Noch in der ARD-Mediathek – Tatort Schweiz “Schoggiläbe”

Da waren wir jetzt aber mal arg verliebt in unsere kalt-ästhetische Bildsprache und den vorwiegend Hüfthosen und seltsame Schluppenblusen tragenden Powerfrauencast und die alte Geschichte vom Geld, das allein gar nicht glücklich macht. Den hanebüchenen Luke-Skywalker-Moment hätte die dünne Story gar nicht mehr gebraucht und ich noch weniger.

Dann doch lieber zum umpfzigsten Mal um den Block gehen…

Neu auf Amazon Prime – “Soulmates”

Ausgangssituation: Stell dir vor, es gibt einen Algorithmus, der deinen perfekten Lebensmenschen für dich findet (unter der Voraussetzung, natürlich, dass dieser, wie du, “den Test” gemacht hat).

Die sechsteilige Serie tut in den ersten fünf Folgen nichts, als Checklisten abzuarbeiten. Was ist das mit dem Soulmate, wenn

  • du und Matey ungebunden sind? (Super. Und wenn sie nicht gestorben sind…)
  • eine/r von euch beiden oder gar beide schon versprochen sind? (Nicht so gut. Schon gar nicht, wenn Kinder im Spiel sind.)
  • dein Soulmate nicht das Geschlecht hat, das du erwartest? (Spannend, vor allem, wenn die Serienmacher gleich eine Vielzahl an Spielarten unterbringen wollen).
  • du dich, Soulmate hin oder her, spontan doch für jemand anderen entscheidest? (Auch recht. Aber sehr Klischee.)
  • dein vom Algorithmus zugeordneter Mensch leider unerwartet schon das Zeitliche gesegnet hat? (Da wird’s dann langsam spannend. Wird auch Zeit, denn das passiert erst in der fünften von sechs Folgen.)

Bis dahin ist die Serie eher seicht, die Küsse und Sexszenen amerikanisch keusch und ich habe mich häufig gefragt, ob die eigentlich ihrem eigenen Konzept trauen. Dann aber kam Folge 6 und der Soulmate entpuppte sich als soziopathischer Serienkiller. Endlich.

Sehr sehr hübsch gelöst und der “Black Mirror”-Historie würdig. Für diese Folge sollte man sich das anschauen.

Gelesen: Maggie Tokuda-Hall – “The Mermaid, the Witch, and the Sea”

Oder

Was Sie schon immer über die korrekte Anrede genderfluider Piraten wissen wollten, und nie zu fragen gewagt haben.

Ich lese selten genug ein Buch zu Ende, ohne zu wissen, ob es mir taugt. Bei diesem Werk war es aber so. Es hatte seine Momente, gewiß, und in diese vertrackte Fantasy-Welt über einen Blickwinkel aus asiatischer Erzähltradition Zugang zu bekommen, war mindestens interessant. Aber. Immerhin habe ich es ausgelesen*. Aber. Und es war ja auch Schönes drin und dran. Aber. Und was gelernt habe ich auch. Aber.

Und genau wegen dieses “Aber” kann ich immer noch nicht sagen, ob mir das Buch nun gefallen hat. Oder nicht.

Für heute empfehlungslos.

*Inzwischen bin ich so alt, dass meine restliche Lebenszeit sicher wesentlich kürzer ist, als die bisher gelebte. Darum halte ich mich seit einigen Jahren ganz streng an das James Joyce-Postulat: “Das Leben ist zu kurz, um ein schlechtes Buch zu lesen“ und klappe die wenigen schlechten, die mir unterkommen, nach ein paar Seiten schlimmstenfalls mittworts zu und schaffe sie fort.

Neu im Fernsehen: “Roadkill”

Warum sollte man sich eine vierteilige britische Miniserie über einen glänzend durchtriebenen konservativen Politiker und seine populistischen Machtspiele ansehen?

Weil er von Hugh Laurie gespielt wird, dem es ganz großartig gelingt, die Brüche in dieser Figur zu zeigen. Wieder einmal.

Die Story vom Aufsteiger, der seine Gegner und vor allem Parteifreunde (ganz toll: Helen McCrory als eisenharte Premierministerin) austrickst, erspresst und vorführt kennen wir seit Frank Underwood rückwärts. Jetzt eben auch in britisch. Ist unterhaltsam und nicht doof und kann angesehen werden, wenn man mal nix besseres zu tun hat.

Aus dem Vokabelheft

Als Linguistin macht frau sich manchmal Gedanken, die anderen ganz und gar unnötig erscheinen mögen. Zum Beispiel den, wie man einen Begriff wie “Likes” (wie in “irgendwas hat sowiesoviele Likes bekommen”) ins Deutsche überträgt.

