Im Internet gibt’s keine Blondinen

Das ist nĂ€mlich so: Am Sonntag hat mir Sam bei unserem Kaffeeklatsch anvertraut, dass er der einzige Sohn ist, der noch unverheiratet sei, und dass er an diesem Zustand gerne etwas Ă€ndern wĂŒrde. Man brauche schließlich jemanden im Haus, der Lebensmittel einkauft, kocht, putzt und wĂ€scht. Ich war lange genug Aktivistin in der Frauenbewegung, so dass meine Autopilotin spontan in die Feststellung ausbrach: “You don’t need a wife, Sam, you’re looking for a maid.” Ja, nein, nicht nur fĂŒr den Haushalt,  also auch so, zum Tanzen und fĂŒr den Kirchgang, “and for the kids”.

Man habe ihm erzĂ€hlt, dass es im Internet Frauen gebe, ob da wohl auch Mexikanerinnen zu finden seien? Das konnte ich nicht ausschließen, habe aber deutlich darauf hingewiesen, dass ich noch nie gezielt danach gesucht hĂ€tte. Hmmm. Möglicherweise auch Amerikanerinnen? Ja, wahrscheinlich schon. Auch blonde Amerikanerinnen? Und da hat es mich gerissen: “Nein, Blondinen sind im Internet verboten.” Ich weiß, ich hĂ€tte das nicht tun sollen. Aber bei der Vorlage…

Sam ist’s zufrieden. Er wĂŒrde auch ein Rothaarige nehmen. Und die sind im Internet legal.

So isch’s no au widdr

Kommentar unsere Flurnachbarin Donna heute zum Regenwetter. Die Einleitung ein Klassiker, nĂ€mlich das kalifornische Mantra: es sei zwar “nasty, but we need it”, die Fortsetzung die freudige Feststellung, dass sie dann heute Abend schneller zu ihrer Margherita komme, weil sie schließlich den Garten nicht gießen mĂŒsse. Konnte ich ihr als Anbauerin von KrĂ€utern, GemĂŒse und Salat natĂŒrlich nur uneingeschrĂ€nkt zustimmen – das gleichmĂ€ĂŸige Regnen auf mein Beet ist sicher Balsam fĂŒr die Saaten. Campari gabs auch frĂŒher – alles gut.

Auf dem Heimweg habe ich die Stauseen am 280 ĂŒberprĂŒft. Sieht gut aus. Die waren frĂŒher nicht so voll…

OrtsansÀssig

Um einen Gemeinplatz zu bemĂŒhen: man merkt es an den Kleinigkeiten… Zum Beispiel, wenn Landmarken verĂ€ndert werden (also Shell eine Avero Tankstelle ĂŒbernimmt und klammheimlich die Farben tauscht) oder, noch schlimmer, wenn der Haus- und Hof-Supermarkt zum Zwecke der Verkaufsoptimierung seine Warenregale neu anordnet.

Ich amĂŒsiere mich dann schon ĂŒber mich selbst, wenn ich großspurig erzĂ€hle, dass das hier frĂŒher alles ganz anders war…

“quiet and pissful”*

Mein Wochenende war sonnig und so dermaßen erfreulich ereignislos; ich habe mich schon lange nicht mehr so erholt und ausgeruht gefĂŒhlt. Das HĂ€uschen ist auf Hochglanz gewienert und geschrubbt und ich freue mich immer wieder sehr dran, den kleinenn Staubsaugerroboter losbrummen zu lassen, wenn ich mit einem Zimmer durch bin. Der saust mit Enthusiasmus durch den Raum und tiriliert bei jedem “Dirt”, den er findet – ich finde das immer noch sĂŒĂŸ. DarĂŒber hinaus macht er wirklich sehr schön sauber.

