Herr Kaiser

heißt hier Mr. Lee. http://www.farmersagent.com/jlee7/

Heute habe ich bei der Farmer’s Insurance (da ist unser Auto versichert) angerufen, um herauszufinden, was zu beachten sei, wenn jemand anderer als Toni oder ich das Auto fahren.

Wie Jeff schon selbst sagt “this may sound strange to you…”: wenn nämlich der nicht in der Police stehende Fahrer im selben Haushalt lebt und/oder gar in einem verwandtschaftlichen Verhältnis steht, dann ist er nicht versichert. Handelt es sich hingegen um einen wildfremden Menschen, also, wenn ich das Auto jetzt zB an ihn, Jeff, ausleihen würde, dann wäre er, Jeff, und auch jeder andere wildfremde Mensch “covered”. Warum? Ach, er habe da schon so viel erlebt… beispielsweise Männer mit einem “record for drunken driving”, deren kreuzbrave stocknüchterne Gattinnen das Auto anmeldeten und dann doch die Suffköppe fahren ließen. Oder die Sechzehnjährigen (mit 16 darf man hierzulande den Führerschein machen, mit 21 Alkohol trinken). Also nicht alle, manche seien “reasonable kids with reasonable parents”, aber die anderen. Wettrennen veranstalten, betrunken fahren oder gar drogenberauscht – “kids with a new toy”…

Zum Glück habe ich Karin seinerzeit nicht adoptiert, wir können uns also beim Autofahren auf unserem Trip nach Yosemite (am Freitag gehts los) abwechseln.

Railroad Bill

Mir war auch so, als pfiffen die Caltrains lauter als noch vor einiger Zeit – andererseits hätte es natürlich auch sein können, dass das sensible Gehör meines derzeitigen Gastes mir den Lärm erst wieder ins Bewußtsein gerufen hat. Die “Horns” klingen nämlich wirklich wie Ozeandampfer im größten vorstellbaren Waschküchennebel. Jetzt wissen wir endlich, woran es liegt (ich zitiere aus der e-mail einer nicht genannt sein wollenden sächsischen Quelle):

“Ich glaub’s ja erst, wenn ich nix mehr hör: http://caltrain.com/news_2009_10_06_horn_noise.html

“SUBJECT: Recycling Schedule & Our Dogs”

Manchmal hätte ich echt gerne die Sorgen anderer Leute…

Heute bekamen wir ein Memo mit Ergänzungen zur Hausordnung. Im folgenden my best pick:

DOG DAYS

We love your dogs and welcome the joy they bring into the building.  Outside the building it is another story.  As a quick solution to accommodate the needs of pet owners to pick up after their dogs, a small trash bin (now an old five gallon paint bucket) is located with a small supply of plastic bags by the planted camellias.

Please put all dog waste into a plastic bag, tie it securely to close the bag & place in the trash bin.  The bin will be placed outside from 9:00 a.m. until 5:00 p.m

Kalifornien mit Besuch

Eigentlich kann ich vom Sonntag gar nicht viel Spannendes erzählen, außer, dass wir uns alle Mühe gegeben haben, Karin die Schönheiten Kaliforniens zu zeigen. Treue Leser kennen sie längst alle:

– die Old La Honda Road (sehr aufregend, weil es in der Nacht davor gestürmt hatte und überall noch viel Windbruch die Fahrt auf dem Sträßlein zum Abenteuer machte)
– den Highway Number One am Pazifik lang nach Süden (das ist immer wieder schön, dieses Mal mit vielen Drachensteigenlassern auf den Stränden, vor stahlblauem sonnigen Herbsthimmel und aufgewühltem gischtigem Meer)
– der Seventeen-Mile-Drive (das ist da, wo einem der Parkranger eine Karte schenkt, auf der steht, wo man an den 21 sehr ausführlich beschriebene Stationen gucken soll und was man dann da sieht. Am besten gefiel uns die Gruppe, die wohl einem Mißverständnis aufgesessen war: sie wollten die Route in ihrem Cabrio in 17 Minuten schaffen. Also an den Parkplatz ‘rangesaust, quer zum Motiv gestellt (mit laufendem Motor), der vom Rücksitz stand auf, machte das Photo und wurde dann beim Anfahren wieder in den Sitz zurückgeschleudert… sehr nett, das)

Ich habe natürlich auch Bilder gemacht. Gucken? http://picasaweb.google.de/mucbiene/17_Miles_Drive?feat=directlink

Ridin’ the Lovetrain

Vielleicht hätte man sich’s ja nach der Ankündigung denken können: “Rising from the ashes of the Love Parade and Love Fest is 2009’s LovEvolution – a huge DJ/dance parade down Market Street culminating in a giant outdoor dance party in Civic Center. LovEvolution is not your ordinary parade – instead of standing on the sidelines watching it go by, everyone is encouraged to dance in the streets with the 25+ floats as the parade moves by. The parade down Market Street is free, but the dance party at the end in Civic Center is $10 – not bad considering you’ll get to groove to dozens of world class DJs all around Civic Center with thousands of fellow sweaty beat lovers.”

