Bloggogram 2: Abschied und Anfang

Samstag, High Noon: Das ist die Zeit, wo Bruni und Valentin am Flughafen aussteigen und voller Sehnsucht nach den Katern die Heimreise antreten. Es ist so voll, dass wir uns gar nicht richtig verabschieden und Gute Reise wünschen können – die Kurzzeitparkplatzwächter brüllen und pfeifen sich heiser und verscheuchen jeden Ablieferer so schnell es nur eben geht. Ich wünsche einen guten Flug gehabt zu haben. Kommt bald wieder und wo ich grade dabei bin: Alles, alles Gute zum Geburtstag, Bruni!

Samstag, High Noon: Das ist die Zeit, wo ich gen Süden aufbreche, auf halber Strecke (das heißt bei Toni) unseren Passat in Tonis Obhut übergebe und in Christophs Auto umsteige, auf dass wir weiter nach Süden fahren. Immer weiter.

Bloggogram 1: Am Strand

Freitag ist Strandtag. Optimistische Gäste, vor allem wenn sie vorher durch Nevada und Arizona gereist sind, tragen kurze Hosen mit Schwimmsachen drunter. Nordkalifornische Zugereiste tragen mehrere (wenn auch dünne, denn es ist schließlich Sommer) Lagen übereinander und haben in den letzten drei Jahren aus gutem Grund das Haus sowieso nie mehr ohne Hoodie verlassen.

Da liegt er vor uns, der Pazifik, ganz unschuldig, in strahlender Sonne, und ein eisekalter Wind schäumt Wellen umeinander. Nach einem kurzen Fußkontakt weiß man wie es sich anfühlt, wenn sich schockgefrostetes Fleisch vom Knochen löst. Dummerweise haben wir die Ganzkörperneoprenanzüge (man muss nur mal sehen, wie sich die Surfer immer einpacken) nicht dabei; Schwimmen fällt also aus. Wenn man flach am Strand liegt, spürt man den Wind auch kaum (außer, dass man Sand in Augen und Ohren geblasen bekommt). Sonnenbrand gibt’s trotzdem.

Heute ist schon unser letzter Abend, es fühlt sich an, als habe wer auf Schnellvorlauf gedrückt. Wir lassen uns die Stimmung nicht trüben, sondern von Barbara am Hafen in Half Moon Bay guten Fisch braten und trinken noch ein Fläschchen “Dancing Bull”.

Danach gehts in die Betten: Morgen ist großer Reisetag.

Mission accomplished

Wer rechnet denn auch damit, dass kurz vor dem 4. Juli überall “Fourth-of-July”-Sale ist, Markenware zu geradezu lächerlichen Preisen angeboten wird und man somit gezwungen ist, tütenweise Zeug heimzuschleppen? Die Mall ist leergekauft und ich bin heilfroh, dass ich die Klamotten nur in Schränke stopfen und nicht irgendein Koffermaximalgewicht beachten muss.

Morgen geht’s an den Strand (Bruni hat den festen Vorsatz, gut erholt aus dem Urlaub heimzukehren) und übermorgen fahre ich in den Wald. (Mehr dazu nach dem Wochenende.)

PS: vor lauter “lean-wallet”-Euphorie hatte ich natürlich meine Eddie-Bauer-Friends-Karte nicht dabei. Was mir das alles an Freundschaftspunkten entgangen ist. Mannomann.

Willkommen!

Gestern Abend sind Bruni und Val nach ihrer großen Amerikareise in San Bruno angekommen, haben sich heute noch alleine umgetan und ab morgen habe ich frei, damit wir die Zeit bis zu ihrer Abreise am Samstag gemeinsam verbringen können.
Erst mal fahren wir nach Gilroy, zum Shoppen. Wenn danach noch Zeit bleibt, gemma Gegend schauen und wenn dann immer noch Zeit ist, auch Kunst und Kultur.

“In Pride We Trust”

Schon nett, wie man sich akklimatisiert. Das letzte Wochenende im Juni ist traditionell “Gay Pride”, da kann ich mir nichts anderes vornehmen. Dieses Mal war Christoph mit von der Partie und ich hatte Freude dran, als Pride-Veteranin (das ist nun schon mein dritter) zu glänzen. Wo lang? Wer stellt was aus? Lohnt es sich, für die Fetisch-Ecke nochmal $5 auszugeben (tut es nicht, für sowas haben wir Ende September die Folsom Street Fair). Wo sind die Schweizer? “Hast du den gesehen?” “Schau mal, da…” “Da drüben – die Republikaner.” Die ‘Jews for Jesus’ fehlen unentschuldigt. Und es war wieder alles wunderbar bunt und sonnig; die Gays hatten richtig was zu feiern (auch New York hat letzte Woche die Eheschließung gleichgeschlechtlicher Partner erlaubt), es wurde geguckt, getanzt, gekocht, geraucht, gegrillt, getrunken, gepicknickt, geschüttelt und gerührt, Musik gemacht und sich gezeigt.

