Im Gegensatz zum Silicon Valley habe ich hier nur eine ganz kleine Auswahl an Kinobegleitnerds für dergleichen Filme, allein zu gehen ergab sich seinerzeit irgendwie nicht und dann wars auch nicht mehr wichtig und dass ich nun doch endlich zum Kreis derer gehöre, die das Sternenlicht gesehen haben, ist eigentlich einem Zufall geschuldet, weil Episode VII gestern in einem Kino not far away von meinem Zuhause gespielt wurde und ich nichts anderes zu tun hatte sowie kurzentschlossen spontan und, zugegeben, immer noch neugierig war. Worauf eigentlich?
Achtung: Spoiler!
J.J. Abrams hat für Disney keine Fortsetzung gedreht, sondern ein Remake von Episode IV. Han Solo ist Han Solo und bleibt Harrison Ford, Prinzessin Leia ist jetzt General Leia und immer noch Carrie “Zöpferl” Fisher (ihr bekommt das Alter übrigens besser als dem Kollegen Ford) und ihre Beziehung nach wie vor complicated, Luke Skywalker ist Mark Hamill mit soooo einem Bart, Chewbacca ist und bleibt ein großer puscheliger quäkender Wookiee, C-3PO wuschentuckig und R2-D2 nett, so nett.
Im Hardcore-Fan-Universum gilt “E7” (die dürfen das so nennen) als “fan-fic”, also eine Geschichte, die ein glühender Verehrer weiterdichtet; ein Schicksal, dem im Internetzeitalter weder Harry Potter, noch Hunger Games, noch Twilight Saga noch andere derart gehypte Werke entgehen konnten. Das paßt. Abrams holt alles aus der Mottenkiste: einen graubärtigen Altweisen (Max von Sydow als Sir Alec Guiness), die Stormtrooper, die Fischkopfminister, die Kampfpiloten aller Sternenvölker und Darth Vader. Wobei Vader nicht mehr Vader ist. Er hat zur neuen Figur eine neue Maske bekommen, dafür bleibt die komplizierte Beziehung zur Macht und zum Vater. Jabba the Hutt (hat sein Gewicht gehalten, wenn nicht sogar ein wenig abgenommen) hält wie ehedem eine Sklavin in Ketten, doch die ist inzwischen eine Domina im sehr bedeckten Dominadress und außerdem Spionin, soviel sinnfrei nackte Haut ohne Zusatzaufgaben wie 1977 bei Leia geht gar nicht mehr. E7 ist nämlich ein Frauenversteherfilm.
Mit Heldin. Rey (Daisy Ridley), zäh, Survivalistin im wüstentauglichen Hunger-Games-Outfit plündert beruflich Wracks mit sooo einem Schraubenzieher, heizt durch Wüsten (da haben sie ein hübsches feuerrotes Gefährt für sie erfunden), kämpft gegen jeden, der ihr übel will und zwar mit dem Stock und mit freundlichen Grüßen von ca. tausend Martial Arts-Filmen. Hah! Girl Power! Doppel-Hah! Und Yoda. Yoda ist zwar immer noch wahnsinnig weise und faltig, aber nicht mehr grün-, sondern orangehäutig, fehlsichtig statt überbeohrt und kann ganze Sätze in grammatikalisch korrekter Reihenfolge sprechen, was daran liegen mag, dass Yoda in E7 Maz Kanata heißt (genau, alle andere Vokale waren aus) und whoohoo! auch weiblich und Betreiberin des Restaurants am Ende des Universums ist. Der Co-Held ist zwar keine Frau, aber dafür geläuterter Ex-Stormtrooper und, nehmt dies, #oscarssowhite, der Co-Held ist schwarz (John Boyega). Der andere Co-Held ist weiß und ein Teufels-Topgun-Pilot namens Poe (Oscar Isaac), gutaussehend wie weiland der junge Tom Cruise, dafür größer – und, jawohl, in diesem Umfeld ist diese Rolle ein Beitrag zur Diversifizierung. (Man möchte manchmal in die Köpfe der Political-Correctness-Beauftragten hineinschauen können. Obwohl – eigentlich lieber nicht.)
Soweit zum Cast, nun zur Story. Sie alle kämpfen mit Republik und Resistance wieder einen Kampf gegen die Dunkle Seite. Fertig.
Ist denn gar nichts neu? Doch. Der neue Death Star ist viel größer als der alte, die Dunkle Seite heißt jetzt “First Order” und läßt große Mengen weiß uniformierter Soldaten auf ihrer Version des in den Farben Schwarz-Weiß-Rot dekorierten Zeppelinfeldes aufmarschieren und den rechten Arm zum Gruß ausstrecken. Und ganz neu ist BB-8. Abrams hat aus dem Desaster mit Jar Jar Binks gelernt und stattdessen zum Neu-Droid gegriffen. Kugelig, klein, in gefälligen Farben und mit einem ganz entzückenden Quietschestimmchen. Total thü-üß!
Ich möchte nicht in J.J. Abrams Haut gesteckt haben, der es gleichermaßen der Generation “Hunger Games” (“every generation has a story”) wie dem Original-Publikum der Episoden IV bis VI rechtmachen sollte (über I bis III breite ich, weil ich heute gnädig bin, den Mantel des Schweigens), ich schätze, er hat nach den vielen Spagaten nur noch zerrissene Hosen im Schrank. Ich wünsche jedoch anzumerken, dass George Lucas, wie immer man nun zu ihm steht, seinerzeit Revolutionäres geschaffen hat. Ja, ich weiß, die Tricktechnik ist heute fast schmerzhaft anzusehen, aber er hat sich eine Geschichte ausgedacht, ich möchte fast sagen, eine Parabel. Abrams hat dieser Vorlage das PC-Mäntelchen des dritten Millenniums umgehängt und nicht, nichts und gar nichts Eigenes hinzugefügt. Außer BB-8. Und das reicht nicht.
Ich habe das Kino verlassen wie ein Familienfest, wo man seiner und den vorherigen Generationen schon lange beim Älterwerden zuschaut und den Nachfolgenden wohlwollend gegenübersteht, ohne dass man zu ihnen eine engere Beziehung hat oder dies möchte. Und genauso fühlt sich E7 an: Das ist der Film einer anderen Generation. Nicht meiner. Er ist fraglos nett und unterhaltsam, aber ich habe meinen vor 30 Jahren schon gesehen.
Ich wage übrigens eine Vorhersage: Jetzt, wo Luke S. am Ende von Reys langer Bergwanderung wieder aufgefunden wurde – man denke Novize auf dem Weg zum Meister im Shaolin-Kloster – (wie in diesem Film in einer Hommage an die Generation Körperkult ohnehin ständig gerannt und an die Grenzen physischer Belastbarkeit gegangen wird), wird E8 sowas werden wie “Jedi Academy – The Return of the Light Saber”.