a-changin’

Falls noch Zweifel bestanden haben sollten, dass der Klimawandel längst Realität ist, dann sollten sie spätestens heute angesichts dieser Ankündigung beim Bäcker in der U-Bahn ausgeräumt worden sein:

Unsere Osterspezialität – Zwetschgendatschi wie bei Mutter’n

(Die Apostrophunfähigkeit des Einzelhandels dürfte eh schon längst als unumstößliche Tatsache feststehen.)

Vom Älterwerden

Neulich, ich weiß aber nimmer wo, gelesen, wie ein Herr feststellt, dass er auf einmal nicht mehr der Jüngste ist. Sehr schön gefunden:

“How is it I went to sleep Han Solo and woke up Obi-Wan Kenobi?”

Swere Sprak

Wie ich soeben lese, bietet ein Unternehmen auf Mitarbeitersuche als Sozialleistung eine Bilinguale Kindergrippe an.

Gehe ich richtig in der Annahme, dass dort “Hatschi” in allen gängigen Sprachen unterrichtet wird?

Neu in der Lach- und Schieß: Constanze Lindner ist Miss Verständnis

Miss-Wahlen. In Schwabing. Und weil ja heutzutage überall an allem gespart wird, finden am Freitagabend gleich mehrere, ach was, alle, statt. Gekürt werden die Miss Verständnis, die Miss Geburt, die Miss Erfolg, die Miss Muschel (vom Fischereiverband), die Miss Trauen, die Miss Lungen und alle Titel gehen gleichermaßen an Constanze Lindner und nein, das ist keine Sparmaßnahme. Selbstverständlich nicht. Also bitte. Man möchte keine der Missen missen müssen.*

Constanze ist eine omnipräsente Naturgewalt. Wer hätte je eine Künstlerin erlebt, die schon den in der Kassenschlange Anstehenden ein morgenmoderatorfröhliches “Hallo und Willkommen” zuruft und sich vor Beginn der Vorstellung durch die dicht gefüllten Reihen schiebt, und so gut wie jede/n mit einer herzhaften Umarmung und vielen Küssen in ihr Programm aufnimmt? Hmmm? Diese Künstlerin liebt ihr Publikum nieder. Handke hat ja keine Ahnung!

Ohne Atempause und nur mit allerschnellsten Requisitenwechseln (Kopfpütze) bevölkert sie die Bühne mit einem Universum schräger Frauen. Ein altes bösartiges Weib, von der ich vermute, dass Helmut Schleich die Fee an der Wiege war, desweiteren die grünbemützte Cordula “Dieses Gebiss” Brötke, die angeblich an Helga Feddersen angelegt sein soll, aber vor allem bei ihrem erste Auftritt eine Homage an Regisseurin Gabi Rothmüller ist und eine Fitneßtrainerin, die im Sinne des “Aerobischen Eids” agiert, agitiert und mir allerhöchste Bewunderung abnötigt. Nach deren sehr intensivem Auftritt mit vollem Körpereinsatz transiprieren Frau Lindner zwar leicht, haben aber offensichtlich überhaupt keine Atemprobleme. Hut ab! Bei dem Kalorienverbrauch hat sogar manche/r im Publikum ein paar Gramm abgenommen und schnauft etwas schwer… Aber wer wird sich in Negligéedenken ergehen?

Dann ist Pause und ich fühle mich, als hätte man mir mehrjährig mindestens zwei Überdosen Ritalin pro Tag zugeführt und leide an starker Reizüberflutung – und das nur vom Zuschauen. Constanze ficht das nicht an. Die brettert weiter mit ihrem Kreuzfahrtschiff nach Zalando mit einer Schleife über den Gesamt-BMI am Strand von Rimini, kennt Augenaufschläge, die ganze Landfrauenverbände in Paarungsbereitschaft versetzen, und spricht selbst bei einer breiten Auswahl an Bestattungsoptionen nicht schlecht von Toten. (Nilrisibisi und so…) In einem atemberaubenden Tempo verknotet sie am Ende der Vorstellung alle losen Fäden, bricht in einen finalen Countryjodler aus und hat nebenher einen Herrn aus dem Publikum als Tourbegleiter angeheuert. Meine Fresse! Halt, richtig, da war was: ich wollte ja auch einmal wieder Luft holen.

Constanze kann alles. Singen, Tanzen, Fee, mit Kopfsprung und doppeltem Salto von einer Rolle in die andere springen und hat wahnsinnig viel sehr Lustiges zu sagen. Tut es auch. Reschbeckt! Darauf einen Mohr im Schafspelz!

Die Samstagsvorstellung ist schon ausverkauft, aber man merke sich den 17. September im Lustspielhaus vor. Da kommt sie wieder und sollte gesehen werden. Unbedingt!

Nachtrag: So sehr es mich freut, dass die Menschen so dermaßen in die Vorstellung gedrängt haben: die ausverkaufte Lach- und Schieß hat doch sehr viel von einer Legebatterie. Von einer Legebatterie, in der man sich nichts mehr wünscht als stark anorexische Mithühner.