Sam und ich haben das GemĂŒsebeet angelegt und ich habe gesĂ€t und Schildchen gesteckt und angegossen. Wenn das alles aufgeht, hoffe ich, dass demnĂ€chst viele Mitesser anreisen, der Reinclaudenbaum hĂ€ngt jetzt schon voll mit kleinen grĂŒnen FrĂŒchtchen und im Apfelbaum summen die Bienen und kommen vor lauter schweren Nektarbeinchen fast nicht mehr in die Luft. Es war Sam ein Anliegen, dass er noch vor seinem Heimaturlaub in Mexico mit allem fertig wird – er verbringt traditionell den “Cinco de Mayo” daheim bei den Eltern. Wir waren so schnell, dass noch Zeit fĂŒr Kaffee und Kuchen blieb. Er hat von seiner Familie erzĂ€hlt, die sei recht klein, “nur” sechs BrĂŒder. Wie? Und keine Schwestern? Doch, doch, auch noch vier, aber die werden in der Genealogie nicht mitgerechnet. Sein Vater hingegen, vierzehn BrĂŒder! Ja, doch, neun Schwestern auch noch. Das wĂ€re doch mal eine grĂ¶ĂŸere Familie. Seine Cousins zĂ€hlen in die Hunderte, bei einem Familienfest vĂ€terlicherseits kĂ€men schon mal so ca. 500 Menschen zusammen. (Auf Nachfrage stellte sich heraus, dass es mĂŒtterlicherseits noch mehr Onkels und Tanten gibt. Und Cousins. Und Cousinen. – Aber die geballte Ladung wĂŒrde nur zusammentreffen, wenn er, Sam, mal heirate.) Am meisten freue er sich auf seinen Opa, weil “Granddad kills a pig.” Ah. “The week after, Granddad kills some lambs…” Im allgemeinen lege er bei seinen Ferien daheim so um die 10 pounds zu. Ich habe glaube ich auch zugenommen, nur von der Schilderung der Speisenfolge.

Eigentlich wollte ich ja heute den YMCA (oder wie wir coolen Amerikaner sagen “The Y”) in San Mateo ausprobieren, vor allem deren Schwimmbad, fĂŒr den RĂŒcken… Ich gehe zuversichtlich davon aus, dass das viele Beugen und Strecken beim Putzen und Pflanzen mindestens ebenso zutrĂ€glich war. Nachmittags, als ich soweit fertig war, war die Sonne zu verfĂŒhrerisch und der Garten so ruhig und friedvoll (das haben wir wahrscheinlich dem islĂ€ndischen Staubwolkenvulkan zu verdanken) – da wollte ich einfach nicht in ein Chlorwasserbecken.

* Zitat Sam, angesichts der flugzeugfreien Ruhe beim Kaffeetrinken.

Der grĂ¶ĂŸte Lump im ganzen Land…

 Keine Ahnung, was einen Menschen hierzulande zu einem großen, gar zum grĂ¶ĂŸten Lumpen machen wĂŒrde, Denunziantentum ist es definitv nicht. Dazu wird nĂ€mlich allerorten aufgefordert.

Wo immer “suspicious activity” beobachtbar wĂ€re (Bus, Bahn, Park…) gibt es auch eine Kontaktnummer zur Berichterstattung. An der Autobahn stehen alle Nase lang Schilder mit der Aufforderung “report drunk drivers” und wer im Kaufhaus einen “Shoplifter” anzeigt, bekommt dafĂŒr als Belohnung einen Einkaufsgutschein (noch nicht strafmĂŒndige Jugendliche sollen dem Vernehmen nach daraus ein recht eintrĂ€gliches Businessmodell entwickelt haben).

Endlich gibt es www.tipnow.org: anonymes Denunzieren via eigenem mobile Device… Das freut euch den freundlichen Kontaktbereichsbeamten in Palo Alto: http://www.youtube.com/watch?v=Hp9QzDtRA8k&feature=player_embedded#1

“Freedom’s just another word for nothing left to loose…”

Autokennzeichen “NO SHOEZ”

Das war wieder eine ganz ganz arme Frau, am Steuer eines riesigen GelĂ€ndewagens – und bestimmt barfuß.

Ganz anders die Dame jĂŒngst im Zug: am Riemen ihrer UmhĂ€ngetausche baumelte ein Paar ausgetretener, sichtlich bequemer Laufschuhe. Sie schlĂŒpfte gerade aus den ebenso bequem wirkenden Trecking-Sandalen (kamen ins TĂ€schchen) in schwarze Lackstöckelschuhe, Absatzhöhe vorsichtig geschĂ€tzt 12cm. (Ich hĂ€tte mit der Umkleideaktion ja noch gewartet, bis ich die Zugtreppen heruntergeklettert wĂ€re, aber da ist jede anders risikofreudig…)

Ich wette, auf ihrer license plate steht “ZAPATA”.

