Punkt, Punkt, Komma, Strich

Ich bin eigentlich recht schnell beim Wiedereingewöhnen; was mir wirklich fehlt sind die amerikanischen Ladenöffnungszeiten*, DAS KLIMA!, der Pazifik**, Salzwassermeeresgetier, Früchte, die nicht um die halbe Welt geflogen werden und dabei reifen müssen und Sam, mein bester Nachbar von allen, ach, Sam!

Ja, und eines noch. Ich hatte meine liebe Mühe, mich seinerzeit an die amerikanische Schreibweise von Zahlen zu gewöhnen (Tausend schreibt man auf deutsch 1.000,00 – auf amerikanisch 1,000.00) und jetzt stelle ich fest, dass ich solchermaßen gehirngewaschen bin, dass ich beim Datum jedes Mal erst überlegen muss, was gerade gemeint ist. 03/29/2016 entspricht der deutschen Schreibweise 29.03.2016. Es hilft nicht wirklich bei der Re-Adaption, dass ich gerade mit den amerikanischen Kollegen deren Reporting aufbaue und mein Excel nie versteht, für welches Land ich gerade Zahlen schreibe.

Aber sonst ois isi. Dahoam is dahoam. Und schee is scho.

 

* Dass mir die Ladenöffnungszeiten fehlen, hat mich selbst am meisten überrascht. Aber es war halt doch gar zu convenient, sich, wenn wirklich mal ein Neukauf anstand, des Nachts oder am Sonntag durch die Mall treiben zu lassen und Sachen anzugucken und anzufassen, oder auch mal an was zu drehen oder ein Stöffsche zwischen den Fingern zu reiben. Ist aber nicht wichtig genug, als dass es sich nicht durch Online-Shopping lösen ließe.

** Ich suche immer noch wen, der das ganze Geberge bis nach Italien rüber gegen eine angemessene Menge Meeres tauschen wollen würde. Einzige Bedingung: mein Steg in Pacifica müßte dabei sein. Und der von Santa Cruz mit den Seelöwen und dem schönen Sandstrand.

Nimmer ganz neu im Kino (aber nicht ganz so alt wie E7): Deadpool

Da sich die Ostertage bis gestern nicht wirklich an die Wettervorhersage hielten und statt “frühlingshaft mild und sonnig” mit einer Siffkälte daherkommen, bei der einem zum Meteorologenkreuzigen wird, greife ich auf Plan B zurück und hole Filme nach. Viel Zeit bleibt mir eh nicht, weil sich neulich herausgestellt hat, dass ich die letzte Staffel “Game of Thrones” vor dem Start der neuen Season noch einmal sehen muß, weil ich offensichtlich durch meine Teilnahme an der Reality Show “Shall she stay or shall she go?” aus dem Hause Homeland Security im letzten Frühsommer etwas abgelenkt war und nicht mehr so ganz genau weiß, wer gerade tot ist. Abgesehen von Jon Snow, und bei dem sind wir uns alle nicht so ganz sicher…

Gut, dann also “Deadpool”. Eine Comic-Verfilmung, die mir aus gewöhnlich gut unterrichteter Quelle als recht unterhaltsam empfohlen worden war. Den Comic mochte ich nicht besonders, verglichen dazu ist die Verfilmung besser. Mr. Pool kokettiert mit dem Böser-Bube-Image (aber Herz aus Gold, natürlich), changiert zwischen Superheld und Supervillain, zieht fröhlich mit sehr losem Maul und wilden Späßen unter Absonderung vieler Zitate durch das Marvelverse; ansonsten Materialschlacht und Kunstblut.

Kann man anschauen, muß man aber nicht.

Ich bedauere nur, dass ich nicht in einem amerikanischen Kino war, da sind Zuschauer gerne schockiert, wenn der Held böse Worte sagt – sie wären aus dem Entrüstetsein nicht mehr rausgekommen.

