Aus dem Vokabelheft

Wenn ich nicht neulich einem Freund bei einer Übersetzung geholfen hätte, dann wüßte ich nicht, dass es auf dieser Welt Dinge gibt wie eine “Universal Fettling Machine”. Möchte dem Erfinder aber doch zurufen, dass das richtig große Geld erst zu machen sein wird, wenn er die neue “Universal Un-Fettling Machine” auf den Markt bringt. 10 Minuten in der Kabine und fertig ist die Traumfigur. Das, mein Bester, wird der Renner.

Keine gute Tat bleibt ungesühnt

Irgendwer aus den unteren Etagen der Wohnanstalt braucht ewig, bis er oder sie was auch immer lautstark aus dem Lift rumpelt und sich bequemt, das Ding zu mir nach oben fahren zu lassen. Fängt ja schon gut an, dieser Tag, und geht ganz genauso weiter – schau: da ist diese stinkfaule Urlaubsvertretung vom Frühviktualienhändler schon wieder nicht rechtzeitig aus dem Bett gekommen, was bedeutet: heute kein Obst im Büro. Und beim Bäcker sind ausgerechnet die Butterbrezen aus. “Himmel!”, denk ich mir und dann, dass ich ausnahmsweise mal eine trockene Breze essen kann und dafür aber meinen lieben Kollegen ein paar noch ofenwarme Mango-Tascherl mitbringen werde. Weil die nämlich auch Montag haben.

Dann sitzen die Bäckertüte und ich im Bus und duften vor uns hin und auf einmal zwickts mich knapp unter dem Kiefer arg in den Hals und wie ich hektisch hingreife und wegwische, hängt mir auf einmal ein Stachel an der Hand und der Dame mir gegenüber eine (immer noch) mit den Flügeln wackelnde Wespe im Ausschnitt. Hätt’ sich das Vieh auch nicht gedacht, dass seine Woche mit seinem Lebensende beginnt; auf den Boden geschnipst und mit Verve totgetreten.

Geschieht ihm aber recht! Für den Rest des Tages kühle ich meine neue Beule von Tauben- auf Wachteleiformat runter, tue mir leid und beschließe, dass ich – wenn überhaupt je wieder – als Kollegenschmankerl zukünftig Essiggurken wählen werde.

Ironman

Bügeln sei, so sprach meine Handarbeitslehrerin selig, wobei sie immer ein wenig selbstgefällig an einem ihrer vielfältigen Blusenkrägen nestelte, eine “vornehme Tätigkeit” und lasse keine Nachlässigkeiten zu. Manschetten und Krägen seien von Innen UND Außen sorgfältigst zu plätten, der Rücken- immer vor dem Vorderteil und die Ärmel erst! “Ihr wollet doch ned, daß d’Leit denkat, euer Mann hätt a Schlampe dahoim.” Und auch wenn wir selbst einmal in die Öffentlichkeit träten, “beim Eikaufa oder in dr Kirch” wären die Leute entsetzt, wenn sich die Kleidung* als “ungepflägt” erwiese und zögen daraus “und zu Recht” Rückschlüsse auf die Moral (“nemmlich koine”) der Trägerin. Das schrecklichste Vergehen einer schwäbischen Hausfrau, so lernten wir vom Fräulein Mayerhöfer, sei das sogenannte “Männerbügla” derer, “die koine abkriagt hend und selber ans Eisa müssad”. Diese Herren bügelten nämlich nur, was unter Pullunder oder Schacket sichtbar sei und man müsse sich ob dieser losen Moral gar nicht wundern, dass sie auf ewig Junggesellen blieben.

ironmanIch hasse Bügeln und mache das bloß, wenn ich beim Einkaufen eines Kleidungsstücks übersehen habe, den Stoff auf Bügelfreiheit zu überprüfen und zu schwäbisch bin, es dann halt deswegen nicht mehr zu tragen und im Gegensatz zu manchen Freundinnen keine Mutter habe, die auf Besuch kommt und den Wäscheberg mal schnell wegbügelt. Darum danke für Ihren Tipp, Fräulein Mayerhöfer, man lernt manchmal in der Schule doch fürs Leben: “Männerbügla” ist die zeitsparendste Variante die ich kenne.

Ihr schwäbischer Pietistengott sei Ihrer Seele gnädig und meiner auch.

 

* “Kleidung” schloß übrigens auch die immer mit einem leichten Räusperer und einer schnell aufsteigenden Gesichtsrötung gemurmelten “Schlüpfer” ein. Sowie Socken, Strümpfe und Laibla (= Unterhemd oder T-Shirt).

Mein Balkonpanoptikum

Es scheint, als hätten die großen Ferien nun auch langsam hier in der Wohnanstalt zugeschlagen; der Spielplatz ist meist verwaist, Instrumente werden nicht mehr beübt, kein Geschirr klappert, keine Geranien tropfen, auch nackte Männer sind kaum mehr zu sehen. Außer Bück-Luis, der kanns nicht lassen.

