Übergeben

Mahann, das daauuuert vielleicht, bis so eine Wohnung übergeben ist. Vor allem, wenn es der Mietvertrag immer noch nicht bis zum Nachmieter geschafft hat. Dann hat der Hausmeister berechtigte Bedenken, die Schlüssel der fremden Frau zu übergeben, die zwar die Kaution gezahlt hat, aber immer noch keine anderen Belege vorweisen kann (nach dem guten alten “Da-könnte-ja-jeder-kommen-Prinzip”). Er läßt sich aber schließlich doch erweichen, es mag geholfen haben, daß ich der Hausverwaltung gestern Nacht noch eine rechte Brandmail geschickt hatte.

Ich spare mir und euch jetzt die Details 15-seitiger Übergabeprotokolle (für jeden von beiden, Vor- und Nachmieter) und die Details der gemeinsamen Schadensaufnahme (Vormieter: “Ich wars nicht”, Nachmieter: “Ich erst recht nicht”); sowas dauert heutzutage knapp 3 (in Worten: drei) Stunden und dann hat die Nachmieterin endlich die Schlüssel und die Wohnung und es insgesamt etwas satt, was aber auch an ungefrühstückt und Hungerhaben gelegen haben könnte.

Wurscht. Alles gut. Ich kaufe jetzt noch das nötigste an Putzmitteln und -lumpen sowie einen Schrubber und dann überlasse ich die zum Zwecke stiller Beschäftigung sich selbst. Was wird das morgen früh funkeln und blitzen.

Mein bißchen Hausstand

Was hier im Gasthaushalt mit mir eingezogen oder zugekauft worden war, also eigentlich nur Kleidung und Bücher, habe ich eben eingepackt; die Koffer und Taschen ziehen per Privattransport demnächst mit in die neue Wohnung. Worauf ich mich mit am meisten freue? Mal wieder andere Sachen anzuziehen. Ich kann die kleine Auswahl, die sich außentemperaturbedingt noch mehr verdichtet hatte, inzwischen nicht mehr sehen.

Und ich freue mich natürlich aufs Wiederalleinewohnen. Bin gespannt, ab wann ich den Familienanschluß vermissen werde…

Abfent

So, gestern mit dem Gastfamilienkinde Lebkuchen gebacken, heute der Hausfrau dabei zugesehen, wie sie die Zeitung am 1. Lichtlein abfackelt. Von mir aus langt das jetzt mit Weihnachten

Aus dem Vokabelheft

Was dem gemeinen Asterix-Leser schon von klein auf als Danaergeschenk (s. u.) bekannt ist,

Danaergeschenk

verallgemeinert der mit den europäischen Stämmen offensichtlich nicht über die Maßen vertraute Native Englischsprecher zum Greek gift.

Lizenz zum Mieten

Ich will es jetzt einmal für ein gutes Omen halten, daß in meiner Mieternummer gleich zwei Mal die Zahlenfolge “007” enthalten ist, denn bis dato kann ich meinem Vermieter eigentlich nur ein ganz besonderes Talent zum Knüppel zwischen die Beine* werfen attestieren. Den Mietvertrag? Habe ich bis heute noch nicht, warum auch? Weil zum Beispiel der wohnungs- und schlüsselübergebende Hausmeister auf einem schriftlichen Einzahlungsnachweis für die Kaution besteht? “Kein Problem”, sagt der Verwaltungsangestellte, “die Kontonummer steht in den Vertragsunterlagen.” “Die”, sage ich, mühevoll die wachsende Panik und Ungeduld in meiner Stimme unterdrückend, “ich immer noch nicht bekommen habe.” E-mail? Fax? Reitender Bote? Irgendeine andere Zustellart als Schneckenpost? “Nein”, sagt der Verwaltungsangestellte, “machen wir nicht” in diesem Das-haben-wir-immer-schon-so-und-nicht-anders-gemacht-da-könnte-ja-jeder-kommen-Ton, der bei mir einen Beißreflex auslöst. Nach zwei Tagen mit zunehmend hektischeren Telefonaten habe ich ihn soweit, daß er mir immerhin die Nummer des Kautionskontos per e-mail schickt. Bravo! Das macht ihn zum klaren Anwärter für den Titel “Verwaltungsangestellter 2.0” und mich zum schnellsten Kautionsüberweiser ever.

