Nachtmahr

Ich weiß schon, der Duden in seiner Großherzigkeit erlaubt beide Schreibweisen. Trotzdem. Ist es wirklich zu viel verlangt, sich innerhalt eines Artikels für eine davon zu entscheiden? Hmmmm?

“Story Hour”

So lange die guten Menschen vom Lincoln Project (alles Republikaner gegen Trump) den schmutzigen Teil des Wahlkampfs bestreiten, kann sich “Go Joe” Biden auf ein positives Zukunftsprogramm konzentrieren. Interessante Arbeitsteilung.

Natürlicher Lebensraum

Wolverine singt. “Komm heraus”, singt er. “Wihiderstand ist zwecklos”, singt er. “Ihich erwihisch doch”. Singend fragt er in den Kühlschrank: “Hod wer ihn xeng? Hod wer mei-heinen sühüßen Senf xeng? Ja wo issa denn?” Ketch-up und Salatdressings schweigen eisern, die Butter macht keinen Piep. “Juhunge, komm bald wiehieder”, singt Wolverine, “Ihich lieb’ dich doch”. Schweigen. Anschleichen. Dann schlägt er zu. “Hob i di, du Sau. Jetzt kehrst dr Katz.”

Es ist kurz nach 09:00 Uhr früh, in der Mikrowelle der fensterlosen Küche ohne Lüftung dreht sich Wolverines zweite Frühstück warm, ein Wahammerl mit Krauhaut. Gibts nicht? Oh doch! Ich habe von Manfreds unstillbarem Hunger schon früher berichtet (s. https://flockblog.de/?p=40400) und schon jetzt Angst vor heute Mittag, wo er ein “ordentliches Stück Spofackl mit am Spee-eegkraut” zu erhitzen plant.

Ich leide ja schon daran, dass mein Büro direkt gegenüber der Küchentür liegt und ich jede Schwade in den die Nase kriege und sags ihm auch gelegentlich. Dabei hat er noch Glück, dass ich nur motze. Wenn ich mit Herrn Vielfraß und seinen Essens- und anschließenden Verdauungsdünsten das Büro teilen müßte, wäre er schon tot.

Gelesen: Frank Goosen – “Förster, mein Förster”

Der Autor (Jahrgang 1966) erzählt in dem 2016 erschieben Buch in teilweise sehr witzigen und pointieren Sätzen von einem Schriftsteller, der kurz vor seinem 50. Geburtstag steht und seinen Alltag erlebt. In der kleinen unaufregenden Stadt, mit den Freunden und Bekannten, die halt manchmal doch sehr Leute sind.

Das Buch hat mir nicht nicht gefallen, aber wirklich erfreuliche Lektüre ist anders. Es mag darin liegen, dass Goosen Skurrilitäten bis zu einem Punkt auswalzt, wo sie nicht mehr komisch sein können und dass der Alltag des Herrn Förster ohne sie einfach bloß der fade Alltag eines Herrn in den mittleren Jahren ist und mich nicht wirklich berührt.

Wer’s mag, kanns haben.

“Der Steppenrolf”

Ich möchte wetten, dass Ralf Heimanns Twitter Challenge ihre Geburtsstunde bei einem Vertipper erlebt hat. Ist aber wurscht, ich habe mich weggeschmissen vor Lachen.

Das Leben ist kein Ponyhof

… besonders nicht, wenn man am Samstagnachmittag in einer langen Schlange lange darauf warten muss, endlich das Nötigste einzukaufen.

(PS: Die Schlange war noch länger, hat aber nicht mehr aufs Bild gepasst…)

Gestern im Resi: Dantons Tod

Endlich! Endlich! Endlich! Theater. Endlich! Endlich! Endlich! Wieder Theater.

Schon beim Vorbestellen Regeln. Wann und wie Karten abzuholen sind. Wie sich beim Betreten des Theaters zu verhalten sei, wie am Platz. Es ist dann aber alles doch sehr entspannt: ein junger Herr besprüht am Eingang die Hände aller vorbildlich maskierten Besucher mit Desinfektionsmittel, die Kartenherausgeberin weist einen zu der Schlange, wo die Sitzplatzeskorten die einzelnen Gästekonstellationen abholen und zum Platz geleiten, nicht ohne mehrfach zu fragen, ob man denn nicht noch mal vor der zweieinhalbstündigen Vorstellung auf die Toilette muss, denn da darf man während des Spiels auch nicht allein hin. Aufstehen ist erst wieder nach dem Schlußapplaus erlaubt, auch da werde man wieder abgeholt und nach draußen geleitet. Am Ziel angekommen, entpuppt sich die siebte Reihe Parkett als die vierte, weil jede zweite Reihe herausgenommen wurde, zwischen den einzelnen Kleingrüppchen, die im Regelabstand beieinander sitzen dürfen, sind immer zwei freie Stühle, alle sind ruhig, entspannt, diszipliniert, unaufgeregt, während der Vorstellung dürfen die Masken abgenommen werden. Ganz ehrlich? Viel schöner geht es nicht. Bis zum Schluß ist die Luft nicht stickig und verbraucht und außer, dass sich ein Paar auf der Bühne mal durch eine Glasscheibe küßt anstatt direkt auf den Mund, spielt die Seuche keine Rolle.

Soweit zur Logistik. Die restlos ausverkaufte Aufführung? Sehr gelungen. Unter Sebastian Baumgartens Regie spielt eine noch sehr junge Besetzung eine multimediale Revolution, auf einer stark genutzten Drehbühne, mit aus Filmen entlehnten Special Effects, Live-Musik, Tanzähnlichen Einlagen und unter dem sanften Blick Wladimir Iljitsch Uljanows, mit dem Danton sich im Laufe der Inszenierung über das Wesen einer Revolution und ihrer Protagonisten austauscht. Wir saßen für 150 Minuten wie angenagelt auf unseren Stühlen, der Sog des Stückes hatte uns nach dieser schrecklich langen theaterlosen Zeit vollkommen erfaßt. Das war vor allem auch dem Schlußapplaus anzumerken, der für Schauspieler wie Zuschauer eindeutig karthatischen Effekt hatte.

Nichts zu meckern? Doch, ein paar wenige Kleinigkeiten: warum St. Just mit einer Frau besetzt war, habe ich nicht verstehen können. Das hat dem Blut-Messias viel von seiner Wirkung genommen. Dantons Frau und seine Grisettengeliebte blieben vollkommen farblos. Extrem schade. Die männlichen Rollen waren durch die Bank stärker herausgearbeitet und angemessen besetzt. Leider gabs kein Programmheft, so dass ich nicht mit Namen dienen kann. Folgt im Herbst, im August sind erst mal Theaterferien.

Welche Wohltat. Theater. Auf einer Bühne. Was habe ich es vermißt!

Du-kommst-aus-dem-Gefängnis-frei

Der Monarch der Vereinigten Staaten von Amerika hat seinem guten Kumpel Roger Stone (der mit seiner dunklen Brille und Schlapphut ohnehin schon aussieht, wie ein von einem wenig phantasiebegabten Konstümdesigner entworfener Schurke) mal eben rasch die Gefängnisstrafe erlassen. Man möchte schon gerne wissen, wer da welches dunkle Geheimnis über wen kennt…

Sonst ist es auch wie immer: Der Präse baut Scheiße, das Lincoln-Projekt macht daraus einen Film: https://www.youtube.com/watch?v=p00fxoDpaIo

Übrigens: ein “felon” ist jemand, der eines Verbrechens überführt und dafür verurteilt wurde und entspricht im hiesigen Rechtssystem einem Vorbestraften.