Presidents Day

Eigentlich hat man früher nur Washingtons Geburtstag gefeiert, hierzulande. Und dann noch Lincolns. Mit nunmehr 44 Präsidenten wäre das wohl inzwischen zu teuer und aufwendig, und deshalb wurde kurzerhand der 3. Montag im Februar pauschal zum “Presidents Day” erklärt. Es ist ein “Federal Holiday”, d. h. viele Menschen haben frei, Banken und Behörden geschlossen. Der Öffentliche Nahverkehr war noch unentschieden: Auf dem Fahrplan des CalTrain steht, dass “Information about service on Presidents Day will be available in early February”.

Sie fuhren. Und zur Feier des Tages trugen die Schaffner Stars&Stripes-Krawatten.

Prohibition?

Während der Woche gehen wir meist im Restaurant eines in der Nähes des Büros gelegenen Design-Centers essen. Das Café trägt einen annähernd italienischen Namen und wird geführt von einem übellaunigen mexikanischen Koch, er nennt sich Mario (wir nennen ihn den “Soup-Nazi”, frei nach Seinfeld) und dessen äußerst liebenswerter asiatisch-stämmiger Gattin. Die Helfercrew setzt sich aus so ziemlich allen Ethnien, außer Kaukasiern, zusammen. Die Kundschaft besteht dafür fast ausschließlich aus hungrigen Weißen, denn das Essen ist gut, gesund und bezahlbar. Manche Gäste werden ganz besonders verwöhnt: die bekommen zum Essen mit einem gaaaanz unauffälligen Augenzwinkern von Lorena an der Kasse einen ordentlichen Schluck Rotwein aus der Zweiliterpulle in eine gaaaanz unauffällige Kaffeetasse eingeschenkt. Ich bin stark daran interessiert herauszufinden, wie man dazu Zugang bekommen kann…

Halbe Portion

Gestern beim mexikanischen Metzger.

Ich orderte Hackfleisch (das ist immer schon fertig in praktische Ein-Pfund-Papierpäckchen eingewickelt) und die deutsche Dame nach mir bestellte: “I would like to become half a portion of it.” Selten ein so fassungs- und verständnisloses Gesicht gesehen wie das des Butchers.

Ich habe mich helfend eingeschaltet (eine gute Tat pro Tag), dafür gesorgt, dass er ihr ein halbes Pfund abwiegt und anschließend mit ihr herzlich über die “false friends” in der englischen Sprache gelacht – aber mir will einfach nicht der Gedanke aus dem Kopf gehen, was passiert, wenn ausgerechnet ein Metzger diese Bestellung wörtlich und sein Hackebeil in die Hand nimmt.

Winter in Nordkalifornien

Es ist – schon wieder oder immer noch (?) – “Rainy Season”. Meist schüttet es ein paar Minuten lang wie verrückt, um dann zügig die Sonne wieder scheinen zu lassen und alles abzutrocken; danach schüttet es gerne wieder. Oder es gibt eine Art Regen, den man gar nicht als Regen, sondern eher als extrem hohe kühlere Luftfeuchtigkeit wahrnimmt (Nebeneffekte sind eine permanent unklare Brille und Angela-Davis-Löckchen). Heute war Variante eins dran und also habe ich mein Frühstück auf der Terasse mit abwechselnd trommelndem Regen aufs Vordach oder praller Sonne eingenommen. Sehr hübsch.

Zu meinen täglichen Lieblingsbeschäftigungen gehört es, morgens auf dem i-phone die hiesige und die Münchener Tagestemperatur zu überprüfen und ich war diese Woche mal sehr gekränkt, als wir hier morgens die gleichen 6°C hatten wie ihr abends. Jetzt ist es wieder gut – die Differenz liegt wieder über 10°C.

