… welche schlimmen SchĂ€den die lange Zeit im Homeoffice bei Werberhirnen angerichtet hat:

… welche schlimmen SchĂ€den die lange Zeit im Homeoffice bei Werberhirnen angerichtet hat:

Wieder ein wunderschönes Konzert im Live-Stream aus dem Keller. Und kein Live-Publikum hin oder her, Mulo Francel (Quadro Nuevo) erzĂ€hlt. Und erzĂ€hlt. Und erzĂ€hlt.Mir ging es wie damals einem Redneck-Zuschauer der Dixie Chicks (jetzt nur noch Chicks, ich weiĂ). Ich hĂ€tte auch gern gerufen: “Shut up and sing”!
Aber dann war die Musik doch so schön, dass ich ihm die Quakerei nachgesehen habe.
# Man geht offensichtlich allerorten zur Tagesordnung ĂŒber. Corona-Podcasts werden umbenannt, erscheinen seltener und heiĂen jetzt irgendwas wie “Die Woche kompakt” oder so.
AuĂerdem: Drosten macht Urlaub.
# Irgendwann in ferner Zukunft werden die Millennials ihren Enkeln vorjammern, wie sie schon in sehr jungen Jahren gezwungenermaĂen “Rezessionsexperten” wurden. Die meisten haben mit Finanz- und Corona-Krise inzwischen schon zwei, die Ălteren unter ihnen mit der Nach-9/11-Krise sogar schon drei auf ihrem Lebzeitenkonto. Mir tun ihre Nachgeborenen jetzt schon leid.
# FrĂŒher war alles besser. FrĂŒher, das ist “b.c.”, also “before Corona”.
# Galt es bisher im wesentlichen die Bucket List (All die Dinge, die ich unbedingt getan haben will, bevor ich sterbe) abzuarbeiten, holt seit der Pandemie die Fuck-It-Liste (All die Dinge, die mir ab jetzt scheiĂegal sind) massiv auf. Sie soll angeblich schon um zwei BartlĂ€ngen vorne liegen.
# Man(n) trĂ€gt das Haar jetzt wieder lĂ€nger, quasi Pandematte. Ich arbeite derzeit sehr daran, dafĂŒr den von mir erfundenen Begriff Lamala (Lass mal lang) in den allgemeinen Sprachgebrauch einzufĂŒhren.
# Analog zu 45s “China Virus” sprechen seine Gegner inzwischen von der “Trump Plague”.
# In dieser Woche war es soweit: die letzte Veranstaltung, fĂŒr die ich im Vorverkauf Karten erworben hatte wurde abgesagt / auf unbestimmte Zeit verschoben. Ist noch sehr neu in meinem Leben dieser Zustand, gar keine PlĂ€ne zu haben.
# Meine jĂŒngst erstandene Handseife trĂ€gt einen groĂen leuchtend gelben Sticker “Mission HĂ€nde waschen”. Ăh, was sonst?
# DrĂ€ngende Frage: lohnt es sich eigentlich, jetzt schon aufrĂ€umen oder ist dafĂŒr noch genug Zeit, wenn sich das nĂ€chste Mal wirklich Besuch ansagt?
# Meine amerikanische Kreditkarte ist unter die Konsumantreiber gegangen. Ich bekomme wenigstens zwei Mal pro Woche eine e-mail mit dem Betreff: “Sabine, about your rewards: You’re getting 2% Back in allllll these places” und einer Liste von LĂ€den, die ich jetzt leer kaufen soll.
# Meine US-Bank spinnt auch und informiert mich mit dieser Kampagne ĂŒber die Seniorensprechstunden in ihren Filialen.

Immer an hohen Feiertagen in den USA blinkt einem auf den Leuchteschildern an den Highways die Aufforderung entgegen, dass man Besoffene anzeigen möge. Mach ich.
Excuse me, Officer, ich glaube, mit den beiden Herren hier stimmt was nicht…