Kann aufhören, mir meinen Kopf zu zerbrechen, der gute Axel Hacke hat neulich die treffendst mögliche deutsche Übersetzung kreiert: “tja, Mögungen?”.

Mögungen? Nehm ich.

Vorhin, im Westend

Während ich zum Bus hinke (Le Sprünggelenk ist marode), hastet an mir ein Herr vorbei, der auf einem Wägelchen ein Skelett den Berg hinan schiebt. Darüber dümpelt in einem Wölkchen der Fastvollmond.

Manchmal würde ich schon gerne wissen, warum Menschen tun, was sie tun.

Da isser wieder

Ex-Präsident Trump wird am Sonntag seine erste öffentliche Rede nach dem Umzug in seinen floridischen Golfclub halten. Eingeladen hat ihn die American Conservative Union zu ihrer einmal im Jahr stattfindenden Conservative Political Action Conference (CPAC). Man ist dort schon fleißig dabei, den Saal zu dekorieren und es sieht aus, als plane man einen Tanz um den goldenen Donald.

Diese schwachsinnige Statue hat mich weniger irritiert als dass dort so viele Menschen mit unbedecktem Gesicht unterwegs sind. Anschließend habe ich mich gewundert, dass mich das irritiert.

Ich gehe dann mal drüber nachdenken.

C-Schnipsel – Die “Diese-Woche-mitgehört”-Edition

# Im Arztwartezimmer, die Dame, die empört in ihr Mobiltelefon fragt: “Wann haben Sie gesagt? Ende März? Und das geht nicht früher?” und auf die offensichtlich verneinende Antwort nachfragt “Und seit wann machen sie Termine?” und dann in einem Ton, in dem sich zu gleichen Anteilen Indignation, Sehr Beleidigte Leberwurscht und Entrüstung mischen, schnappt: “Das wurde mir nicht mitgeteilt.” Nachdem sie in ruhigerer Stimmlage den Termin für “ALLES. Farbe, Welle, Schneiden. ALLES”am 25. März bestätigt hat, adressiert sie alle Mitwartenden “Und da wundern die Leute sich, wenn man sich nur noch mit Hut außerhalb der eigenen vier Wände aufhält” (stimmt nicht, da müßte man sich ja für sie interessieren), um sofort die nächste eingespeicherte Nummer zu wählen “Da ruf ich bei der Kosmetikerin wohl am besten gleich an.” Sie wird in ihrem Tun von der Arzthelferin unterbrochen, die sie zur Untersuchung ruft und man sieht ihr an, dass das gerade doch sehr stört.

# Auf dem Bankerl in der Passage unten, zwei passionsspieltauglich coronabebartete Männer im Erfahrungsaustausch. “Bei mir filzt der Bart schon arg, wenn ich die FFP2 zu lange aufhabe”. Der andere kennt sich aus: “Da mußt du ein Olivenöl einkneten.”

# Die Apothekerin, bei der Vorlage des 2. Berechtigungsscheins für über 60-Jährige (ja, ich), der für den Zeitraum zwischen 16. Februar bis 25. April. “Wir hätten auch welche in Grün da.” Ach, ich weiß nicht, ich bleibe beim Standard. Passt irgendwie besser zum “Modell Jens”, wie ich es zu nennen beliebe.

# Der Kollege, der mich liebenswerterweise abends vor dem Hunsrücker Hotel absetzt, während wir beide maskiert und mit beschlagenen Brillen durch ein dunkles Wäldchen fahren: “Den Blitzer hier haben sie auch abgebaut. Seit die Raser draufgekommen sind, dass man sie mit Maske nicht erkennt, lohnt sich das nicht mehr.”

# Der empörte Kunde an der Supermarktkasse, der eigentlich lieber woanders gekauft hätte, zur völlig desinteressierten Verkäuferin: “Ist Ihnen eigentlich klar, junge Frau, dass wir inzwischen in einer Lockokratie leben?”
Für das herablassende “junge Frau” gibts einen Punkt Abzug, aber “Lockokratie” ist schon eine hübsche Wortschöpfung und zwei Punkte wert. Geht der Herr immerhin nicht punktlos heim.

Variationen

Einmal die Woche hole ich Fisch mit Gemüse. Der Grieche bei mir unten muss mich für eine sehr langweilige Person halten.

Dabei finde ich mich sehr abwechslungsreich: entweder gibt es Seezunge oder Lachs oder Kalamari oder Garnelen oder ein bißchen von allem gemischt. Fix und fertig zubereitet und jedes Mal ein Hochgenuß.