Hire a Hero

– das ist eine mail, die mich heute als hiesige HR-Tante erreichte: Ich bin ja durchaus willens, einem Ex-Ledernacken eine Chance zu geben, ich weiß bloß noch nicht, was der bei einem start-up tun könnte… –

*** Ich lote hiermit einen Kommentar-Wettbewerb aus: wer den schönsten Vorschlag für den Einsatz von Ex-Helden in einem start-up Unternehmen macht, bekommt einen Preis! Von mir. Mit Siegerehrung. ***

“Von: Kristi Palmer [mailto:kristi.palmer@hireahero.org] Gesendet: Donnerstag, 29. Januar 2009 07:04
An: jobs@proximic.com
Betreff: Resumes

Hello ,

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Thanks again,

Kristi Palmer

Hire A Hero

The Presidio of San Francisco
Po Box 29513
San Francisco, CA 94129-0513

Kristi.Palmer@HireAHero.org

866.440.4424 Extension 4″

ich bin nicht schreibfaul geworden

… es findet zur Zeit nur so ungeheuer viel Arbeitsalltag statt und der absorbiert massig Zeit und Energie und Kreativität. Außerdem hat mein Examiner-Verteiler das Revier gewechselt und man enthält mir morgens mein Blättchen vor… also auch keine neuen Anekdoten aus der Welt der freien amerikanischen Presse.

Obama räumt das Land auf, wobei ich das meiste davon aus spiegel.de weiß und die Wirtschaftskrise frißt sich durchs Silicon Valley und sorgt für hängende Köpfe und freiwerdende Protzimmobilien.

Mein Fuß spricht auf des Doktors “treatments” an; ich wußte bis dato nicht, an wieviel Stellen man doch bei verhältnismäßig kleinen Füßen Muskelkater von “physical manipulations” haben kann – aber ich bin ja damit auch nur rumgelaufen, und habe nicht gedrückt, gezogen und getriggert. Letzteres macht ihm besonders viel Freude: einen verhärteten Punkt zu finden, ihn mit Macht weichzudrücken und dabei nachzufragen, wieviel “pain”, auf einer Skala von eins bis fünf, ich denn nun gerade leide. Es scheint aber besser zu werden, heute habe ich mich heimlich getraut, mal wieder eine Viertelstunde am Stück zu gehen (ist eigentlich noch verboten) und das ging ganz gut.

Sonst? Auch hier ist morgen Freitag und ich freue mich aufs Wochenende. Ich habe vor, nicht zu arbeiten, sondern mal wieder (das erste Mal, seit ich zurück bin) in The City zu fahren und einfach in San Francisco zu sein… Ich nehme auch meinen Photoapparat mit, und vielleicht gibts ja dann neue Kuriosiäten oder andere Schönheiten zu zeigen.

Pho

heißt die traditionelle vietnamesische Nudelsuppe, die dort als Frühstück und zu jeder anderen Tageszeit serviert wird. Einen Riesentopf Pho habe ich heute gekocht und mir Menschen zum Mitessen eingeladen – das hat mal wieder richtig Spaß gemacht, ich hatte schon fast vergessen, wie schön es ist, zu mehreren im eigenen Haus gut zu essen und zu trinken.

Kommt mich besuchen, damit wir das bald mal wieder machen können…

Knochen

können sich ineinander verschieben und dann verkanten. Muskeln und Sehnen versuchen, das zu sublimieren und schaffen es auch viel länger, als man das für möglich halten sollte. Irgendwann geben sie aber wegen permanenter Überforderung auf, sind entzündet und melden Schmerz.

Soweit habe ich mit meinem unzulänglichen englischen medizinischen Wortschatz Herrn Dr. Yuen verstanden, der jetzt mit chiropraktischen Methoden versucht, meinen linken Fuß im wahrsten Sinne des Wortes wieder zum Laufen zu bringen. Wir werden in der kommenden Woche gemeinsam einen Heilplan erstellen und er ist zuversichtilich, dass das in ca. 2 Monaten (!!) wieder ausgestanden sein wird – ich hoffe, das Leiden läßt früher nach, so richtig Freude macht das Hinken zur Vermeidung von Belastung nicht.

Teflon

Jürgen hat bei seinem “Rettet die amerikanische textilimportierende Industrie” Feldzug auch mich dazu inspiriert, den tollsten aller möglichen Outdooranoraks zu erstehen (ich glaube, wenn man den ließe, ginge er auch ganz alleine wandern).

Heute durfte er, wegen Schlechtwetters – es regnet und soll weiterregnen; ganz Kalifornien freut sich, dass endlich die Rainy Season die Wasserreservoirs wieder füllt – zum ersten Mal mit nach draußen. Ein gutes Stück. Und wirklich vollkommen wasserdicht. Wie ich dem Zettel in der Innentasche entnahm, werden aus diesem Material sonst nur Weltraumanzüge hergestellt. Und mein neuer Anorak. Wenn mir das Geld ausgehen sollte, kann ich ihn immer noch an die NASA verkaufen.