* Wenn mir doch eine Miss durchgerutscht sein sollte, bitte ich um Verzeihung. Bei so vielen Missen missed man möglicherweise auch mal eine.

Gelesen: Wilhelm Genazino – “Ein Regenschirm für diesen Tag”

Im Rahmen eines Buchaustauschprogramms zwischen Niederbayern und München ist neulich “Ein Regenschirm für diesen Tag” von Wilhelm Genazino bei mir gelandet. Natürlich hatte ich von Genazino gehört und auch immer vorgehabt, endlich mal was von dem allseits hochgelobten Autor zu lesen, aber dann war dies und dann ist wieder das dazwischengekommen und… kurz, ich kannte bisher nichts von ihm.

Das ist ungeheuer schade, denn er schreibt so wundersame Sätze wie “… ein Gefühl, das ich oft habe: Daß ich ohne meine innere Genehmigung auf der Welt bin.” und “Früher konnte ich damit aufhören, mein Leben zu verdächtigen, sobald ich die Wohnung betrat.” und “Auch dann, wenn man Ärmel an Ärmel mit anderen Menschen lebt, braucht man die Unangefochtenheit eines Mönches.” und “Ich frage mich, ob ich selbst winterhart bin. Ich bin es nicht, im Gegenteil, zur Winterhärte hat mir immer viel gefehlt, ich bin ja nicht einmal sommerhart.”

Sein Protagonist schlendert, während er solche Sätze denkt, müßig durch Raum und Zeit und man geht ein wenig fassungslos neben ihm her. Warum sollte einen das interessieren? Und stellt dann zur eigenen Verblüffung fest, wie überaus faszinierend diese Alltagsbeobachtungen sind und wie klarsichtig in Worte gegossen. Und geht noch ein Stückchen mit. Und noch eins. Oops. Da ist das schmale Bändchen auch schon zu Ende. Schade eigentlich.

April, April

Kirschblüte

 

 

Gestern stand ich unterm Kirschbaum,
wollt’ gleich spontan was schönes dichten.

Heut frier ich mir hier den Arsch ab –
kann das bitte mal wer richten?

Gestern Abend in der Unterfahrt: “Aurora”

So ein schönes Konzert! Olé!

Aurora, eine gerade mal vor zwei Jahren gegründete fünf Musiker starke Formation aus Spanien (Pere Martinez (voc), Max Villavecchia (p), Javier Garrabella (b), Joan Carles Mari (dr), Pol Jimenez (Tanz) führen mit ihrer Musik den Beweis, dass traditioneller Flamenco und Jazz geradezu darauf gewartet haben, miteinander verschmolzen zu werden.

Ganz neu und ganz außergewöhnlich ist der Tänzer Pol Jimenez. Stolziert auf die Bühne wie der Gott der Gockel, bildschön wie der blutjunge Delon (hier: https://bit.ly/2K6nrrQ) und tanzt, tanzt, tanzt. Ich weiß nicht, ob ein gehörloser Mensch durch diesen Ausdruckstanz die Musik doch hören könnte? Oder ob vielmehr Sänger Pere Martinez die Bewegung in Gesang umsetzt – er läßt auf jeden Fall die Augen keinen Moment vom tanzenden Kollegen und seine Stimme tanzt mit ihm.

So ein schönes Konzert!

Reingucken und -hören? https://bit.ly/2FQkq9L (anderer Tänzer).

(Man fragt sich, wer ihnen gesagt, dass sie für ihr Münchner Konzert schlimmgemusterte Hemden im Floral- (millesfleures) und/oder Buntbalkendesign anlegen sollen und möchte ihnen für weitere Auftritte stark davon abraten. Sehr stark.)

Wofür steht eigentlich „gn“?

Falls sich das bei Stellenanzeigen noch wer außer mir fragt, lasse ich Simone Dappert es heute mal erklären:

“Aus der rechtlichen Anforderung zur Vermeidung von Diskriminierung unter anderem wegen der Geschlechtszugehörigkeit leiten wir die Chance ab, durch den Zusatz „gn“ (geschlechtsneutral) in Stellenanzeigen erneut zu betonen, dass für Besetzungsprozesse regelmäßig und durchgängig nicht das Geschlecht zu den Auswahlkriterien zählt.

Auf kompliziertere Ergänzungen wie m/w, /-in, Innen, X, * verzichten wir gerne und schreiben daher ab sofort Positionen aus für beispielsweise Geschäftsleitung (gn), oder Scrum Master (gn). gn steht also für Fairness und Diskriminierungsfreiheit!”

Wenn’s dem Finden eines Arbeitsplatzes dient…

Plötzlich und unerwartet…

… geht der Preis für die Förderung vegetarischer Ernährung an den Münchner Metzger Vinzenz Murr. Der hat nämlich meine Lieblingsfrischwurscht aus dem Sortiment genommen und will mir stattdessen seine Neukreation “Gürkli” andrehen, die, wie der Name schon befürchten läßt, keine Schinkenstückele mehr drin hat, sondern Schreddergurke.

Pfffhhh! Eß’ ich halt ab sofort nur noch Käsebrot.