Numero uno

Der kleine Mitreisende im Aufzug wird mit Hilfe der Stockwerksknöpfe in den Zahlen unterwiesen. Seine Aufmerksamkeit erlischt aber rasch, als er zu der Erkenntnis gelangt: “Mama, wir leben Nr. 1”. Das erzählt er mir auch noch flugs und dann muss er schon aussteigen.

Wahrscheinlich wird man ihm irgendwann in ein Zeugnis schreiben, dass er sich ohne Ablenkungen auf das Wesentliche konzentriert…

Für umme auf YouTube: “Jerry Cotton | Kompletter Film”

Im Rahmen der megalomanen Werbekampagne für “Das Kanu des Manitu” schlug YouTube diesen Film vor und weil ich mein Buch schon aus hatte und noch nicht so recht bettreif war, dachte ich “Warum nicht?”. Nachdem ich ungefähr die Hälfte durchgestanden habe (und das war schon tapfer) kann ich berichten, dass die Frage hätte lauten müssen: “Warum nur?”.

Meine Fresse! Ich vermute, es soll eine Parodie auf die G-Men-Filme der Fünfziger/Sechziger sein. Ist aber eine bis in die letzte Pointe billigst vorhersehbar unlustige Produktion. Jede Figur platt und eindimensional und einfach nicht komisch. Die Besetzung ein Querschnitt durch das deutschen Staraufgebot der Zehnerjahre. Christian Tramitz, gute Anzugfigur, markantes Kinn, Jaguar-E-Type-Fahrer und seine Partner Smith & Wesson (hahaha) als permanent über sich selbst hinauswachsenden FBI-Mann. Christian Ulmen als dumm-schusseliger pummeliger Nepobaby-Sidekick und ja, natürlich, Moritz Bleibtreu (wer denn sonst?) als schurkischer Schurke Sammy Serrano (“Wie der Schinken?” – “Ja!”, hahaha), Heino Ferch als schurkischer anderer Schurke mit der schlechtesten Version eines angelernten schwäbischen Dialekts, die ich je gehört habe sowie Tarrach, Knaup, Kaufmann u. v. a., die man aus dem Fernseher kennt. Aaarrgghh. Vornamen wie in einem typischen deutschen DAX-Vorstand.

Mädchen? Doch, Mädchen durften auch mitspielen. Monica Cruz als fatale Frau (das ist beim Niveau dieses Films die korrekte Übersetzung für “femme fatale”) und Christiane Paul (da waren es dann drei “Christian/es”) als eiskalte Scully mit roter mittellanger Bob-Perücke. Schrecklitsch! Was müssen die Macher Spaß gehabt haben, uralte sexistische Gags breitzutreten (wir dürfen das, es ist eine Parodihie), das war ja damals nicht mehr so angesagt wie heute, wo das wieder zur Normalität wird.

Mann, what an utter shyte! Zusatzaufreger: YouTube unterbricht alle Nase lang mit Werbung. Nein, diese Version von “Jerry Cotton” muss man gar nicht erst einschalten, und – viel schlimmer – man hätte es sich eigentlich denken können…