Wer in einem Land lebt und arbeitet, kommt nicht umhin, Steuern zu bezahlen. Meist zuviel. In Amerika sowieso, man hat hier aus mir unerfindlichen Gründen eine panische Angst davor, dem Staat Geld zu schulden. Das führt soweit, dass man, bevor man auch nur richtig mit der Steuerklärung angefangen hat, ein Kreuzchen machen kann, wo man auf eine Auszahlung des Guthabens verzichtet und vorsichtshalber für zukünftige mögliche Steuerschulden das Geld bei der Behörde liegenlässt.
Letztes Wochenende hat es aus Kübeln geschüttet, es gab also keine Ausrede mehr und so habe ich mich mit der Hilfe von turbotax.com darangemacht, meine Steuer zu erklären. Die simple Version des Programmes kostet nichts, und ist auf das intellektuelle Format eines zurückgebliebenen Vierjährigen zugeschnitten. Lob und Tadel werden ausgewogen verteilt, für richtig beantwortete Fragen gibt es eine Art Fleißbildchen (einen bildschirmfüllenden grünen Haken) und der schwitzende Steuerzahler wird zwischendrin immer wieder ermutigt. Wie gut er das gemacht habe, und wie weit er schon gekommen sei, und dass jetzt die Zeit wäre, sich für die kostenpflichtige Profi-Version zu entscheiden – damit könne dann so richtig richtig gespart werden.
Ich habe mich diesen Versuchungen tapfer widersetzt und weiter alle möglichen Fragen beantwortet. Wenn ich mir nicht sicher war, habe ich den “Return”-Zähler am oberen rechten Bildschirmrand beobachtet, bei “falschen” Antworten wird die auszuzahlende Summe geringer. Zum Glück gibt es unbegrenzt viele Versuche. Als ich mit der “Federal Tax” fertig war, und mir eine Rückzahlung bestätigt wurde, kriegte sich das Programm vor Freude nicht mehr ein, denn, obwohl doch eigentlich unvorstellbar, der Staat schenkt mir Geld. Amerika gibt mir noch einmal 600 Dollar dazu, einfach so. Dass es nicht blauweißrote Sternchen geregnet hat und “Stars&Stripes forever” gespielt wurde, hat mich eigentlich ein wenig enttäuscht.
Dann war die State Tax dran, in Summe eine weitere Stunde mit Kreuzchen machen und Fragen beantworten. Darunter solche, ob ich denn Entschädigungszahlungen wegen unrechtmäßiger Inhaftierung bekommen hätte, Opfer einer Naturkatastrophe gewesen sei oder meine Versicherung bei einem Diebstahl oder Raub meines Hab und Gut nicht bezahlt habe. Irgendwie war ihnen auch sehr daran gelegen, mich zur Adoptivmutter zu machen. Sie wüßten ja nun, dass ich 2008 niemanden adoptiert hätte – aber vielleicht in den Vorjahren? Ich habe zur Sicherheit nochmals nachgesehen: Brangelina haben definitv eine andere Steuernummer.
Dann musste ich nur noch $25,95 bezahlen und die Erklärung wurde gleich per e-filing an die IRS übertragen. Noch in der Nacht habe ich per e-mail Bescheid bekommen, dass man die zuviel bezahlte Steuer per “direct deposit” (das ist das, was in den USA einer Überweisung am nächsten kommt) vor Ende Februar auf mein Konto wertstellen werde.
Ich bin gespannt.