Dieser Tage (es war der 6°C-Tag) hat mich auf dem Weg zum Bahnhof eine Nachbarin in dickem Fleecemantel, Stiefeln, Wollmütze und Handschuhen zähneklappernd mit den Worten begrüßt: “it’s gonna snow – it’s like tooooo cold” und heute habe ich zwei Damen getroffen, in Puschelpelzmänteln mit Stulpen, Stiefeln und Fellmützchen sowie je einem weißen Sheba-Hund in rotem Fleece mit Schneckflöckchen bedruckt an der Leine. Klar, ich heize auch und laufe nicht in kurzen Hosen und Tanktops rum (es gibt immer noch genügend Hardcorecalifornians, die das tun) – aber soooo schlimm isses nun auch nicht. Ich weiß, wovon ich spreche – ich kenne jeden Winter seit den Sechzigern mit Vor- und Zunamen. Inklusive des geheimen Mittelinitials.

Valentinstag

Ich habe heute zwar weder Blumen, noch Schmuck oder Pralinen bekommen, dafür aber in einer wundervollen konzertierten Aktion endlich mein langersehntes Wohnzimmersofa. Wie das? Ganz einfach: ich habe heute früh bei der Heilsarmee DAS Futon fürs Wohnzimer gefunden. Es ist, wie so vieles im Haus in flottem Rot gehalten, darüber hinaus mit schmucken japanischen Symbolen und Schriftzeichen bedruckt, und war dann auch noch günstig. Leider liefert die Salvation Army nicht, und jeder Tag, den sie ein Möbel aufheben, wird mit 25$ berechnet. Zum Glück fährt Kollege Felix einen Kombi und war auch gleich willens, am Nachmittag den Transport zu übernehmen – wenn das nicht ein Valentinsgeschenk ist…

Wir trafen uns also um kurz nach 5pm im Thrift Shop, um alsbald enttäuscht festzustellen, dass zwar die Matratze, nicht aber der komplette Lattenrost (also das Sofagestell) ins Auto passen. Hmmm. Also hab ich wieder telefoniert und Toni war bereit, das Gestell (es war zum Glück nicht über die Maßen schwer) mit mir die 0,7 Meilen vom Heilsarmeeladen nach Hause zu schleppen. Felix und ich sind umgehend mit der Matratze nach Hause geprescht (die Zeit lief, die Soldaten Gottes machen pünktlich um 6pm zu), haben flott aus- und Toni zugeladen.

Und wir beide haben dann das schwarze Holz-Gestell (gut 1,85m lang und 1m breit) durch den Ort und über die Bahngleise geschleift. Es ist uns, glaube ich, gelungen, dazu beizutragen, dass sich die San Brunoians heute Abend was zu erzählen haben…

Jetzt ist es aufgestellt, geputzt, hat von Toni die Schrauben nachgezogen bekommen und von mir zwei schöne Sofakissen, das Leselicht ist ideal positioniert und der Warhol hängt drüber – das Wohnzimmer verdient sich so langsam seinen Namen.

Erst mal: VIELEN DANK AN FELIX UND TONI! MUCHO APPRECIADO!

Schöner Nebeneffekt: ich bringe jetzt bequem und lässig vier Übernachtungsgäste unter… nur falls wer vorbeikommen möchte…

Schnitzeljagd

Gar nicht so einfach, wenn man sich hierzulande zum Abendessen Schnitzel einbildet (ich habe nicht geahnt, wie sehr ich ausgerechnet das “Lindwurmstüberl” vermissen werde).

Schwein in Schnitzelform wird nirgends angeboten. Als Rippchen oder als Schweinefuß (mit Zehen und Klauen dran) schon. Pute muss man mögen (ich ja nicht so) und Kalb? Kalb ist keine sehr häufig offerierte Fleischsorte – ich glaube, man wartet lieber, bis das Tier ausgewachsen ist und man dann Riesen-T-Bone-Steaks rausschneiden kann.

Wenn man sich aber partout Schnitzel einbildet? Dann kauft man, frei nach dem Motto “man kann alles panieren” schöne dünn geschnittene Rindsrouladen und stellt erfreut fest, dass die servierte Mahlzeit ganz nah dran ist am Wiener Schnitzel. Ois leiwand.

Besuch

ach, wie ich mich freue: mein nächster Gast hat sich angesagt und kommt schon am 27. Februar.

Dann habe ich auch wieder die Gelegenheit, mehr Kalifornien kennenzulernen – laßt mich wissen, wenn ihr ganz besondere Empfehlungen habt.