Stell dir vor, es ist Pandemie. AuĂerdem Independence Day und alle UmzĂŒge sind abgesagt. Nur der PrĂ€sident lĂ€dt weiterhin zu GroĂveranstaltungen ein.
Diese UmzĂŒge, in der lokalen Sprache Parades, muĂ man wissen, sind eine Art amerikanischer Nationalsport und immer ein Massenereignis. Sie werden veranstaltet, wenn ein Krieg vorbei (es sei denn, er wĂ€re in Vietnam gewesen) oder ein Olympiadenmedallienregen auf US-Sportler niedergegangen ist oder man dem britischen König das Kolonialdasein aufgekĂŒndigt oder es mal wieder an der Zeit ist, schwul und stolz darauf zu sein (Gay Pride) oder der irische Nationalheilige Namenstag feiert oder der gröĂte Verirrer der christlichen Seefahrt versehentlich in der Gegend anlandet oder das Kaufhaus Macy’s sich fĂŒr vorbildliches Konsumverhalten bedanken will (Thanksgiving) oder oder oder. In San Bruno haben sie jĂ€hrlich einen BlumenstrĂ€uĂchenumzug gemacht (Posy Parade). Kein AnlaĂ zu klein, Hauptsache Umzuch mit vielen Wagen (Floats) und Ketten, die in die Menge geworfen werden. Unbedingt Ketten. Viele Ketten. Ich bin immer schwer vornĂŒbergebeugt von meiner aufgefangenen “Beads”-Last nach Hause gewankt.
Und jetzt?
What do you do when you canât hold your usual Fourth of July parade? Have a Reverse Parade, of course!
Nein, das heiĂt nicht, dass die Parade einfach rĂŒckwĂ€rts fĂ€hrt. Es bedeutet, dass die erfinderischen Stadteltern und BĂŒrger*innen in Montgomery, Ohio einen statischen Umzuch abhalten. Jede*r Teilnehmer*in, ob buntgeschmĂŒckter Wagen oder Tanzgruppe oder Marching Band oder wer sonst noch aller mittut, steht stille an einer “Parade Route” auf dem Parkplatz der Sycamore High School, wedelt mit FĂ€hnchen und macht Krach. Und die Zuschauer*innen fahren in ihren Autos im Parade-Route-Slalom an ihnen vorbei.
Ich schau morgen mal, obs Bildsche gibt.
Wir haben uns alle auch mal wieder andere Schlagzeilen als Corona gewĂŒnscht. Das haben wir nun davon.

# Ihr UnterbewuĂtsein, berichtet eine Freundin, habe offensichtlich die unterbewuĂte Schnauze voll vom Maskentragen. Sie finde sich seit ungefĂ€hrt zwei Wochen regelmĂ€Ăig in der Situation, auf den begrenzten Handtaschenvorrat an Einwegmasken zurĂŒckgreifen zu mĂŒssen, weil sie die Stoffmaske vergessen habe. Sage ich, dass das bei mir nicht vorkommt. Seit ich heute frĂŒh beimBĂ€cker umdrehen muĂte, um vor dem Betreten des Ladens erst mal noch meine Stoffmaske von zu Hause zu holen, weiĂ ich: es gibt sie doch, die UnterbewuĂtsein-zu-UnterbewuĂtsein-Kommunikation.
# Seit sich selbst Dick Cheney mit Mundnasenbedeckung ablichten lĂ€Ăt, weiĂ die Welt (sowie das eher konservative Amerika) “#realmenwearmasksâ.

# Gilt jedoch nicht fĂŒr alle. Mike Pence empfahl beim Corona-Briefing der US-Regierung am 26. Juni insgesamt vier Mal das Gebet als Virenschutz. Maskentragen nicht ein Mal.
# Andere erweisen sich als Konvertiten. “Fox and Friends”-Moderator Steve Doocy ĂŒberraschte jĂŒngst mit dem fĂŒr Sender und Person noch sehr neuen Ratschlag: â âMAGAâ should now stand for âMasks Are Great Again.â Let me give you some marketing advice right there.â
# Ach ja, und dann noch er da. 




Der Hubsi? Nein, der Hubsi kann jetzt nicht zum Spielen rauskommen. Der Hubsi muss erst noch was erledigen. 

Auf dem ungefĂ€hr eine ZigarettenlĂ€nge langen Weg von der Praxis zum Parkplatz höre ich, bei einem Dutzend angekommen, auf, die auf Gehweg, GebĂŒsch und StraĂe fortgeworfenen Masken zu zĂ€hlen. Stattdessen kontempliere ich, dass manche in einer solchen Hast heruntergerissen worden zu sein scheinen, dass sie noch deutlich die Konturen der Gesichter ihrer ehemaligen TrĂ€ger*innen tragen und dass sich das fĂŒr mich so anfĂŒhlt, als schritte ich durch ein Meer von Antlitzen. Ich mag das nicht.