E-Mail Betreff: “Sabine, We Want You Back!”

“Jetzt”, denk ich, “jetzt kämen sie daher, die Homeland-Securer, jetzt, wo ich einen neuen Job und eine neue Wohnung habe und täten mich wiederhaben wollen. Phhh!” Wie ich die e-mail dann gründlicher anschaue, ist es doch nur das TIME Magazine, das mir ein geradezu unglaubliches Angebot macht, um mein Abonnement zu verlängern. Nein, tut mir leid. We are done. Wenn ich nochmal kommen sollte, dann allenfalls als Touristin und dann kauf ich mir vielleicht das gerade aktuelle Heft.

Ihr hattet eure Chance.

Wollen Sie diesen Suchauftrag abbestellen?

Ich: “Ja, ich will!”

Da Compjutah: “Wirklich? Also, ganz in echt?”

Ich: “Ja, du elektronischer Depp, ich will. Wirklich ganz in echt. Ich habe eine Wohnung gefunden! Endlich!” Und jetzt müssen deine fleißigen Algorithmen nicht mehr für mich durch Datenbanken wandern und das ohnehin schon begrenzte Wohnangebot mit meinen Suchkriterien abgleichen.

Und? Wie ist sie, meine neue Wohnung?

Tja, das ist eine längere Geschichte, die ich richtig gerne erzählen will. Die regelmäßigeren Leser unter euch erinnern sich sicher noch an meine Begeisterung, als ich vor gut drei Wochen MEINE Wohnung gefunden und es auf die Wohungsinteressentenvormerkliste geschafft hatte (s. https://flockblog.de/?p=28914) – und an meine Enttäuschung, als ich kurz darauf eine Absage kassierte. Und wie ich dann unverdrossen weiter durch die Ebenen und Höhen irrte, den Sirenen (“Unterschreiben’S einfach hier meinen Maklervertrag und Sie werden’S sehen, wie die schönen und bezahlbaren Wohnungen wie die Pilze aus dem Boden sprießen”) widerstand und Zyklopen (“So wie ich das sehe, biete ich Ihnen hier eine bildhübsche Wohnung an”) trotzte und sogar knapp dem Hades entrinnen konnte. Bloß eine Wohnung, die ich so gerne mochte wie MEINE, die wollte sich nicht finden lassen. (Es wird nicht leichter, wenn man die Folgeangebote an der Idealwohnung mißt…)

Aus gutem Grund. MEINE Wohnung ist jetzt nämlich doch meine geworden. Der Mensch auf Platz 1 der Wohungsinteressentenvormerkliste ist diese Woche kurzfristig und überraschend vom Mietvertrag zurückgetreten, mein zukünftiger Vormieter hat mir umgehend Bescheid gegeben, ich habe ebenso umgehend die Hausverwaltung bezirzt, aber so dermaßen, daß sich Medeas Tante jetzt ganz schön warm anziehen kann, und hatte keine 24 Stunden später die Zusage, daß ich am 16. Dezember einziehen kann. Weil aber Calendrata, die Göttin für Terminänderungen, ihre schützende Hand über mich hält, hat sich der Vormieter in spe noch einmal umbesonnen und die Wohnung ist schon zum 1. Dezember frei.

Hach! Noch 10 Tage bis zum eigenen Herd. Und das im Wortsinne, die Küche samt Herd gehört nämlich zu den Dingen, die ich ablösen werde – so wie schon aufgehängte Lampen und aufgebaute Schränke. Doppel-Hach!

Sehr vorfreu!

Noch ein Lob für die Münchener Verkehrsbetriebe

Eine Rolltreppe ist ein Personenbeförderungsmittel zur Überwindung einer Höhendistanz, bei dem sich bewegende Metallsegmente Treppenstufen bilden. Eine besondere Ausführung sind Rolltreppen mit wechselnder Fahrtrichtung. Die Fahrtrichtung ist dabei nicht wie sonst immer gleich bleibend und mit Aufklebern gekennzeichnet, sondern wird durch Statusanzeigen an den beiden Enden angezeigt, die die jeweils aktuelle Fahrtrichtung angeben.

