Neu auf Amazon Prime: Star Trek: Picard

Der alte Mann hat sich nach seiner Karriere in der Sternenflotte hochdekoriert und im Admiralsrang auf das Klischee-Weingut in Frankreich zurückgezogen, auf dem alle Zurück-zur-Weltrettung-Helden im Fernsehen leben und wo, weil wir in der Zukunft sind, allerliebste Drohnen die Reben gießen. Dort parliert Picard mit dem Pitbull en francais, hat nebst einem reizenden romulanischen Haushälterpaar visionäre Albträume (Mann, ist der Android Data alt geworden) und ist enttäuscht von der Welt des 24. Jahrhunderts.

In diese ländliche Idylle bricht Dahj herein, eine junge Frau unklarer Ethnie (Diversität, ey) auf der Flucht vor Schurken, die ihr an Leib und Leben wollen. Sie hat letztendlich keine Chance, ahaber die Folge endet mit Cliffhangern und man kann nur hoffen, dass a) doch alles wieder gut wird und b) die Geschichte nicht ganz so langweilig, betulich und offensichtlich weitergeht.

Meine Suppe eß’ ich…

Gestern bin ich ins AOI Ramen Izakaya in Neuhausen ausgeführt worden und kann berichten, dass man dort in erfreulich großen Schalen ganz herrliche Suppen serviert. Ich habe vor, mich im Laufe dieses Winters noch durch die gesamte Speisekarte zu essen und gar nichts dagegen, wenn wer mitkommen mag.

Ramen satt und die Kälte kann mich mal.

Des Sängers Fluch

Heute ist er anscheinend gar nicht glücklich, der Hauptmietermitarbeiter von nebenan (s. https://flockblog.de/?p=40078). Wie ich darauf komme? Sein Text ist nurmehr einsilbig und behandelt nicht etwa guhuten Kaffee, seinen Schweiheinebraten oder an Schohokolad, nein. Leider nein. Stattdessen schallt monoton in einer Endlosschleife seit einer halben Stunde ein eher unmelodiöses “FACK!” (inkl. Ausrufezeichen) über den Gang.

Ich kann mich bei dem Lärm gerade selber nicht denken hören und an Telefonate ist gar nicht zu denken. Hoffentlich fällt ihm bald einer der schweren Kartons, mit denen er herumhantiert, auf den Fuß.

Gelesen: Matthias Brandt – “Raumpatrouille”

Matthias Brandt erzählt Geschichten aus der Zeit, in der wir beide noch Kinder waren und der Stolz eines jeden Knaben ein Bonanzarad. Einer Zeit, in der das Volk des Abends allwissende Zeremonienmeister in großkarierten Jacken oder mit Loriot-Hund oder Luftsprung* in sein Wohnzimmer einlud, nach der Sendung den Fernsehschrank verschloß und lang vor dem Testbild im Bett war. Der Zeit, in der Matthias’ Vater Kanzler war und die Bunnshauptstadt Bonn hieß. Beim ersten Weglesen scheinen die Kurzgeschichten eher belanglose Döntjes eines Kindes aus privilegiertem Hause zu sein. Sieht man aber näher hin, reflektiert der erwachsene Mann sein Kindheits-Ich in einer Weise, die man nicht allzu häufig liest. Und wenn man ganz genau aufpaßt, findet man in jeder Geschichte mindestens einen Satz, der in seiner Prägnanz geradezu atemberaubend ist. Diese Fundstücke machen das Büchlein lesenswert. Außerdem kann Brandt Grammatik und das ist so dermaßen wohltuend.

* Eine in dieser Epoche zufällig mitgehörte Unterhaltung im Treppenhaus, die sich mir fest eingeprägt hat: “Der ist doch Jude? Bei dem Namen?” – “Sieht gar nicht danach aus…”

Nimmer ganz neu auf Netflix: “Mindhunter” (2 Staffeln)

Bei mir hat es gedauert, bis ich diese Adaption des Buches Mindhunter: Inside the FBI’s Elite Serial Crime Unit von John Douglas and Mark Olshaker endlich auf meinem Radar hatte. Nachdem ich aber nun die Weihnachtsferien damit verbracht habe, jeden Tag ein wenig tiefer in die Psyche von Serienmördern einzudringen, kann ich nur große Hochachtung äußern. Vor Autoren, Regisseuren und vor allem Schauspielern, vor allem denen, die die Täter spielen. Wie sie es schaffen, in diesen kammerspielartigen stark dialoglastigen Szenen in engen Räumen (Autos, Verhörzimmer, Gefängniszellen) eine solchermaßen intensive Atmosphäre aufzubauen. Hut ab!

Unbedingt anschauen! Anschauen! Anschauen! (Staffel 3 wird auf sich warten lassen. )

Gelesen: Jason Aaron und r.m. Guéra – “The Goddamned” Volume 1 “Before The Flood”

“Stark and brutal,” sei der Comic, “a biblical noir”. “Biblical noir”? Interessante Gattung. Nie gehört. Klingt aber reizvoll, schau ma moi.

