Münchner Frühling

Odeonsplatz. Haltestelle der Museumslinie. Noch sechs Minuten bis zum nächsten Bus. In dieser Zeit 14 Cabrios gezählt sowie ein halbes Dutzend (6) Hoponhopoff-Busse oben ohne.

Und nur ganz wenige vereinzelte Passanten ohne dicke Sonnenbrillen auf der Nase.

Aus dem Vokabelheft

Als die Machenschaften von Eltern, die ihren Kindern die Zulassung zu Elite-Hochschulen kaufen, in den US-Medien genüßlich ausgewalzt wurden, wurden nebenher auch der Begriff “snowplow parenting” etabliert. Im Gegensatz zu den auch hierzulande bekannten Helikopter-Eltern, die omnipräsent über das Wohlergehen ihres Nachwuchses wachen, sind Schneepflugeltern noch ein schweres Gerät weiter und räumen jedes Hindernis ohne Rücksicht auf Verluste aus dem Weg.

Bin gespannt, was als nächstes kommt. Nukes?

Gelesen: Bijan Moini – “Der Würfel”

Wer von bösen Datenkraken zu schreiben hat, bedient sich anscheinend gerne in der Geometrie. Erst Dave Eggers mit seinem “Kreis” (s. https://flockblog.de/?p=26236), nun Moini mit einem “Würfel”. Und wieder gehts mir so ja. Hmmm. Nnnjaaaa.

Moini hat sich sehr viele Gedanken gemacht und sehr viel recherchiert und es gelingt ihm sehr schnell, seine Leserschaft in die neue Gesellschaft mitzunehmen, in der der “Pred-Score” (die Vorsehbarkeitsquote) die neue Währung ist. Je höher, desto höher auch das staatliche Grundeinkommen eines Bürgers und desto einfacher ein schönes Leben in Luxus, je niedriger, desto eben nicht. Das Buch beginnt in einer Zeit, als der Würfel (nach einem mit knapper Mehrheit gewonnenen Referendum) in Deutschland schon seit über acht Jahren Realität ist, und die Stimmung sich mehr und mehr gegen die wenigen noch verbliebenen “Offliner” richtet. Der Widerstand sieht eine letzte Chance, das Land in seinen ursprünglichen Zustand zurückzubringen und die Vorbereitungen dafür nutzt der Autor, die Gefahren einer Gesellschaft aus gläsernen Menschen zu schildern.

Das klingt alles recht gut und ist auch eine gute Idee, allein, mir ist das Lesen nicht leicht gefallen. Was wieder einmal daran liegt, dass der Verlag sich das Lektorat gespart hat und zum Beispiel durchgehen läßt, dass Moini Kopf- und Gehirnwäsche verwechselt (das Ergebnis ist naturgemäß komisch, aber halt unfreiwillig) oder Plurale bildet wie “die Streites” oder Sätze daherdichtet wie: “Sein Herz klopfte wie ein Specht gegen seinen Kehlkopf”. Ja, ich weiß, was mir der Autor damit sagen will. Aber er hats halt nicht geschrieben und dann ärgere ich mich, weil ich während des Lesens vom Deutschen ins  Deutsche übersetzen soll.

Noch einmal: das Thema ist wichtig und man kann sich gar nicht genug Gedanken über den Schutz seiner Privatsphäre machen und vielleicht ist es für den einen oder die andere hilfreich, Denkanstöße aus der Fiktion zu bekommen. Mir wäre ein Sachbuch lieber gewesen.

Scheiden tut weh

Als LinkedIn und ich noch jünger waren, waren wir beide auch noch ärmer dran. Linkedin an Reichweite, ich als Personalerin eines phasenweise mangelhaft finanzierten Start-ups im Silicon Valley an Mitteln fürs Recruiting neuer hoffnungsfroher Software-Entwickler. Da war es nicht zu verachten und quasi win/win, dass das so soziale Netzwerk im Gegenzug für meine paar Daten immer mal wieder Anwerbekampagnen im Gegenwert von sowieviel Dolares für fleißige Persobalbeschafferinnen verschenkte. Umsonst und kostenlos, huiui!

