Hallo, amerikanische Serienschaffende! Könnten wir bitte bei Gelegenheit mal unser Lehnwort zurückhaben? Ihr benutzt es jetzt wirklich schon lang genug.

(Und an Halle Berry ist so ein schönes Wort wie “Zugzwang” außerdem einfach vergeudet.)
Hallo, amerikanische Serienschaffende! Könnten wir bitte bei Gelegenheit mal unser Lehnwort zurückhaben? Ihr benutzt es jetzt wirklich schon lang genug.

(Und an Halle Berry ist so ein schönes Wort wie “Zugzwang” außerdem einfach vergeudet.)
Beim Allgäuer Fremdenverkehrsverband scheint man der sehr irrigen Annahme zu sein, ich hieße Müller und wäre daran interessiert zu erfahren, daß Scheidegg als Portalort mittendrin liegt (Was bitte ist ein Portalort?) und unser Trilogieraum den Namen “Wasserreiche” trägt. (Was bitte ist ein Trilogieraum und bin ich die einzige, die erst mal “Wasserleiche” liest?) Erfahren Sie spannende Geschichten von der Hutmacherei über die Beziehung zu den österreichischen Nachbarn von alten Schmugglerpfaden und sogar von einem Eisbären, der sich in Scheidegg wohlgefühlt haben soll.
Will man wirklich wissen, was Hutmacher Österreichern angetan haben – oder sieht man nicht vielmehr die Spätfolgen noch heute? Warum sind im Allgäu Kommas knapp oder deutet hier jemand auf ganz subtile Weise an, daß alle Österreicher Schmuggler sind und ist das vielleicht fair? Merke: gefletschte Zähne im ausgegrabenen Eisbärschädel sind nicht als Lächeln mißzuverstehen. Den Eisbär gelüstet es vielmehr nach dem nächsten Scheidegger.
Ich hatte schon Angst, ich würde nicht mehr genug Material zum Bloggen finden. Hab ich nicht mehr. Danke, oh Allgäuer Fremdenverkehrsverband.
Zur Zeit wohne ich weit vor den Toren der Stadt auf dem Land. Da, wo’s “nach Bauernhof riecht” (O-Ton naserümpfendes Urbankind) und eine technische Störung bei der S-Bahn aus einer 39-Minuten-Reise (einsteigen, hinsetzen, lesen, aussteigen) eine zweieinhalbstündige Wachsamkeitsübung macht.
Das geht so: Feierabend. Voll, voller, S-Bahnhof. Durchsage. Daraufhin in eine U-Bahn einsteigen, nach einer Station in eine andere umsteigen, neue Durchsage, nach drei Stationen zu einem kleinen Schlenker mit einer Tram umsteigen, nächste Durchsage, von da aus wieder in eine U-Bahn und dann endlich in Giesing gerade noch die Rücklichter der “richtigen” S-Bahn sehen. Fluch unterdrücken, an Omas Mantra denken, “die nächste kriegen wir dann bestimmt, Kind”. Die nächste kriegen wir auch, sie fährt aber dafür nur bis Höhenkirchen-Siegertsbrunn und kommt am falschen Gleis an. Zum zweiten Mal an diesem Abend durch einen gefließten graffitiverschmierten und nach Pisse stinkenden Fußgängertunnel auf die andere Bahnhofsseite hetzen und dann nicht etwa in eine Bahn einsteigen, sondern auf der Anzeigetafel lesen, daß die gedenkt, in 30 Minuten einzutreffen. Wieder sehr tief durchatmen, nicht mehr als nötig fluchen und unter vielfachem Aufsagen von “Dienächstekriegenwirdannbestimmtkind” auf dem richtigen Bahnsteig im Schnieselregen warten. Nässer werden. Weiter warten. Dann kommt sie, und ich steige eine (eine einzige, wohlgemerkt) Haltestelle später wieder aus und bin angekommen.
Zwei Schlüsse gezogen:
1. Es ist schon zu bewundern, daß die ganze Strecke, wenn auch mit ein paar Umständlichkeiten, immer noch mit Öffentlichen Verkehrsmitteln zu bewältigen war.
