Freitagabend. Ich brauche Milch und Brot. Nichts leichter als das. Supermärkte haben hier immer und lange auf und selbst zu später Stunde noch frische Ware, ein kurzer Zwischenstop auf dem Heimweg und dann bin ich fürs Wochenende gerüstet.
Vor das frische Brot haben die Herren Supermarkt die Truhe mit den guten (und unwahrscheinlich teuren) Käsen gestellt. Hmmm, ein Brie mit frischen Kräutern. Nehme ich. Und was ist das? “No woman”-cheese gewürzt mit jamaikanischem Jerk? Sieht auch sehr lecker aus, rein in den Wagen. Und das? Auf Apfelholz geräucherter Cheddar? Yummie! Her damit. Jetzt aber. Brot. Das Artisan-Bread mit den European Grains sieht gut aus. Und vielleicht noch Käse-Jalapeño-Bagels? Klar. Und es gibt tatsächlich noch zwei Laugensemmeln. Meins! Ich rufe mich zur Ordnung. Jetzt aber wirklich nur noch Milch und fürs nächste Mal wieder mal merken, daß es nicht gut ist, hungrig einkaufen zu gehen. Milch in den Wagen und auf zur Kasse. Uiiiii, es gibt frischen Spargel. Schon wieder abgelenkt. Ich könnte doch ein Lachs-Spargel-Risotto – ja, genau, darauf habe ich Lust. Nochmal durch den ganzen Laden zurück zur Fischtheke (liegt gleich neben der Apotheke). Lachs und ein paar schöne fette Camarones Tigres zugeladen. Tempura wollte ich immer schon mal ausprobieren. Wo ist gleich der Tempurabattermix? Auf dem Weg zur Kasse landet noch dies und anderes im Shopping Cart und ich habe einiges aufs Band zu laden.
Nach dem “Divider” legt der Herr nach mir auf: 10 nachtschwarze Kartons, auf deren Seiten in einem fetten aggressiven Font in Weiß “Hungry Man” aufgedruckt ist. Frage mich beim Verräumen meiner Einkäufe in den Kofferraum kurz, ob ich neidisch sein soll, daß der wahrscheinlich in unter fünf Minuten mit seinem grocery shopping fertig war. Recherchiere daheim, während der Spargelpfannkuchen brutzelt: nein, bin ich nicht. Hungry Man produziert pfund- und für den ganz großen Männerhunger anderthalbpfundschwere Fertiggerichte inkl. Nachtisch. Das einzige, was hungriger Mann noch selbst machen muß, ist nach dem Erhitzen in der Mikrowelle die Plastikfolie abzuziehen. Neihein, das mag ich nicht.
Habe noch genug Spargel für das Risotto morgen und freu mich drauf, einen Willkommenskuchen für Sam zu backen, der nach fast einem Monat am Krankenbett seiner Mutter aus Mexiko zurück ist. Da kann Hungry Man noch so viel Dreck aus Schachteln essen. Der weiß gar nicht, wieviel Spaß ihm beim Kochen entgeht!