Hausmannskost

Eigentlich wollte ich heute früh bei meinem Fleisch- und Wurstwarenstand auf dem Wochenmarkt (jaja, kaum kauft man dort mehr als einmal, schon wird der bessere der beiden Metzger auf dem Markt mit einem Possesivpronomen belegt) wieder eine Batterie guter Suppeneinlagen erstehen, allein, andere Kunden waren weiser gewesen als ich und hatten zurücklegen lassen und darum war bis auf einen versprengten Speck-ck-K-K-nödel (die Extra-Ks sind dem Beinamen “Südtiroler” geschuldet) schon alles aus. Hmmm. Und nun? Ich lasse meinen Blick kreisen und er fällt auf blasse mit Paprikaschnipseln verzierte Klöpse und weil die Metzgersfrau eine schnelle ist, erkennt sie sofort, dass ich ihre selbstgemachten “Netzkoteletts” probieren will. Recht hat sie. Kenn ich nicht, nehm ich.

Sehr gute Entscheidung. Die Netzkotellets entpuppen sich als Fleischpflanzl de Luxe aus Kalbsbrät, gehüllt in ein Schweinenetz und gehen, wie von der Frau Metzger versprochen, beim langsamen Anbraten noch einmal auf das Doppelte auf. Nur bei der Angabe “zwei pro Person brauchen’S scho” hatte sie wohl eher den gutgenährten Metzgersgatten im Auge. Mir hat eines mit einer Feldsalatbeilage lässig gereicht. Macht nix. Die Frau Metzger sagt, die schmeckten auch koid.

Deutsch sein heißt, eine Sache um ihrer selbst Willen tun*

Um die nachfolgende Geschichte zu verstehen, muß man wissen, dass an Sonn- und Feiertagen hier in der Wohnanstalt ein Waschverbot gilt. Das läßt den Vielundoftwäscherinnen zu Ostern nur den Samstag, um ihren Hang zur Reinlichkeit auszuleben und führt zu einem übervollen und noch strenger als sonst getakteten und überwachten Waschplan.

Ich war ja gerade nur unten, um zu sehen, welche freien Abende in der kommenden Woche noch zur Auswahl stehen und wurde dabei Zeugin folgenden Dialogs (weniger feine Menschen würden von Zänkerei sprechen).

Waschfrau A ist gerade dabei, ihre Wäsche aufzuhängen und dabei eine Unzahl von bereits vorhandenen Fremdwäscheklammern von der Leine zu entfernen und auf einem Häufchen zu sammeln.

Waschfrau B kommt dazu und ist empört! “Wäscheklammern auf der Leine bedeuten, dass diese Wäscheleinen reserviert sind. Sie müssen Ihre Sachen woanders aufhängen.”

Waschfrau A kümmert das nicht. Sie hängt stoisch weiter Wäsche auf und Klammern ab.

Waschfrau B stemmt die Hände in die Hüften und wird lauter: “Das macht man hier so! Das sind meine Leinen! Suchen Sie sich andere. Da, die dahinten zum Beispiel.”

Waschfrau A, irritiert, aber kampfbereit: “Warum? Warum ich? Hängen Sie Ihre Wäsche doch dahinten auf.”

Waschfrau B, Typ kleine Kampfhenne, gibt nicht auf: “SIE MÜSSEN WOANDERS HIN! DIESE LEINEN HABE ICH RESERVIERT!” und fängt an, rundherum anderer Leute trockene Wäsche herunterzureißen, damit die dumme Plunze A sieht, wieviel Platz überall sonst noch ist.

Waschfrau A ist fertig und geht.

