Wer den Schaden hat…

Zu den Sätzen, die ich ganz bestimmt nicht hören will, wenn ich einen Bärenhunger habe und alle um mich rum alle schon ihr Essen essen, ist die Auskunft des Kellners: “Ihre Wurst hat Probleme.”

Mein Begleiter, der mit seiner Mahlzeit natürlich schon fast fertig ist, dazu wenig hilfreich: “Ich stelle mir grade vor: ein Stuhlkreis in der Küche, und jede Wurst redet sich erst mal ihren Kummer von der Seele.”

Ich bin dann mal hangry.

Filme, die die Welt nicht braucht

Postapokalyptische Zukunft, Neonazi-Surfpunks und eine gnadenlose Mutter: Als ihr Sohn brutal ermordet wird, kennt sie nur noch ein Ziel – blutige Rache!

When the son of a gun-wielding woman is murdered by neo-Nazi surf punks in the post-apocalyptic future, his Mama hunts them down for some bloodthirsty revenge.

Gestern, in der U-Bahn

Eine junge Frauensperson, die offensichtlich für die Navigation einer Gruppe gleichaltriger Wirrhühner auf dem Bahnsteig zuständig ist, bricht in den Waggon und will wissen, ob die Bahn zur “Station Moses” fahre.

Es ist einem jungen Mann derselben Generation und seiner schnellen Reaktion zu danken, dass sie und die Mädels auf den rechten Weg nach Moosach gewiesen werden. Ich wäre so schnell nicht draufgekommen.

Fernsehen: “Blue Lights”, 2 Staffeln

Manchmal gelingen Auntie BBC Fernsehsternstunden. Wie diese Serie. Hut ab!

Die Inhaltsangabe ist einfach: Jungpolizisten in ihren ersten Einsätzen, begleitet von ihren Ausbildern.

Aber. Der Tatort ist Belfast. Das heutige Belfast. In dem die Traumata und Wunden der “Troubles”, also der Nordirland-Konflikt, noch ganz ganz tief sitzen. Die – im Gegensatz zu den USA – nicht mit Schußwaffen ausgerüstete Polizei wird mehrheitlich als Gegner wahrgenommen und es dient auch nicht der Vertrauensbildung, dass eine “Kampf gegen den Terror”-Gesetzgebung in Kraft ist, die jederzeit verdachtsunabhängige Durchsuchungen erlaubt. Auch ist die Vergangenheit natürlich nicht bewältigt.

Die Serie hat einen sehr schönen “The Wire”-Vibe und sollte angesehen werden.

Unsitte

Ich weiß ja auch nicht, woran es liegt, aber inzwischen geht mir dieses Zugabe-herbeiklatschen-Ritual so dermaßen auf die Nerven.

Es ist doch so: die Menschen auf der Bühne machen dem Publikum was vor. Sie haben sich Gedanken gemacht was und wie und in welcher Reihenfolge. Wenn’s gut läuft, gefällt es. Am Ende könnten dann alle glücklich und zufrieden sein und heimgehen.

Nein, klatschen, stampfen, noch was extra wollen. Warum? War doch so schon gut. Gut genug.

Gestern in der Unterfahrt: Alicia Svigals mit David Krakauers Acoustic Klezmer Quartet (heute: Trio)

David “Klarinette” Krakauer war verhindert und an seiner Stelle wurde eigens für die Konzerte in Wien und München seine ehemalige Klezmatics-Kollegin und Violinistin Alicia Svigals eingeflogen. Holla! Das ganze Persönchen ein Powerhouse. Silbergraue Wischmopfrisur, mitreißendes vielzahniges Lachen, feuerrote Ilona-Christen-Brille (fragt Oma) und vor allem: virtuous an der Violine.

Svigals spielt, kongenial begleitet vom Baseman Jerome Harris, Will Holshouser am Akkordeon (leider hinter der Säule, ich hab ihn den ganzen Abend lang nur gehört und nicht gesehen) und vor allem (Vielfach-Hach!) Schlagzeuger Michael Sarin nicht nur Geige wie der Teufel, nein, sie singt auch und hat nebenher “Klezmersplaining” zu tun. Über das Wesen dieser Musikgattung, Historie und Entwicklung über die Zeit. Dabei stellt sie als Mitglied der “Geiger-Gilde” (“Wir sind zu zweit oder dritt, weltweit”) gleich mal eins klar: nicht die Klarinette ist entgegen der allgemeinen Wahrnehmung das typische Klezmer-Instrument, nein, es ist die Fiedel. Heißt ja auch nicht “Clarinetist on the Roof”, oder? Man müsse sich nur mal die berühmten Chagall-Bilder ansehen. Keine Klarinette, nirgends. Aber Geigen.

Ein sehr schönes , sehr lebendiges Konzert. Aber es geht mir mit Klezmer immer wie mit Funk oder Käsespätzle. Irgendwann kommt der Zeitpunkt, an dem ich genug von immer sehr ähnlichem habe. Und dann ist auch mal wieder für zwei, drei Jahre gut…

Lamentohaiku

Tiefe Nebel schwaden,
der angebissene Mond
funzelt trübe.

Selten noch habe ich mich so um meinen Sommer betrogen* gefühlt wie jetzt, wo der Herbst sich schon breit macht.

* Ich sage auch nur “betrogen”, weil ich eine Dame bin und eine Dame nicht “beschissen” sagt.

Geld her

Während ich gerade in die Computer-Tomographie-Maschine geschoben werde, lese ich, dass es sich dabei um eine Entwicklung der Siemens “Healthineers” handelt. Schwuppdiwupp schlägt mein Schlechtes-Wortspiel-Radar an und aus.

Es hilft nicht, dass ich daheim nachlesen, dass besagter “Healthineer” eine Marketing-Erfindung ist (das dachte ich mir eh) und zwar ein “Kofferwort, zusammengesetzt aus „healthcare“, „engineer“ und „pioneer“.

Schlecht ist es trotzdem. Los jetzt, zahlen du musst, Siemens.

Jegliches hat seine Zeit

Sie sind so alt, dass sie bei Methusalems Taufe dabei waren. Sie zittert, er wackelt. Miteinander teilen sie sich ein Paar gute Augen und Ohren. Das hält sie aber nicht davon ab, heftig und lauthals zu diskutieren, an welcher Station sie aussteigen wollen (der nächsten) und wann die erreicht werden wird (jetzt).

Im Aussteigen begriffen, erlaube ich mir, darauf hinzuweisen.

Böse Blicke aus zwei Paar trüber Augen, hektisches aus der U-Bahn wackeln und zittern (und ja, geht beides hektisch), Stock fällt zu Boden. Ich hebe ihn auf. Jetzt sind sie mir beide gram. Als ob sie das a) nicht selbst wüßten (Haltestelle) und b) könnten (nach dem Stock bücken). Was ich mir wohl einbilden täte? Hmmm? Wackelnd und zitternd zur Rolltreppe ab.

Das sind so die Momente, da freu ich mich richtig aufs Altwerden. Oh Mann.