Törööö!

Erstaunlich, was die kleine BĂŒhne in der Unterfahrt fasst: FlĂŒgel, Bass, Schlagzeug und dazu BlĂ€ser, soweit die Ohren reichen: Alt- und Tenorsaxophon, Posaune, Trompete, Klarinette, FlĂŒgelhorn. Klasse war’s wieder!

Das kommt also raus, wenn der nette Bastien Rieser vom letzten Mal (s. https://flockblog.de/?p=30532) am Sonntagabend fĂŒr die Koordination der Jam-Session in der Unterfahrt verantwortlich ist. Da gemma wieda hin.

The day the music died

Wenn ich in diesen schönen SommernĂ€chten nicht irgendwo aushĂ€usig war, dann habe ich sie auf meinem Balkon verbracht. Der Beton noch schön vom Tage aufgeheizt (warme FĂŒĂŸe, ganz wichtig!), Licht genug zum Lesen (auch wenn bereits spĂŒrbar ist, dass sich die Dunkelheit schon wieder frĂŒher anschleicht) und dazu die Hinterhofsymphonie.

“Pling, pling, pling” setzt es ein, eine Gitarre wird beĂŒbt, von irgendwo gegenĂŒber koloraturt sich ein Sopran durch Tonleitern, “H-schsch, H-schsch, H-schsch” gibt der Wilde Feger vom 2. Stock rechts den Takt vor, noch etwas uneins mit dem “H-rrroll-ch, H-rrroll-ch, H-rrroll-ch” des HandrasenmĂ€hers von unten und dem “Rr-ch-usch, Rr-ch-usch, Rr-ch-usch” des wilden RĂ€chers* zwei KleingĂ€rten weiter. WĂ€hrend die Rhytmustruppe langsam zusammenfindet, blĂ€st sich Der Kleine Trompeter warm (weniger Erichs lustiges Rotgardistenblut als Mitglied einer Trachtenkappelle), ein kleines Kind versucht aus vollen Backen seine wachsenden ZĂ€hne wegzubrĂŒllen, jemand klopft eine sehr alte Kuh sehr lange sehr monoton zu Schnitzeln und der alte Mann von oben fragt schon zum zigsten Mal, ob man nicht (die lĂ€ngst lustig tropfenden) “Geranien gießn soitat”. Drei Kirchenglockenviertel spĂ€ter ist genug gefegt, gerecht, gemĂ€ht, gegossen und gesungen, das Fleisch brutzelt in der Pfanne, der Mann mit dem Blasinstrument schaut den Musikantenstadl und den Eltern ist es endlich gelungen, ihr BrĂŒllbalg in Zahnöl zu marinieren.

Einzig die Gitarristin ist draußen geblieben und garfunkelt sich in die DĂ€mmerung mit einer wunderschönen Version von “Bridge over troubled water”.

Und dann kommt dieses Sauwetter und es hocken wieder alle drin. Damned, Jim!

 

* Der hat nĂ€mlich gestern schon seinen Robot mĂ€hen lassen und ja, ich weiß, dass man dieses “RĂ€chen” eigentlich mit “E” schreibt. Aber dann wĂ€rs ned so schön.

Gone hat gone

Wenn es, so wie gestern, aus KĂŒbeln schĂŒttet, dann trauere ich ihr schon sehr schmerzlich hinterher. Ihr, meiner LieblingsmĂŒtze, wahnsinnig kleidsam und dabei gleichermaßen wind-, wetter-, regen- und sonnentauglich. Aber sie hat sich entschieden. FĂŒrderhin betreibt sie, getrennt von mir, auf ewig* Sightseeing in der Stockholmer Linie 7.

* Bis der SophÀmtare kommt.

