Bestgehaßte Werbung

Zur Zeit pflastert Unilever die U-Bahn-Werbeflächen mit dieser mißratenen Denglish-Konstruktion:

körpergeruch

Erstens ärgere ich mich, dass sie’s dann nicht vollends auf Englisch durchgezogen haben (so schwer wäre ein Begriff wie “body odor” nun auch nicht zu entschlüsseln) und zweitens mag ich sowas nicht schon in der viel zu frühen Früh sehen. Drum hätte ich dem jungen Mann heute Morgen beinahe die Abnahme seiner Broschüre mit einer Auswahl von Schweißen (Nacht-, Sport-, übermäßig etc.pp.) und “Anworten zu all deinen Schweiss-bezogenen Fragen” verwehrt.

Aber dann habe ich an den flockblog gedacht, und dass man als gute Kolumnistin für Alltagsschwachsinn auch eine Pflicht seinen Lesern gegenüber hat. Voilà. Thank you for lesing.

Ein Hoch dem Hoch

Gestern war das Hoch ja noch eher so ein Mogelleo.

Heute hingegen, heute habe ich meinen Balkon auf an-einem-Nachmittag-ein-Buch-in-der-Sonne-auslesen getestet und das Resultat war äußerst zufriedenstellend. Hoch, Leo!

(Für den Sommer werde ich mir ziemlich sicher etwas Beschattendes einfallen lassen müssen.)

Dinner is served

Mit knurrendem Magen entfahre ich dem U-Bahnschacht, mein Abendmahl noch recht unentschieden kontemplierend. Beim Gemüsetandler weiß ichs dann: “Ich hätte gerne vom Feldsalat, so zwei gute Handvoll. Und diese Karotte.” Die sieht nämlich schon so aus, als wäre ihr heute Abend zum Raspeln (doch, doch, als Viktualienkennerin sieht frau das einer Möhre an). Als Beilage wähle ich beim Bäck hinten einen Laugenzopf mit ordentlich knusprigen Kürbiskernen drauf und dann heischt beim Türken eine von der Rispe entwischte Reifsttomate so dermaßen nach Würfeln, dass sie auch noch ins Körbchen darf.

Noch schnell Waschen, Schleudern, Reiben, Schnipseln – und die Mozzarellakugerl aus dem Kühlschrank mit in die Schüssel; Säuern, Ölen, Salzen, Pfeffern und schon ist mein Frühlingsmahl bereitet. Und jetzt, wo der blogpost geschrieben ist, gibts Abendessen.

Im sehr frühen Tau

“Hat er ihn schon?” “Weiß nicht, was glaubst du?” “Kann’s nicht genau sehen, frag doch mal den Schorsch, ob der was weiß. Ich frag drüben bei der Hannelore.” “Okay. Bin dann mal beim Schorsch.” “Du, Schorsch, hast du mitbekommen, ob er ihn schon hat?” “Ha? Was? Nein, kein Ahnung. Vielleicht weiß die Bibi was?” Und dann fragt der Schorsch die Bibi und der Heiner die Hannelore und die Hannelore geht rüber zu den Mayers, weil die sonst immer über alles Bescheid wissen und die kennen sich aber auch nicht aus und reden dafür mit wem anders und es ist viere früh und ein Elendsbetrieb und -lärm in diesem Innenhof. Zwei Stunden lang pfeifen sie’s von allen Dächern, bis dato liegen jedoch keine Erkenntnisse vor, ob der frühe Vogel den Wurm ergriffen hat.

Daraus muß ich schließen, dass es bei den Vögeln ist wie bei den Menschen: Hauptsache, die Luft ist mit Geräusch gefüllt.

Messerscharf analysiert

Mr. Chester Wisniewski, erfahrener Senior Security Advisor bei der Sophos Group, einer IT Security Company aus dem Kanadischen, teilte dieser Tage in einem Interview mit, dass “Hacker-Mails kaum noch zu erkennen sind. Sie werden darin keinen einzigen Rechtschreibfehler und keinen Grammatikfehler finden”.

Ich darf also aufgrund dieser fachmännischen Analyse davon ausgehen, dass es sich hierbei um ein seriöses Angebot handelt, oder?

Von: Prono-Produzent Hartmut Kraus: Endlich Rezeptfrei + Offiziell Poetnz-Mittel für Ihre Standhaftigkeit

“Das Urteil fiel bereits im November”

Was, liebe Spon-Schreiberlinge fällt euch an diesem Satz auf? Genau, er ist einem von euch aus der Feder geflossen. Und darum erkläre ich es jetzt auch ganz langsam und zum Mitschreiben: Die Verben “fallen” und “fällen” sind, wiewohl sie ähnlich klingen, von unterschiedlicher Herkunft und (aufgemerkt jetzt!) Bedeutung.

Merke: ein Urteil kann nicht fallen. Nicht um, nicht vom Baum und auch nicht auf die Nase. Es wird gefällt. Von einem Richter. Dabei handelt es sich, falls sich noch wer von euch erinnert, um eine Passivkonstruktion. (Beispiel: Aktiv: Der Mann kauft einen Apfel; Passiv: der Apfel wird von einem Mann gekauft – dieselbe Aktion aus unterschiedlichen Perspektiven.)

