Wie hältst du’s mit der Religion?

Das am Montag, 28. Juli 2025 vom Office of Personnel Management (OPM) unter Leitung von Direktor Scott Kupor veröffentlichte Memo mit dem Titel “Protecting Religious Expression in the Federal Workplace“ erlaubt es Bundesangestellten, egal welcher Hierarchiestufe, also auch Führungskräften, ab sofort nicht nur öffentlich am Arbeitsplatz zu beten und Kolleg*innen zu überzeugen, dass ihre religiösen Ansichten „die richtigen“ sind, nein, sie werden faktisch dazu ermutigt. Man darf sich auch in Gruppen zusammentun. Ebenso ist das öffentliche Zurschaustellen religiöser Symbole gestattet, am Mann oder am Arbeitsplatz – offensichtlich wofern sie christlich oder jüdisch sind, also Bibeln, Kreuze (Gruß auch an Karoline Leavitt), Kruzifixe, Mesusas.

Einzige Einschränkung: die Missionsarbeit muss außerhalb der offiziellen Arbeitszeit stattfinden (viel Spaß bei den Pausen) und abgebrochen werden, wenn der/die zu bekehrende Kolleg*in deutlich ablehnt. Nein heißt Nein. Noch. [Ein Link zu sowie ein Auszug aus dem Text des Memos sind am Ende dieses blogposts zu finden.]

Inwieweit es sich hier um ein weiteres Ablenkungsmanöver hinsichtlich der nicht aufhörenden Nachfragen zur Verstrickung Trumps in den Fall Epstein handelt, sei dahingestellt. Ich würde spaßeshalber gerne sehen, wie Satanisten oder Voodoo-Praktizierende diese neue “Religionsfreiheit” in Anspruch nehmen. Aber ernsthaft: Mich erschreckt, wie nahe die USA damit Gilead, dem fiktiven Gottesstaat aus Margaret Atwoods “The Handmaid’s Tale” kommen. Viel fehlt nicht mehr. Was waren das noch für Zeiten, damals, als Kalifornien zu meiner Zweitheimat geworden war und ich mich ganz naiv an Bumperstickern wie diesem freute…

Es ist gut, zu Hause zu sein.

https://chcoc.gov/sites/default/files/Guidance%20on%20Religious%20Expression%20in%20Federal%20Workplace%207-28-2025.pdf

Nostalgie-Kino: “The Fifth Element”

Ich könnte nicht einmal sagen, dass Luc Bessons Film gut gealtert wäre, er ist vielmehr ganz einfach zeitlos. Quietschbunt, mit Kostümen von Jean Paul Gaultier, der nicht nur Madonnas Kegelbrüste kann, sondern auch Mila Jovovichs eigenartig sittenstrengen Bandagenslip und so ideal besetzt, dass eigentlich schon damals die Frage nach dem Casting-Oscar hätte aufkommen müssen. Ach, Academy.

Bruce Willis gibt den Salz-der-Erde-harte-Schale-goldenes-Herz-die-Straßen-von-New-York-Yellow-Cab-Fahrer, als hätte er nie etwas anderes gespielt (hat er nicht) und Gary Oldmans Schurke ist ein Gary-Oldman-Schurke wie aus dem Gary-Oldman-Schurken-Lehrbuch. Sehr schön. Den anstrengenden Jar Jar Binks des Films gibt Chris Tucker und selbst diese Figur kriegt ihren Erweckungsmoment (und ist sehr hübsch angezogen).

Bei mir steht The Fifth Element nunmehr auf dem Alle-paar-Jahre-wieder-Regal. Wenn’s schon kein Biergartensommer ist, dann wenigstens einer für gute alte Filme. (Wieder) Anschauen!

Wiedergelesen: Margaret Atwood – “The MaddAddam Trilogy”

Meiner ursprünglichen Kritik (s. https://flockblog.de/?p=44270) aus unserem ersten Pandemiejahr habe ich nichts hinzuzufügen, außer der überraschenden Erkenntnis, dass mir dieses Mal der zweite Band “The Year of the Flood” von den dreien am besten gefallen hat. Bei der Erstlektüre wars noch der letzte, “MaddAddam”. Aber der ist auch toll.

Sonst kann ich nur meine Empfehlung wiederholen: Lesen! Lesen! Lesen! Lesen! und das Nobelkomitee anschubsen, auf dass die Ms. Atwood endlich den Literaturnobelpreis verleihen. Zeit wirds! Immerhin hat sie es, obwohl ich die Trilogie nun schon zum zweiten Mal gelesen habe und bekanntermaßen durch einige Dystopie-Stahlbäder gegangen bin, geschafft, dass mich in der Nacht von gestern auf heute wilde Alpträume plagten.

Gelernt ist gelernt

Bei der vorherigen Fußballweltmeisterschaft hatte ich eine Garde zuverlässiger Menschen gewonnen, die mich immer (!) und rechtzeitig (!) informierten, wenn ein Elfmeterschießen anstand.

Ich darf zu meiner großen Freude berichten, dass die Gruppe zwar ein wenig geschrumpft ist, mich aber gestern Abend im Theater doch einige SMS erreichten, die mich auf das Elferschießen zwengs Entscheidung zwischen England und Spanien hinwiesen.