Und was habe ich mich bei dem Hin und Her und Auf und Ab auf der Suche nach einem neuen Domizil in den verschiedensten und entlegensten Ecken Münchens über die letzeren gefreut. Wo ich doch jetzt Knie habe!

Dem Amerikaner, außer er käme aus Las Vegas, sind ja schon Rolltreppen an sich nicht geheuer (der gemeine New Yorker zum Beispiel schleppt sich noch heute über ganz reguläre Treppen aus dem Underground), wenn sie dann auch noch die Laufrichtung ändern, dann wittert er Teufelswerk und steht mit der Fackel bei Fuß.

Gell, Toni?

Für Patrick S.

Werte werktätige Bevölkerung,

die ihr mit mir, ebenfalls werktätig, zu frühen werktätigen Stunden S-Bahn-Abteile füllt und teilt, laßt euch gesagt sein: weniger ist mehr! Viel mehr. Lest es nach, die Genfer Konvention verbietet biologische und chemische Kriegsführung und meine Schleimhäute und mein inzwischen höchst empfindsamer Schädel wären euch zu Dank verpflichtet, wenn ihr euch erst nach der S-Bahn-Fahrt mit Düften aller Art besprühen tätet.

Hochachtungsvoll und stets die Eure,

Migränina

Wir lieben die Stürme

Warum, werte Meteorologen, nennt ihr ein Sturmtief eigentlich ausgerechnet “Heini”? Das ist doch gemein, so einem traut man doch allenfalls ein bißchen Blätteraufwirbeln zu oder höchstens ein zugeschlagenes Fenster. Aber doch nicht Orkanböen. Habt ihr euch auch gedacht? Ja? Und das nächste “Iwan” genannt? Nach dem ehemaligen Großprinzen von Moskau? Gut gemacht, Meteorologen, so heißen echte Stürme.

Iwan wußte, was er seinem Namen schuldig ist und hat denn auch gleich einen Baum auf die Gleise der S7 geschmissen. Schon zum Rechthaben. On second thought: vielleicht ist so ein Windheini doch gar nicht so übel… Zumindest für den ÖPNV.

Überraschung!

Sagt die Maklerin: “Nein, ein Licht haben wir nicht in der Wohnung, die wir gerade nach 18:00 Uhr abends einem Rudel Menschen herzeigen. Sie haben doch bestimmt alle so ein modernes Handy mit einer Taschenlampe?” Hab ich, haben die anderen auch, hätts aber gar nicht gebraucht – es war auch im Dunkeln ganz einfach, sich gegen die bisherige Dienstwohnung der Spüler, Küchenhelfer und Köche der beliebten und gut gefüllten Kneipe direkt drunter zu entscheiden. Einmal olfaktorisch, waren doch die Schleimhäute schon Sekunden nach dem Eintreten in den Dunstkreis der Wohnung dick belegt mit der unheiligen Gemengelage aus altem Frittenfett und Odeur du wasserundseifefeindlichem Homme – und dann noch einmal haptisch. Ich Depp habe einen der Küchenschränke angefaßt, um ihn zu öffnen. Die Tür ging aber partout nicht auf, womit bewiesen wäre, daß Schmutzfilm besser klebt als gemeiner Sekundenkleber. Waaarrrghhh! Der Dreck werde überstrichen und die Küche, ließ die Maklerin huldvoll vernehmen, bleibe drin und gehe damit in den Besitz des Mieters über.

Samt, wie ich anmerken möchte, der allfälligen Entsorgungskosten für dieses Dreckgebilde. Als Sondermüll. Geh mir weg mit diesem Loch!

