Gelesen: Christa Wolf – “Erzählungen 1960 – 1980”

Christa Wolf zählt zu den berĂĽhmtesten deutschen Schriftstellerin, aber manche dieser Geschichten sind inzwischen aus der Zeit gefallen und in einer Sprache geschrieben, die ich nicht verstehen kann. Wenn DDR-spezifische Situationen behandelt werden, lese ich mit der Faszination, mit der man bei schlimmen Unfällen oder zu Matsch gefahrenen Tieren nicht wegsehen kann, aber ich verstehe nicht. Ich weiĂź nichts von diesem Leben auf der anderen Seite der Mauer (und es reicht auch nicht, dass ich es durch den dicken Wälzer von Christoph Hein geschafft habe; s. https://flockblog.de/?p=51194). Ja, jedes Sentiment, sei es Eifersucht, Leidenschaft, Angst, Kummer, also jedes GefĂĽhl, das sie so grĂĽndlich sezieren kann, kommt bei mir an. Aber wenn Pionier oder Brigadier A irgendwas pioniert oder brigadiert, welches auf drei geschickten Umwegen Pionier oder Brigadier B nĂĽtzt (oder schadet) – ich verstehe es nicht.

Ich möchte drei Erzählungen aus diesem Sammelband herausgreifen:

  1. Till Eulenspiegel, gemeinsam mit ihrem Mann Gerhard geschrieben, 1972 veröffentlicht. Eine “Filmerzählung”. Daniel Kehlmanns “Tyll” kennend, möchte ich wetten, dass dieser sehr kĂĽhne Wolf’sche Wurf zu seiner Materialsammlung gehörte. Unbedingt lesen!
  2. Moskauer Novelle. Ihr DebĂĽt aus dem Jahr 1961, dem sie in späteren Jahren selbst sehr kritisch gegenĂĽber stand. Eine Art Liebesgeschichte zwischen einem ehemaligen Besatzer, einem Angehörigen der Roten Armee und einer in Hitlerdeutschland aufgewachsenen und parteihörigen jungen Frau, die sich im Rahmen einer Studienreise in die Sowjetunion zum groĂźen sozialistischen Bruder und Vorbild wiederbegegnen. Die Liebe findet nicht nur zwischen diesen beiden Menschen statt, sondern auch in der naiven Begeisterung und Leidenschaft fĂĽr den “Neuen Menschen”, den die reine marxistisch-leninistische Lehre gezeugt hat. DĂĽrfte stark autobiographisch geprägt sein. Wurde in der DDR gefeiert, fand zunächst im Westen keinen Verleger.
  3. Unter den Linden, 1969 entstanden und 1974 publizierte “Traum-Erzählung”. Ich habe es versucht. Drei Anläufe. Aber diese Geschichte, eine ihrer berĂĽhmtesten, und ich, wir kommen nicht zusammen. Keine BerĂĽhrungspunkte.

Ich glaube, man sollte sich mit Wolfs Werk befassen. Habe aber das GefĂĽhl, dass es sich ĂĽberlebt hat. Wer kennt denn heute noch den Kontext? Wer viel Zeit hat und mag, kann mein Exemplar haben.

Wohl doch aus der Zeit gefallen, wie ich vorhin schon sagte.

Feiertag

Oder, wie wir das in der Rentnerei nennen: Ein Tag, an dem die Geschäfte zu sind. Zum GlĂĽck ist das bei mir wie beim ElfmeterschieĂźen – es gibt gute Menschen, die mich rechtzeitig erinnern…

Wiedergelesen: Becky Chambers – “To be taught if fortunate”

Das Büchlein ist ein Denkanreger. Warum überhaupt Raumfahrt? Was wollen wir da draußen? Erobern? Handeln? Lernen? Der damalige Generalsekretär der Vereinten Nationen, Kurt Waldheim* hat den Ansatz der Menschheit von einem ausgezeichneten Redenschreiber seinerzeit für die Goldene Schallplatte der Voyager-Mission so formulieren lassen:

“As the Secretary General of the United Nations, an organization of the 147 member states who represent almost all of the human inhabitants of the planet Earth, I send greetings on behalf of the people of our planet. We step out of our solar system into the universe seeking only peace and friendship, to teach if we are called upon, to be taught if we are fortunate. We know full well that our planet and all its inhabitants are but a small part of this immense universe that surrounds us and it is with humility and hope that we take this step.”
[Als Generalsekretär der Vereinten Nationen – einer Gemeinschaft von 147 Mitgliedsstaaten, die nahezu alle Menschen unseres Heimatplaneten repräsentieren – sende ich Grüße im Namen der Völker der Erde. Wir treten aus unserem Sonnensystem hinaus ins Universum, mit dem Wunsch nach Frieden und Freundschaft – bereit zu lehren, wenn man uns darum bittet, und dankbar zu lernen, wenn uns dieses Glück zuteil wird. Wir wissen, dass unser Planet und all seine Bewohner nur ein winziger Teil dieses gewaltigen, uns umschließenden Kosmos sind, und so gehen wir diesen Schritt in Demut und mit Hoffnung im Herzen.]

Das kleine Buch lohnt zu lesen und reicht gerade gut fĂĽr einen Tag am See.

* Ganz genau, das war der, bei dem nur das Pferd Mitglied der SA-Reiterstaffel war, er selbst hingegen nur des Sports wegen dabei. Ach Mann, ey. Fragt Oma.