Gelesen: Richard Osman – “The Man Who Died Twice” (Thursday Murder Club, 2)

Wenn draußen Winter ist und Ähbäh und drinnen Magen und Darm grummeln, dann tut frau gut daran, sich den 2. Band von Osmans Detektiv-Renterband auf Vorrat gelegt zu haben. Das liest sich, auch durch Badezimmeraufenthalte unterbrochen, flüssig weg, so, wie es sein soll, wenn ein Autor seine Figuren und ihre Schrullen mag. Und trotz aller überraschenden Wendungen bleibt die Geschichte schlüssig und die Auflösung ergibt Sinn.

Wer nicht allzuviel denken mag und trotzdem gut unterhalten sein will, soll lesen! Lesen! Lesen!

(Ich bedaure beinahe, dass ich schon 50% der gesamten Reihe kenne und würde die Herrschaften Netflix bitten, sich jetzt doch mal mit der Postproduction ranzuhalten. Ibrahim Arif, den Ex-Psychiater, kann ich mir schon gar nicht mehr anders vorstellen als Ben Kingsley.)

Schnellgeströmt: “Cross”

Amazon Prime hatte mich mit schnellgeschnittenen dramatischen Trailern überflutet. Bin ich drauf reingefallen. Schwarzer gutaussehender Cop, dem die gute Gattin gemordet wird. Trauma, zwei kleine Kinder, Oma und ein komplizierter Fall am nächsten. Mit Rassismus. Huiui!

Ah, von wegen. Mehr so: Ähbäh! Einer von diesen typischen Patterson-Flughafenshopkrimis mit noch und noch und noch einer unvorhersehbaren Wendung, einem psychopathischen Serienkiller, sinnbefreite Nebenhandlungen und Beziehungen, nicht zuletzt zu einer haßerfüllten Figur aus des Detektives Vergangenheit, also allem, was eine halbwegs an den Haaren herbeigezogene Ausrede für Rumrennen, Rumrasen, Rumschießen, Rumbrüllen sowie viel zu viel sehr explizite Gewalt hergibt.

Ich habe mich bereits in der ersten Folge dabei erwischt, wie ich auf dem Tablet herumdaddele, habe die zweite nach 20 Minuten abgebrochen und bin sofort ins letzte Drittel des Season Finale gesprungen, hauptsächlich, um mir zu bestätigen, dass ich richtig vermutet hatte. Hatte ich: die Auflösung ist so billig und schlecht wie erwartet.

Dafür muss niemand mehr Lebenszeit verschwenden, ich hab ja nun schon stellvertretend für alle. What an utter shyte!!

Gelesen: Anatol Regnier – „Jeder schreibt für sich allein – Schriftsteller im Nationalsozialismus“

Das ist mal ein gutes Buch! Literaturgeschichte, ja, aber eigentlich eine Auseinandersetzung mit Moralfragen. Wow!

Wer war denn nun der bessere Deutsche? Die, die rechtzeitig emigrierten und von “draußen” fassungslos die Entwicklung ihres Vaterlandes verfolgten oder die, die blieben, und sich mehr oder minder gut durch das Tausendjährige Reich lavierten. Glühende Nationalsozialisten wurden und sich dazu bekannten oder verstummten oder irgendwie schreibend am Leben blieben, ohne sich vereinnahmen zu lassen? War das überhaupt möglich?

Ich zitiere aus der Kritik von Dominik Graf, der ebenso begeistert gewesen sein muss wie ich, weil er aus dem Buch gleich mal ein “Filmessay” gedreht hat: ” Liest sich wie die Beschreibung eines Erdbebens. Anatol Regnier differenziert, er hat Mitgefühl und Ironie – und er ist gnadenlos in seinem Urteil, wenn es sein muss.”

Besser hätte ich das auch nicht sagen können. Mein Exemplar kann ausgeliehen werden.

Lesen! Lesen! Lesen!

Immer noch Wetter

Ich muss noch ein wenig rumheulen.

Ich meine, was kann denn schon werden aus einem Tag, wo einen Männer auf ihren heulenden Böcken schneekratzend, -fräsend, -schaufelnd viel, sehr viel zu früh unsanft aus dem Schlaf holen? Hmmm?

