So direkt vermissen tu ich ja keinen Papst, aber dem Wojtyła seinen Urbi-und-Orbi-Abspann in den Zungen der Welt mit kepfläcktem poo-oolnííschen Ackzänt hab ich immer gemocht. Ich komme drauf, weil Ostern hierzulande eine Rolle spielt, ganz anders als in meiner Gastheimat, wo sich die Auferstehung des HErrn im wesentlichen in bunt-bunter-am-büntesten Süßwarenauslagen in Drugstores und Supermärkten niederschlägt. Muß man sich ja als Heimkehrende auch erst mal wieder dran gewöhnen.
Es wurde mir leicht gemacht: Die letzten beiden Tage war ich mutterseelenallein im Büro und alle anderen schon in den Osterferien. Dann flatterten heute im Laufe des Tages überraschend viele e-mails von Geschäftskontakten in die inbox, reichlich bebilderte mit Blüten, Küken, Häschen und Eiern, die schlimmeren unter ihnen mit krud Gereimtem, das schlimmste mit diesem Gedicht: „Der Frühling hockt schon im Gesträuch und überprüft die Wetterlage. Wir grüßen, und wir wünschen Euch sehr herzlich: Frohe Ostertage!“ (Wobei das Versmaß stimmt, Ehre wem Ehre gebührt.)
Beim gründonnerstäglichen Frühfeierabendlebensmitteleinkauf waren dann vorhin erst mal die Einkaufswagen aus, dann der Pfandflaschenautomat wegen Überfüllung geschlossen, alle Kassen besetzt und trotzdem lange Schlangen davor und allen Miteinkaufenden stand die nackte Hamsterpanik im Gesicht. Dabei ist doch nur morgen Tanzverbot und der Supermarkt zu, am Samstag geht das Leben doch wieder weiter – oder hat sich da in meiner Abwesenheit was geändert?
Hab dann aber doch gemerkt, dass ich meine deutschsozialstaatliche Herkunft nicht verleugnen kann und meine Repatriierung kurz vor einem erfolgreichen Abschluss steht. Dann nämlich, als der amerikanische Kollege anfragte, ob er morgen Nachmittag Zeit “for a little chat on the phone” in meinen Kalender buchen könne. “Halloho”, habe ich gesagt. “This is Germany. Da haben alle, auch praktizierende Atheisten, am Good Friday frei und werden sogar dafür bezahlt.” Das “Hah!” habe ich mir angesichts seiner neidvollen Sprachlosigkeit gespart und dafür freundlich darauf hingewiesen, dass wir uns gerne am Dienstag unterhalten können. Weil, du armer Ami, wir haben den Montag nämlich auch noch frei. Für Geld! Hah!
Das kommt davon, wenn you guys trust in a God, der schützend seine Hand über die Mayflower hält.