“YOU DO NOT HAVE TO RESPOND TO THIS EMAIL”*

This is NOT a request for you to provide information to us. Currently, we only ask for your confidential information in-person, over the telephone, and via the US Postal Service/US Mail. This is an informational notice pursuant to requirements of the Information Practices Act (Civil Code §1798.17). No action is required.  In the Board of Equalization’s (BOE) continuing effort to reduce paper, this notice is being sent via e-mail.

Ich glaube, ich hab’s verstanden: irgendwo im Amt sitzt einer, und dem ist langweilig. Es ist schon so lange keiner mehr bei ihm vorbeigekommen, um sich ausfragen zu lassen, möglicherweise hat der eine oder andere sich ihm auch darin verweigert, vertrauliche Auskünfte am Telefon zu geben und Briefe schreiben soll er auch nimmer (http://1.usa.gov/21NKjV).  Schreibt er halt e-mails. Ohne Sinn und Ziel, Hauptsache, die Zeit geht irgendwie ‘rum.

Meine (und die vieler anderer Steuerzahler) vergeudet der Mann mit diesem Schwachsinn. Kein Wunder, dass die Volkswirtschaft hier nicht auf einen grünen Zweig kommt.

 

* Was auch? Es wird einem ja nicht eine vernünftige Frage gestellt.

Otolaryngologist*

Manchmal hilft im Vaterland der Klimaanlagen noch nicht einmal mehr Selbstmedikation mit einer Auswahl aus mehreren laufenden Drogerieregalmetern voller rachen- und zungenbetäubender Lutschbonbons, Nasenspülsalzen und -sprays, Sinusreliefs (jetzt auch in “non-drousy”), Hustensäfte,- tropfen usw. usf. und der arme Atemwegserkrankte muss doch einen Profi aufsuchen, auf dass er seine Sprechzimme zurück- und die Nase entstopft bekomme.

* Weil man a) allein schon davon Halzschmerzen kriegt, dass man den Namen des Facharzts ausspricht und b) in Amerika sowieso alles anders ist, vereinbart man einen Termin beim ENT. Das steht für “ear, nose and throat specialist” – immerhin, auch in den USA bleibt die Nase das Zentralorgan.

Dieser Beitrag ist einem nicht genannt sein wollenden Sachsen wohlwollend gewidmet.

“…gib ihnen noch zwei südlichere Tage”

Wer immer hier in Kalifornien fürs Wetter zuständig ist, kennt seinen Rilke und hält sich dran. Wir hatten ein Traum-Wochenende, wolken- und windlos, heiß und sonnig. (So sonnig, dass ich meinen Leseliegestuhl um die Mittagszeit in den Schatten gerückt habe. Ich. In den Schatten.)

Außer beim Lesen aufgeholt (Empfehlung: “The Photographer”, http://amzn.to/q59BCM; eine Photoreportage über die Arbeit von “Ärzte ohne Grenzen” im Afghanistankrieg, umgesetzt als Graphic Novel), habe ich den Garten “winterfest” gemacht. Zu Hause hieße das, schwere Pflanzenkübel in den Keller zu schleppen, wegen dem bösen bösen  Nachtfrost (sowas hamma hier ned). Hier hingegen habe ich eigentlich nur zurückgeschnitten. Bäume, Rosen, Büsche – so lange, bis selbst mit heftigem Nachtreten nichts mehr in die Große Grüne Gartentonne ‘reinging.

Weil aber noch gar so viel blüht (Oleander, Rosen, Hortensien) und Kolibris, Schmetterlinge und Bienchen gar so fleißig Nektar saugen, und weil ich außerdem noch gar so viel zu lesen hatte, habe ich die alle für Sam übrig gelassen. Sonst schimpft er mich wieder, weil ich in meinem Garten selbst arbeite. (Das ist ein Luxusproblem, das ich richtig gern habe. Und so leicht zu lösen.)

Noch eine Woche bis November und das Wetter soll halten – diese Aussicht versöhnt mich immer dermaßen mit meiner Diaspora. (Nix Nebel und nasses Matschwetter – das machen wir hier erst im Hochsommer wieder…)

Nichts passiert, aber davon jede Menge

Und da ist sie auch schon wieder vorbei, eine ganz normale Woche in der Bay Area. Wie immer mit verstopften Straßen und dicken Staus (meistens ist der Präsident dafür verantwortlich, weil er zur Zeit alle Nase lang hier der Gegend vorbeikommt, um Geld für seinen Wahlkampf zu sammeln und Limousine One sich den Highway nicht mit anderen teilen kann). Occupy SF geht in die dritte Woche, Occupy Oakland findet auf Anweisung des Oaklander Bürgermeisters nur noch tagsüber statt; bei Einbruch der Dunkelheit werden die Aktivisten von Cops (bei Bedarf mit erheblichem Nachdruck) vom Frank Ogawa Plaza eskortiert. Dies geschehe zu ihrem Schutz, denn nachts werde der Platz von Ratten heimgesucht.

