Vorfreude

Der gesamte flockblog-Haushalt freut sich wie eine Riesenportion Schneeköniginnengeschnetzeltes: The Inglorious Flockblog Admin sitzt schon im Zug nach München und aktuell sind keine Verspätungen gemeldet. Möge das so bleiben!

Alle Jahre wieder

Was dem einen sein Christkind, ist mir der Siegfried im Lustspielhaus. Grad den letzten Tag der diesjährigen Spielzeit habe ich gestern noch erwischt. Die Schauspieler allesamt Helden, verletzt, verwundet, verkühlt und von bösen Darmkeimen höchstens halbgenesen spielen sie wie die Götter, das Publikum wohlgesonnen, applausfreudig und sehr begeisterungsfähig. Am allerglücklichsten war der Schwulentisch nebenan, als Brünhilde (Thomas Wenke) mit Langhaarperücke, klimpernden Wimpern und im bisher enganliegendsten blauen Samtschlauchkleid ihr Verlangen in die Welt säuselte, nun doch endlich von ihrem Märchenprinzen gepfückt zu werden.

Klischee, aber was will man machen.

“Sie sehen ja schon sehr alt aus…”

…spricht mich ein ca. 11-jähriger Knabe in der U-Bahn an. Junge, ey, ich komme gerade frisch vom Friseur, mit dem für meine Verhältnisse modernsten Haarschnitt des letzten Jahrzehnts, tu doch sowas nicht. Das ist wirklich gar nicht gut für mein Selbstwertgefühl.

“Worum”, frage ich dieses impertinte Geschöpf (diese Wahrnehmung steht mir nach seiner Ansage mindestens zu), “geht es hier eigentlich?” Ja, äh, also, stottert mein Gegenüber, er habe da diese blöde Aufgabe in diesem Wenn-ich-du-wäre-Spiel gezogen und… und da kommt auch schon meine Station herangefahren und mein frischer Haarschnitt und ich würdigen den stammelnden kleinen Kerl keines Blickes mehr, lassen ihn stehen, wo er steht und steigen aus. Soll er sich meinethalben unter den Zugestiegenen einen passenden Greis für blöde Fragen fangen.

Meine Friseurin sagt, dass ich jetzt endlich mal eine Frisur habe und eine jugendliche Ausstrahlung. Meine Friseurin ist Fachfrau und kennt sich mit sowas aus. Von wegen “schon sehr alt”. Pah!

Fänsähn

Was meine amerikanische Referenzbekannte “The Electronic Nanny” zu nennen pflegte und zum Ruhigstellen ihrer Nachkommenschaft einsetzte, funktioniert, wie vieles was bei Kindern probat ist, auch im geriatrischen Bereich. Bei mir sind inzwischen zwei Stück Eltern fernsehsüchtig. Hätte mein Bruder am 23. Dezember nicht so schnell und pragmatisch reagiert und ihr sterbendes Fernsehgerät mittels Eileinkauf beim Familienelektronikhändler durch ein lustig lebendiges ersetzt… Man möchte sich gar nicht vorstellen, was passiert wäre. Ich habe mich schon mit Kaschperlpuppen hinter dem ausgehöhlten Fernsehkasten Tatorte nachstellen sehen. (Spoiler: Der Täter wäre immer das Krokodil gewesen.)

Blieb mir erspart, die neue Kiste lief. Mit den alten Programmen. Am viel zu frühen Nachmittag sind das Reality-Polizeiserien. Mit “ächten” Fällen. Wie diesem. Dat Cheyenne is mitten auffe Straße zusammengebrochen. Unnet Asthma-Spray alle. Inzwischen auf der nämlichen Straße und um et Cheyenne herumhühnernd zwei Streifenpolizisten und Cheyennes beste Freundin Nicole und deren große Schwester (wenn die einen Namen hatte, hab ich ihn nicht bekommen. Die Familie scheint frankophil, nennen wir sie also hilfsweise Chantal.)

Nach längerer Diskussion, bei der die arme Röchel-Cheyenne immerhin schon einmal aufgerichtet und an einen Laternenpfahl gelehnt wird, entscheidet ein Mitglied der Ordnungsmacht, “fürleischt doch den Notarzt” zu rufen. Angesichts der mangelnden medizinischen Ausbildung aller Anwesenden keine ganz dumme Idee. Weil diese Sendung auch irgendwie weitergehen muß und Cheyenne wg. bewußtlos eher maulfaul ist, befragen sie die anderen jungen Frauen. Jahaha, Cheyenne sei quasi gar nicht sie selbst gewesen in den letzten Tagen. “Wegen dem Lernstreß.” Was die zufällig vorbeiflanierende Lehrerin bestätig. “Wegen des Lernstresses” flippten ihre Mädels gerade alle aus. Nicole hat auch noch Text: “Weil, Lernstreß, ey.” Zwischenzeitlich macht sich einer der Polizisten an Cheyennes Rucksack zu schaffen, denn, erklärt er seine Handlung, es könnte ja noch ein volles Asthma-Spray drin sein, nicht nur das leere. Nix da. Er findet ein Beutelchen mit grünen getrockneten Preßkräutern. Ahahaha! Jetzad! Die Mamsell ist bekifft! Das glaubt der inzwischen eingetroffene Notarzt nicht. Nein, nein, da wäre sie jetzt albern oder hungrig oder beides und läge nicht bewußtlos auf Straße herum. Man möge ihm das Tütchen (hihi) fürs Labor reichen. Das Labor hat er scheints in der Nase, denn er analysiert nach kurzer Geruchsprobe, dass es sich beim Inhalt um Oregano handelt.

