Bereit sein ist alles

In meiner kalifornischen Wahlheimat wird man zuverlässig von zwei Dingen dauerbeschallt: dem hektischen “Lassen-Sie-mich-durch-ich-bin-Zug”-Gepfeife des CalTrain und dem Getute und Gefiepe von “car alarms”, die im allgemeinen nichts dramatischeres zu vermelden haben als “Da fährt wer mit einem schweren Auto über den Parkplatz, auf dem ich stehe”, “Ein Blatt! Ein Blatt ist auf mich gefallen!”, “Oh mein Gott, ich sterbe. Nein, doch nicht. War nur ein Streifschuß. Moment. War kein Schuß. Wir haben nur etwas eng am Nebenmann geparkt.” Folgerichtig nimmt die niemand ernst und wenn wirklich mal ein Auto geklaut werden sollte, merkt natürlich keiner was.

Ganz anders hierzulande, wo der halbe Wochenmarkt seine Ein- und Verkaufstätigkeit unterbricht, um zuerst mal das grelle Piepen zuzuordnen. Je nach Generationszugehörigkeit schießen die Spekulationen ins Kraut: Fliegeralarm? OHU kaputt? Testen die bei der Kirche das neue Katastrophenwarnsystem? Haben die überhaupt eines? Und wenn ja, brauchen sie es eigentlich, wo doch Gott seine schützende Hand…? Bevor es gar zu wild wird, taucht ein schwitzenden Mann mittleren Alters auf und alle schauen zu, wie er sich mit hochrotem Kopf in was rotes Tiefergelegtes windet und “des Glumpert, des verreckte” zum Schweigen bringt.

Ich glaube ja inzwischen, dass die Marktleute den Alarm bestellt haben: die Kundschaft, nunmehr katastrophengewarnt, kauft mehr, als sie ursprünglich vorhatte. Falls doch mal was sein sollte.

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