Edward J. Olmos ist nicht mehr Commander der/des Battlestar Galactica (ich habe seit der Rückkehr aus Seattle alle fünf Staffeln mit wachsender Begeisterung weggeguckt – eher wenig Weltraumschlachten und Hightech als vielmehr politische Satire und zwischenmenschliche Interaktion), sondern der schurkische Gegenspieler unseres Lieblingsmassenmörders Dexter in dessen sechster Staffel.

Die Apple-Gemeinde trauert weiter um Steve Jobs (mit Post-it-Botschaften am Apple-Store) und kauft zum Trost das iPhone 4S (die Schlange am ersten Tag ging drei Mal um den Block), um endlich mit einer Frau über das sprechen zu können, was den gemeinen Nerd bewegt: http://bit.ly/qADjXT.

Der Herbst prangt mit bis zu knapp 30°C heißen Tagen. Die Nächte sind schon wieder kühl und manchmal bebt die Erde. Zuletzt am Donnerstagabend. Sabine-Vom-Sofa-Schubsen-Wollen und wild schepperndes Geschirr in den Küchenschränken, das macht ca. 4.0 Punkte auf der Richterskala. Der Jahreszeit huldigend haben wir für ein Novemberwochenende (nach dem Weinlese-Touristentrubel) eine Cabin am Russian River reserviert, mit Kayak-Anlegestelle, Hot Tub auf einer der hmmfzig Terrassen, großem offenem Kamin, Blick, je nach Fenster, auf “either Redwoods or River”, knapp ein paar Schritte zum nächsten Weinfeld.

Vorher kommt Halloween: in die Treat-Schüssel passt keine Jelly Bean mehr und ich konnte Sam nach sieben Kürbissen für die Türschwelle wieder einbremsen… (Falls wer nur sechs zählt: stimmt – der siebte steht auf der anderen Fensterbank und ist nicht auf dem Bild.)

 

Gestern ist im übrigen die Welt untergegangen (http://bit.ly/8XTNd4).

Herbst-Ausflügle

Präambel: Für Amerikaner sind 200 Meilen (geschätzte Fahrtzeit ca. 4 Stunden) ein Klacks – und angesichts der schieren Größe dieses Landes gewöhnt man sich als zugereister Europäer an diese Dimensionen.

Samstagvormittag fahren wir los, nach Süden, zu Horst. (A lot of disrespect here.) Unser Ziel nämlich ist Hearst Castle, die zum Museum umgewidmete Residenz des Medienzaren William Randolph Hearst; ein riesiger Palast (“Casa Grande” – und das ist nicht untertrieben) mit mehreren Gästehäusern, In- und Outdoor Pools, Ranch, Farmland, Gärten, Zoo, Kino – alles, was man sich an Luxus vorstellen kann. Wir haben die Abendführung gebucht, und ein enthusiastischer Hearst-Fan treibt uns vor zwei anderen Gruppen durch Schloss und Garten. Dabei singt er das Hohe Lied auf den Sammler Hearst, der manchmal einfach auf Antiquitäten-Kataloge ein “Yes” gekritzelt und damit den Gesamtinhalt bestellt habe. William Randolph war ein Hoarder und hat alles an sich gerafft: Klosterholzkassettendecken, tanzflächengroße Orientteppiche, einen 40-Meter-langen Refektorumstisch, Statuen (ägyptisch, griechisch, römisch, kopiert oder original), die Fahnen der Kontraden aus Siena, die Bibliotheken spanischer Klöster, Jugendstilornamentisches, gotische Wandteppiche, alle Jahrgänge der “Cosmopolitan”, Frauen, Präsidenten, Promis jeder Couleur, Tiere (sein Privatzoo führt in den Büchern mehr Tiere auf als die Zoos von Chicago und New York zusammen), ein komplettes marokkanisches Badehaus, Weine, Gemälde, Möbel (unter anderem Richelieus Bett), Tiffanys Glaswerk, zeitgenössisches Kunsthandwerk, römische Scherenstühle… ich könnte noch seitenweise weiter aufzählen. Eins vielleicht noch: der Gothic Room, Hearsts Arbeitszimmer. Gothic ist wörtlich zu verstehen: Gotik – Klostertore und -türen, Möbel, Wandteppiche, Bücher, Sakralkunst, alles knapp 1000 Jahre alt inmitten eines kalifornischen Schlosses aus den Dreißigern.