2. Ich ziehe in die Stadt!
Werde ich nun lieber Reisekosmetiker oder Expert/in for Intercultural Competences and Business Communication (und störe mich nicht an dem unglücklich plazierten Gender-Schrägstrich?) Weil Knowledge Expert (vulgo Gscheithaferl) bin ich eh schon, dafür erwarte ich keine Bezahlung.
Ha, ich habs: Freigestellte Kitaleitung. Noch nicht mal ein- und schon bei vollen Bezügen freigestellt – das klingt doch gut.
“Nicht doch,” sage ich zum Kellner, der eilfertig den Aschenbecher vom Tisch abräumt und irgendwohin wegwuselt, einen frischen zu besorgen, “ich kann doch den da benutzen, selbst wenn schon eine Kippe drin liegt.” “Is schon okay”, antwortet er, als er mir ein blankgeputztes Exemplar hinstellt. ” Das ist doch keine Fitnessarbeit.”
Jetzt schon. Was bitte ist Fitnessarbeit?
Noch habe ich den San Franziskaner Veranstaltungskalender nicht unsubscribed und darum erreicht mich heute die Einladung zu “The Connection Party: Yoga, Dance & Astrology Readings – An alcohol-free celebration of ecstatic dancing, games & meaningful conversation.” I woiß ned. Ich tanze nicht und die Partyspiele auf dieser Party mag ich mir noch nicht mal vorstellen. Oder? Eigentlich doch. Zum Beispiel “Eins – Zwei – Drei – Vier – Eckstein, such dein Inneres Kind”, “Heiteres Totemtierraten” oder der Klassiker “Tanz deinen Namen”.
Nahhh. Ich geh doch lieber auf ein Fest, wo getrunken und Unsinn geredet wird. Und keiner tanzt.
Der arme Schnapper
Ein Kommentar von Stefan Kuzmany
Jeder halbwegs gebildete Mensch weiß, dass “Neger” eine Beleidigung ist – Joachim Herrmann (CSU), der bayerische Innenminister, weiß es offenbar nicht. Dafür kann es nur eine Strafe geben.
Muss er jetzt zurücktreten? Ja mei. Das wäre doch etwas viel.
Denn, das spricht für ihn, eigentlich hatte er es ja gut gemeint, der bayerische Innenminister Joachim Herrmann (CSU). Und im ersten Anlauf war es ihm auch tatsächlich gelungen, einige vernünftige Sätze aneinander zu reihen, nachdem ihn Frank Plasberg bei “Hart aber fair” gefragt hatte, was er denn dem bayerischen Landsmann antworten würde, der in eine Fernsehkamera spricht: “Die Neger passen nicht zu uns.”
Beinahe würdig durchgestanden
Herrmann beklagte eine “Verrohung” und stellt fest: “Ich denke, das ist einfach Unfug. Und wir müssen vor allen Dingen klar sehen: Dort, wo es um die berechtigten Flüchtlinge geht, da müssen wir die aufnehmen, und da geht es eben nicht um Hautfarbe, und da geht es nicht um Religion, sondern da geht es darum, dass solche Menschen, wenn sie wirklich verfolgt sind, hier Asylrecht haben. Und dafür müssen wir einstehen.”
Ein klares Bekenntnis zum Recht auf Asyl für Schutzbedürftige, richtige und angemessene Worte. Klar, Herrmann vergisst nie den Hinweis auf den gerne von seiner Partei angeprangerten “Asylmissbrauch”, aber er ist nun mal bei der CSU, also geschenkt. Hätte er es nur dabei belassen: Joachim Herrmann hätte die Sendung mit Würde durchgestanden.
Das Schicksal wollte es aber anders. Ulrich Reitz, Chefredakteur des “Focus”, ist dann Minuten später nämlich auch noch eine Antwort für den bayerischen Rassisten aus dem Einspieler eingefallen, er verwies auf die bisherigen Integrationsleistungen Deutschlands, das sei doch eine “grandiose Erfolgsstory”.
Und in diesem Moment kam Joachim Herrmann so etwas wie ein Gedanke, er wollte Reitz beipflichten, eigentlich war er gar nicht dran, aber dieser Satz musste offenbar dringend raus.
