Aus dem Vokabelheft

Es sei, sagt der australische Freund, zu Thanksgiving möglicherweise auch mit dem Besuch eines Cousins zu rechnen, der mehr so “sheltered against reality” sei.

Ich finde die Formulierung sooo hübsch und werde ihre deutsche Übersetzung “der Typ ist doch realitätsgeschützt” demnächst irgendwann mal irgendwo unterbringen.

Sag mir, wo…

Eine Freundin von mir ist gerade auf Wohnungssuche und hat diese Anzeige auf Immoscout24 gefunden. Wir rätseln noch.

Danke an Frau W. aus (noch) H.

Gelesen: Terry Pratchett, Stephen Baxter – “The Long Earth”

2012 veröffentlicht, ist “The Long Earth” ein klassischer “Was-wäre-wenn?”-Science Fiction Roman, geschrieben von zwei Könnern. Zwei Könner, die sich allerdings nicht über die Maßen verausgabt zu haben scheinen. Ja, spannend, natürlich, noch dazu aus heutiger Sicht, die KI und ihr, hmmm, “menschlicher” Avatar. Mindestens ebenso spannend, die Idee, dass es nicht nur diese eine Erde gibt, sondern unendlich viele davon und, das ist der originelle Gedanke, Menschen (sowie ggfs. auch andere Geschöpfe), die dazwischen beliebig hin- und herwechseln können, andere, die dazu einer leicht herstellbaren Apparatur bedürfen, deren Energiequelle eine Kartoffel ist, die ankommend erst einmal ein Viertelstündchen kotzen und wieder andere, die immobil auf Erde Nr. 1 festsitzen.

Alles, was sich daraus an philosphischen und ethischen und soziologischen und wirtschaftlichen Fragen ableiten läßt, wird ausführlich behandelt. Das Buch ist nicht uninteressant oder schlecht geschrieben, bei mir ist dennoch der Funke nicht übergesprungen. Für mich fühlt sich die Sache einfach ein bißchen sehr nach Geldschneiderei an, noch dazu, wo es vier weitere Bände gibt. Alles in “lang”: Krieg, Mars, Utopia und Kosmos.

Es mag anderen anders gehen, wer will, kann meins ausleihen und sich ein eigenes Bild machen.

… und an der Hüfte Bananen

Beim Discounter Penny werden jetzt bereits fertig gekappte Ananässe verkauft. Moment mal, das heißt doch, dass ich meine Ananas ohne den grünen Strunk bekomme, richtig? Das Ding, das ich sowieso immer zuerst abschneide und das die Mülltüte kaputtreißt, richtig? Und auch noch 30 Cents billiger als die “Ananas mit Krone”, die für die traditionsbewußte Kundschaft ebenfalls angeboten wird, richtig?

Alles richtig. Und dann auch noch gut fürs Klima: “Nachhaltige Fruchtlogistik” nennen die Marketingmenschen sowas. Weniger Platzbedarf (Kunststück, höchstens noch halb so groß), geringerer CO2-Fruchtfußabdruck (jaha, okayhay, das hab ich erfunden).

Mir wurscht. Wenn die genauso lange haltbar sind wie ihre gekrönten Brüder und Schwestern, soll es mir recht sein. Nur eine Frage: die Ananas als solche – kommt die nicht von sehr weit her und ist schon allein deswegen gar nicht sooo gut?

Teuerung

Was habe ich mich vorhin ärgern müssen, als ich für meine wöchentliche Melone doppelt so viel bezahlen mußte wie in der Vorwoche. Hätte aber, so der Mann auf dem Markt, seine Richtigkeit: “Im Herbst verkaufen wir Melonen nicht mehr zum Stückpreis, sondern nach Gewicht.” Der Preis bleibt also gleich, nur wird das winzige “St”-Schildchen durch eins mit “kg” ausgetauscht.

WTF?

Gelesen: Christa Wolf – “Kassandra”

Ich hätte zur Vor- oder Nachbereitung der Lektüre Christa Wolfs Voraussetzungen einer Erzählung: Kassandra. Frankfurter Poetik-Vorlesungen 1982 lesen können. Oder bändeweise Sekundärliteratur und Interpretationen zur Auslegung der Erzählung als Parabel auf den Kalten Krieg, das Diktat der SED in der DDR, das böse Patriarchat, als Zeit- und Gesellschaftskritik. Hätte ich. Habe ich aber nicht. Steht gewiß alles drin. Aber muss man denn alles zu Tode analysieren?

Stattdessen habe ich einen gewaltigen Gesang einer Frau kurz vor ihrer Hinrichtung gelesen. Einer Frau, der ein Gott die Gabe verleiht, die Zukunft vorherzusehen, aber, weil sie ihn als Liebhaber abweist, gleich noch den Fluch nachschießt (indem er ihr in den Mund spuckt), dass ihr nie jemand glauben wird. Einer Frau, die als Königstochter vom Privileg kommt und deswegen zu lang für zu vieles blind bleibt und um so mehr leidet (und dem Wahnsinn verfällt), wenn sie endlich die Augen öffnet und versteht. Einer Frau, die in ihrem kurzen Leben alles erlebt und erleidet, was eine Frau erleben und erleiden kann. Ein Leben, zusammengefaßt in diesem Zitat, das sich Christa Wolf als Inschrift auf ihren Grabstein hat meißeln lassen: “Mit meiner Stimme sprechen: das Äußerste. Mehr, andres hab ich nicht gewollt.”

Ein großes starkes (und anstrengendes) Buch, das in mir noch lange nachklingen wird. Ich wünschte mir, dass es mir jemand mit einer gut geschulten Stimme vorträgt. Schnell nachgeschaut: Corinna Harfouch hat dem Vernehmen nach ein Hörbuch eingelesen. Das könnte passen. Vielleicht mal später, an langen Winterabenden…

Wer Zeit und Mut hat, möge lesen.

Wazzup?

Bei mir geht gerade jedes strombetriebene Gerät, das kaputtgehen kann, kaputt. Spielt nicht mehr laut, will partout nicht mehr in die Buchse passen, in die es immer gepasst hat, rührt nicht mehr, macht Schluß mit seinem Drucker… Egal was, sie verweigern den Dienst. Was ist da los? Meine einstige Astrologenfreundin hätte jetzt irgendwelche Himmelskörper verantwortlich gemacht und den (das erfinde ich jetzt, weil ich mich nicht auskenne) Neptun im Transit mit Pluto (gildet der noch?) auf einem Kollisionskurs mit Wasweißichwem herbeigeunkt. Und dass danach alles anders ist – oder gleicht bleibt. Je nachdem.

Von meiner just ein Kind bekommen habenden Ex-Kollegin habe ich gelernt, dass der wichtigste Leitsatz für junge Mütter lautet, dass alles “nur eine Phase” und auch bald wieder vorbei sei. Aus royalen englischen Häusern ist für diese Zwecke die Phrase “this too shall pass” überliefert. Die beruhigende Wirkung all dessen ist nicht zu bestreiten, aber es hilft halt alles auch nix. Ich kann doch nicht meine Wohnung mit allem drin einmal neu starten. Zefix!

Im Einklang mit dem großen Bochumer Philosophen Häbbät G. (fragt Oma) frage ich hiermit das Universum: “Was soll das?” und hätte gerne, dass die sich jetzt alle besinnen, spontan selbst heilen und der Spuk wieder vorbei ist.