Reflektionen um viere…

Ein Freund von mir hat letztens seinen Jetlag mit den Worten erklärt: “Die Zeit geht noch total falsch.” Genau. Wann sitze ich schon mal um 4:00 Uhr morgens am Laptop und arbeite meine e-mails ab?

Ein Gedanke allerdings treibt mich seit der Landung in München um: ich kenne jetzt nämlich einen der gravierendsten Unterschiede zwischen Deutschland und Kalifornien, und von meiner Warte aus betrachtet, gewinnt CA um Längen. Wie? Warum? Ganz einfach: wenn man in Kalifornien Bedarf an Winter hat, dann fährt man da hin. Nach Yosemite, oder Tahoe oder sonstwo in den Norden. Das entspricht ziemlich genau dem von mir für München seit ewigen Zeiten propagierten Modell der Schneefallgrenze ab Garmisch. Es ist weder nötig, noch angemessen und ganz bestimmt nicht gewünscht, irgendwo herumzuschneien, wo ich bin. Ich nehme das sehr persönlich und bitte zukünftig davon abzusehen.

ICH KANN ES EINFACH NICHT AUSSTEHEN!

The eagle has landed

Es sieht so aus, als hätte die Lufthansa mich vor dem Winter schützen wollen: wir sind am Donnerstag in San Francisco nach einer “unscheduled maintenance”‘* mit 5 Stunden Verspätung losgeflogen, und dann nach guten 12 Stunden Flug erst mal noch eine Weile im Schneegestöber über München gekreist, bis wir landen durften. (Landebahn verschneit, und weil viel zu spät dran, leider nur noch die Notbesatzung zum Schneeräumen aufzutreiben. Bis die dann ihre warmen Sachen anhatten und die Maschinen warmgelaufen waren – das dauerte…)

* Die Klimaanlage war kaputt, und die Dame, die die Neuigkeiten zu verkünden hatte, sprach ein Extrem-Schwäbisch, das von den immer schlechter gelaunten Wartenden mehrenteils nicht verstanden wurde. Sie hat eine jede ihrer Ansagen auch in dem vorgetragen, was sie für Englisch hielt, das hat es aber nicht besser gemacht. Ich hatte mein erstes 350 Seiten Buch bereits vor dem Take Off ausgelesen, und war sterbensmüde. Leider hat die Klimaanlage während des Fluges wieder schlappgemacht und konnte nur noch Extreme: entweder Polarbibber oder schweißtreibend, da war dann an Schlaf nicht zu denken.

Annette hat mich abgeholt (mit frischer Breze, Cola Zero und einem warmen Anorak) – danke danke danke – und dann mit einer guten Brotzeit und reichlich Rotwein sediert, so dass ich samstags beim Aufwachen schon fast in der richtigen Zeitzone war.

Mit meinen Eltern am Wochenende ordentlich Goldene Hochzeit gefeiert – ich habe ja immer noch großen Respekt vor Menschen, die es tatsächlich 50 Jahre miteinander aushalten.

Zu mehr als Telegrammstil reicht es nicht, ich werde ja hoffentlich viele sehen und dann alles erzählen…

Nach dem großen Regen

Die Sonne scheint wieder, die ersten Bäume blühen und die Birken spitzeln grün – das hätte ich dann bitte gerne auch morgen, wenn ich in Muc lande. Es bleiben euch noch ein paar Stunden, Bayern und BaWü aufzuheizen – der Rest ist mir wurscht.

Magna Doodle

Grade hat mich ein Herr seinen Magna Doodle anfassen lassen.

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Honi soit qui mal y pense: Es war der UPS-Fahrer. Und ein Magna Doodle ist ein Displaystift.

“For sale: baby shoes, never worn.”

“Mein” Autoradiosender K-Fog hat heute einen Wettbewerb für “Six-Word-Memoirs” ausgelobt und die Zeile aus der Überschrift als Beispiel in den Äther geworfen (Ernest Hemingway zugeschrieben. Er hatte gewettet, gegen Übernahme seiner Getränkerechung (der Schlawiner), dass er sehr wohl im Stande sei, einen Roman in sechs Worten zu schreiben).

Mir geht diese Story nicht mehr aus dem Kopf. Da ist doch alles drin: Kindchenschema, Mutterglück, Weißkittel (auch Forensiker), Beziehungsdrama, Grusel, Blödsinn, Massenmord, Weltuntergang und Shoppaholismus – habe mir schon mindestens sechs Exposés für sehr grausige Geschichten ausgedacht.

Alt genug

“Wer alt genug ist, Rad zu fahren, ist auch alt genug, um Star Wars zu sehen.” Mit diesem Versprechen hat eine hiesige Bekannte ihren Sohn (den sie selbst als zurückhaltend, schüchtern und feige einschätzt) dazu gebracht, das Radfahren zu erlernen.

Letzten Freitag hat er mit Folge 1 begonnen und sprach fortan nur noch von coolen Jedis, seinem neuen Kumpel Anakin, der so toll Roboter zusammenschrauben kann und seinem neuen großen Vorbild Obi-Wan Kenobi. Gestern Abend war er mit der 4. Folge durch (also eine pro Tag). Nun ist Schluss. Seine Mutter erlaubt ihm die nächsten beiden erst, wenn er auch mal wieder Rad fährt. Ohne Wackeln und Umfallen.