Neu im Kino: Star Trek Beyond

Wenn man schon an einem wunderschönen lauen Sommerabend statt in den Biergarten ins Kino gehen will, dann ist der MathĂ€ser eine gute Wahl. Erstens zeigen sie wenigstens einmal an jedem Abend die Originalfassung und zweitens haben sie einen ausgesprochen schönen Innenhof mit ordentlicher Gastronomie und ganz reizendem Personal, das alles dafĂŒr tut, dass wir mit vollen NudelbĂ€uchen und unter Auslassung der Werbung rechtzeitig zu den Trailern auf unseren sehr bequemen Sesseln mit viel Beinfreiheit zu sitzen kommen. Zur Nachfilmbesprechung mit Cocktail empfiehlt sich der Umzug in das andere Außenareal auf der Bayerstraße, da kann man in den GesprĂ€chspausen auch noch Leut’ gucken. Und zwar wie. Die Welt zu Gast im Bahnhofsviertel.

Hat sich echt rausgemacht, der MathÀser und es bei mir lÀssig auf die Gute-Kinos-Liste geschafft.

Was? Ach so, ja, der Film. Hab noch nicht ganz verstanden, warum einer meiner hochgeschĂ€tzten Referenz-Nerds diesen besser findet als den zweiten. Ich beliebe ihn die “SchĂ€tzing-Episode” zu nennen und möchte, wie schon zuvor, anmerken (s. https://flockblog.de/?p=19150), dass Karl Urban ein guter Schauspieler ist und mehr kann, als mit weit aufgerissenen Augen in ein fassungsloses “Damned, [hier jeden beliebigen Kollegennamen einsetzen, zB Jim! oder Spock!” auszubrechen.

 

Randbemerkung: Rita Falk kenne ich ja nun erst seit einer Woche (s. https://flockblog.de/?p=31279), aber dafĂŒr ist sie jetzt in meinem Leben omniprĂ€sent: das ganze Kino war gepflastert mit Werbung fĂŒr “Schweinskopf al dente”.

Muttersprache

Es ist ja nicht so, dass, bloß weil man eine Sprache von kleinst auf lernt, man ihrer auch Herr wird. Wie ich das meine? Nun, neulich erhielt ich eine e-mail, in der ich aufgefordert wurde: “Please get in tough…” Weil ich wohlwollend bin, nehme ich an, die Absenderin hat entweder eine ĂŒbelmeinende Autokorrektur installiert oder auf ihrer Tastatur liegen “G” und “C” zum Verwechseln nahe und sie möchte wirklich gerne von mir hören.

Dennoch bleibt ein leiser Zweifel, denn im AngelsĂ€chsischen kennt man halt auch den Begriff “Tough Love”, was sich ins Deutsche ungefĂ€hr in der Bandbreite von “A Watschn hat no koam g’schadt” bis “Das tut mir jetzt mehr weh als dir” ĂŒbertragen lĂ€ĂŸt. Mal schauen, was passiert, wenn ich antworte.

Schlimmstenfalls krieg ich dann sowas auf die Ohren.

tough love

Wieder mal Jazz

Im Rahmen der Munich Summer Jazz Week gastiert – noch bis einschließlich Samstag dieser Woche – das Chris Gall Trio (Chris Gall (p), Henning Sieverts (b), Peter Gall (dr)) in der Unterfahrt, mit Frank Möbus als Gast an der Gitarre. Und weil die Herrschaften Unterfahrt sich immer großartige Musiker ins Haus holen, war auch dieses Konzert eines der besten, das ich je miterlebt habe. Besonderen Dank fĂŒr die Neuinterpretation von “Across the Universe”.

Den Genuß konnte noch nicht einmal die Dame bei uns am Tisch trĂŒben. Akademikerin, gebildet, gepflegt und kultiviert, den Mund voller AfD-Sprech, mit einem reichen Fundus an Verschwörungstheorien  und keinem Sachargument gegenĂŒber offen. Immerhin weiß ich jetzt, dass man in ihren Kreisen das lasche deutsche Asylrecht fĂŒr die AnschlĂ€ge auf die Twin Towers verantwortlich macht. So ein GesprĂ€ch hinterlĂ€ĂŸt bei mir immer einen etwas bitteren Nachgeschmack; ich habe jemandem, der den Diskurs eigentlich gar nicht will, weil er/sie sich im Gegensatz zu mir im Besitz der alleinigen und wirklich wahren Wahrheit wĂ€hnt, nichts entgegenzusetzen und will dann eigentlich nur noch in Ruhe der Musik zuhören und denke aber, ich sollte mich auseinandersetzen. Schwierig.