Gut, das hätten wir geregelt, meine Chancen, am 1. Dezember den Hausschlüssel zu bekommen, sind soeben sehr stark gestiegen. Das ist hilfreich. Nicht zuletzt deswegen, weil die Lagermenschen, die auf meine Möbel aufpassen, im Kleingedruckten ihres Vertrags versteckt hatten, daß, wenn ich meinen Hausrat nicht spätestens am 3. Dezember von ihnen weghole, jeder weitere angefangene Tag wie ein Monat zählt und somit auch eine weitere Monatsgebühr, im Voraus und nicht erstattbar, erhoben wird. Interessante Zeitrechnung, to say the least. Und auch, weil die einzige Umzugscrew, die in der Adventszeit noch aufzutreiben war, nur am 2. Dezember vormittags Zeit hat.

Durchatmen. Dieser Teil scheint geregelt. Was noch? Mein Vormieter ist wankelmütig. Will sein Bett, das bis dahin hoch oben auf der Ablöseliste stand, doch mitnehmen. Oder nicht. Oder doch. Oder bis zum 15. in der Wohnung lassen und dann holen. Oder doch mir verkaufen. Nachdem sich diese Entscheidungsunfreudigkeit über eine Woche hingezogen hatte, habe ich heute eine klare Ansage eingefordert. Letzter Stand: sein Bett bleibt sein Bett bleibt sein Bett. Gut, daß ich mein rotes Futon eingepackt habe. Das Futon war vor seiner Karriere als Gästebett in San Bruno schon mal mein Aushilfsbett, das kann es wieder sein. Haben wir auch dieses Problem gelöst, wiewohl mir das coole (und bereits fix und fertig aufgebaute) Vormieterbett doch sehr ins Auge gestochen hätte. Ich bin noch dabei mir einzureden, daß das bestimmt bedeutet, daß da draußen in den fernen Möbelwelten eine viiiieeel bessere und schönere Schlafstatt auf mich wartet. Bestimmt.

Nächster Punkt: ich brauche Strom. Und Internet. Und einen Staubsauger.

Anruf bei den Stadtwerken: “Ich möchte bitte Strom von Ihnen.” “Ja, welchen Strom hätten’S denn gern?” “Ja, hmm, weiß nicht…” (Kann ich denn ahnen, daß, kaum ist man ein paar Jahre außer Landes, die SWM vier verschiedene Stromsorten erfinden?) “Kann ich mir das nochmal überlegen?” “Kein Problem” sei das, befindet die freundliche Dame am Telefon, man lasse üblicherweise die Leitungen offen und stoppe die Stromzufuhr erst, wenn man über eine ganze Weile Verbrauch beobachte, ohne daß sich jemand dafür verantwortlich und zahlungswillig zeige. Das ist schon nett hier; amerikanische Energieversorger kennen da nix, die stellen nach dem Motto “Kein Geld? Licht aus!” auf die Stunde genau ab.

Internet bestellen ist komplizierter. Mit Kabelfernsehen? Ohne? Mit bis zu 10 Telefonanschlüssen? Warum? Oder säckeweise Filmen und Serien aus der hauseigenen Datenbank? Welche down-, up- und wo wir gerade dabei sind, side- und ums-Eck-load-Geschwindigkeit braucht der Mensch? Als Nicht-Gamer, aber Doch-Streamer? Wie lange dauert es, bis mein Smartphone explodiert, wenn es als Hotspot benutzt wird und wann streikt der Mobilfunkanbieter in diesem Fall? Es isch ned oifach in dera digitala Weld…

Ich brauche schon gar nicht mehr alle Finger an einer Hand zum Abzählen, wann es endlich losgeht mit der Umzieher- und Auspackerei und dann bleibt nur noch wieder eine Grundausstattung an Lebensmitteln und Gewürzen zu besorgen und nach und nach zu ersetzen, was ich nun schon zum 2. Mal wegen falscher Spannung verschenkt habe (Staubi zuerst!) und schon wohne ich wieder. Hach!

