Schloss Gripsholm

Auf der Liste der Dinge-die-ich-immer-schon-mal-tun-wollte steht schon seit Jahrzehnten ein Besuch in Schloß Gripsholm und anschließend dem Grab Kurt Tucholskys meine Referenz zu erweisen; seit Freitag kann ich beides als erledigt markieren.

Mariefred ist ein entzĂŒckendes StĂ€dtchen und sieht genauso aus, wie wir uns seit Michel und Karlsson und Pippi und Ronja schwedische KleinstĂ€dte vorstellen, mit Kopfsteinpflaster, Kirchlein, roten HolzhĂ€usern, Hafen und LakritzgeschĂ€ften*. Auch Gripsholm sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte, ein schönes rotes kugeliges Wehrschloß auf einem Halbinselchen und offensichtlich ein beliebtes Hintergrundmotiv fĂŒr Hochzeitsphotos. Ganz originelle Photographen lassen gerne einen mehrmeterlangen Brautschleier ĂŒber das GelĂ€nder der ZugbrĂŒcke flattern, denn damit ist sichergestellt, dass auf jeden Fall Touristen in praktisch-bunter Freizeitkleidung mit aufs Bild kommen. Außerdem scheint die schwedische Schlösser- und SchĂ€renverwaltung auch fĂŒr die Fitness von Schloßbesichtigern zustĂ€ndig sein: sie lassen sie die Treppen zum ersten Schloßstock hochklettern und verlangen dann Eintritt, auf dass man bei herrlichstem Sonnenschein und einer Softeismarina in Spuckweite eine Sammlung Alter-Schweden-PortrĂ€ts ansehe. Das will keiner, also drehen alle um und schwenken mehr oder minder gelenk ihre Beine ĂŒber das Seil, das Treppenauf- und -abgang trennt und steigen wieder hinab.

Tucholsky ruht, soweit man das von außen beurteilen kann, in Frieden unter einem großen Baum, unweit eines BlubberbĂ€chleins. Wenn nicht, dann gilt sein Grabspruch: “Alles VergĂ€ngliche ist nur ein Gleichnis”.

 

* Woher rĂŒhrt eigentlich die Leidenschaft der Schweden fĂŒr Lakritze, die soweit geht, dass sie sie sogar Schokolade oder Eis (Saltlakritsglass) beimischen?

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