Man sollte meinen, dass der “Keine-Werbung”-Aufkleber auf meinem Briefkasten ein deutlicher Hinweis darauf ist, dass ich schon genug Altpapier habe. Dass mir nun ein mir nicht bekannter Markus Walbrunn einen Flyer “Neues aus dem Landtag, 2. Halbjahr/2024” einwerfen läßt, ist dann wohl ein Hinweis darauf, dass die AfD entweder nicht lesen kann oder nicht lesen will. Dann lese ich zurück. Knallhart. Das sind halt mal die Regeln.
Schon auf der Vorderseite ist erkennbar, dass Herr Walbrunn ein medienaffiner Mensch ist: vor einem Foto des Siegestors unter weiß-blauem Himmel hat er sein Konterfei von einer App in eine Zeichnung umwandeln lassen. Ohne weiteren Sinn und Zweck, nur, weil er es kann. Auf der Rückseite eine Liste Sozialer Medien, auf der “Sie meine Arbeit verfolgen” können. Die Arbeit verfolgen. Ihm folgen. Ist doch kaum ein Unterschied. Oder? Über der Aufzählung ein Bild. Da steht auf einem Felsen, martialisch mit Flagge in der linken und eine mit Nägeln gespickte Keule (Morgenstern?) in der rechten Pranke ganz in Parteiblau gehalten der Schmied von Kochel. Dass es den wirklich gegeben hat, ist zwar zweifelhaft, aber hey, sieht cool aus. Das sollte doch reichen.
Innen hetzt Walbrunn, wenig überraschend, gegen Flüchtlinge und Asylsuchende sowie gegen die Finanzierung von “Trusted Flaggern”, die gegen Haß und Hetze im Internet vorgehen. Die Zahlen, die er aufruft, belegt er selbstverständlich nicht mit Quellen, das wäre ja noch schöner. Auf der nächsten Seite, unter der Überschrift “Im Außeneinsatz!” (das Ausrufezeichen ist von Walbrunn, nicht von mir) erzählt er vom Politischen Frühshoppen im Landtag (“leckere Weißwürste und Weißbier” sowie “Austausch mit Gästen”) und den Betriebsausflug seiner Fraktion zu den Kollegen in Berlin und Potsdam (“Austausch und Vernetzung”).
Der Ton des Wischs ist bieder, deutsch-vereinsmiefig, ähbäh-behäbig – nur ein paar Ausrufezeichen zuviel. Der Inhalt, gerade wenn er so kreuzbrav daherkommt, ist brandgefährlich.
Wie ist denen noch beizukommen?