Es passiert nicht oft, dass ein Bücherwurm wie ich von einem Buch richtig überrascht wird. Irgendwie war alles schon einmal da, der eine schreibt mitreißender, die andere lustiger, der nächste spannender – egal, wirklich ganz neu und verblüffend ist nicht mehr viel. Umso mehr war ich dankbar, als ich Ms. Jemisins Trilogie entdeckte. Hallo Ballett! Ganz anders als vieles, das ich bisher gelesen hatte und sowohl inhaltlich wie technisch eine großartige Leistung.
Worum gehts? Auf einer Erde, lang nach unserer Zeit, nach verheerenden Umweltkatastrophen lebt die Menschheit in steter Angst und Vorbereitung auf die nächste. Die Geschichtsschreibung ist eine Abfolge von mehr oder minder schlimmen “Fifth Seasons” (unbedingt den Index lesen, was allein da an Recherche und Phantasie drinsteckt ist faszinierend), der gesamte Lebensstil ist nur darauf ausgerichtet, auch die kommende zu überleben. Den, und ein ganz eigenes Vokabular führt sie mit einer Umsicht und Selbstverständlichkeit ein, dass man sich während des Lesens immer wieder fragt, ob es einen Begriff wirklich gibt oder ob man schon so sehr in dieser Welt mitlebt, dass man nicht anders kann, als seine Bedeutung zu verstehen.
Allein, wie Ms. Jemisin im ersten Band eine jener 5th Seasons über den Planeten kommen läßt und wie sie die Schicksale dreier Frauen verwebt, hat mich vom Stuhl gerissen. Und die Auflösung erst! Dass sie das noch zwei weitere Bände lang durchhält, wie sie Menschen und ihre Entwicklung zeichnet und wie sie Anfang und Ende der Broken-Earth-Geschichte erzählt, ist neu. So neu! Sie hat für jeden Band einen Hugo-Award bekommen. Soweit ich weiß, hat das noch nie jemand vor ihr geschafft und die Preise sind mehr als verdient.
Der erste Band ist unter dem Titel “Zerrissene Erde – Die große Stille” schon ins Deutsche übersetzt worden, die anderen werden sicher bald folgen.
Lesen! Lesen! Lesen! Lesen!