Der Bergdoktor

Zu einer meiner frühesten Kindheitserinnerung gehört ein Familienurlaub auf einer Alm in Österreich, wo der Alm-Öhi meiner Mutter gegen “die Steifen” empfahl, sich in einen Ameisenhaufen zu setzen und ordentlich beißen zu lassen. Sie war dafür nicht zu begeistern, worauf er ihr anbot, den Ameisenhaufen in den Zuber zu tragen und zu überbrühen, ein Sitzbad in dem Sud sei ebenso heilsam. Ich kann mich nicht mehr erinnern, ob meine Mutter dem nachgekommen ist, ich hingegen habe es heute ausprobiert. Leider habe ich immer noch Rücken und als ich vorhin baden wollte, war es mir einfach zu mühselig, die sich just in der Badewanne tummelnden Ameisen zu fangen und zu töten. Ich habe sie stattdessen ersäuft und bin anschließend ebenfalls zugestiegen.

Es mag an der Dosis gelegen haben (nur eine Handvoll Ameisen), die Wunderheilung ist leider ausgeblieben. Aber wenn das weiter so regnet, ziehen die ohnehin alle wieder ins trockene Haus und dann kann ich es ja noch einmal versuchen.

Schon wieder ein Abschied:

Bruni ist heute abgereist. So sehr ich die Abholfahrten an den Flughafen mag, diese Wiederwegbringfahrten werden mir nie Spaß machen… Zudem hat sich Kalifornien heute noch mal von seiner Kübelschüttseite präsentiert, da fällt es einem recht schwer, überzeugend zu wirken, wenn man von den heißen Sommern ohne einen Tropfen Regen berichtet (während Pumpi wieder laut lärmt und einen See vors Haus schafft).

Ein bisserl aufregend wars doch, weil Bruni spannende Mitbringsel im Handgepäck mit sich führte.  Ihr Mann hatte einen Bass-Verstärker ersteigert, der in Form, Farbe, Gewicht und Größe verblüffend einer Tellermine ähnelt. Wir hatten uns für die Security zwei Stategien überlegt: a) Bruni trägt Arroganz sowie mein kambodschanisches Landminen-Totenkopf-T-Shirt (und reist dann möglicherweise nicht mit dem geplanten Flug in die geplante Richtung), oder b) wir schauen nach, was Verstärker heißt, nämlich “Booster”, und vertrauen darauf, dass der Security-Mensch sich nicht dumm anstellt. Variante 2 hat wunderbar funktioniert, der Typ war wohl musikinteressiert, hat noch ein wenig mit ihr fachgesimpelt und dann Bruni und Booster einen guten Flug gewünscht. Ich bin daraufhin doch auch mit ruhigerem Gefühl nach Hause gefahren.

Bruni, danke, dass du warst, schee wars, komm bald wieder! Ich verspreche dir, dass wir das nächste Mal beim Wandern mit Staub paniert werden.

Terminvereinbarung (geschäftlich)

Der andere Teilnehmer am Meeting versucht mir schmackhaft zu machen, dass wir uns doch bei ihm treffen sollen: “We have a lovely new conference room, purple and everything.”

Habe natürlich sofort zugesagt: “purple and everything” – das klingt doch verführerisch. Ich bin gespannt, vor allem auf “everything”…

Kneipp-Kur

Irgendwas läuft zwischen mir und Nord-Kalifornien schief.

Schon als wir im Februar letzten Jahres die erste längere Tour in nördliche Richtung planten, war die Wettervorhersage so dermaßen mies (kalt, nass, supersonderscheußlich), dass wir stattdessen in den Flieger stiegen, um unter nevadischer Wüstensonne zu schwitzen und uns die kalten Nächte in Las Vegas heiß zu zocken. Den nächsten Anlauf unternahmen wir im Mai. Auf nach Oregon, durch die Wälder, durch die Auen, die Werke des Großen Barden zu schauen (weniger poetisch: nach Ashland, OR zum Oregon Shakespeare Festival). Wettervorhersage: noch kälter, noch nässer, noch scheußlicher – dabei war  doch Mai. Das assoziiere ich wie jedermann mit Blüten und Frühling und hüpfenden Lämmern auf grünen Weiden (wofern sie Ostern schnell genug waren). Aus reiner Notwehr haben wir als Ersatz Hawaii gewählt.

Und nun? Es ist Ostern, der Wetterbericht spricht seit Tagen von Regen, doch der Himmel ist blau, die Sonne lacht, jeder kleine Tagesausflug an den Pazifik endet mit angekokelten Nasen und rotem Fremdenverkehrssonnenuntergang – was läge näher, als es mit dem Norden zu versuchen? Majestätische Redwood- und Sequoia-Bäume bestaunen, gerne am Abend ein bißchen Wellness… Mir will allerdings scheinen, dass die dort den Kneipp’schen Ansatz vollkommen mißverstanden haben.

Zum Merken: Wechselbäder bedeutet abwechselnd mal kalt, mal warm, gerne auch heiß. Bestimmt nicht nur kaltes Wasser von überall.  Dr. Sebastian hat meines Wissens auch nie Wassertreten in durchweichten Schuhen auf überfluteten Straßen verschrieben und bei ihm gabs nach kalten Güssen zum Trost einen heißen Heusack. Und nicht noch mehr Regen. Ich hoffe, ihr kriegt das das nächste Mal hin, ihr Nordler.

Übrigens: Die ganze Woche über wars vorbildlich schön, sonnig und warm, gestern habe ich zum ersten Mal wieder im Garten dürstende Pflanzen gegossen. Morgen ist Samstag, da ist Regen vorhergesagt.

Wenn wer einen Wetterzauber für unsere Redwood-Wald-Tour weiß, er/sie spreche oder tanze ihn. Danke.

“Financial Vegetarian”

nennt man hierzulande Menschen, deren Budget gegen Monatsende knapper wird… Wundert mich, denn wenn ich beim Mexikaner einkaufe, kosten Fleisch und Grünzeug (gemessen an der Menge der Mahlzeiten, die man daraus bereiten kann) ungefähr gleich viel.

Oder es zählt wirklich nur teures rotes Fleisch als Fleisch, schließlich steht Hühnchen auf manchen Speisekarten bei den fleischlosen Gerichten…