Noch einmal aufstehen

… und morgen Nachmittag hole ich Jörg vom Flughafen ab. Die Wettervorhersage ist grausig – für die nächsten 10 Tage nur Regen. Ich gehe aber sehr optimistisch davon aus, dass es so sein wird wie immer und einfach nicht stimmt. Nicht stimmen darf.

Wir haben viel vor – und wenn’s die Arbeitssituation erlaubt, dann nehme ich auch ein paar Tage frei und wir fahren einfach Richtung Süden – irgendwo gibt es bestimmt Sonne.

Comrade Robert

Unser Security-Man Robert ist heute in die Gewerkschaft (“Union”) eingetreten.
Warum?
“Y’know man, it’s about unity in our community. And more money for our orders…”

Kein Dach über dem Kopf

Obdachlosigkeit ist in San Francisco ein omnipräsentes Thema.

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Die Gehwege sind gespickt mit notdürftigen Kartonunterkünften, seltsamen Konstruktionen aus Plastikbahnen und Wolldecken, manchmal, in einer Art Luxusvariante, sogar Zelten. Stets sind Unmengen von Menschen unterwegs, die ihren Hausstand, inklusive Haustier, in einem Einkaufswagen vor sich herschieben. Das sind dann die Ärmsten der Armen, wer es sich leisten kann, wohnt/haust/lebt wenigstens in einem Auto.

San Francisco ist eine der teuersten, wenn nicht die teuerste Stadt der USA. Der Sozialhilfesatz ist niedrig, und das soziale Netz, wenn überhaupt vorhanden, sehr grobmaschig.

Und so leben, lesen, kochen, essen, schlafen, denken, wachen, träumen die „homeless“ öffentlich, ohne jede Privatsphäre, bei jedem Wetter. Permanent sichtbar.

Bis manchmal die Cops kommen, mit viel Lalü und einigen Fahrzeugen und sie auffordern, den Platz zu räumen. Es handelte sich in diesem Fall um ein Stück staubiges Erdreich zwischen Gehweg und dem Zaun eines Parkplatzes, direkt unter einer Auffahrt zum Highway 101 (also zwei Autobahnschlingen übereinander).

http://picasaweb.google.de/mucbiene/Homeless?authkey=_gJg7Y3t9ws&feat=directlink

Steuererklärung

Wer in einem Land lebt und arbeitet, kommt nicht umhin, Steuern zu bezahlen. Meist zuviel. In Amerika sowieso, man hat hier aus mir unerfindlichen Gründen eine panische Angst davor, dem Staat Geld zu schulden. Das führt soweit, dass man, bevor man auch nur richtig mit der Steuerklärung angefangen hat, ein Kreuzchen machen kann, wo man auf eine Auszahlung des Guthabens verzichtet und vorsichtshalber für zukünftige mögliche Steuerschulden das Geld bei der Behörde liegenlässt.

Letztes Wochenende hat es aus Kübeln geschüttet, es gab also keine Ausrede mehr und so habe ich mich mit der Hilfe von turbotax.com darangemacht, meine Steuer zu erklären. Die simple Version des Programmes kostet nichts, und ist auf das intellektuelle Format eines zurückgebliebenen Vierjährigen zugeschnitten. Lob und Tadel werden ausgewogen verteilt, für richtig beantwortete Fragen gibt es eine Art Fleißbildchen (einen bildschirmfüllenden grünen Haken) und der schwitzende Steuerzahler wird zwischendrin immer wieder ermutigt. Wie gut er das gemacht habe, und wie weit er schon gekommen sei, und dass jetzt die Zeit wäre, sich für die kostenpflichtige Profi-Version zu entscheiden – damit könne dann so richtig richtig gespart werden.

Ich habe mich diesen Versuchungen tapfer widersetzt und weiter alle möglichen Fragen beantwortet. Wenn ich mir nicht sicher war, habe ich den “Return”-Zähler am oberen rechten Bildschirmrand beobachtet, bei “falschen” Antworten wird die auszuzahlende Summe geringer. Zum Glück gibt es unbegrenzt viele Versuche. Als ich mit der “Federal Tax” fertig war, und mir eine Rückzahlung bestätigt wurde, kriegte sich das Programm vor Freude nicht mehr ein, denn, obwohl doch eigentlich unvorstellbar, der Staat schenkt mir Geld. Amerika gibt mir noch einmal 600 Dollar dazu, einfach so. Dass es nicht blauweißrote Sternchen geregnet hat und “Stars&Stripes forever” gespielt wurde, hat mich eigentlich ein wenig enttäuscht.

Dann war die State Tax dran, in Summe eine weitere Stunde mit Kreuzchen machen und Fragen beantworten. Darunter solche, ob ich denn Entschädigungszahlungen wegen unrechtmäßiger Inhaftierung bekommen hätte, Opfer einer Naturkatastrophe gewesen sei oder meine Versicherung bei einem Diebstahl oder Raub meines Hab und Gut nicht bezahlt habe. Irgendwie war ihnen auch sehr daran gelegen, mich zur Adoptivmutter zu machen. Sie wüßten ja nun, dass ich 2008 niemanden adoptiert hätte – aber vielleicht in den Vorjahren? Ich habe zur Sicherheit nochmals nachgesehen: Brangelina haben definitv eine andere Steuernummer.

Dann musste ich nur noch $25,95 bezahlen und die Erklärung wurde gleich per e-filing an die IRS übertragen. Noch in der Nacht habe ich per e-mail Bescheid bekommen, dass man die zuviel bezahlte Steuer per “direct deposit” (das ist das, was in den USA einer Überweisung am nächsten kommt) vor Ende Februar auf mein Konto wertstellen werde.

Ich bin gespannt.

Der San Francisco Examiner

hält sich, glaube ich, selbst für eine ordentliche Zeitung. Deswegen gibt es auch einen täglichen Polizeibericht. Unter Überschriften mit dem Tenor “Unrecht Gut gedeihet nicht” oder “War es das wirklich wert?” oder  “Böses ist ein Bumerang” folgt in ein paar kurzen Zeilen das Neueste aus der Welt des Verbrechens.

Heute wurde – ich zitiere wörtlich – folgender Schurkenstreich berichtet:

Meal ticket to Jail: At 09:30 p. m. a woman who had been walking her dog was returning home when she saw another woman sitting on a bench. She stood up and started throwing trash at the woman with the dog. She then threw a wok at the woman with the dog. The woman with the dog was able to jump out of the way and the wok hit a wall directly behind her. The woman took her dog home and called police. The other woman was agitated and started swearing at the responding officers. She was arrested on suspicion of assault and littering.”