Waschfrau B ist fassungslos und ich Depp habe den Moment verpaßt, wo ich mich stumm aus dem Staub hätte machen können und kriege die volle Suada ab: Sowas sei ihr ja noch nie passiert. Das sei doch wie Sodom und Gomorrha, das könne man doch nicht zulassen. Unerhört sei das! Frechheit! Mir wirds langsam zu laut, ich wollte mich doch nur in den Plan eintragen und zu meiner Unterhaltung nebenher ein bißchen Hennenkampf schauen. “Na warte, Baby”, denke ich mir “Jetzt schlägt die Klagemauer zurück”, und bemerke zum einen, dass dahinten wirklich noch genug Platz sei und zum anderen, dass ich von ihrer Methode genauso wenig halte wie von Handtüchern auf Liegestühlen (Merke: in einem Fall wie diesem ist Nachtreten reine Notwehr), was bei Waschfrau B, die sich inzwischen nur noch von Feinden umgeben wähnt, zu hysterischer Schnappatmung führt. Allerhöchste Zeit, zu gehen.

Was wetten wir, dass Waschfrau A ihre Wäsche morgen “dahinten” findet?

 

* Dieses Zitat verdanken wir Herrn Richard Wagner aus Leipzig, da, wo man die Regel mit dem “Infinitiv mit ‘zu'” nicht ganz so eng sieht.

Aus dem Vokabelheft

Aufgabe:
Bitte übersetzen Sie ins Deutsche: Tutkimuskeskus.

Hinweis:
Bitte verwenden Sie nicht Google Translate, sondern Ihre Phantasie.

Ja? Sie wollen lösen?

Sehr hübsch. Aber leider, “Tutkimuskeskus” ist kein Zauberwort aus Pippi Langstrumpf (“Liebe kleine Krummelus. Niemals will ich werden gruß.”) und auch nicht die Entsprechung zu “Alle Musen küssen gleichzeitig” in einer Südseeinselsprache und schon gar nicht das praktische Dingsdingerlings aus dem Ikea-Badezimmerkatalog. Schade.

Wir danken Ihnen dennoch für Ihre Teilnahme und freuen uns mit Ihnen an der kleinen Alltagsflucht. Na, hatten Sie Spaß? Gut so! Gern geschehen. Merke: Wenn man nicht aufpaßt wie der Kollege Haftlmacher, dann nimmt das zauberschnelle Internet allem Fremden das Geheimnis. Gleich, sofort, auf Knopfdruck.

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Übersetzung:
“Tutkimuskeskus” ist finnisch und bedeutet Forschungszentrum.

Nimmer ganz neu im Kino: Star Wars: Episode VII – The Force Awakens

Im Gegensatz zum Silicon Valley habe ich hier nur eine ganz kleine Auswahl an Kinobegleitnerds für dergleichen Filme, allein zu gehen ergab sich seinerzeit irgendwie nicht und dann wars auch nicht mehr wichtig und dass ich nun doch endlich zum Kreis derer gehöre, die das Sternenlicht gesehen haben, ist eigentlich einem Zufall geschuldet, weil Episode VII gestern in einem Kino not far away von meinem Zuhause gespielt wurde und ich nichts anderes zu tun hatte sowie kurzentschlossen spontan und, zugegeben, immer noch neugierig war. Worauf eigentlich?

Achtung: Spoiler!

J.J. Abrams hat für Disney keine Fortsetzung gedreht, sondern ein Remake von Episode IV. Han Solo ist Han Solo und bleibt Harrison Ford, Prinzessin Leia ist jetzt General Leia und immer noch Carrie “Zöpferl” Fisher (ihr bekommt das Alter übrigens besser als dem Kollegen Ford) und ihre Beziehung nach wie vor complicated, Luke Skywalker ist Mark Hamill mit soooo einem Bart, Chewbacca ist und bleibt ein großer puscheliger quäkender Wookiee, C-3PO wuschentuckig und R2-D2 nett, so nett.