Karin und ich wollten nur einen Ausflug nach Chinatown machen, mit dem CalTrain und der Muni, mal so gegen Mittag los. Der Bahnsteig war voller junger Menschen, deren einer gerade lautstark mit der Leitzentrale telefonierte, er warte hier nun schon seit “like more than two hours” und ob man sich bei der Zugdisposition nicht hätte vorher denken könne, dass “like verybody from like everywhere wanna like be there”. Konnten sie offensichtlich nicht, sie haben auch diesen Zug (den 3. in Folge) kurzerhand zum Express (das bedeutet, der Zug hält nur an wenigen ausgewählten Stops und San Bruno ist keiner davon) umgewidmet und die Menschen am Bahnsteig stehen lassen. Wir sind zurück, haben uns in den Garten gesetzt und es eben eine Stunde später nochmal probiert. Da war dann der 4. Ausnahme-Express angeschrieben, sowie ein Sonderzug. Dieser habe Palo Alto mit 36 Minuten Verspätung verlassen, bis er endlich pickepackevoll mit feierwilligem Jungvolk in San Bruno eintraf, wars auch knapp eine Stunde über der Zeit.

Ich wundere mich immer wieder, mit welcher Schafsgeduld der gemeine Amerikaner das hinnimmt. Uns wurde die Wartezeit von einem Herrn “versüßt”, der sich zunächst nach unserer verwandtschaftlichen Beziehung erkundigte (“your daughter?” – also bitte, die einen wollen mir ohne ID keinen Alkohlol verkaufen, die anderen unterstellen mir mit unter 9 Jahren Sex gehabt zu haben), und dann zur Sache ging. Da Karin hartnäckig vorgab, keine Fremdsprache zu verstehen, hat er mich gebeten, mit ihr ein Rendezvous zu vereinbaren. Ich könne, wenn’s unbedingt sein müsse, auch mitkommen. Endlich war meine Gelegenheit gekommen. Ich wollte es ja immer schon mal sagen, nämlich, dass sein Angebot sehr schmeichelhaft sei und ich auch dafür danke, aber…  “thanks, but no thanks”.

Mit dem Gatten in spe sowie weiteren ca. 30 Menschen drückten wir uns in den überfüllten Zug und kamen vor der Toilettentür zu stehen. Kaum angefahren, fing ein großer schwarzer Mann Streit mit allen Umstehenden an (“Who call me Motherfucker? Wadda fuck you want? Wadda fuck you say? Wadda fuck you look?”) und von der anderen Seite der Toilettentür wurde Auslass begehrt. DSCN8428_ Irgendwie konnten wir Raum schaffen, DSCN8448und fünf Grazien, in Ganzkörperneonnetzstrümpfen und Federboas stöckelten aus dem maximal 1,5 quadratmetergroßen Waschräumchen. Der Anblick unterbrach selbst die Tirade des Streithammels und die Kids deeskalierten die Situation vollends mit einem spontan improvisierten Rap (da kam der besagte “Motherfucker” auch noch ein paar mal vor, war aber okay) . DSCN8447Der Zug kroch in die City (normalerweise 15-20 min., heute ca. 40) und spie seine Ladung in den Bahnhof – nicht ohne, dass einer von den Jungs das vorher im Zug nicht auch noch getan hätte…

Eigentlich sind die Kids ja ganz rührend, Zahnspangen und Piercings in ungefähr gleichem Verhältnis vertreten, und trotz teilweise gewagter Kostüme doch einfach brave amerikanische Kinder vom Land. Und laut laut laut. DSCN8450

Wir bestiegen den Bus nach Chinatown, vernaschten bei You’s Dim Sum erst mal ein Tablett voll Köstlichkeiten und ließen uns einfach treiben, guckten dies und das an, shoppten hier und da ein paar Mitbringsel. Das übliche Chinatowngewusele und -gelärme konnte uns heute gar nicht mehr beeindrucken. Zwischendrin trafen wir auf Drachenläufer DSCN8465mit Band und als es dunkel (und kalt) wurde, machten wir uns auf den Heimweg.