Englischer Rasen

Heute muss einer von den zweiten Donnerstagen sein, an denen die GrĂŒne Tonne zum Leeren ‘rausgestellt wird. Warum? Sam, der ganz ganz gute großartige Sam (4G-Sam, quasi), hat noch mal schnell den Vorgarten gemĂ€ht, damit die Tonne gut voll wird (und sie natĂŒrlich gleich an den vorgeschriebenen Platz gerollt). In Kalifornien gehört zur Ausstattung eines Protzhauses in Suburbia im allgemeinen der Poolboy (standardmĂ€ĂŸig tief gebrĂ€unt in Badehosen, beschlagene GlĂ€ser mit Obst und Schirmchen dran servierend) und mindestens ein mexikanischer GĂ€rtner. Ich habe das zu meinem San Bruno HĂ€uschen geschenkt bekommen.

Den GĂ€rtner. Nicht den Poolboy. Obwohl, Sam ist ja so begabt….

Tax Day

Heute ist der “Tax Day” DER Aufmacher in den Tageszeitungen und Fernseh- und Radionachrichten: am 15. April sind in USA alljĂ€hrlich die Steuern fĂ€llig. Die meisten Menschen schicken nach wie vor Schecks an die IRS (steht ĂŒbrigens fĂŒr “Internal Revenue Service”) und weil der 15. April in jedem Jahr wieder vollkommen ĂŒberraschend auf dem Kalender erscheint (das ist wie mit Weihnachten), winden sich schon seit dem frĂŒhen Morgen die Warteschlangen in zwei Reihen um das Postamt. Unsere Vermieterin, die eine Versicherungsagentur betreibt, hat AushilfskrĂ€fte angeheuert, weil viele Amerikaner am Tax Day ihren Ruin nahen sehen und deshalb Versicherungen kĂŒndigen und PrĂ€mien reduzieren wollen und die kleine Druckerei um die Ecke bekommt seit Mitte/Ende MĂ€rz kaum mehr AuftrĂ€ge, weil doch bald die “taxes due” sind.
Mich irritiert immer wieder, wie wenig viele Amerikaner offensichtlich mit ihrem Budget umgehen können – es gibt Unmengen von Schuldenkonsolidierungsservices (meist, weil viele nicht bedenken, dass irgendwer irgendwann richtiges Geld fĂŒr die vielen Kreditkartenzahlungen haben will), stattdessen benutzen viele ihr Finanzamt als Sparschwein (sprich, sie bezahlen unterjĂ€hirg viel mehr Steuern als sie mĂŒĂŸten, um sich dann ungeheuer ĂŒber den “Return” zu freuen) und dennoch steht heute vielen die Tax Day Panic ins Gesicht geschrieben.

Alkohol ist immer eine Lösung: pars pro toto die heutige Werbung der “LookOut Bar” im Castro District: “Tax Day Beat the Clock Happy Hour: 50Âą Cocktails”: “So the IRS took their big chunk of your income today, so why not do something destructive with the little pocket change Uncle Sam has left you with. LookOut’s starting the weekend early with “Beat the Clock” Thursdays during happy hour. Well drinks start at 50 cents and prices go up every 30 minutes. Vodka Cranberry? Gin & Tonic? Rum & Coke? When it’s a boozy race against time, only your liver is going to lose.” Ich empfehle fĂŒr den ruhigeren Nachtschlaf mit Cash statt mit Plastik zu bezahlen… oder sich gleich einladen zu lassen.

Start-up

Bei uns im BĂŒrogebĂ€ude ist vor kurzem ein Start-up eingezogen. Einer der Mitarbeiter hat das aktuelle Wachstum eben mit folgenden Worten erklĂ€rt: „We are ten employees now, like, on the payroll. And we have four to ten other guys who are, like, just hanging out in our office.”

Steht ja schon in der Bibel: “Es ist nicht gut, dass der Mensch allein sei.”