Playlist oder Alle Jahre wieder

Die Gospelchor meiner Freundin Annette wird jetzt in der Vorweihnachtszeit ständig gebucht. Sie singen auf Weihnachtsmärkten, in Kirchen, in Gemeindehäusern und in der Therme Erding. Der gestrige Auftritt im Nacktbadebereich (der Chor in vollem Wichs, schwarze Anzüge und rote Schals, das Publikum nicht) hat uns dazu animiert, die Auswahl der zu singenden Lieder für mögliche weitere Einsätze in Saunen und Badehäusern zu modifizieren. Statt “I will follow him” und “Rudolf the red-nosed Reindeer” empfehlen wir:

  1. Süßer die Glocken nie klingen
  2. Morgen, Kinder, wird’s was geben (je nach Aktualität des Impfschutzes der Beteiligten)
  3. Kling, Glöckchen, klingelingeling

Als Zugabe kann “Oh Happy Day” bleiben oder, falls sprachliche Konsistenz gewünscht wird, “Laßt uns froh und munter sein”.

Dem Vernehmen nach stehen die FKK-Jünger/innen geduldig in langen Schlangen an, um Förmchen in Teig zu drücken und ihre eigenen maximal 4 (vier!) Ausstecherle im Kreise Gleichgesinnter zu backen. Wenn’s denn der Ankunft des HErrn dient…

Aber ganz im Ernst, es ist an der Zeit: O Heiland, reiß die Himmel auf!

PS: ich weiß jetzt auch nicht, warum mir dieses traditionelle amerikanische Weihnachtslied beim Schreiben dieses blogposts wieder eingefallen ist: http://bit.ly/1TOiQEP

Trittfest

Ich muß zu meinem großen Bedauern feststellen, daß die amerikanischen Einpacker eine furchtbare Kindheit mit schwer traumatischen Erfahrungen in amerikanischen Wäldern gehabt haben müssen und zu Baumhassern herangewachsen sind. Die Mengen Totesholzpackpapier, die die in die Kartons gestopft haben, dürfte große Landstriche als gerodete Wüsten zurückgelassen haben. Und ich hab jetzt den Dreck, will sagen Papierfluten! Und mit Fluten meine ich mindestens Sintfluten. Im Plural.

Einen von vier hauseigenen Papiercontainern habe ich alleine vollgekriegt, dann hat mich das schlechte Gewissen geplagt und seitdem horte ich das Zeug beutelweise auf dem Balkon (ca. ein Drittel der Fläche ist bereits bedeckt). Seit heute stampfe ich lagenweise Papier in riesigen Ikea-Einkaufstaschen flach und flacher und danke Ingvar K. sowie außerdem meinen Genen, daß ich von Anorexie verschont geblieben bin.

Die Idee mit der Flachtreterei kam mir gestern Nacht. Ob Bacchus mir die eingeben hat, weil ich ihn in letzter Zeit mit viel Wein viel geehrt habe? Dann: herzlichen Dank, du guter Gott.

Putzmamsell

Meinen amerikanischen Staubsauger hatte ich wg. Deutschspannungsunverträglichkeit*, komplett mit einem Zweijahresvorrat an Beutel und Filtern, in die treuen Hände meines lieben Nachbarn Sam gegeben (mit dem sicheren Wissen übrigens, daß der ihn mehr nutzen wird, als ich das je getan habe). Der neue war schon ausgesucht, jedoch hatte mein sonst so lieferfreudiger Kumpel Jeff Bezos Nachschubprobleme. Weil aber der Mensch nicht umziehen kann, ohne zwischendrin zu wischen und zu saugen, habe ich mich doch sehr gefreut, als ich in den Untiefen des riesigen Vormieterablösekleiderschranks einen Staubsauger, komplett mit einem Zweijahresvorrat an Beutel und Filtern vorfand, um so mehr, als ein Zettelchen mich wissen lies, dies sei ein kleines Geschenk an die reizende Nachmieterin. Nimm dies, Staub, garstiger!

Wenn das so weitergeht, fange ich demnächst an, an ausgleichende Gerechtigkeit zu glauben.

 

* Was mich geritten hat, anzunehmen, daß Stehlampen den Spannungswechsel leichter wegstecken als ein Staubsauger, verstehe, wer will. Ich habe nun zweien dabei zugesehen, wie sie mit einem kleinen Adapter frisch in die Steckdose eingesteckt erst ein bißchen qualmen und dann mit einem leisen “Puff” ihr Leben aushauchen und sie beide sowie eine dritte vorhin entsorgt. Letztere, ohne sie überhaupt je an deutschem Strom leiden zu lassen.

Der Sonne so nah

Als der Vormieter mir vorschwärmte, man habe in dieser Wohnung praktisch den ganzen Tag Tageslicht und ich müsse deshalb zum Schutz vor der starken Sonneneinstrahlung unbedingt die gefütterten Vorhänge übernehmen, da habe ich noch gedacht, “red’ du nur, soo wild wird es auch nicht sein”.