War vielleicht “apokalyptisch” gar nicht so übertrieben…

Und nun zum Wetter

Ich hab’s gut. Auf dem Stockwerk, auf dem ich arbeite, gibt es Mitarbeiter, die sich ganztags über die Wetterlage informieren und als die gegen vier anfingen, in größeren Gruppen aus dem Gebäude zu stürmen, wurde ich im Vorbeirennen auch davon informiert, dass eine apokalyptische Schneekatastrophe bevorstehe, vor der man besser am heimischen Herd Schutz suchen solle, statt, womöglich, oGottoGraus, elend im Büro zu stranden.

Schaue ich mir morgen ganz gemütlich aus dem Homeoffice an. Ich hab’s gut.

Aux armes, citoyens!

Mir hat sich in den letzten Tagen eine ganze Welt neuer Waffengattungen aufgetan. Zum ersten Male, als die Kollegin per Teams die Leihgabe einer Nagelpfeile erheischte. Dann vorhin, als der Bayerische Rundfunk berichtete, der GRÖMAZ habe heute “mit einem symbolischen Spatenstich den Startschuß” zum Bau einer Pharmafabrik gegeben. Und dann war da noch der Forumsbeitrag, in dem ein Herr von Katniss Everdeen mit Pfeil und Bogner schwärmte.

Obwohl, letzteres fällt möglicherweise eher in die Rubrik Mode?

Passt ja

“Der neue Kollege”, befindet die Mitarbeiterin aus dem Personalbereich, “der neue Kollege ist mehr so religiös veranlagt.”

Muss nachher unbedingt nachsehen, welches Credo der auf dem Lastenrad (doch, der ist der Typ) kleben hat.

Hauptsache Bekenntnis

Auf dem Auto vor mir im Ampelstau klebt ein fischfangender Adler,

der, wie ich eben aus dem Internet lerne, das Symbol des Neuen Heidentums sei. Für die, die nicht ganz ohne Götter sein wollen, gibts auch Odins Raben als Fischjäger.

Macht doch alle, was ihr wollt. Kein Gott, ein Gott, ein Gott aus drei Bestandteilen, eine ganze Götterschar. So lange keiner andere zu seinem Glauben zwingt, soll es mir recht sein.

Gelesen: Yuval Noah Harari – „Sapiens A Graphic History – The Masters of History“

Das ist nun schon der dritte als Graphic Novel aufbereitete Band von Hararis Geschichte der Menschheit und ich bin noch immer so begeistert, wie ich schon bei den Vorgängern war.

Dieses Mal soll mit den schon in den vorherigen Büchern eingeführten Experten im Rahmen einer Art Quiz-Show geklärt werden, wer denn nun für den aktuellen Stand der Menschheit verantwortlich zeichnet. Es treten auf: die Avatare für das Schaffen von Weltreichen (“Lady Empire”), die Erfindung des Geldes (“Captain Dollar”) sowie dem Erscheinen der Religion(en) (“Skyman”).

Ich glaube, ich lerne aus diesen bebilderten Version jedes mal sehr viel mehr als von der Lektüre der reinen Prosatexte und möchte sie einem und einer jeden sehr ans Herz legen.

Lesen! Lesen! Lesen!

Rentenratgeber

Ich mach das mit dem In-den-Ruhestand-gehen ja auch zum ersten Mal im Leben und übe noch. Einer der logischsten Vorbereitungsschritte, denke ich, ist der Abschied aus dem Arbeitsleben. Das Aus- und Aufräumen von Unterlagen, den Shredder heißlaufen lassen sowie die verantwortungsvolle Übergabe von Aufgaben in der Firma an die Nachgeborenen.

Mein wohlüberlegter Ansatz, einen Teilbereich an eine von mir dafür präferierte Person weiterzureichen, wurde in der gestrigen Besprechung allerdings abgeschmettert: “Das wird nicht funktionieren. Der Kollege ist auf dem abspringenden Ast.”

Das geht ja gut los. Inhaltlich und semantisch. Zum Glück habe ich für solche Fälle schon mein Mantra parat: “Das, liebe Leute, ist ein 25er-Problem” oder wahlweise, um es mit dem großen Philosphen Bob zu sagen: “It ain’t me, babe.”