Vom Geben und Nehmen

Weil ich ja schon wußte, daß mir viel Fahrzeit in wenig fahrplantreuen öffentlichen Verkehrsmitteln bevorsteht (ja, du bist gemeint, S7, brauchst dich gar nicht zu verstecken!), habe ich vor ein paar Wochen bei einer Remittendenbox bei einem Lebensmittelhändler zugeschlagen (man nimmt’s, woher man’s kriegen kann) und mir eine Tüte voll möglichst dicker Bücher ausgesucht. Vieles ist Schnelldurchlesefutter, weder richtig gut noch richtig schlecht, die kommen auf den Hausstapel für alle. Bei einigen wenigen stellte sich heraus, daß noch das beste der Klappentext ist (pars pro toto: Jean-Christophe Grangé: Im Wald der stummen Schreie). Solche Machwerke setze ich umgehend in der S-Bahn aus. Den sehr wenigen Glückstreffern werde ich einen gesonderten Blogpost widmen, das haben sie verdient.

Gestern war es soweit. Ich mußte auf dem Weg in die Stadt schon mit dem letzten Buch aus meinem 14-Edeka-Bücher-Vorrat anfangen (danke, du Dreck-S7!) und habe, weil das mit der Fahrerei ja erst mal nicht aufzuhören scheint, die ersten Gedanken über die Beschaffung von Nachschub gedacht. Und wie ich gerade mit dem Remittenden-Eschbach, einem starken Kaffee und einem Zigarettle vor einem Café im Westend an Frischluft und Sonne gegen den Verwesungsgestank räuchere, kommt da ein junger Mann daher. Mit einem Bollerwagen voller Bücher. Und lädt mich ein, mir zu nehmen, was ich möchte; er mache nämlich Wohnungsauflösungen und “Biacha gengan imma schlecht weg und dann scheng i’s liaba her”.

Ich beuge mich tief über das Wagerl und inhaliere erst einmal tief, bevor ich irgendwas berühre. Mir steigt nichts in die Nase außer dem beruhigenden Geruch abgestandener Bücher. Gut, dann kann ich mal durchblättern. Hmmm. Hera Lind, Utta Dannella und andere Autorinnen, die ich nicht kenne, wo aber auf allen Schutzumschlägen vom Winde verwehte junge Heldinnen errötend an schon ergraute Heldenbrüste in weißen, mangelhaft geknöpften Hemden sinken. Naaahhh, das ist jetzt nicht so meins. Aber trotzdem danke!

Da schaut er mich an, der junge Mann, hebt seinen schweren Rucksack vom Buckel, nestelt darin herum und präsentiert mir eine wunderschöne Klett-Cotta-Kassette mit Tolkiens “Verschollenen Geschichten” und dem “Silmarillion”. “Do, konnst hom. Dös baßt besser zu dir.” Stimmt. “Das Silmarillion” wollte ich schon ewig wiederlesen und die anderen kenne ich noch nicht einmal. Danke vielmals! Der junge Mann will keinen Dank. Er bollert zum Nebentisch weiter und setzt seine Mission fort. So ein guter Entrümpler!

Danke übrigens auch an Apollo, daß du mich erhört und mir deinen Bücherboten geschickt hast! Könnte ich das womöglich für meine Rest-S7-Leidenszeit im ca. zweiwöchentlichen Abo haben? Bitte?

Wintervorhersage aka “Winter is coming”

Heute geht so ein seltsamer Wind, der mir zuzuraunen scheint, daß sich das mit dem ungewöhnlich warmen und trockenen November demnächst haben wird und der Winter sich nicht mehr vermeiden läßt.

Ooochh, komm, a bissele noch? Hmmm?

In vollen Zügen

Mir sagt ja immer keiner was, denn irgendwer hat ganz offensichtlich die ‘Festspiele der Darstellenden Künste’ in der S-Bahn ausgerufen. Heute früh, das heißt, an einem Samstagmorgen, wo ich viel zu früh raus muß, wegen eines Wohnungsbesichtigungstermins, der der Maklerin konveniert, aber nicht mir, steigen in Wächterhof (doch, das ist eine S-Bahn-Station und keinesfalls, wie man vermuten könnte, ein Level eines MMO) zwei Damen ein, stellen sich mittig im Abteil auf, stimmen die “Ode an die Freude” an und setzen alles daran, die knappe Handvoll morgenmuffliger Mitreisender zum Mitsingen zu animieren. Frühmorgens fröhlich Weisen schmettern – sonst noch was?

Irgendwann ist wirklich genug. Bei “Morning has broken” bin ich ausgestiegen.