“CGOGIRL”

also “see – go – girl” war dem Nummernschild zu lesen. Das “Girl” am Steuer in ihren Fünfzigern. Irgendwann werde ich das bestimmt normal finden.

Irgendwann.

Ein Haus mit Pumpe

Lyns Anruf hatte mir ja keine Ruhe gelassen: ich habe also, kaum zu Hause angekommen, nach der Pumpe und deren “Switch” gesucht. Nix. Gar nix.

Franciscos und Carmens Haus (die Nachbarn zur Linken) sieht aus, als wäre es aus demselben Ei geschlüpft, die müßten es doch eigentlich wissen. Klar, keine Frage, Francisco kommt gleich mit rüber und unterweist mich. Er steuerte umgehend auf das grausig versiffte Eck auf der Terasse zu und – Überraschung – das ist eine Abdeckplatte. Lüftete sie und war bass erstaunt. Darunter, und genau da, ist bei allen anderen Häusern eine Pumpe, die ab einer bestimmten Wasserhöhe automatisch anfängt, das Wasser nach vorne auf die Straße zu pumpen. Bei mir fand sich nur ein eineinhalb Meter tiefes Loch, der Wasserstand darin knapp ein Meter hoch (also kritisch) und ein mit Styropor versiegeltes Rohr. Dahinter die Sicht unter das Haus. Ich bin total erschrocken: das Haus ist vollkommen unterspült, nach Franciscos Schätzung ca. 6 inches  (gute 15 cm) hoch. Seine Vermutung: meine Vormieter, ein paar Crackheads mit gut funktionierendem Handel (sie wurden seinerzeit vom Sheriff zwangsgeräumt) haben alles mitgehen lassen, was nicht niet- und nagelfest war. Also auch die Pumpe. Und nun? Wenn das Wasser nicht bald verschwindet, kriege ich das Haus nie mehr warm…

Hmmm. Mein Vermieter. Genau. Also bei Tom angerufen, Problem geschildert, auf Fassungslosigkeit gestoßen “why, by all means, would somebody steal a sump pump?” (so heißt diese Pumpenart korrekt). Weiß ich auch nicht. Es ist aber halt mal keine da. Von da an war alles ganz einfach. Francisco hat angeboten, das Ding zu besorgen und einzubauen, der Vermieter kommt für die Kosten auf. Jetzt sollte ich mir fast wünschen, dass es morgen wieder schüttet. Denn dann kann Francisco nicht auf dem Bau arbeiten, die Pumpe besorgen und gleich installieren.

Wettervorhersage: schwere Unwetter und heftige Regenfälle. Also rainy with a chance of pumps.

“Commute is gonna be an adventure today”

…sagte der Moderator im Radio heute früh und leitete zur Kollegin für die Verkehrsnachrichten über. Die hatte dann gut 20 Minuten damit zu tun, zu erzählen, welche Straßen “flooded” seien (das ist ernst gemeint, da steht das Wasser dann gerne mal einen halben Meter hoch auf der Straße), dass die Fähre aufgrund der Wetterbedingungen den Betrieb einstellen musste, eine der Brücken total gesperrt sei (ich bin über die auch schon gefahren, wenn es richtig stürmt, kann man nicht so recht unterscheiden, ob das noch Wasser von oben (Regen) oder schon von unten (Pazifik) ist). Züge fahren wegen ständiger Stromausfälle nicht oder nach einem Zufallsfahrplan, riesige entwurzelte Bäume blockieren zwei, drei Spuren auf der Autobahn.

Was ist los? In California hat die “Rainy Season” begonnen. Es regnet seit Tagen, und zwar richtig (so wie subtropische Schauer, aber durchgehend). Dazu gibt es noch ein paar Stürme und regelmäßig Gewitter, bei deren Donnerschlägen die Häuser wackeln. Fast jeder, mit dem man sich unterhält, weiß von Stromausfällen zu berichten (beim Sohn des Büronachbarn wird in der Elementary School den 2. Tag bei Kerzenschein unterrichtet), Scheibenwischer laufen auf Hochtouren, Aquaplaning ist üblich, Unterführungen stehen unter Wasser und das Benutzen von Gehwegen hat was von einer Flußwanderung – trockene Füße kennen wir alle seit Tagen nicht mehr…

Eben hat meine Nachbarin angerufen: in allen Häusern der Straße seien die Pumpen angegangen, die das aufgestaute Wasser aus den Backyards auf die Straße pumpen und damit in die Kanalisation. Also alle Häuser. Außer meinem. Ich habe ein bißchen Schiß vor dem Heimkommen.

Regen, Windböen, kalte Nächte

– das schreit geradezu danach, sich endlich in die neue warme Bettdecke einzukuschlen. Nun hatte ich meinen Full Queen Size Comforter 86″x86″ (=216 x 216 cm) seit 3 Wochen im Haus, aber leider bin ich nicht imstande, unter dem hierzulande üblichen Decken-Laken-Gewurschtel zu schlafen.