Versehentlich den eigenen Rassismus entlarvt
So kam es, dass Herrmann aus dem Off zu hören ist mit einem Satz, wie ihn sich Gerhard Polt nicht besser hätte ausdenken können für einen depperten Lackl am Biertisch, der etwas vorgeblich Ausländerfreundliches sagen will, dabei aber nur den eigenen Rassismus entlarvt: “Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat.”
Nun muss man erstens feststellen, dass die Vergangenheitsform völlig unangemessen ist. Roberto Blanco erfreut sich, nach allem, was bekannt ist, bester Gesundheit, und ist, obschon mittlerweile 78 Jahre alt, nach wie vor künstlerisch aktiv und mutmaßlich bei manchen Älteren ungebrochen populär.
Das sollte Herrmann bekannt sein, schließlich ist Blanco Ehrenmitglied der CSU – was im Übrigen erklären könnte, dass der Innenminister ausgerechnet Blancos Namen ungefragt hervorstieß, als ihn der Drang ergriff, etwas zu sagen. Weniger peinlich macht es die Angelegenheit nicht.
Denn zweitens herrscht in zivilisierten Kreisen dieses Landes längst Einigkeit darüber, dass das N-Wort eine Beleidigung für Menschen dunkler Hautfarbe ist und deshalb nicht verwendet werden soll. Allenfalls kann man sich vielleicht noch darüber streiten, ob alte Kinderbücher in Neuauflagen geändert werden sollten, damit sich das Wort nicht weiter verbreitet – oder ob das ein Eingriff in das künstlerische Werk und insofern zu viel des Guten wäre.
Aber im ersten deutschen Fernsehen zu bester Sendezeit hört man es schon lange nicht mehr, dieses Wort. Jedenfalls nicht von jemandem, der ein öffentliches Amt bekleidet. Nicht von jemandem, der im weitesten Sinne als politisch interessiert und gebildet gelten könnte. Nicht von jemandem, der eine halbe Sekunde nachdenkt, bevor er den Mund aufmacht. Nicht von jemandem, der professionell mit Sprache umgeht, der seine Worte wählt und reflektiert, welche Wirkung sie haben.
Nein, von solchen Leuten nicht. Nur von Joachim Herrmann (CSU), dem bayerischen Innenminister.
Gedankenlos, aber nicht böse
Es schmerzt gewiss, diesen Abgrund an Gedankenlosigkeit bei einem Würdenträger bezeugen zu müssen – insbesondere, wenn man dem Freistaat Bayern herzlich zugetan ist. Es schmerzt, seine alberne Entschuldigung hören zu müssen, er gebrauche dieses Wort eigentlich nie. Aber, wie gesagt, böse gemeint hat es Joachim Herrmann (CSU) wohl nicht. Darum von dieser Stelle keine aufgeregte Forderung nach Konsequenzen.
Der arme Schnapper braucht ja auch ein Auskommen. Für eine Anstellung als Schaukelbremser hat es bei Herrmann offenbar nicht gereicht, dann soll er halt unter Seinesgleichen bleiben als Minister im Kabinett Seehofer.
Das ist schon Strafe genug.
URL:
http://www.spiegel.de/politik/deutschland/joachim-herrmann-und-der-wunderbare-neger-roberto-blanco-kommentar-a-1050915.html
„Roberto Blanco war immer ein wunderbarer Neger, der den meisten Deutschen wunderbar gefallen hat.“
Böse gemeint habe er die Verwendung des Wortes “Neger” nicht, so Bayerns Innenminister Joachim Herrmann, sondern mehr so als Beispiel für gelungene Integration, genauso wie die schwarzen Spieler des FC Bayern schließlich auch jede Menge Fans hätten. Das bedeutet im Umkehrschluß, daß Der Neger als integriert gilt, wenn er zur Unterhaltung des Weißen Mannes singt, hüpft und springt.
Ich habe oft und gerne und mit gutem Grund gegen mein Gastland Amerika gewettert, aber ein Politiker, dem ein derartiger Fauxpas unterläuft, wäre dort binnen Minuten nicht mehr tragbar und das ist gut so. Horst?
“Mit der Brechstange gewinnt man keinen Blumentopf.”
Für die heutigen weisen Worte danken wir Herrn Jogi L., der wo Bundestrainer isch.