Im Zug haben wir sie alle wiedergetroffen. Verfroren, in ihren leichten Outfits, die Klügeren unter den Jungs mit Natty-Bumpo-Ohrenklappenfellmützen, unter den Mädchen mit Flanellschlafanzughosen. Alle in unterschiedlichen Stadien der Bedüdelung. Aber immer noch laut laut laut.

Der Zug ist dann auch mit einer Viertelstunde Verspätung erst losgefahren. Die Zeit hat der Zugführer für seine Ermahungsansprache gebraucht. (Nicht die Füße auf die Sitze legen, nicht ohne Fahrkarte losfahren, nicht auf den dafür nicht vorgesehenen Treppen sitzen, immer brav die Zugbegleiter durchlassen. Überhaupt: einfach brav sein.)

bye bye Rainer

– habt eine wundervolle und erholsame Zeit in New York! Und komm bald wieder.

(Im Wohnzimmer gibt es jetzt wieder ein freies Futon, falls noch wer kommen mag.)

and the Oscar goes to…

Eigentlich ist die Überschrift verkehrt. Oscar ging nicht etwa, sondern er kam. Und mit ihm die neue Waschmaschine. Auch das nicht ganz richtig, nicht neu, sondern “refurbished”. Und zwar von Oscar höchstpersönlich. Er traut seinen eigenen handwerklichen Fertigkeiten so sehr, dass er mir ganze zwei Monate Garantie gegeben hat (in einem Land, wo man häufig schon beim Einkauf einer Neuware etwas extra bezahlen muss, damit man eine “warranty” bekommt, ist das sehr anerkennenswert).

Wie’s dazu kam? Ich hatte meine Nachbarin Carmen heute früh gefragt, ob sie denn ihren Waschmaschinenmann (den Freund vom Bruder des Schwagers…) schon erreicht habe. Und ihr war’s so arg, dass sie’s bisher verbaselt hatte, dass sie im Laufe des Tages mit ein paar Telefonaten den Deal eingefädelt, ihren Mann zum Tragenhelfen stand by beordert und Oscar dazu gezwungen hat, 2 Maschinen auf den Pickup zu laden, damit ich wenigstens ein bißchen Auswahl habe. Darüber hinaus hat sie ihm die Zusage abgerungen, das alte Gerät gleich noch zu entsorgen und fürs Anschließen gar nicht erst Geld zu verlangen. Ich sag’s ja, sie hat was Überzeugendes. Meinen Dank hat sie abgelehnt, “we are neighbours, we help each other”.

Nun quirlt statt Whirlpool eben Kenwood die Wäsche, macht mindestens ebenso viel Krach und ich habe bereits die 4. Waschladung in die windige Vollmondnacht gehängt. Das muss morgen früh trocken sein, denn da geht es weiter…

News aus CA

Haus voller Gäste, alle Zimmer belegt – stop – am Sonntag den letzten herrlichen Sommertag an diversen Stränden und bis zu den Knien im Pazifik verbracht – stop – Bilder werden nachgereicht – stop – Herbsteinbruch und der weibliche Gast unterwegs zum nächsten Fleece-Pulli-Händler – stop – in Palo Alto einen echten Stromausfall miterlebt und Inder, die zwar kochen, aber keine Kreditkarten mehr abrechnen können (“Cash only, Ma-am”) – stop – inzwischen ist um 7 Nacht und es reimt sich nicht mehr – stop – braucht wer Äpfel?

Erntezeit

Heute habe ich gefühlte drei Megatonnen Äpfel geerntet, stundenlang geschält, kleingeschnibbelt, welche  zu Nachbars getragen, Kuchen gebacken und Kompott eingekocht. Für letzteres hatten wir unsere Gewährsmütter befragt und vollkommen unterschiedliche Herangehensweisen aufgetragen bekommen. Die sächsische besteht darin, dass man alles gleich zusammenrührt, aufkocht, ruhen lässt, durch die flotte Lotte treibt und dann irgendwann in Gläser füllt. Gaaaaanz entspannt.

Die rheinisch-schwäbische Variante ist hektischer, und mit ein paar Arbeitsgängen mehr verbunden und der Clou besteht darin, dass man den kochendheißen Apfelbrei sofort in die Gläser gibt, ganz g’schwind.

Noch sieht man dem Baum nicht an, das was fehlt – wir werden morgen testessen und das ganze wahrscheinlich mindestens ein, zwei Mal wiederholen…

Nächstes Jahr brenne ich Schnaps.