Im Hardcore-Fan-Universum gilt “E7” (die dürfen das so nennen) als “fan-fic”, also eine Geschichte, die ein glühender Verehrer weiterdichtet; ein Schicksal, dem im Internetzeitalter weder Harry Potter, noch Hunger Games, noch Twilight Saga noch andere derart gehypte Werke entgehen konnten. Das paßt. Abrams holt alles aus der Mottenkiste: einen graubärtigen Altweisen (Max von Sydow als Sir Alec Guiness), die Stormtrooper, die Fischkopfminister, die Kampfpiloten aller Sternenvölker und Darth Vader. Wobei Vader nicht mehr Vader ist. Er hat zur neuen Figur eine neue Maske bekommen, dafür bleibt die komplizierte Beziehung zur Macht und zum Vater. Jabba the Hutt (hat sein Gewicht gehalten, wenn nicht sogar ein wenig abgenommen) hält wie ehedem eine Sklavin in Ketten, doch die ist inzwischen eine Domina im sehr bedeckten Dominadress und außerdem Spionin, soviel sinnfrei nackte Haut ohne Zusatzaufgaben wie 1977 bei Leia geht gar nicht mehr. E7 ist nämlich ein Frauenversteherfilm.

Mit Heldin. Rey (Daisy Ridley), zäh, Survivalistin im wüstentauglichen Hunger-Games-Outfit plündert beruflich Wracks mit sooo einem Schraubenzieher, heizt durch Wüsten (da haben sie ein hübsches feuerrotes Gefährt für sie erfunden), kämpft gegen jeden, der ihr übel will und zwar mit dem Stock und mit freundlichen Grüßen von ca. tausend Martial Arts-Filmen. Hah! Girl Power! Doppel-Hah! Und Yoda. Yoda ist zwar immer noch wahnsinnig weise und faltig, aber nicht mehr grün-, sondern orangehäutig, fehlsichtig statt überbeohrt und kann ganze Sätze in grammatikalisch korrekter Reihenfolge sprechen, was daran liegen mag, dass Yoda in E7 Maz Kanata heißt (genau, alle andere Vokale waren aus) und whoohoo! auch weiblich und Betreiberin des Restaurants am Ende des Universums ist. Der Co-Held ist zwar keine Frau, aber dafür geläuterter Ex-Stormtrooper und, nehmt dies, #oscarssowhite, der Co-Held ist schwarz (John Boyega). Der andere Co-Held ist weiß und ein Teufels-Topgun-Pilot namens Poe (Oscar Isaac), gutaussehend wie weiland der junge Tom Cruise, dafür größer – und, jawohl, in diesem Umfeld ist diese Rolle ein Beitrag zur Diversifizierung. (Man möchte manchmal in die Köpfe der Political-Correctness-Beauftragten hineinschauen können. Obwohl – eigentlich lieber nicht.)

Soweit zum Cast, nun zur Story. Sie alle kämpfen mit Republik und Resistance wieder einen Kampf gegen die Dunkle Seite. Fertig.

Ist denn gar nichts neu? Doch. Der neue Death Star ist viel größer als der alte, die Dunkle Seite heißt jetzt “First Order” und läßt große Mengen weiß uniformierter Soldaten auf ihrer Version des in den Farben Schwarz-Weiß-Rot dekorierten Zeppelinfeldes aufmarschieren und den rechten Arm zum Gruß ausstrecken. Und ganz neu ist BB-8. Abrams hat aus dem Desaster mit Jar Jar Binks gelernt und stattdessen zum Neu-Droid gegriffen. Kugelig, klein, in gefälligen Farben und mit einem ganz entzückenden Quietschestimmchen. Total thü-üß!

Ich möchte nicht in J.J. Abrams Haut gesteckt haben, der es gleichermaßen der Generation “Hunger Games” (“every generation has a story”) wie dem Original-Publikum der Episoden IV bis VI rechtmachen sollte (über I bis III breite ich, weil ich heute gnädig bin, den Mantel des Schweigens), ich schätze, er hat nach den vielen Spagaten nur noch zerrissene Hosen im Schrank. Ich wünsche jedoch anzumerken, dass George Lucas, wie immer man nun zu ihm steht, seinerzeit Revolutionäres geschaffen hat. Ja, ich weiß, die Tricktechnik ist heute fast schmerzhaft anzusehen, aber er hat sich eine Geschichte ausgedacht, ich möchte fast sagen, eine Parabel. Abrams hat dieser Vorlage das PC-Mäntelchen des dritten Millenniums umgehängt und nicht, nichts und gar nichts Eigenes hinzugefügt. Außer BB-8. Und das reicht nicht.

