Gelesen: Wilhelm Genazino – “Ein Regenschirm für diesen Tag”

Im Rahmen eines Buchaustauschprogramms zwischen Niederbayern und München ist neulich “Ein Regenschirm für diesen Tag” von Wilhelm Genazino bei mir gelandet. Natürlich hatte ich von Genazino gehört und auch immer vorgehabt, endlich mal was von dem allseits hochgelobten Autor zu lesen, aber dann war dies und dann ist wieder das dazwischengekommen und… kurz, ich kannte bisher nichts von ihm.

Das ist ungeheuer schade, denn er schreibt so wundersame Sätze wie “… ein Gefühl, das ich oft habe: Daß ich ohne meine innere Genehmigung auf der Welt bin.” und “Früher konnte ich damit aufhören, mein Leben zu verdächtigen, sobald ich die Wohnung betrat.” und “Auch dann, wenn man Ärmel an Ärmel mit anderen Menschen lebt, braucht man die Unangefochtenheit eines Mönches.” und “Ich frage mich, ob ich selbst winterhart bin. Ich bin es nicht, im Gegenteil, zur Winterhärte hat mir immer viel gefehlt, ich bin ja nicht einmal sommerhart.”

Sein Protagonist schlendert, während er solche Sätze denkt, müßig durch Raum und Zeit und man geht ein wenig fassungslos neben ihm her. Warum sollte einen das interessieren? Und stellt dann zur eigenen Verblüffung fest, wie überaus faszinierend diese Alltagsbeobachtungen sind und wie klarsichtig in Worte gegossen. Und geht noch ein Stückchen mit. Und noch eins. Oops. Da ist das schmale Bändchen auch schon zu Ende. Schade eigentlich.

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