Manchmal hat man einfach Pech. Da schenkt man ein paar JungvermÀhlten Blumen aus dem eigenen Garten und kriegt deswegen ein paar Jahrhunderte spÀter einen rosaroten Feiertag angehÀngt. Armer Sankt Valentin.
In Amerika ist ja immer alles viel gröĂer und viel mehr als sonstwo und deswegen sind die SĂŒĂigkeitenabteilungen seit Wochen voller herzblutroter herzförmiger Boxes of Chocolates, deren GröĂe (von 1 StĂŒck Praline bis 10 lbs, das sind knapp 5 Kilogramm) vermeintlich RĂŒckschlĂŒsse auf den Grad der Zuneigung zum jeweiligen “Valentine” erlauben. FĂŒr die Kleinen gibt es Packungen voller roter Herzdöschen oder Kreisel oder Yo-Yos in Pink oder herzförmiger roter Lutscher (und noch viel mehr Kruscht) in schulklassenkompatiblen Mengen, da man – Antidiskriminierung will frĂŒh geĂŒbt sein – jedem etwas mitbringen muĂ. Dazu gehört auch die traditionelle ValentinstaggruĂkarte, in Pink oder Rosa oder Rot oder von allem etwas. Gibt’s natĂŒrlich auch zum Selberbasteln, mit vorausgeschnittenen Herzchen und ganz viel pinkem Glitter-Glue. Grauselig. Ganz grauselig. Wird aber noch ĂŒbertroffen von den eigens fĂŒr diesen Tag produzierten Geschenken. Der Renner sind dieses Jahr rote Herzkissen aus PlĂŒsch mit einem Grinsegesicht und PuschelfĂŒĂchen dran. Wenn man auf die Nase drĂŒckt, dann sagt das Kissen “I love you”.
Tom Shane, der der lokalen Folklore nach kurz vor der Erfindung des Radios angefangen hat, seine Werbespots mit dem Motto âNow you have a friend in the diamond businessâ einzusprechen, erzĂ€hlt mir seit Wochen bei jeder Autofahrt wie er Anfang des Jahres in Hong Kong alle verfĂŒgbaren BestĂ€nde von âBlush Pearlsâ aufgekauft habe (to blush â erröten) und seine Goldschmiedhelferlein in unermĂŒdlicher Tag- und Nachtarbeit daran gewerkelt hĂ€tten, daraus die schönsten Hals- und Armketterl, Ohr- und Fingerringerl zu fertigen, auf daĂ man nun fĂŒr seine Liebste ein âspecial Valentineâ kaufen könne. In allen Preisklassen, âfrom lower budget to luxuryâ, wobei Tom Shane letzteres empfiehlt, wenn man DIE FRAGE stellen wolle. (Am Valentinstag macht der Amerikaner gerne HeiratsantrĂ€ge.)
Der Cocktail des Tages ist ein “Sweetheart”. Dazu begieĂt man zwei herzförmige WĂŒrfel Zucker mit einem Fingerbreit âPeach Schnapsâ und gieĂt mit RosĂ©-Sekt auf. Demi-sec. Und gibt (was sonst?) herzförmige EiswĂŒrfel hinzu. Roter Herzstecker rein. Fertig. (Wer sowas trinkt, hat sich ein SchmuckstĂŒck aus der âBlush Collectionâ redlich verdient. Und das SchĂ€delweh morgen auch.)
Heute morgen schon standen an vielen StraĂenecken ambulante BlumenhĂ€ndler, wobei das Angebot im allgemeinen aus roten Rosen besteht. Wer kann, nimmt ein Dutzend langstielige Baccaras, fĂŒr den kleineren Geldbeutel tut’s auch ein halbes Dutzend mit BindegrĂŒn und wer ganz arm dran ist, macht es wie der Einpacker vorhin an der Supermarktkasse, der sich selbst mit einem StrauĂ Rosen photographiert und das Bild an seine 32 “lady friends” geschickt hat. Der Bedarf ist offensichtlich da: Fast jeder Mann, der mir heute begegnet ist, trug einen RosenstrauĂ mit sich herum.
Morgen ist es zum GlĂŒck vorbei und die Welt sieht auch wieder andere Farben als Rosa und Rot. http://bit.ly/gmS0LW
Danke, Billy Bragg! Der kann diesen Feiertag auch nicht ab.
Hier wird’s einem mal richtig erklĂ€rt: http://youtu.be/j-Cs1tEh1uM
Homer Simpson erlĂ€utert in der Valentinstagsfolge der Simpsons (“The daughter also rises”) auf Barts Frage, warum MĂ€nner denn am Valentinstag Frauen so viele Geschenke machen mĂŒĂten und selbst nix kriegen: das sei eine Art Bestechung, damit die Frauen nicht rummotzen, wenn die MĂ€nner am 4. Juli ihre Feuerwerke abballern.