“Before The Flood” ist ein ausgesprochen blutrünstiger Comic. Die Erde ist verwüstet, vom Garten Eden nichts mehr übrig. Blut, Schweiß, Tränen, Scheiße und Pisse fließen in Strömen. Jeder Mensch ist des anderen Wolf. In einem sehr blutigen Showdown treffen ca. 1600 Jahre nachdem Adam und Eva aus dem Paradies vertrieben wurden ihr Sohn Kain und Archenbauer Noah aufeinander. Ein Zweifelnder, den Gott mit einem ewigen Leben verflucht hat und ein alttestamentarisch Strenggläubiger, dessen Zweck (Schiffbau) jedes Mittel heiligt.

r.m. Guéras apokalyptische Bilder unterlegen Jason Aarons grausame Geschichte und seine lakonischen Dialoge kongenial. Man muß sowas mögen, aber wenn man das tut, ist man hier genau richtig.

Lesen! Lesen! Lesen!

Gelesen: Jörg Maurer – “Im Grab schaust du nach oben”

Wer als Mitglied der schreibenden Zunft wirklich Erfolg haben will, der schreibt Regionalkrimis. Und so ist über das Allgäu der Kluftinger gekommen, über Niederbayern der Eberhofer und den oberbayerischen Kurort mit dem Doppelnamen Maurers Kommissar Jennerwein.*

Ich will jetzt nicht sagen, dass dieser Krimi funktioniert wie “Malen nach Zahlen”. Das wäre gemein, denn Maurer ist ein gescheiter Mann mit einem Bildungsauftrag und erfreut seine geneigte Leserschaft neben dem Fall mit historischen Anekdoten und regionalen Schmankerln. Manchmal geht sogar der Kaberettist mit ihm durch und er erlaubt sich linguistische Spaßettl oder gar ein politisches Seitenhieberl. Man verstehe mich nicht miß, die sind nicht schlecht. Manche sind sogar richtig gut. Aber dafür hätten, großzügig gerechnet, 20 Seiten gereicht. Es sind hingegen 400. Miese Quote.

Wir halten fest: “Malen nach Zahlen” ist das Buch nicht. Mehr so wie ein Gemälde, auf dem unter der Farbe noch die ursprüngliche Bleistiftskizze ganz deutlich erkennbar ist. Wie ich das meine? Nun, ein guter Autor will seinen Lesern nicht allwissend aus dem “Off” alle Zusammenhänge, Herleitungen aus der Vorgeschichte, Gedanken seiner Protagonisten erzählen, es sei denn, als Kunstgriff. Darum läßt er Dritte drüber reden. Wupps ist die Information transportiert. Dafür hat sich Maurer ein an Statler und Waldorf angelehntes Ratschkathlpaar erschaffen, das sich aber leider als Running Gag schnell totläuft. Seine Figuren sind alle ein wenig holzschnittartig geraten (gut, kann man lassen, passt irgendwie ins Oberland) und immer, wenn er was gelernt hat, sei es über Hubschrauber, Nato-Atomwaffenbunker oder den idealen Sniperschuß, dann saß vor meinem geistigen Auge der kleine Jörg fingerschnippend vor dem Herrn Lehrer, kugelte sich fast den Arm aus und wollte mit einem lauten “ich weiß was, ich weiß was” drangenommen werden.

Klingt ungnädig? Ist es auch. Dieses 9. Maurerwerk von seinen inzwischen 12 Alpenkrimi kriegt gerade meine geballte Regionalkrimiabneigung ab. Für eine Knappvierstundenzugfahrt (hätten dreieinhalb sein sollen, wir hatten aber Verspätung, weil ein anderer verspäteter Zug, der höchstwahrscheinlich wegen Verspätung verspätet war, die Strecke blockierte) taugt es allemal. Danke, Bahnhofsbuchhandlungsremittendenkiste.

* Hihi, haha. Der Vertreter der Ordnungsmacht heißt genauso wie der Wildschütz, Gott hab ihn selig. Hihi, haha. Das ist die Art Humor, bei der mir die Plomben schmerzen.

Schon jetzt mein Wort des Jahres

Neulich bin ich beim Lesen eines Artikels über die Lasten- und Aufgabenverteilung in Familien auf den Begriff “Strategische Inkompetenz” gestoßen. Steht in die Umgangssprache übersetzt dafür, sich bei einer Tätigkeit so blöd anzustellen, dass ein/e Andere/r diese übernimmt, weil man es offensichtlich nie ordentlich hinkriegen wird. Und schon ist man die Aufgabe für immer los. Kennt jede/r. Hat auch jede/r schon mal gemacht.

Warum es mir ausgerechnet am Ende der ersten Hunsrück-Woche dieses Jahres ein Bedürfnis ist, darüber zu schreiben? Darauf möge sich jede/r selbst einen Reim machen. Wenn er/sie denn kann…