Was man halt so macht: Photos sichten und sich mit großer Freude der Reisen erinnern. Bettgestell zusammennageln. Den Waschbeckenüberlauf mit Kaboom-getränkten Stöpseln tamponieren, weil Ameisen in Horden von dort aus versuchen, das Haus einzunehmen. Soviel Unkraut jäten und Büsche schneiden, daß kein Blatt mehr in die Gartentonne paßt. Plätzchen backen und Ameisen verscheuchen, die meine Mandelmakronen für ihr Weihnachtswunder halten. Plätzchen in Tütchen, Schleifchen dran und an die Nachbarn verschenken. Sofort spontan von Lyn zum Weihnachtskaffee eingeladen werden.
Sie habe einen Trauerfall, “my best friend has passed away”. Aber, “no worries”, sie habe schon einen neuen bestellt. Bei Sears. Das ist mal ein Späßle! Sie kichert sich eins. Der uralte Röhrenfernseher ist nach nunmehr fast 30 gemeinsamen Jahren aus dem Leben geschieden. “He’s keeping me company.” Ob es denn stimme, dass “The Internet” günstige Fernseher verkaufe? Und bevor ich auch nur zur Antwort ansetzen kann, unterbricht sie, “Nevermind – The Internet does not deliver. Sears does.” Lyn weiß das und sie weiß es besser, wer wäre ich, ihr zu widersprechen. Nach einer Viertelstunde schimpft sie, weil ich meinen Kaffee nicht trinke. Isch ‘abe aber gar keine Caffé! Sie hat zwar Wasser in Tassen gefüllt und Instantzeug ‘reingerührt, aber vergessen, die Brühe in die Mikrowelle zu stellen (wie letztes Jahr auch, ich hatte insgeheim darauf gehofft). Macht sie jetzt. Gleich. Sofort. Und ist schon wieder abgelenkt, weil sie Sam in seine Einfahrt abbiegen sieht. “Sam”? Mein Stichwort. Ich muß los, ihm seine Tüte bringen. “Thanks for the coffee.”
Sam wünscht “Feliz Navidad! To you and all your friends!”, freut sich über die Kekse und wir vereinbaren für nächstes Jahr einen Deal: er lehrt mich Spanisch, ich ihn Internet. Einen Computer hat er schon, aber keine Ahnung mehr, wo die ganzen Kabel sind. Das wird ein Spaß werden.
Ich gehe dann mal wieder heim, mir en Movie für später aussuchen. Außer den “Boondock Saints” habe ich bisher nicht einen guten Film gesehen und im Kino läuft nur Müll, es sei denn, man könne sich für Tom Cruise oder Alvin and The Chipmunks begeistern. Dann doch lieber Streaming. Mit einer kleinen Einschränkung: jeden Abend gegen 09:00 fällt das Internet für ca. eine Viertelstunde aus. Der Customer Support von San Bruno Cable hat dazu keine Meinung – es könne möglicherweise daran liegen, daß zur Zeit mehr Menschen als sonst abends online seien… Mir bleibt als Alternative immer noch, Photos zu sichten, meine Fresse, waren wir viel unterwegs. Darüber hinaus habe ich noch einen Philip Roth zu lesen und die letzten beiden Bände Harry Potter. Wahlweise kann ich mit Photos sichten weitermachen (mit der ersten Hälfte dieses Jahres bin ich inzwischen durch) und irgendwann mit dem Photobuch für meine Eltern anfangen. Vor der Ablage des letzten Jahres werde ich mich drücken, und vorm Bügeln auch, bin schließlich mit den Photos noch nicht fertig. Ganz ehrlich: ich werde mindestens noch zwei freie Wochen brauchen, um den aufgeschobenen Kram zu erledigen. Wie sag’ ich’s bloß meinem Cheffe?
Morgen gedenke ich, kurz in die Welt zurückzukehren. Die Milch ist aus. Die Weihnachtsbeschallung hoffentlich auch.