Reality-Dreaming

Einsame HĂŒtte im Wald, kein Strom, kein fließendes Wasser, nix. Es klopft zwei Mal hart an die TĂŒr…

Davon wache ich eine knappe halbe Stunde vor dem Wecker auf. Muß schon sagen, da war das Dream-Continuity-Team schwer auf Zack.

Neu im Kino: The Secret Life of Pets

Frau hilft ja gerne und kĂŒmmert sich natĂŒrlich um das Patenkind eines durchreisenden Freundes aus Kalifornien, wĂ€hrend der noch einen WWT (Wahnsinnig Wichtigen Termin) wahrnimmt. Es könnte allerdings nicht schaden, wenn ich eine Ahnung davon hĂ€tte, wie man ElfjĂ€hrige unterhĂ€lt, aber soweit ich weiß, können Kinder in dem Alter schon sprechen und dann frag ich halt. Nein, shoppen bei H&M oder Pimkie oder so geht nicht, die haben sonntags zu. For real. Noch was anderes? Okay, McDonalds geht, aber das halten wir (vor allem ich) keine drei bis vier Stunden durch. Was noch? Kino? Prima. Welcher Film?

Aus purer Nettigkeit schaue ich mir dieses Jahr nun also schon den zweiten animierten Film mit Tieren an. Zootopia neulich war eine gar nicht mal so schlechte Adaption des konventionellen Rookie-Cop-Themas; Pets jetzt ist eine typische Big-Apple-Hommage, mit Glitzerlicht-New York bei Nacht, Skyline, rotzigen Dialogen, schnell geschnittenen Verfolgungsjagden und kommt daher im Gewand einer Buddy/Odd Buddy-Komödie (Stimmen: Louis C.K.  und Eric Stonestreet) und weil Rudy Giuliani seinerzeit mit seinen “Broken Window” AufrĂ€umaktionen offensichtlich nur an der OberflĂ€che gewirkt hat, ist die Kanalisation bevölkert von bösgewordenen “Flushed Animals”, angefĂŒhrt von einem durchgedrehten Duracell-HĂ€schen namens Snowball (Stimme: Kevin Hart). Auch gar nicht so schlecht, vor allem, wenn man elf Jahre alt ist.

Und hinterher treffen wir uns mit dem Godfather (ich kann gar nicht aufhören, an Marlon Brando zu denken) im Biergarten und das amerikanische Kind bekommt eine ganze Maß Spezi vollkommen ohne EiswĂŒrfel (“No ice? For real?”), ißt ihren ersten Steckerlfisch und ihre erste Riesenbreze und teilt jeden Bissen per Selfie mit den Girls daheim. Brav, Kind, schön weiter still beschĂ€ftigen, dann kommen dein Onkel und die liebe Tante Sabine auch mal zum Reden.

Noch nicht mal komisch

Wenn einem zu Diktatoren nichts mehr einfĂ€llt, ist das eine Sache und man befindet sich noch dazu in guter Gesellschaft. Wenn einem aber bloß noch Peniswurschtwitze einfallen, ist das doch eher armselig.

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Nimmer ganz neu im Kino: The Nice Guys

Russell Crowe, Ryan Gosling und Kim Basinger. Come on, was kann bei der Besetzung schon schiefgehen? Hmmm. Der Film war inhaltlich weniger L.A. Noir als mehr so L.A. Hellgrau. Man wird sich seiner irgendwann in spĂ€teren Jahren als den Film erinnern, in dem Kim Basinger mit immer noch langem Blondhaar ĂŒberzeugend die korrupte kalte Mutter einer erwachsenen (!) Tochter gab, das Kick-Ass-Girl mit Angourie Rice geradezu ideal besetzt war und Russell Crowe das erste Mal als John Goodman auftrat.

Eins noch: Lieber Ryan Gosling, bitte nehmen Sie bald einmal wieder eine Rolle an, in der Sie keinen Schnauzer tragen mĂŒssen – die Haare verstellen den Blick auf Ihre wunderbar bebenden NasenflĂŒgel.

Anschauen? Ja, warum nicht?