Ich hatte es schon einmal erwähnt und tue das gerne noch einmal: sowas kann man dudeln. Bei www.duden.de. Auch alleine und ohne meine Mithilfe. Macht das in Zukunft gefälligst! Sonst…*

Für die, die’s wirklich genau wissen wollen, hier die grammatikalischen Details:

  1. “fallen”, althochdeutsch “fallan” ist ein starkes Verb, bedeutet “durch seine Schwere aus einer bestimmten Höhe abwärts-, in Richtung Boden bewegt werden” und wird wie folgt konjugiert: fallen, fiel, gefallen. Das Perfekt wird mit “ist” gebildet.
  2. “fällen”, althochdeutsch “fellan”, ist ein schwaches Verb, steht für “zu Fall bringen, umwerfen”, wird fällen, fällte, gefällt konjugiert, die Perfektbildung ist mit »hat«.

* Sonst muß ich mich halt wieder ärgern.

Deutschwort

Aus gegebenem Anlaß (wirklich ernsthafte Frühlingstemperaturen) holte ich heute meinen Übergangsmantel aus dem Schrank. Auch so ein Begriff, wo ich die englische Übersetzung erst einmal nachschlagen mußte – in einer Gegend ohne nennenswerte Jahreszeiten braucht man ihn halt nicht, den “between-seasons coat”.

Was hat der Haifisch?

Genau. Zähne. Sehr gut. Und wo trägt er die? Noch einmal richtig: in Christian Stückls Inszenierung der Dreigroschenoper im Münchener Volkstheater.

Sehr schön haben sie’s gemacht; da behutsam modernisiert, wo es nicht schadet, dem Abonnementspublikum alle Lieder gegönnt (wenn auch die Ballade der Seeräuber-Jenny um eine Strophe verkürzt war, Mann, Stückl, sowas merkt frau doch als Fan) und der Geschichte ansonsten in einem tollen Tingel-Tangel-Varieté-Freak-Show-Drehbühnenbild mit nur einem ganz kleinen bißchen Einsauen ihren Lauf gelassen.

Magdalena Wiedenhofers Polly war herausragend, eine unglaublich gute Schauspielerin mit einer Stimme, vor der man noch einmal extra niederknien möchte. Ganz wurscht, ob in den herausfordernden Gesangseinlagen oder beim Gurren, Quäken, Murren, Schmollen – die hats drauf und mir viel Freude gemacht. Sehr viel. Frederic Linkemanns Peachum ist eine Kreuzung zwischen dem herzzereißenden Schmierentheaterdirektor Emanuel Striese und einem schmierigen Jahrmarkttinkturentandler (von führenden Ärzten angerührt, gut gegen Haarausfall, Zipperlein, Zahnschmerz und Potenzverlust, alles in einer Flasche und für nur eine Reichsmark), darf im eineinhalb Nummern zu kleinen schmuddligroten Samtanzug eine ganz wunderbar häßliche Behaarter-Schmerbauch-Prothese ins Publikum strecken und ist wie von Brecht geschrieben, ein ganz großer Philosoph und ein sehr guter Schauspieler, der außerdem schön singen kann. Pascal Fliggs Macheath kommt daher, wie in einer Mafiafamiglia zum Lieblingssohn herangezogen; er ist auch gut, aber bei dem sprang bei mir der Funke nicht über; ich hätte lieber gesehen, wie Justin Mühlenhardt (Münzmatthias) sich in der Rolle schlägt – als Mackie-Messer-Azubi und -Moritatensänger war er nämlich klasse. Und wo wir gerade bei den Schurken sind, Leon Pfannenmüllers Hakenfingerjakob war ein ganz ganz feiner. Soweit zum Lob. Halt! Einen, nein zwei, hab ich noch. Thomas Kylaus quietschender Pastor Kimball war zum Totlachen und Pascal Riedels (ist der vielleicht hübsch!) Bettler-im-Training und Speichellecker-in-spe Filch ein Genuß. Fast vergessen: die “Alien Combo” in gelb-roten Tressenmänteln mochte ich auch (für den Orchestergraben waren die ersten drei Stuhlreihen entfernt worden)

Nun zum Tadel: Schade, dass Lucy (Kristina Paul) keine Singstimme hat, im Duell-Duett mit Polly war sie ganz und gar verloren und die Rolle gäbe auch mehr her, als sie spielen durfte – wobei die Nummer “Sich langsam, ganz langsam mit dem Rücken zu Gaffern im viel zu kurzen weißen Kleidchen aufrichten”, die hatte sie drauf. Ganz und gar fehlbesetzt war mit Ursula Burkhart die ohnehin etwas undankbare Rolle der Mrs. Peachum; nur Desparate Housewife auf Ersatzdrogen im zu engen und kurzen, aber dafür farblich unkleidsamen Hauskasack trägt nicht über drei Stunden. Auch Xenia Tilings Spelunkenjenny kam nicht zum Fliegen, also entweder sind dem Herrn Stückl für die Damen die Ideen ausgegangen, oder er mag sie nicht.

Wurscht. Die Dreigroschenoper steht schon 2011 auf dem Spielplan und wird in unregelmäßigen Abständen aufgeführt – wer mal wieder Lust drauf oder sie noch nie gesehen hat, gehe hin und freue sich dran.

Kleines Appetithäppchen: http://bit.ly/1MWyE4e.

Und nun zum Wetterchen

Kann mir mal jemand erklären, warum fast jeder, mit dem ich heute sprach, diesen ersten richtigen Frühlingstag mit mehr als 20°C sowie Vogelzwitschern, Ausschlagbäumen und Sonnenschein zum Winzwetterchen unter Absonderung der Vorrede “Mann, ist das vielleicht ein…” herabmindern mußte? Hmmm?

Familienplanenden empfehle ich nach diesen Konversationen ein paar Tage Zurückhaltung. Wenn die heute Nacht wirklich alle ihre avisierten Helden zeugen, dann wird es nämlich an Silvester recht zugehen auf den Entbindungsstationen.