Hob i mi deischt. Es ist hier oben bei zwei weit geöffneten Balkontüren so knackwarm, daß ich jetzt zum Räumen in was Bequemes mit kurzen Ärmeln wechseln mußte. Und das bissel Wäsche, das ich probehalber mal draußen aufgehängt hatte, ist auch schon fast trocken.

Hach!

Alles meins

Meine Matratze. Meine Riesen-schlaf-tief-und-fest-wie-eine-Mumie-Bettdecke. Meine Töpfe und Pfannen und selber kochen. Mit meinem ersten Gast zu Abend essen (und trinken!). Daß aus demselben “Pots and Pans”-Karton auch drei Müslischüsselchen aufgetaucht sind, ist wohl der vorausschauenden Weisheit der amerikanischen Möbelpacker zu verdanken, Teller gibts nämlich bis jetzt nirgends. Aber ich habe ja heute den ganzen Tag, um weiter Schätze aus meinen Kisten zu heben.

Weil Waschmaschina, die Göttin für reine Wäsche, mir gunstvoll gesonnen war, ist ausgerechnet mein Klammerbeutel (!) schon einem Karton entsprungen; Edeka, Schwippcousin des Merkur und Händler für alles, hat mir vorhin Waschmittel verkauft und nun kann ich mich zu meiner ersten Tour in den Bauch des Wohnkolosses aufmachen, zwecks Findung und Nutzung des Waschkellers.

Wieder ein Schrittchen auf dem Weg in die Normalität.

Homeward bound

Im Büro kommt eine Möbellieferung an und die Aufbaumänner stellen fest, daß sie nur linke Tischbeine mitgebracht haben und beordern telefonisch den Azubi, die korrekten rechten Beine “sofortestens” herbeizuschaffen. Befragt, wie lange das wohl dauern werde, heißt es, “bis Mittag wird er wohl kommen”. Sage ich: “Super, denn da wollte ich auch spätestens heimgehen”.

“Heimgehen” sagen und eines haben. Fühlt sich saugut an.

Arbeitsumfeld

Was ich beruflich so mache? Ich habe seit neuestem mit Menschen zu tun, die solche Worte im Munde führen…

Arbeitsumfeld

Merry Christmas from America

Dies schrieb heute die amerikanische Hausverwaltung:

HOLIDAY DECORATIONS: SAFETY & STAYING GREEN

Safety First!

For those tenants who wish to decorate their suites with Holiday trees or wreath, please review the following requirements:

  • All trees must be wrapped in plastic until you arrive to your suite.
  • The use of candles is strictly forbidden.
  • Please do not affix or attach anything to sprinkler heads.
  • Turn off all Holiday tree lights when you leave at the end of each day.
  • Trees and wreaths shall be treated and maintained in a flame-retardant condition, tagged, and certified.  Trees and wreaths shall be maintained so that they will not support combustion.
  • Application of the flame retardant must be done by a certified applicator.  All flame retardant applicators shall be registered with the State Fire Marshall.
  • All Christmas trees shall be kept and maintained in such a manner that the butt or bottom of the trunk is immersed in at least two (2) inches of water at all times.  Immediately prior to such immersion, the trunk shall be cut off at least one (1) inch above the original cut.
  • No combustible materials shall be placed on, under, or within four (4) feet of the maximum horizontal projection of any Christmas tree.
  • No Christmas tree or decorations shall be displayed in such a manner as to impede or encumber any means of egress.
  • No Christmas tree shall be displayed for a period of more than thirty (30) days after the date of the flame-retardant application.
  • Electrical decorations on trees and wreaths shall be UL Listed devices.

 

In kurz: und wenn auch nur ein (1) Lichtlein brennt, dann pennst du Weihnachten im Knast.

God bless America!

Import

Bis dato drei Ameisenleichen ausgepackt. Komischerweise bringt mich der Anblick dazu, mein Häuschen sehr schmerzlich zu vermissen.

Übernommen

Ha! Gerade noch rechtzeitig haben meine fleißige Umzugscrew und ich den Halsabschneidern von der Einlagerungsfirma meinen Hausstand entrissen und ihn kurz ums Ecke gefahren (weil ich weise vorausschauend meinen Krempel in Forstenried untergestellt hatte und da ist es bis Hadern nicht weit) und ausgeladen, wobei meine Schleppmänner böse über die Verpackungsorgien ihrer amerikanischen Kollegen schimpfen mußten. Sie hatten aber auch recht: wir haben Berge von leeren Klebestreifenrollen gefunden und ca. einen Hektar Wald in Einwickelpapier entsorgt.

Bett steht, Sofa, Tisch und Stühle auch, jetzt muß ich bloß noch die Inhalte der Kartons auf Schränke und Regale verteilen… (mei leichteste Übung, ich habe das Gefühl, das mache ich eh ständig). Damit ich in der Küche schnell vorankomme, habe ich mir für Freitagabend einen Gast zum Essen geladen und für Sonntag noch viel mehr.

Angekommen. Gutes Gefühl!