Der “San Francisco Examiner”

ist eine Art “Bäckerblume” mit Anspruch und Coupons.

Das (schon aufgrund der Coupons – das ist sowas ähnliches wie Rabattmarken und dem amerikanischen Schnäppchenjäger wichtig wie sein täglich Brot) recht umfangreiche Blättchen wird am Bahnhof jedem geschenkt, der es haben will. Mir auch, jeden Morgen… Inzwischen schlage ich als erstes immer die Seite mit den Leserbriefen auf. Was sich da an schrägen Vögeln tummelt ist einfach die helle Freude. Mein bisheriger Favorit war ein aufrechter Patriot, der schrieb, um alle “cops and armed forces” zu preisen, weil die Polizei gerade ungerechtfertigten Angriffen ausgesetzt sei.

(An Silvester erlegte ein BART-“officer” in einer Notwehrsituation in einer Bahnstation einen Schwarzen, der bäuchlings mit dem Gesicht am Boden lag – und soll jetzt, aber das ist noch in Diskussion, tatsächlich möglicherweise wegen Mordes angeklagt werden.)

Der Herr schrieb also, dass er, wie jeder gute Amerikaner, jeden Morgen die Flagge grüße, Gott dafür dankt, dass er Amerikaner ist und zog dann so recht vom Leder. Zusammengefaßt des Inhalts, dass jeder Polizist täglich sein Leben für die ganze Bagage da draußen riskiere und man dann bei kleinen streßbedingten Fehlern einfach auch mal nachsichtig sein müsse. Er schätze zwar die Presse und andere Organisationen, aber die täten halt nichts, wenn man wirklich Hilfe braucht. “The next time you have an emergency, instead of calling the police, call the ACLU. Let us know how that works out for you.” Ich erzähle es ungern weiter, aber er wohnt in San Bruno.

* ACLU = American Civil Liberties Union (http://www.aclu.org) mit dem Motto:”Freedom can’t protect itself”

Heute war entweder ich besonders albern, oder aber der Examiner: gleich der erste redaktionelle Artikel berichtete von einem Schurken, der seine Verteidigung darauf abstellt, dass er für die begangene Tat “not mentally competent” sei. Das gefällt mir so gut, das werde ich behalten und bei passender Gelegenheit anwenden. Dann schimpfte Leserbriefschreiberin Campbell unter der Überschrift “As ugly as it gets” darüber, dass die “Bush-Haters” und die liberale Presse daran Schuld seien, dass nun “solche Leute” ins Weiße Haus einziehen konnten. Am meisten hat sie sich darüber aufgeregt, dass man so ekelig zu Mrs. Bush sein kann – ich zitiere: “Worse, liberals egged on by the high and mighty miffy press were completely ugly to Laura Bush – an intelligent, decent and honorable woman who would never waste the taxpayers money on $450 snacks at the Waldorf Astoria, as the new first lady did during the campaign – with whose money? No wonder Wall Street dove today.”

Eigentlich sollte ekelig zur Ex-First-Lady sein ein Straftatbestand werden. Oder das Verspeisen von 450-Dollar-Häppchen. Aber nur im Waldorf Astoria.

Als ob das nicht schon genug Schönes für einen Tag gewesen wäre, berichtet die Redaktion unter der Überschrift “The Daily Outrage”  von den Straßen von San Francisco – auch das zitiere ich wörtlich. (In Großbuchstaben jeweils die Zwischenüberschriften.)

“WHO: Unknown suspects.
WHAT: Three people were shot and injured by someone in another car while driving early Monday on southbound Highway 101 in Brisbane.
WHY IT HAPPENED: Police said the shooting appeared to be the result of road rage. The victims, four men between 25 and 30 years old got into an altercation with another car around 2:30am, that ended, when someone in the other vehicle fired at least six rounds in the other car.

WHY IT’S A BAD IDEA: The roads are dangerous enough without angry drivers using weapons to settle disputes. Bay Area highways have been the scene of fatal shootings far too often, and these victims were very lucky to escape with their lives.”

Nach der Wettervorhersage, den Veranstaltungshinweisen und Klatsch und Tratsch aus der Nachbarschaft (Hollywood) geht dann ab Seite 35 die internationale Berichterstattung los. Was so auf der Welt geschieht, wird auf knapp zwei Seiten, davon viel Werbung und Coupons zum Ausschneiden, abgehandelt.

God bless America.

Abenteuer Alltag. Heute: Sabine schickt einen Brief

Heute war ich auf der Post. Wieder mal. Und es wundert mich von Mal zu Mal weniger, dass Tommy Lee Jones nach seiner MIB Karriere mit seinen Alien-Kumpels ausgerechnet bei der amerikanischen Post arbeitet. Genauer gesagt: es wäre wirklich überraschend, wenn die dortigen Mitarbeiter intraterrestrische Wesen wären.