Danke. Weitermachen. Und Congrats den Lionesses!

Nachtkritik: Vorhin im Prinzregententheater – “Die letzten Tage der Menschlichkeit?”

Im Rahmen der Münchner Opernfestspiele 2025 recht unspektakulär als “Liederabend” angekündigt, dürfte es den meisten Menschen im Publikum gegangen sein wie mir, nämlich, dass man dem ansonsten sehr unsäglichen Egbert Tholl von der Süddeutschen zu Dank verpflichtet ist, weil der vor ein paar Tagen ein Interview mit den Künstlern Georg Nigl (Bariton), Nicholas Ofczarek (Sprech- und Sprachkünstler) und dem Pianisten Vladimir Jurowski geführt und damit Aufmerksamkeit für diesen Abend geweckt hat. Also, ausnahmsweise, Herr Tholl: Besten Dank.

Drei absolute Ausnahmekünstler präsentieren im ausverkauften Prinzregentheater die Erkenntnis: “Wir werden nicht gescheiter, wir sind einfach gleich blöd wie immer”. Ofczarek spielt (nur lesen kann man das, was er da tut, nicht nennen) Szenen aus “Die letzten Tage der Menschheit” von Karl Kraus, Nigl singt, kongenial von Jurowski begleitet, Lieder von Mahler und Eisler, mit Texten aus des Knaben Wunderhorn, Brecht und Tucholsky. Alles eigentlich eine Auseinandersetzung mit dem “Großen Krieg”, dem ersten der nummerierten Weltkriege, dennoch verstehen die heute und hier Anwesenden, dass die Menschheit nichts gelernt hat. Nicht aus dem ersten, nicht aus dem zweiten Weltkrieg und auch nichts aus allen nachfolgenden. Krieg ist Krieg ist Krieg und findet immer aus den dümmsten Gründen statt.

Die vorletzte Nummer ist Pete Seegers “Sag mir, wo die Blumen sind”. Eigentlich schon ganz und gar ausgelutscht, niedergeklampft in den hinteren Busreihen beim Schulausflug. Dennoch gelingt es Nigl und Ofczarek beim gemeinsamen Vortrag, das Lied klingen zu lassen, als wäre es gestern und da für die Ewigkeit geschrieben worden.

Meine Fresse! Ich habe den Mund erst beim langanhaltenden Schlußapplaus wieder zugekriegt. Was für Könner! Danke!

Sommerlandpartie

Ich bin fürs Wochenende bei Freunden auf dem Land eingeladen und, dies vorausgeschickt, mit und bei denen war es so schön wie immer und ich danke auch ganz recht herzlich für alles. Meine Kritik gilt allein den Rahmenbedingungen.

Was ist das denn für ein Hoch-(dass ich nicht lache)-Sommer, in dem man sich, nunmehr bejackt und bestrumpft, doch aus dem herrlichen neugebauten luftigen (“mach zu, es zieht und regnet rein”) Wintergarten im steten dauerhaften Landregen lieber nach drin, “in’s Warme”, verzieht? Hmmm? Ein Hoch-(dass ich nicht lache)-Sommer, in dem das Orakel befragt werden muss, wann denn die beste Abfahrtszeit sei, um nicht in die dicksten möglichen Regengüsse zu geraten? Hmmm? Um dann vom Regenradar auch noch belogen zu werden und in einem halbdichten Wasservorhang durch frühlingsgrüne Landschaften schleicht und angesichts beige-grau-matter Stoppelfelder nicht einmal ein bißchen in Versuchung geführt wird, Stroh zu Gold zu spinnen? Hmmm? Nur der Mais, dem geht es offensichtlich saugut. Maisgut? Seit gestern sind die Stangen schon wieder weiter nach oben geschossen und die dichten Felder versperren die Sicht auf alles. Wobei, eigentlich ist das wurscht, weil die schweren Wolken eh so tief hängen.

Manno! Ich weiß, Klimawandel und woanders ist es so heiß, dass spontan Wälder brennen und alles. Aber mir regnet es hier in die Sandalen und ich mag das nicht. Sing, Rudi, sing!*

* Und ihr, junge Menschen, fragt die Oma. Die versteht die Referenz.

Nichts geht mehr

In Landshut teilen sich die Heilpraktikerschule und eine Spielbank das Gebäude. Bitte, bitte, lieber Gott, lass sie das Roulette mit Globuli betreiben. Bitte.

Neulich, beim Kunst anschauen

Ein kulturell aufgeschlossenes Paar steht vor einem Epitaph (Grabmal) und die Dame informiert den Herrn, dass sie sich an “Bondl Krama” erinnert fühle.

Seitdem geht mir die Szene nicht mehr aus dem Kopf, wie sich der Tod bei seinem nächsten Kunden mit den Worten: “Mein Name ist Bondl. Bondl Krama.” vorstellt.

Is ja gut

Wer immer diesen Sommer beim Leihwagenunternehmer für die Werbung zuständig ist, möge sich beruhigen und erst einmal eine schöne lange kalte Dusche nehmen. Ommm.