Unser Guide war auf jeden Fall total begeistert von Hearsts Mission, all diese schönen Dinge zu kaufen und zu erhalten (was macht’s schon, wenn man einen 800 Jahre alten Wandbehang kürzen muss, weil die Nische zu eng ist oder das Chorgestühl aus einer spanischen Kathedrale zurechtsägt, damit es in den Speisesaal paßt – in Europa wär’s eh kaputtgegangen, da ist nämlich ständig Krieg) und hat ganz entrüstet berichtet, dass manche Leute dem Citizen Hearst Geschmacklosigkeit unterstellten, weil er Epochen und Stile einfach wild durcheinandergemischt habe. In diesem Falle bin ich überzeugtes Mitglied bei “manche Leute”. Aber man kommt ja nicht mal dazu, sich dazu zu äußern. Husch, husch, weiter, weiter! Und hopp! Wieder in den Bus, den Berg hinab und ‘raus aus dem Museum. Diese überstraffe Organisation hinterläßt einen leicht üblen Nachgeschmack. Aber nicht lange, gleich nebenan, in Paso Robles, wird wunderbarer Wein angebaut. Der versöhnt. Vor allem in Kombination mit einem riesigen Lava-Cake-Dessert, dessen wir zu dritt kaum Herr werden.

Am Sonntag fahren wir die 200 Meilen dann wieder heim nach Norden (“wir fahren” bedeutet: Toni fährt schon wieder die ganze Strecke und Christoph und ich gucken Gegend – DANKE, Toni!), auf dem Highway One, an der Pazifikküste lang. Ich bin die Strecke jetzt schon so oft gefahren, aber ich freue mich immer noch auf jedes Mal Anhalten, Schauen, Bilder machen. Felsen im Wasser. Bucht. Schilf vor Felsen. Felsen vor Schilf (Schilf schlechter sichtbar). Baum vor Wasser. Surfer im Wasser. Bucht. Baum vor Bucht vor Wasser. Baum ohne Bucht. Blüten. Rotes Irgendwas, das auf Fels wuchert. Flechten. Baum vor Wasser. Mehrere Bäume vor Wasser. Brücke. Schlucht. Sonne auf Wasser. Möwen. Oakhorns. Gebüsch mit Schmetterlingen. Schwarze Kühe auf gelbem Dörrgras. Leuchtturm. Birds of Prey (keine Klingonen!). Porsches. Harleys. Mustang Cabrios (auf dem One muss das die weltweit höchste Dichte sein). Elephant Seals (Mirounga angustirostris) am gleichnamigen Strand. Zur Zeit sind die Weibchen schwanger und unterwegs und am Strand lümmeln nur die riesigen Bullen sowie die “sub-adult males” herum. Letztere haben’s wichtig und tragen Territorialkämpfe aus. Dazu richten sie sich einander gegenüber auf, reißen das Maul auf, grunzen, gröhlen, blöken, zeigen sich die Nase (“meine ist größer als deine”) und klatschen – wie Sumo-Ringer – die fetten Bäuche gegeneinander. Für ein, zwei Minuten. Dann müssen sie ein Päuschen machen und lassen sich nebeneinander in den Sand fallen. Da liegen sie dann, sausage-shaped animals, und sind farblich von der Umgebung fast nicht zu unterscheiden. Erst mal ausruhen. Der eine oder andere schlappt sich mit der Flosse eine Ladung Sand über, trifft auch mal gahanz versehentlich einen anderen Sub-Adulten und dann geht die Poser- und Grunzerei wieder los. Bis sie nach ein paar Minuten wieder Pause machen. Grob geschätzt waren an die 250 Seals zugegen und wir haben bestimmt jeden einzelnen photographiert. Angesichts der Motivdichte ist es fast verwunderlich, dass der Heimweg “nur” knapp 10 Stunden gedauert hat und wieder mal gar keine Zeit für einen Shopping-Stopp in Gilroy geblieben ist.

Schee wars – und damit wir wieder was zum Vorfreuen haben, buche ich uns nachher eine Cabin für unser Weinwochenende am Russian River in vier Wochen.

Für den kleinen Neid zwischendurch

So. Wir haben’s jetzt nicht nur Mitte Oktober und abends um sieben stockdunkle Nacht, nein, wir haben auch so herrlich mildes Wetter, dass man sich heimkommend seiner Schuhe, Socken und Klimaanlagenstrickjacke entledigt und barfuß und -armig zum Bloggen in den Garten setzt.

Mit einem kühlen Getränk.

Endlich!

Ich hatte mich immer schon gefragt, wie da genau die Zuständigkeiten geregelt sind. Heute hat sich der Erfolgs- und Zufriedenheitsbeauftragte* per e-mail bei mir vorgestellt: “I am Alex –
–  Your business contact & advisor
–  Responsible for your overall success and satisfaction.”

Ich hoffe, er hat recht viel Platz in seinem Beschwerdekasten; man hat mir nämlich mal wieder eine gebrauchte Woche angedreht und da war bisher nix mit success and satisfaction. Aber gar nix!

*Damit kann er übrigens mehr als die hiesige Verfassung, die garantiert nämlich nur das Streben nach Glück.