Um eine postale Dienstleistung zu erlangen, muss man Schlange stehen. Es handelt sich dabei in Amerika um ein nicht diskutierbares Naturgesetz. Vor mir standen bereits 14 andere “in line”, alle mit derselben stoisch-hoffnungslosen Miene und beobachteten, was sich gerade am (von drei möglichen) einzigen besetzten Schalter abspielte. Die Kundin hatte ein Paket gepackt. Schon zu Hause. Sehr gut. Es war aber in seinen Ausmaßen so groß, dass der Versand teurer zu werden drohte als beim letzten Mal. Ausweg: verkleinere die Umverpackung. Einen solchen Karton steckte ihr die Schalterkraft unter dem Siegel der Verschwiegenheit und den wachsamen Augen von nunmehr bereits 18 wartenden Menschen zu. Wir wurden Zeugen, wie die Kundin am Schalter, unter dem wohlwollenden Blick der Postrepräsentatin, ihr Paket erst mühselig öffnete, dann das Zeug umpackte und schließlich feststellte, dass nach oben hin noch ein wenig Luft zu sein schien. Hmmm. Was tun? Da fiel ihr ein, dass sie noch eine Plastiktüte in der Handtasche hatte, welche sie entnahm, entfaltete und dann – eher luftig – knautschte und ins Paket gab. Eine reichte nicht. Die Schalterfrau gab ihr noch eine. Knautschen, ins Paket legen – immer noch nicht genug. Unter den fassungslosen Blicken der Warteschlage (22 Personen) wurden einzeln so lange Plastiktüten gereicht, zerknüllt und in den Karton gegeben, bis dieser zur Zufriedenheit der beiden Damen gefüllt war. Dann wurde gewogen und frankiert. Das hätte das Ende dieser Beziehung sein können, aber weit gefehlt: die Postfrau lieh der Kundin den posteigenen Paketklebebandabroller. Und überwachte mit Argusaugen den Klebeprozess. Und da sich die Kundin dabei herzlich blöd anstellte, gingen vom Kennenlernen der Beiden bis zum Abschied (manifestiert durch die endgültige Rückgabe des posteigenen Paketklebebandabrollers an die Fachkraft) endlose 24 Minuten ins Land. Die Warteschlange umfaßte inzwischen mehr als 30 Personen und wurde von der Postschlangenfachkraft mittels Absperrbändern verwaltet.

Anschließend mußte das Paket noch an den eigentlichen Paketschalter verbracht werden, und dort auf die “ich-bin-ein-fertig-frankiertes-Paket-und-warte-auf-Weiterverarbeitung-Ablage”. Das ging nicht, da stand schon eins, das der Aufmerksamkeit des Postpersonals entgangen war. Wir standen kurz vor dem Ausruf eines Bombenalarms (und der Räumung der Betriebsstätte inkl. Warteschlange) bis ein findiger Postler entdeckte, dass das Paket schon frankiert war. Frankiert, das bedeutet nach deren unergründlichem Ratschluss: keine Bombe. Also konnte das wartende Paket in die Weiterverarbeitung geschickt, und das neue in die Warteschleife aufgenommen werden. Endlich.

Dann gings recht zügig, bis ein Herr sein Schreiben nach Ohio unbedingt via “international express” senden wollte; der war aber Argumenten zugänglich und konnte auf seinen Anspruch auch leicht verzichten.

Ich? Ich wollte doch bloß einen Brief nach Deutschland schicken, der ein bißchen schwerer war, als die üblichen 2 Seiten. Ich hatte zur Wahl eben den internationalen Express (5-10 Businessdays, 28 Dollar Porto), Priority Mail (6-10 Businessdays, 12 Dollar) oder First Class (5-10 Businessdays, 94 Cent). Das letzte Mal kostete dieselbe Versandart, bei weniger Gewicht, zwei Dollar.

Ich sags ja: Aliens. Die habens nicht so mit den hiesigen Geldwerten.

Glückstag?

Ich habe heute, noch bevor es 8:00 Uhr morgens war, vier Pennies gefunden. Im Laufe des Tages wurden es dann insgesamt sechs.

Daraus folgt doch, dass heute mein Glückstag ist, oder? Und wenn dem so ist, dann soll es sich mal beeilen, das Glück, der Tag ist nämlich in zweieinhalb Stunden rum…

Oder heißt das nur, dass mir heute kein Unglück zugestoßen ist, obwohl eigentlich eins für mich vorgesehen war?

Oder sind die Amis einfach zu faul, sich nach den Kupfermünzen zu bücken und ich nicht (und freu mich jedes Mal wie ein Kind)?