Bilder gibts hier: https://picasaweb.google.com/mucbiene/GayPride2011?authkey=Gv1sRgCMvijcPU3OWNvwE&feat=directlink

Small World oder Dusel g’habt

Die Kusine meiner Nachbarin Carmen war am Freitagabend im gleichen Geschäft einkaufen wie ich. Auf dem Weg zum Parkplatz hat sie eine Geldbörse gefunden. Diese hat sie als gute mexikanische Ehefrau ihrem Mann zur Examinierung vorgelegt, der hat auf dem Führerschein die Adresse gelesen und festgestellt, dass es sich bei dem Wohnsitz des Verlierers um das Haus neben Carmens handelt und Carmen Bescheid gegeben. Sie hat mich eben bei unserer Rückkehr vom Gay Pride noch vor der Haustür abgefangen, mir die frohe Botschaft überbracht und mir dann ihren Ältesten mitgegeben, damit der mich bei der Kusine als Abholerin autorisiert.

Mann, hab’ ich ein Glück! Alles noch da, sogar das Bargeld (abzüglich des vollen Herzens gern gegebenen Finderlohns). Ich habe mir die letzten beiden Nächte eh das Hirn zermartert, um nachzuvollziehen, was ich alles ständig mit mir herumtrage und gar nicht wirklich brauche. Jetzt weiß ich: ich kann und werde gründlich aussortieren und fürderhin die glühendste Verfechterin der “Lean-Wallet”-Therorie sein (wie das so zu sein pflegt bei Konvertiten).

DANKE! DANKE! DANKE!

The Vietnamese Hair Mafia

“What can we do for you today, honey?” will die Dame mit den asiatischen Zügen im Beautysalon wissen. Ich bin etwas irritiert. Es ist doch Wochenende und Lien sollte da sein und mir keine dummen Fragen stellen, sondern sehen, dass meine Haare schon wieder gewachsen sind wie Unkraut und dringend ihrer Schere bedürfen.

“No. Lien not in. I am Li-Ly. I can do everything for you.” Ich gehe nicht gerne zum Friseur. Wenn ich mich nun schon überwunden habe und wo ich schon mal da bin: “Haare schneiden, bitte. No artwork. Just haircut.” Li-Ly macht ein paar zaghafte Anläufe, mich von den Vorteilen ihrer Haarfärbeprodukte sowie anderer Dienstleistungen (“You like manicure? I do good manicure.”) zu überzeugen, aber ich insistiere auf “just haircut”, weder “shampoo” noch “blow”, “just haircut” und das macht sie dann auch. Flott und nett, mit seichtem Haarschneidegeplapper, nur auf die Fragen nach Liens Verbleib reagiert seltsam ausweichend und verschlossen. Lien wird doch nichts zugestoßen sein?

Es läßt mir keine Ruhe, ich rufe Lien an und sie erzählt, dass “The Owner” vor kurzem da war und sie und ihr ganzes Team (bestehend aus Schwester, Nichten, Kusinen) kurzerhand auf die Straße gesetzt hat. Das eigene Werkzeugset (man hat das in dieser Branche, so wie Köche ihre Messer) durften sie mitnehmen, alles andere verblieb im Salon und am nächsten Tag bestand die Belegschaft von “Ann’s Hair & Beauty” aus einem neuen Verband vietnamesischer Schwestern, Nichten, Kusinen. Das ist halt mal so. “The Owner” sei in der Bay Area Alleinherrscher über eine erkleckliche Anzahl dieser “Hole-in-the-Wall”-Salons und wer nicht brav ist oder nebenraus wirtschaftet oder einen der schlechten Tage des “Owners” erwischt, der verliert von jetzt auf gleich seine Existenzgrundlage (das ist umso schlimmer, weil die Damen meistens aus der eigenen Familie rekrutieren). Er muss sich auch nie sorgen, dass es zu Geschäftsunterbrechungen kommt; irgendwo warten immer neue Vietnamesinnen auf ihre Chance (oder alte darauf, wieder in Gnade zu kommen).

Bei mir geht sein Konzept auf. Ich werde nicht wegen eines Haarschnittes eine halbe Stunde nach Freemont auf die andere Bayseite fahren und auf dem Rückweg 5 Dollar Brückenzoll löhnen, nur damit mir Lien die Haare schneidet. Meine neue Lien ist jetzt Li-Ly. Gleich ums Eck, walk-ins welcome und billig wie ehedem.

Dropkick Murphys und Flogging Molly

sind Irish American Celtic Punk Rock Bands, deren Musik klingt wie ein immerwährender St. Patrick’s Day und die mich von Herzen bedauern läßt, dass mir Bier nicht schmeckt.

Danke dafür, Christoph. Was sollte meine Laune jetzt besser heben können als irische Musik? (Möglicherweise die Rückgabe meines Geldbeutels. Die Kohle kann der Finder meinethalben behalten.)

Ohren auf!  http://bit.ly/1YAje0 / http://bit.ly/FiifU

Schöne Scheiße!

Ich habe gerade auf dem Weg von der Supermarktkasse zum Parkplatz meinen Geldbeutel verloren und statt Abendessen die letzten beiden Stundes damit verbracht, Kreditkarten sperren zu lassen und zu recherchieren, was ich tun muss, um andere Unterlagen zu ersetzen. (Personalausweis wird richtig schwierig, hiesiger Führerschein geht nur mit persönlichem Vortanzen bei der DMV.)

Das ist so richtig das perfekte Ende für eine ohnehin schon sehr suboptimale Woche.

Aaarggghhh!