Endlich! Endlich! Endlich! Theater. Endlich! Endlich! Endlich! Wieder Theater.
Schon beim Vorbestellen Regeln. Wann und wie Karten abzuholen sind. Wie sich beim Betreten des Theaters zu verhalten sei, wie am Platz. Es ist dann aber alles doch sehr entspannt: ein junger Herr besprüht am Eingang die Hände aller vorbildlich maskierten Besucher mit Desinfektionsmittel, die Kartenherausgeberin weist einen zu der Schlange, wo die Sitzplatzeskorten die einzelnen Gästekonstellationen abholen und zum Platz geleiten, nicht ohne mehrfach zu fragen, ob man denn nicht noch mal vor der zweieinhalbstündigen Vorstellung auf die Toilette muss, denn da darf man während des Spiels auch nicht allein hin. Aufstehen ist erst wieder nach dem Schlußapplaus erlaubt, auch da werde man wieder abgeholt und nach draußen geleitet. Am Ziel angekommen, entpuppt sich die siebte Reihe Parkett als die vierte, weil jede zweite Reihe herausgenommen wurde, zwischen den einzelnen Kleingrüppchen, die im Regelabstand beieinander sitzen dürfen, sind immer zwei freie Stühle, alle sind ruhig, entspannt, diszipliniert, unaufgeregt, während der Vorstellung dürfen die Masken abgenommen werden. Ganz ehrlich? Viel schöner geht es nicht. Bis zum Schluß ist die Luft nicht stickig und verbraucht und außer, dass sich ein Paar auf der Bühne mal durch eine Glasscheibe küßt anstatt direkt auf den Mund, spielt die Seuche keine Rolle.
Soweit zur Logistik. Die restlos ausverkaufte Aufführung? Sehr gelungen. Unter Sebastian Baumgartens Regie spielt eine noch sehr junge Besetzung eine multimediale Revolution, auf einer stark genutzten Drehbühne, mit aus Filmen entlehnten Special Effects, Live-Musik, Tanzähnlichen Einlagen und unter dem sanften Blick Wladimir Iljitsch Uljanows, mit dem Danton sich im Laufe der Inszenierung über das Wesen einer Revolution und ihrer Protagonisten austauscht. Wir saßen für 150 Minuten wie angenagelt auf unseren Stühlen, der Sog des Stückes hatte uns nach dieser schrecklich langen theaterlosen Zeit vollkommen erfaßt. Das war vor allem auch dem Schlußapplaus anzumerken, der für Schauspieler wie Zuschauer eindeutig karthatischen Effekt hatte.
Nichts zu meckern? Doch, ein paar wenige Kleinigkeiten: warum St. Just mit einer Frau besetzt war, habe ich nicht verstehen können. Das hat dem Blut-Messias viel von seiner Wirkung genommen. Dantons Frau und seine Grisettengeliebte blieben vollkommen farblos. Extrem schade. Die männlichen Rollen waren durch die Bank stärker herausgearbeitet und angemessen besetzt. Leider gabs kein Programmheft, so dass ich nicht mit Namen dienen kann. Folgt im Herbst, im August sind erst mal Theaterferien.
Welche Wohltat. Theater. Auf einer Bühne. Was habe ich es vermißt!