Wer hätte denn damals ahnen können, dass das virtuelle Restguthaben aus diesen Aktionen dazu führen würde, dass es sage und schreibe fast drei (davon zweieinhalb von meiner Seite eher läßlich betriebene) Jahre dauern würde, bis es endlich zu schaffen war, mein Konto bei denen zu löschen? Ich habe eine Unzahl von Premium Products Advisors und später noch fast zwei Hände voll LinkedIn Ads Specialists verschlissen, bis endlich heute (!) vom LinkedIn Marketing Solutions Team die Nachricht kam, man habe the issue resolved und ich könne nun den Account schließen, wenn ich das wirklich wolle. Ja, ich will. Noch vor dem Frühstück ist mein Profil gelöscht und nun ist das ganze Team bei LinkedIn ganz arg traurig.

weve closed your account

Vielleicht sollte ich eine Karriere als Scheidungsberaterin anstreben.

Winter is coming

Ich weiß nicht recht, wann es passiert ist, aber für mich hat Game of Thrones sein Haltbarkeitsdatum überschritten. Es ist mir inzwischen totwurscht, wer lebt, wer stirbt und wer grad mit wem schläft. Möge auf dem grundhäßlichen Eisenthron zum Schluß sitzen, wer mag – ich denke, mir reicht es, davon am nächsten Morgen in den Recaps zu lesen…

Gestern in der Unterfahrt: Buffzack

Es klang nach einer interessanten Instrumentierung: drei Blechbläser (Andreas Unterreiner (Trompete/ Flügelhorn), Lukas Jochner (Posaune) und Florian Mayrhofer (Tuba)) und ein Schlagzeug (Sebastian Wolfgruber).

War nett. Keine Auffälligkeiten, keine Improvisationen, kein schräger Ton. Quasi Safer Jazz.

Gelesen: Paolo Bacigalupi und Tobias S. Buckell – “The Tangled Lands”

Rings um das Schloss aber begann eine Dornenhecke zu wachsen, die jedes Jahr höher ward, und endlich das ganze Schloss umzog und darüber hinauswuchs, dass gar nichts davon zu sehen war, selbst nicht die Fahne auf den Dach. … Die Dornen, als hätten sie Hände, hielten fest zusammen, und die Jünglinge blieben darin hängen, konnten sich nicht wieder losmachen und starben eines jämmerlichen Todes.

Bacigalupi und Buckell haben mit “Tangeled Lands” ihre Version des Dornröschen-Themas abgeliefert. In vier lose miteinander verwobenen Kurzgeschichten erzählen sie vom lange untergegangenen prächtigen Reich Jhandpara, in dem jede/r seinen Alltag mit ein bißchen Zauberei schöner, leichter und lebenswerter machte. Bis der/die/das “Bramble” kam, ein undurchdringliches dorniges Dickicht, das sich von Magie ernährt. Felder, Dörfer, Städte, Reiche überwuchert und verschlingt und Menschen mit seinen giftigen Stacheln tötet. Ihre Fantasy-Geschichten sind Parabeln von Macht, Politik, Religion und deren Vehikel wie Fremdenhaß und Terror und sollten bei Gelegenheit gelesen werden.

Neues vom Auslandskorrespondenten

Der Auslandskorrespondent hat jüngst einen Online-Kurs bei seinem amerikanischen Arbeitgeber absolviert. Um sich und uns eine Freude zu machen, hat er als Kurssprache seine Muttersprache gewählt und ist dabei auf allerliebste Begriffe gestoßen, wie zum Beispiel:

  • Volkszahlungsfunkfeuer
  • Angereiztes Browsing
  • Ungueltige Verkehrsbriefing

Das erste heißt im Original wohl “census beacon”, für die nachfolgenden beiden werden noch Wetten angenommen. Der schönste Vorschlag bekommt einen Preis.