 

* Im Angelsächsischen geht man für dieses Idiom nicht mehr zu Fuß, da heißt es “to put a spoke in sb.’s wheel”.

Unwort des Tages II

Im Rennen um das Unwort des Tages ist ein Kandidat verspätet ins Rennen eingestiegen und hoooolt auf! Un-glaub-lich! Was für ein Finish! Kopf an Kopf rasen Graupelschauer und Schneeregen auf die Ziellinie zu – uhund? Es wird gemessen und gewogen und die Torkamera befragt – tatsächlich: ein ganz klares Unentschieden.

Brrrhhh.

Unwort des Tages

Aus gegebenem Anlaß wählen wir heute den Begriff “Graupelschauer” mit dem Hinweis darauf, daß ich das englische Äquivalent “shower of sleet” extra nachschlagen mußte, weil ich das in den sieben Jahren Nordkalifornien nicht einmal gebraucht und also nicht gelernt habe.

Dankgebing

Kaum ist man wieder auf der anderen Seite des Atlantik, verblassen Erinnerungen, wie zum Beispiel die an den amerikanischen Ausnahmezustand Ende November. Hektisch überteuerte Reisen zur weit entfernten Familie buchen und sich dann mit Massen durch Flughäfen schieben, die gleichermaßen auf extrem verspätete Ab- (und spätestens am Sonntag auf Rück-) Flüge warten, Staus auf Highways, Grocery Shopping XXXL, weil manche Geschäfte womöglich (nur leicht) eingeschränkte Öffnungszeiten haben, einen Tag lang fressen fressen fressen, einen Black Friday lang extrem kaufen kaufen kaufen und dann Reste, Reste, Reste verwerten und wie jedes Jahr den Schwur ablegen, nie nie nie mehr einen Truthahn mit allen Nebengerichten zu braten und nie nie nie mehr ein Turkey-Sandwich zu essen und der Allejahrewiedergutvorsatz endlich endlich endlich eine Diät zu machen, damit man ins feine G’wand fürs Kaminfeuerbild für den Weihnachts-Bragging-Brief paßt und und und… Ein Streß, sag ich dir!

Ja, aber es war schon dort nicht meiner (außer als Beobachterin) und hier schon gleich drei Mal nicht. Es langt mir, daß mich jetzt alle mit digitalen Grußkarten zuschmeißen – unten die bisher tollste – und ich nix muß. Nicht fressen, nicht hungern, nicht kaufen. Bloß umziehen.

Thanksgiving 2015

Es schneielet, es beielet

Hoid amoi, Moooooment amoi!

Das war aber so nicht abgesprochen. Erstens sind meine neuen Winterschuhe noch nicht eingelaufen (und das dauert!) und zweitens ziehe ich demnächst um – da kann ich keinen Schnee gebrauchen. Sofort wegtauen und dann verschieben wir die Schneierei bitte erst mal, bis mindestens 2050 oder so.

Weißer Dreck

Außderdem laufen in meinem Kopf in einer Endlosschleife gerade alle Winterlieder, die ich je gehört habe und meistens enden die damit, daß jemand in einer Schneewehe erfriert oder im Eis einbricht und im kalten Fluß ersäuft.

Und nun alle:

Herr Winter
geh hinter,
der Frühling kommt bald!
Das Eis ist geschwommen,
die Blümlein sind kommen
und grün wird der Wald.

Herr Winter
geh hinter,
dein Reich ist vorbei.
Die Vögelein alle,
mit jubelndem Schalle,
verkünden den Mai!