Gelesen: Karin Peschka – “Dschomba”

Ein ganz ein außergewöhnliches Buch, huiuiui. Und dieses Mal weiß ich, woher die Empfehlung kommt, nämlich von österreichischen Lesern der SZ, die nach ihren Sommerempfehlungen gefragt wurden.

Peschka erzählt in einer kunstvoll reduzierten und dadurch erst recht ausdrucksstarken Sprache von einer österreichischen Kleinstadt und deren unheilvolle Verstrickung in beide Weltkriege. Von den fruchtbaren Äckern und Feldern, die im ersten schon in ein Kriegsgefangenenlager umgemünzt wurden, danach wurde wieder Frucht angebaut. Bis auch im nachfolgenden Krieg wieder ein Lager entstand. dessen Gelände jetzt längst wieder landwirtschaftlich genutzt wird. Geblieben ist aus den schlimmen Zeiten nun, im Jahre 1954, als das Buch beginnt, nur der Friedhof. Übervoll mit Toten aus beiden Kriegen.

Peschka erzählt in diesem sehr ergreifenden atmosphärisch dichten und wahrhaftigen Buch aus der Perspektive der jüngsten Tochter einer Wirtsfamilie, einem verträumten, oft nicht ganz anwesenden Kind mit viel Phantasie, das in Keller und Speicher Grusel fühlt und offen ist für die Geschichten der verschwiegenen toten Soldaten und der suchenden Pilgerfahrt des Herrn Džomba. Geschrieben in einer ganz eigenen Klangfarbe, auf die man sich als Lesender einlassen wollen muss. Ich war zeitweise ganz atemlos vor Begeisterung.

Es ist dies keine leichte Lektüre und sie braucht ihre Zeit. Wer diese Zeit geben will, wird reich belohnt werden. Lesen! Lesen! Lesen!