Zum Glück für alle Europäer gibt es IKEA: seit heute Abend besitze ich geradezu riesige monströse Bettdeckenbezüge und wenn die irgendwann auch mal trocken werden (s. Überschrift, die Luftfeuchtigkeit im Häuschen ist zur Zeit so hoch, dass frei herumliegende Bonbons in ihren Papierchen kleben, als lägen sie schon wochenlang im Rucksack – man kennt das), dann erwarte ich sehr heiße Nächte.

Noch’n Girl

Das sich gerade laut geschneuzt habende Geschöpf zur Begleiterin: “Y’know, I’m kinda sinus girl, like, I catch every cold and like keep it forever…”

Kurzer Nachgedanke

Das fällt mir hier übrigens immer wieder auf: Amerikanerinnen können einfach nicht altern und bezeichnen sich bis ins hohe Alter als “Mädchen” (ich zitiere Lyn “me and the girls from the Senior’s Center…”). Jüngstes Beispiel war meine Arbeitskollegin, die ihren 39. Geburtstag in Trauerkleidung beging, weil sie mit dem nächsten unaufhaltsam zur Greisengruppe stößt, was sie schier zur Verzweiflung treibt. Weil doch das Leben dann vorbei ist.

Bei Leo um Übersetzung nachsuchend erhält man folgende Meldung: “Die Suche nach  Jugendwahn lieferte keine Trefferund wenn es keinen Namen hat, dann gibt’s es nicht?

“I’m just a simple girl”

… läßt sie vernehmen, zur Rechten und zur Linken je eine rosabekittelte Asiatin kauernd, die ihre Nägel feilen, polieren und bemalen, das eine Füßchen im Mineralsprudelbad, das andere auf den Knien eines weiteren Rosakittels, an Hornhäuten raspelnd und Farbvorschläge für die Nägel machend. Das Haar auf Wicklern und in Staniolpäckchen, das Gesicht mit grünen Schlamm bedeckt, auf den Augen lavendelfarbene Wattepads. Das Handy klingelt. Eine weitere Hilfskraft wird angewiesen, es aus dem Handtäschchen zu nesteln und ihr ans Ohr zu halten. “Honey” ist dran. Will offensichtlich wissen, wann er sie abholen kommen darf. Die Beautificationcrew berät sich kurz – Honey soll doch in ca. zwei Stunden kommen. “I’ll be done in two.” Entrüstetes Aufschnauben: “No, not minutes. Two Hours.” Abschließend erfahren wir alle, dass sie ihn auch liebt. “Like crazy.” Telefon wieder ins Täschchen. Das rosa Team hat keine Sekunde im Feilen, Raspeln und Pinseln innegehalten (die Uhr läuft und zwei Stunden sind schnell rum).

Das “Girl” war übrigens so um die 29++ Jahre alt und der Typ, dessen Leben vorbei ist, wenn sie die 30 mal zugeben muss.

Mir waren, wie üblich, innerhalb einer Dreiviertelstunde die Haare gewaschen, geschnitten und geföhnt worden.

Scheißvieh

Kann man sich etwas schöneres vorstellen, als nach einem langen Arbeitstag endlich heimzukommen und dann erst mal die Schuhsohlen und die Fußmatten des Autos mit der Wurzelbürste und reichlich heißem Wasser zu schrubben sowie die Pedale und eigentlich den gesamten Fahrerfußraum mit Essigwasser zu wischen, weil nicht etwa die fälschlich verdächtigte Klimaanlage an dem Gestank im Auto Schuld war, sondern Stumpys “wee leaves”?

Ich kann. Katzenmordvarianten zum Beispiel.

Heidi

…war heute früh in allen Nachrichten. Und dass alles ganz schrecklich ist. Und es Obama sehr leid tut. Und dass er Leute und Material schicken wird, um Heidi nach dem Schock  zu helfen.

Hätte ich nicht am hellen Morgen schon spiegel online gelesen, wäre ich nie draufgekommen, dass Haiti halt amerikanisch ausgesprochen  klingt wie “Heidi”.

Robert lebt!

Ich konnte es kaum fassen: Robert, der Mann für Gebrauchsphilosophie in allen Lebenslagen und nebenberuflich Securitymann in unserem alten Bürogebäude in San Francisco hat heute angerufen, um ein Happy New Year zu wünschen und mir zu erzählen, wie sehr er uns alle vermisst. Wegen meiner Handynummer hat er sich bis zu unserer früheren Druckerei durchgefragt, die hatte noch die Vorlagen für die Visitenkarten.

Ich bin überaus gerührt. Vielleicht sollte ich doch mal wieder in die City fahren…