuilding the Embarcadero Freeway and then creating a BART extension to Marin. Everyone’s commute gets cut in half. (Sadly, we’ll never know, as the short-sighted X-Men stripped Magneto of his powers.)
4. “Rise of the Planet of the Apes” (2011)
Do you think they'll let us keep our rent control apartment?
20th Century Fox
“Do you think they’ll let us keep our rent control apartment?”
Your demise: Death by Monkey
Analysis: A drug developed by James Franco makes apes super-intelligent, and so far we can totally see this happening in real life. But then (Spoilers ahead!) hundreds of apes from the San Francisco Zoo, a Bay Area science research corporation and a corrupt animal sanctuary in San Bruno [sic!!] join forces. Apes being tested in San Francisco? Really? Even in a Tony Hall administration, we can’t see this scenario. It’s hard enough to buy a goldfish in this town, much less torture a building full of primates. The apes storm through the city, attack humans with projectiles and win a battle with police that destroys much of the Golden Gate Bridge.
Property damage: $850 million.
MUNI better or worse? Worse. The apes in the movies travel by foot or horseback, and they seem to want streets and other transportation hubs to be converted to sustainable farmland. In other words, it’s like living in a world where Critical Mass prevails.
3. “It Came from Beneath the Sea” (1955)
Too bad the redevelopment money dried up.
classicscifimovies.net
We’re going to need a hell of a redevelopment bond.
Your demise: Death by Calamari
Analysis: Driven from beneath the ocean by atomic testing, a radioactive octopus (missing two arms, for budgetary reasons) destroys the Golden Gate Bridge, the Ferry Building and much of Market Street. This doesn’t seem like a horrible way to go, until you remember that the octopus is radioactive. Imagine a combination between “Cloverfield” and “The Day After.”
Property damage: $50 billion.
MUNI better or worse? Worse. The octopus is driven back to sea and destroyed before Market Street is completely destroyed, but it still managed to disable Muni, the Blue & Gold Fleet and what would later become BART in one five-minute attack. In other words, you’re taking a Bay Quacker duck tour to work.
2. “Invasion of the Body Snatchers” (1978)
Donald Sutherland enjoys the feces free sidewalks and prompr bus arrivals in the pod-run San Francisco.
filminamerica.com
Donald Sutherland enjoys the feces free sidewalks and prompr bus arrivals in the pod-run San Francisco.
Your demise: Death by Pod People
Analysis: The aliens in San Francisco filmmaker Phil Kaufman’s “Invasion of the Body Snatchers” conduct a very stealthy takeover. (The only serious property damage is caused by the fleeing humans who set a warehouse on fire.) But it’s still a horrendous way to go, especially if you’re one of the last survivors — desperately trying to flee an increasing number of pod people, while attempting to avoid falling asleep and turning to dust. Worse yet, Leonard Nimoy is your psychologist.
Property damage: $450,000.
MUNI better or worse? Better. You can actually see a Muni bus in Kaufman’s movie, and the transit system seems to be running like clockwork. One more advantage with the pod people takeover: This likely solves the city’s pension reform crisis.
1.”Terminator Salvation” (2009)
These new BART transit agents get testy when you ask for a transfer.
Richard Foreman/AP
These new BART transit agents get testy when you ask for a transfer.
Your demise: Death by Terminator
Analysis: Skynet’s West Coast operations, based in San Francisco, appear to be devoid of all life — other than a handful of captured men and women waiting for termination. All major landmarks and parks are burnt to the ground, and the city is lit by flames. Worse yet, San Francisco is left without a single three-star restaurant, forcing the remaining free humans to band together and travel in small, heavily-armed groups to St. Helena.
Property damage: $15 trillion.
MUNI better or worse? Worse. Based on the amount of post-nuclear rubble and industry-focused design by our new machine overlords, it would be impossible to get a Smart Car from one end of the Embarcadero to the other, much less the N-Judah.

Good night and good luck

Ray ist Radiomoderator und darf immer in den letzten paar Minuten von “Rosalie’s Acoustic [Schnulzsülzen] Sunset” Gift spritzen.

Heute hat er sich der Umfragewerte des Kongresses angenommen: 82% aller Amerikaner sind dagegen. “Remember: It was you people who voted for them in the first place.” Man könne das natürlich, sagt Ray, auch positiv sehen. Nur noch 18% “to go” und dann seien sich endlich alle einig. Darüber, dass Amerika tief in der Scheiße stecke, denn: “Erinnert euch, das sind eure Schulden. Und die eurer Kinder und Kindeskinder und all derer, die überleben, wenn hier im Herbst die Dämme bersten und die AKWs endlich in die Luft fliegen. Fukushima war nur zufällig in Japan.” Falls jemand erwartet habe, dass er über die wahnsinnigen Rüstungsausgaben und die Macht der Lobbyisten spreche, so müsse er den enttäuschen – darauf habe er gar keinen Bock, das kotze ihn bloß noch an. Jetzt ‘rumheulen und vorher zu dumm und uninteressiert, um sich zu informieren und möglicherweise nicht immer die gleichen Deppen zu wählen. Wenn überhaupt. Pah! Ihm stehe es hier oben! Standard and Poor’s solle das Land doch gleich CCC bewerten – und das sei noch zuviel “for that mess”. Ein Rundumschlag gegen alle und alles. Danach war’s Ray, glaube ich, wohler.

Mich überrascht, dass ein braver Sender wie KFog (die Fangemeinde nennt sich “Fog Heads”) sich einen Ray leistet – man hört hier ganz selten mal so klare Ansagen. Beschlossen hat er seinen Sermon mit “Sleep well, U.S.O., United States of Orwell.”

Rosalies Musikredakteur ließ anschließend “Bye bye Miss American Pie” spielen – und ich war nochmal überrascht: Selbstironie gehört hierzulande normalerweise nicht zu den hervorstechendsten Eigenschaften.