Ich habe das Kino verlassen wie ein Familienfest, wo man seiner und den vorherigen Generationen schon lange beim Älterwerden zuschaut und den Nachfolgenden wohlwollend gegenübersteht, ohne dass man zu ihnen eine engere Beziehung hat oder dies möchte. Und genauso fühlt sich E7 an: Das ist der Film einer anderen Generation. Nicht meiner. Er ist fraglos nett und unterhaltsam, aber ich habe meinen vor 30 Jahren schon gesehen.

Ich wage übrigens eine Vorhersage: Jetzt, wo Luke S. am Ende von Reys langer Bergwanderung wieder aufgefunden wurde – man denke Novize auf dem Weg zum Meister im Shaolin-Kloster – (wie in diesem Film in einer Hommage an die Generation Körperkult ohnehin ständig gerannt und an die Grenzen physischer Belastbarkeit gegangen wird), wird E8 sowas werden wie “Jedi Academy – The Return of the Light Saber”.

Ins eigene Fleisch geschnitten*

Ich habe neulich einen Kollegen für eine Veranstaltung angemeldet, mit dem inzwischen offensichtlich üblichen Checkout- und Bezahlprozess via Amiando/Xing und – wupp – poppt am nächsten Tag eine e-mail in meiner inbox auf, ich sei “Herzlich willkommen bei XING!”

Wie bitte? Wann bitte hätte ich mich angemeldet? Was soll das? Ja doch, ich habe aus meinen Recruitertagen in einem früheren Start-up ein uraltes und seitdem ungepfleges Profil bei dem Verein, allerdings jetzt, ich sage das noch einmal explizit, lediglich einen Kollegen für eine Veranstaltung und nicht mich für eine Mitgliedschaft dort angemeldet. Ich will das nicht, tut das weg! Ich brauche keinen sozialen Netzwerke, keine Likes und Followers und wenn ich Zeit für Mitteilungen über meine Person aufwenden will, dann in meinem eigenen Blog für eine kleine handverlesene Leserschaft. Ich wünsche nicht, sie mit e-mails an Xings Customer Service vergeuden zu müssen. Schon gar nicht für insgesamt drei (3) davon, bis sie imstande sind, meinen Namen wieder zu löschen.

Andererseits – danke für den Reminder: wo ich gerade dabei bin, kümmere ich mich gleich in einem Aufwasch um ein anderes to do auf meiner langen Liste und lösche mein Uralt-Profil. Dank freundlicher Tipps von Computer-Bild und Chip dauert es auch nicht lange, sich zum wenig intuitiv verborgenen Ich-will-hier-raus-Menü vorzuarbeiten. Ja! Ja, wirklich! Nein, ich muß es mir nicht nochmal überlegen! Ja, ich will! Endgültig und für immer!

Gelöscht. Und es fühlt sich gut an.

 

* Frage an den Theologen: Ist eine fleischhaltige Überschrift am Karfreitag zulässig?

“Fußweg zum Ziel (ca. 4 Minuten – 14m)”*

Weil man sich ja nicht überall gleich gut auskennen kann, haben Christoph und ich jetzt eine Arbeitsteilung beschlossen: er ist zuständig für die Auswahl von Konzerten, ich kümmere mich ums Theater. Restaurants reserviert, wer grad ein besonders gutes gefunden hat, beim Essen sind wir beide gleich begabt.

