“Kein Lesen in der Sonne, bis nicht mindestens Küche und Bad blitzeblank geputzt und gewischt sind.” Mann, kann ich vielleicht streng sein. Aber was will man machen, Regeln sind Regeln, ich hab die nicht erfunden. (Hab ich schon, aber das muß ich mir ja nicht petzen.)
So schlimm ist so ein bißchen Haushalt nun auch wieder nicht, und sobald ich fertig war, habe ich die Zeit bis zum Sonnenuntergang mit Dave Eggers’ “The Circle” im Garten verbracht. Ja. Hmmm. Nnnjaaaa. Irgendwie habe ich die ganze Zeit an Andreas Eschbach denken müssen. Der recherchiert auch immer gründlich und hat alle Fakten parat, kann aber einfach keine Menschen. So ist das mit Eggers auch. Seine grausige Zukunftsvision von der alles vereinnahmenden Datenkrake (“wer seine Daten schützen = nicht teilen will, der hat was zu verbergen”) ist ja nicht von der Hand zu weisen, vor allem vor dem Hintergrund der Echtzeitereignisse wie den Snowden-NSA-Enthüllungen, den Geschäftsbedingungen der GAFTA (Google-Apple-Facebook-Twitter-Amazon) und der anhaltenden Diskussion über Netzneutralität. Aber seine Protagonisten sind so grausig geschrieben, daß es einfach wehtut. Frauen kann er gar nicht (genau wie Eschbach). Seine Heldin wäre an jedem Provinztheater als Junge Naive wegen übertriebenen Chargierens rausgeflogen, ihre Over-Achiever-Freundin jettet ständig in geheimen Missionen durch die Welt, die Frisur sitzt und die Follower-Rate steigt, hrrrgggnnn! Die Figuren entwickeln sich nicht, die Eltern aus der Provinz bleiben provinziell, die idealistische Boß träumt weiter davon, daß alle Menschen Brüder werden, dem Kapitalistenschwein CEO gehts nur um Macht und noch mehr Macht. Und ihre beiden Liebhaber erst. Ein geheimnisvoller Fremder, der sie tatsächlich auf dem Klo (!) von hinten (!) nimmt (!) (das hätte Hera Lind nicht schlimmer schreiben können) und ein Entwickler mit ganz schlimmer Jugend, dessen hervorstechende Eigenschaften Trauma, Genialität und Ejaculatia praecox sind. Mannomann!
Einzig der Ex-Freund der Heldin darf sich ein bißchen entwickeln, vom aus Geweihen Kerzenleuchter herstellenden tumben Provinztoren zum Flammenträger für Privatsphäre und Datenschutz (der ist, glaub ich, Eggers Alter Ego). Aber – Spoiler – der machts ned lang.
Hätte der Herr Eggers mal besser ein Sachbuch geschrieben.