Der Ruf der Natur

Ich leide. Unter Empty-Nest-Syndrom. Ja, sicher, sagen die einschlägigen Frauenfachzeitschriften, irgendwann kummen alle no dran. Aber ich? Jetzt? Als Mitsechzigern, die es bisher erfolgreich geschafft hat, keine eigenen Kinder zu haben? Ja. Ich.

In kurz: Weil Tauben.

In länger: Ein Taubenpaar aus der Nachbarschaft hat meinen alten Brotkasten, der wegen noch unbestimmter Wiederverwendung auf meinem Balkon ausgelagert war, als ideale Heimstatt für seine zukünftige Brut auserkoren. Guruh, guruh. Das macht mich zum Co-Empty-Nester und zu meiner Hauptbeschäftigung, dass ich ständig meine Innentätigkeit unterbreche und draußen mein Revier verteidige.

Ihr Taubschaften, der Brotkasten ist fort und euch steht ein ganzer Innenhof mit großem Baumbestand zur Verfügung. Das sollte doch reichen. Nicht? Guruh, guruh. Moment, muss kurz raus und in die Hände klatschen.

Schon ewig nicht mehr im Kino: “Blazing Saddles” (1974)

So, wie er in “Young Frankenstein” das Horror-Genre der Dreißiger dekonstruiert und in komisch wieder zusammengesetzt hat, führt Mel Brooks in “Blazing Saddles” das Western-Cowboy-Genre der Fünfziger und Sechziger vor und teilt insbesondere gegen den Rassismus dieser Zeit aus. Denn als die Meldung eintrifft “Sheriff murdered! People stampeded and cattle raped.” teilt er dem weißen Städtchen Rock Ridge, das von bösen Spekulanten (Eisenbahnbau) ausgelöscht zu werden droht, einen Schwarzen (ganz toll: Cleavon Little) als neue Ordnungsmacht zu sowie Gene Wilder als im wesentlichen stummen Sidekick. (Hatte wohl keine Lust, Text zu lernen.)

Dann nimmt alles seinen Brook’schen Lauf, jede Standardsituation wird auf links gedreht und originell exzentrisch wieder in die Handlung eingebaut, das Timing ist perfekt, ha ha ha ha.

Aber ich merke schon, man kann Brooks nur in kleinen Dosen genießen. Ich mache erst mal ein Päuschen. Trotzdem, wenn’s einem den Abend sowieso schon verregnet hat, kann man Blazing Saddles gut anschauen.