Und so waren wir gestern in der Unterfahrt, und haben das Mark Guiliana Jazz Quartet erlebt, mit Fabian Almazan am Klavier, Jason Rigby am Saxophon (hach!), Chris Morrissey an der Bässin (wenn ich je einen Musiker gesehen habe, der eine intensive und sehr erotische Beziehung mit seinem Instrument hat, dann diesen) und Mark Guiliana am Schlagzeug. Allesamt begnadete Musiker und Komponisten und ein rechter Ohrenschmaus.

Ganz ganz großartig, ein wirkliches Erlebnis. Viva la batteria!

(Ich habe bis gestern nicht mal gewußt, dass Drummer im Jazz so eine große Rolle spielen können und bin um eine Lektion und eine Erfahrung reicher.)

 

* So klingt das bei der MVV-App, wenn die Rolltreppe quasi in den Ort der Veranstaltung hinauf-hineinrollt.

Kesäcknete und Freeliche Osstern

So direkt vermissen tu ich ja keinen Papst, aber dem Wojtyła seinen Urbi-und-Orbi-Abspann in den Zungen der Welt mit kepfläcktem poo-oolnííschen Ackzänt hab ich immer gemocht. Ich komme drauf, weil Ostern hierzulande eine Rolle spielt, ganz anders als in meiner Gastheimat, wo sich die Auferstehung des HErrn im wesentlichen in bunt-bunter-am-büntesten Süßwarenauslagen in Drugstores und Supermärkten niederschlägt. Muß man sich ja als Heimkehrende auch erst mal wieder dran gewöhnen.

Es wurde mir leicht gemacht: Die letzten beiden Tage war ich mutterseelenallein im Büro und alle anderen schon in den Osterferien. Dann flatterten heute im Laufe des Tages überraschend viele e-mails von Geschäftskontakten in die inbox, reichlich bebilderte mit Blüten, Küken, Häschen und Eiern, die schlimmeren unter ihnen mit krud Gereimtem, das schlimmste mit diesem Gedicht: „Der Frühling hockt schon im Gesträuch und überprüft die Wetterlage. Wir grüßen, und wir wünschen Euch sehr herzlich: Frohe Ostertage!“ (Wobei das Versmaß stimmt, Ehre wem Ehre gebührt.)

Beim gründonnerstäglichen Frühfeierabendlebensmitteleinkauf waren dann vorhin erst mal die Einkaufswagen aus, dann der Pfandflaschenautomat wegen Überfüllung geschlossen, alle Kassen besetzt und trotzdem lange Schlangen davor und allen Miteinkaufenden stand die nackte Hamsterpanik im Gesicht. Dabei ist doch nur morgen Tanzverbot und der Supermarkt zu, am Samstag geht das Leben doch wieder weiter – oder hat sich da in meiner Abwesenheit was geändert?

Hab dann aber doch gemerkt, dass ich meine deutschsozialstaatliche Herkunft nicht verleugnen kann und meine Repatriierung kurz vor einem erfolgreichen Abschluss steht. Dann nämlich, als der amerikanische Kollege anfragte, ob er morgen Nachmittag Zeit “for a little chat on the phone” in meinen Kalender buchen könne. “Halloho”, habe ich gesagt. “This is Germany. Da haben alle, auch praktizierende Atheisten, am Good Friday frei und werden sogar dafür bezahlt.” Das “Hah!” habe ich mir angesichts seiner neidvollen Sprachlosigkeit gespart und dafür freundlich darauf hingewiesen, dass wir uns gerne am Dienstag unterhalten können. Weil, du armer Ami, wir haben den Montag nämlich auch noch frei. Für Geld! Hah!

Das kommt davon, wenn you guys trust in a God, der schützend seine Hand über die Mayflower hält.

Denn viele sind berufen, aber wenige sind auserwählt

Einer der Auserwählten ist Guy. Dieser Guy ist mein neuer Banker in Amerika und hat sich heute artig und mit vollem Namen vorgestellt. “Hi, my name is Guy Cashmore, I’ll be working on your money.”

Mach das, Guy. Wenn es einer schafft, aus mir eine reiche alte Dame zu machen, dann du…