Das treten die ernsthaft noch über 10 Minuten lang breit, mit Abtransport ins Krankenhaus und heulenden Schwestern und warum die Lehrerin auch mit im Sanka sitzt, muß man nicht verstehen und dann haben der Herr Doktor seinen ganz großen Auftritt. In einem gestellten Interview darf er mit salbungsvoller Stimme aufsagen, dass man nichts rauchen soll, was einem irgendwer andreht. Also, dass man am besten gar nicht rauchen soll. Und wenn schon, dann doch lieber Gras und nicht Oregano, weil da seien ja oft noch Reste von Pestiziden drin. Uff!

Von dem Dreck kommen immer drei Folgen am Stück. Bei der zweiten gings darum, dass ein Herr einer Dame, die an seiner Haustür aufdringlich geworden war, die Tür vor der Nase zu und diese damit blutig geschlagen hat. War aber dann doch nur ein Geschenk seiner Freundin, die befand, dass er verklemmt sei, weil alle Männer sich freuen, wenn man ihnen zum Geburtstag eine Nutte bestellt. Und bezahlt. Im Voraus. Von der dritten weiß ich nichts. Habe hinter verschlossener Küchentür das Abendessen zubereitet.

Zum Abendmahl wurde Ramsch geschätzt und gegen Geld verkauft. Und wenn der letzte Ramsch geschätzt und gegen Geld verkauft ist, dann kommen Quiz-Sendungen mit echten Quizmastern, so wie ich das aus dem Fernsehen meiner Kindheit kenne. Oh je! Oh je! Oh je! Und das ist alles wohlgemerkt noch Vorabendprogramm. Eines weiß ich sicher:

ICH BRAUCHE KEINEN FERNSEHER! NIEMALS WIEDER!

Tempolimit? Von mir aus gerne.

Auf schon wieder viel zu vielen Autobahnkilometern* hatte ich genug Zeit, über meine favorisierte Mobilitätsmethode nachzudenken.

Resultat: Ich möchte beamen. Flugs von A nach B. Aus Epfe Amen. Mit oder ohne Scotty.

So lange das noch nicht geht, nehme ich alternativ ein selbstfahrendes selbstladendes Wasserstoffauto, das sich selbständig über Wetter- und Verkehrsverhältnisse informiert, rechtzeitig Bescheid gibt, bevor wir losmüssen und ein ansprechendes Assortiment an Unterhaltungsmedien nach meinem Geschmack vorhält. Wenn wir da sind, darf es sich nett irgendwo parken und mich abholen, wenn es wieder zurück nach Hause geht. Wie schnell wir dann unterwegs und ob wieder lauter Deppen in der mittleren Spur seßhaft geworden sind, schert mich dann nicht.

Gut? Gell?

* Bahnfahren ist in der Provinz leider keine Alternative: Bei zwei Mal Umsteigen und ohne Papa-Taxi am nächstgelegenen Bahnhof (am Ortsende des Nachbarortes) ist die Ankunftszeit arg ungewiß. Ich war aber in diesen Tagen für das Bekochen der Eltern zuständig. Und zu spät essen geht gar nicht. (Haussegen nicht nur schief, sondern am Boden.)

Gelesen: N.K. Jemisin – “Broken Earth trilogy”

Es passiert nicht oft, dass ein Bücherwurm wie ich von einem Buch richtig überrascht wird. Irgendwie war alles schon einmal da, der eine schreibt mitreißender, die andere lustiger, der nächste spannender – egal, wirklich ganz neu und verblüffend ist nicht mehr viel. Umso mehr war ich dankbar, als ich Ms. Jemisins Trilogie entdeckte. Hallo Ballett! Ganz anders als vieles, das ich bisher gelesen hatte und sowohl inhaltlich wie technisch eine großartige Leistung.

Worum gehts? Auf einer Erde, lang nach unserer Zeit, nach verheerenden Umweltkatastrophen lebt die Menschheit in steter Angst und Vorbereitung auf die nächste. Die Geschichtsschreibung ist eine Abfolge von mehr oder minder schlimmen “Fifth Seasons” (unbedingt den Index lesen, was allein da an Recherche und Phantasie drinsteckt ist faszinierend), der gesamte Lebensstil ist nur darauf ausgerichtet, auch die kommende zu überleben. Den, und ein ganz eigenes Vokabular führt sie mit einer Umsicht und Selbstverständlichkeit ein, dass man sich während des Lesens immer wieder fragt, ob es einen Begriff wirklich gibt oder ob man schon so sehr in dieser Welt mitlebt, dass man nicht anders kann, als seine Bedeutung zu verstehen.