Der Bub wird im April sechs.

(Aber was versteh ich schon von Kindererziehung.)

Valentine’s Day

Amerikaner scheinen ein Faible für Angst zu haben, vor der Polizei, dem Tax Day (15. April, bis dahin müssen alle Steuern fürs Vorjahr bezahlt sein, sonst kommt die IRS, und die hat schon Al Capone kleingekriegt), davor, bei irgendeiner Schnäppchenjagd leer auszugehen, ach, vor einfach vielem. Das nützen im Moment die Marketing-Strategen des Einzelhandels brutal aus. Allüberall in den Medien wird darauf hingewiesen, dass der Valentinstag (14. Februar, für alle, die wie ich diesen Feiertag nicht als besonders zelebrierpflichtig permanent abrufbar ins Gedächtnis gebrannt haben) nun schon sehr bald nahe. Und man doch sicher seine Liebste nicht enttäuschen wolle. Mit entweder keinem Geschenk (darauf steht die Todesstrafe), dem falschen oder gar einem zu kleinen (jeweils lebenslänglich). Darauf folgen die Kaufempfehlungen, Blingblingschmuck scheint eine sichere Bank zu sein. Sowie (zusätzlich) Blumen (exotische Orchideenzüchtungen) und richtig teure Pralinen. In einem Land, wo schon im Kindergarten die Beliebtheit eines Zöglings an der Anzahl der ihm zugedachten Valentinskarten (“be my Valentine”) bemessen wird (altersgruppenangemessene Geschenke werden ebenfalls akzeptiert und in die Wertung genommen), funktioniert das anscheinend perfekt – alle Supermärkte stehen voll mit Rotbeschleiftem.

Ich denke, ich werde mich an das nachfolgende Anti-Valentine halten:


Gott schütze Kalifornien

Kalifornien geht es zur Zeit (excuse my Bavarian) ganz schee noass nei: Nicht nur, dass es seit nunmehr Wochen schüttet, Stromausfälle, zusammenbrechende Mobilfunknetze, Erdrutsche, gesperrte Autobahnen und Brücken zur Tagesordnung gehören, nein, auch die politischen Meldungen werden immer katastrophaler:

Noch-Gouverneur Schwarzeneggers versucht, mit seiner neuesten Sparidee Punkte zu machen: Wie wäre es, die katastrophale Finanzsituation dadurch zu verbessern, in dem man einfach “down there in Mexico” Gefängnisse für illegale Einwanderer bauen und betreiben läßt – da kommt lässig eine Milliarde Dollar zusammen.

Neuwahlen sind Anfang November. Möglicherweise-Gouverneur Frederic von Anhalt kandidiert, um Kalifornien das “Gute Leben” zurückzugeben (u.a. durch die Legalisierung (und anschließende Besteuerung) von Marihuana und Prostitution). Die Presse überschlägt sich mit Meldungen, dass dann wohl Zsa Zsa Gabor First Lady werde…

Die haben alle einen Hau.

Nazipartei und Autobahn oder Trash cleaning Trash

Der Nazi und die Autobahn, das sind doch seit ehedem Begriffe, die zusammengehören wie Arsch und Eimer oder Stirn und Faust. Dieser Tage hat es für einen kleinen Sturm im Blätterwald (kann man diese Metapher eigentlich im Internetzeitalter noch verwenden?) gesorgt, dass die “American Nazi Party” eine Meile Highway in Orgeon adoptiert* hat. http://www.cbsnews.com/stories/2010/01/24/ap/strange/main6137635.shtml

Machen kann man da nichts, der erste Zusatzartikel der amerikanischen Verfassung garantiert und schützt das Recht auf freie Meinungsäußerung “the freedom of speech”. Darauf  hatte sich vor ein paar Jahren schon der Ku Klux Klan berufen, als dessen Mitglieder sich – ausgerechnet – in Missouri zum Müllräumen gemeldet hatten.

* Wenn es jemand noch nicht kennen sollte: Im Rahmen des “Adopt-A-Highway” Programmes, kann jeder, Privatperson, Unternehmen oder gesellschaftliche Gruppe, die Verantwortung für die Sauberkeit entlang einer Meile Autobahnabschnitt übernehmen. Entweder, in dem man selbst Müll einsammelt oder eine Firma beauftragt und dafür bezahlt. Letzteres ist das inzwischen üblichere Vorgehen. Im Gegenzug werden an der Straße Namensschilder aufgestellt. (Robin Williams hat zum Beispiel einen sehr hübschen Abschnitt des 101, direkt an der Bay, an Kindes Statt angenommen.) Empfohlen sei eine Seinfeld-Episode, in der Kramer einen Highway adoptiert und an der Müllignoranz seiner Landsleute schier verzweifelt.

Unadoptierte Highways – also die in staatlicher Fürsorge – erkennt man leicht an ihrem eher verwahrlosten Zustand.