Allein, wie Ms. Jemisin im ersten Band eine jener 5th Seasons über den Planeten kommen läßt und wie sie die Schicksale dreier Frauen verwebt, hat mich vom Stuhl gerissen. Und die Auflösung erst! Dass sie das noch zwei weitere Bände lang durchhält, wie sie Menschen und ihre Entwicklung zeichnet und wie sie Anfang und Ende der Broken-Earth-Geschichte erzählt, ist neu. So neu! Sie hat für jeden Band einen Hugo-Award bekommen. Soweit ich weiß, hat das noch nie jemand vor ihr geschafft und die Preise sind mehr als verdient.

Der erste Band ist unter dem Titel “Zerrissene Erde – Die große Stille” schon ins Deutsche übersetzt worden, die anderen werden sicher bald folgen.

Lesen! Lesen! Lesen! Lesen!

Abfent, Abfent (Nachtrag)

Wenn eine mit Weihnachten nichts anfangen kann, dann bekommt sie auch keinen Adventskalender. So weit so gerecht.

Wer rechnet schon mit der Tochter seiner Asylfamilie, die pünktlich ab 1. Dezember jeden Tag einen Witz schickt (“Mama hat mir gezeigt, wie man e-mails schreibt.”). Es hat dann auch nur bis zum 3. Dezember gedauert, bis ich gerafft hatte, dass ich doch einen Adventskalender habe. E-mail öffnen ist ein bißchen wie Türchen aufmachen und es gibt wenig schöneres, als abends müde und kalt in Frau Wirtins Pension zu sitzen und voller Vorfreude herauszufinden, was das Kind heute für mich ausgewählt hat.

Am Heiligabend wurde ich mit einer Witzewelle überflutet (vergleichbar mit der großen Schokolade hinter dem letzten Türchen) und die dürft ihr jetzt auch alle lesen. Danke, du gutes Kind! (Und dass die Oma neidisch geworden ist, hat auch was…)

„Wie heißt noch mal dieser Gallier, der einen vom Lernen abhält?“ „Netflix.“

Ich verstehe Ignoranz nicht und hab auch keine Lust sie zu verstehen.

„Ist das Kaffee?“-„Nein, Braunbär-Smoothie.“

Frage im Internet gestellt. Die hilfreichsten Antworten: „Keine Ahnung, sorry.“-„Wusste es mal, bin mir aber nicht mehr sicher.“-„Voll einfach, aber kann explodieren.“

Treffen sich sechs Freundinnen. Und haben nichts zu quatschen, weil alle da sind.

„Ich hab Halsschmerzen.“-„Hast du schon gegurgelt?“-„Das heißt gegoogelt Mama!“

„Bis wohin hast du gelesen?“-„Ich hab ein Eselsohr reingemacht.“-„DA IST ALLES VOLLER BLUT!“-„Das Ohr war recht frisch.“

„Kann ich `ne Cola?“-„Da fehlt ein Verb.“-„BOAH, bitte!“

Nicht rennen auf den Gedankengängen!

Lieblingsübung im Sportunterricht: Gedankensprünge.

„Denk dir mal `ne Zahl zwischen 1 und 10 aus.“-„8!“-„8 gibt´s doch schon, Du Depp.“

„Cool, eine Donald-Trump-Actionfigur!“-„Das ist ein Besen!“

Katze: „Ist die Abmahnung fürs Personal raus?“ Hund: „Meinst du Frauchen?“ Katze: „Mir egal, wie du den Falsches-Futter-Käufer nennst!“

„Wir streichen ab sofort alle Wortspiele!“-„In welcher Farbe?“

„Kannst du bitte schon mal die Einkäufe in den Kofferraum einladen?“-„Liebe Einkäufe, Ihr seid herzlich in den Kofferraum eingeladen!“

„Der frühe Vogel zwitschert gar nicht.“-„Das ist die Ruhe vor dem Wurm.“

„Wir streichen ab sofort alle Wortspiele!“

Namentlich die mit Namen. Ich will nichts mehr hören von Lars Christmas, auch nicht von seiner Schwester / Tante / Frau Merry und schon gar keine Spam-Mails von Sandra Klaus mehr bekommen. Aus! Aus! Aus!

„In welcher Farbe?“*

* Und solche Kalauer lassen wir ebenfalls bleiben.

Alle Jahre wieder: Die Dreigroschenoper (Film, 1931)

Was anderen ihre drei Nüsse sind, sind mir die drei Groschen. Einmal im Jahr muss ich den Film gesehen haben und mich daran freuen, mit welch furchtbar manierierter Gestik, aber wunderschöner Stimme und mit Wiener Akzent Lotte Lenja als Seeräuber-Jenny ihr hoffnungsfrohes Lied vom Schiff mit acht Segeln und mit 50 Kanonen vorträgt.

Mir fällt auch jedes Mal wieder etwas neues auf. Dieses Mal, dass Mackie Messer (Rudolf Forster) Herrn Grundeis, dem Schurken aus Emil und die Detektive, wie aus dem Gesicht geschnitten ist.