Nur das arme Brüllkind scheint mehr Zähne zu kriegen als jeder Mensch vor ihm. Was kann man bloß in dem zarten Alter schon angestellt haben, um mit dem Fluch einer dermaßen bösen Zahnfee belegt zu werden?

Ruckediguh

Bei einem dummen häuslichen Unfall, einem von diesen extra dummen, wie geschaffen für die Darwin Awards-Nominierungsliste, entglitt mir neulich ein Glas und zersprang auf dem Küchenboden in zwei Teile sowie einen kleinen Splitter. Letzterer landete leicht zitternd aber doch steil stehend in meinen baren Zeigezeh und so stand ich kaum Augenblicke später in einer ordentlichen Blutlache. Blutspuren markierten meinen Weg zum Bad, anschließend Blutflecken auf Fliesen, Medizinschränkchen, Pflasterpackung, Schere, Handtuch, Waschbecken, Mülleimer usw. – die Tatortreinigerin hatte zu tun.

So blöd, wie das Loch im Zeh liegt, konnte ich die ganze Woche lang nicht einen Schuh finden, der nicht irgendwann das Pflaster weg- und wieder an der Wunde scheuerte. Und jetzt sieht es in meinem Wäschekorb aus wie weiland bei Aschenputtels Schwestern.

Nimmer ganz neu im Fernsehen: Aufschneider

Eigentlich hätte ich auf Amazon Prime “Braunschlag” gesucht gehabt, eine österreichische Serie, die mir schon vor längerer Zeit ans Herz gelegt wurde. Hätten sie zwar angeboten, aber nur für Geld und dafür war ich zu geizig. Bin dann eher aus Zufall (“der Hader ist doch auch Österreicher, schau ma moi, was sie von dem so bieten können”) auf “Aufschneider” gestoßen, eine zweiteilige Serie über einen Pathologen am Wiener Mariannenkrankenhaus.

Gerade auf einen Sitz durchgeschaut und mich sehr daran erfreut. Gutes Drehbuch, tolle Schauspieler & schräger Humor; Herz was begehrst du mehr?

Anschauen! Anschauen! Anschauen!

Rotoren

Wer mich kennt, weiß, dass ich wenig bessere Einschlafhilfen kenne, als das “Flapp-Flapp-Flapp” von Hubschraubern (in Filmen). Also großer Fan. Soweit zur Vorrede. Sollte allerdings nach dem Wort “Helikopter” ein Bindestrich folgen und darauf das Wort “Eltern”, dann bin ich ganz arg dagegen. Großer Un-Fan.

Warum? Bei uns hat sich dieser Tage eine Praktikantin vorgestellt. Abiturientin, über 18, damit wahl-, alkoholtrink- und fahrzeugführungsberechtigt, Supernotendurchschnitt, aufgeweckt und interessiert. Jemand, bei dem man sich auf die Zusammenarbeit freut. Die Freude ließ schlagartig nach, als Mutti anrief. Weil das Kind doch noch keine Erfahrun mit Berufsleben habe. Kurz geschluckt, dann Mutti das (sehr faire) Standardvertragsmodell erläutert. Doppelt geschluckt, als Mutti anfing, nachzuverhandeln und schließlich gefragt, mit wem von beiden wir denn das Praktikantinnenvergnügen haben werden. Dabei erwähnt, dass es sicher zur Selbständigkeit des Kindes beitragen würde, wenn sie die Entscheidung für ein Vierteljahrespraktikum selbst trifft. Auf Unverständnis gestoßen. Man wolle schließlich nur das Beste für den Nachwuchs. Und damit auch ein Praktikum, das der zukünftigen Karriere diene, denn schließlich “wissen wir noch nicht genau, was wir studieren werden”.

Sehr bedauert, dass ich dieses Schild noch nicht kannte.

Heli

Ich schwanke noch, ob ich einfach absagen oder eher den Versuch unternehmen soll, in der jungen Frau innerhalb von drei Monaten wenigstens ein Aufmüpfigkeitsflämmchen zu entzünden.

Neu im Kino (jetzt doch): Bastille Day

Idris Elba und Robb Stark aus Game of Thrones geben ein ungleiches Ermittlerpaar aus wenig selbstbeherrschtem unkonventionellen CIA-Agenten und Ein-Amerikaner-in-Paris-Taschendieb. Im von Aufständen, Bombenanschlägen und Protestmärschen gebeutelten Paris liefern sie sich Verfolgungsjagden sowie Schläger- und Schießereien mit den Bösen und kommen schließlich drauf (Achtung Spoiler), dass die Stadt nur deshalb in Flammen steht, weil die Schurken und ihr Oberschuft von ganz weit Oben in der politischen Hierarchie in Wirklichkeit bloß eine Ablenkung brauchen, um die Nationalbank auszurauben. Ein billiger und dummer Plot mit vielen Inkonsistenzen. Da hilft noch nicht mal, dass ich wirklich großer Idris Elba Fan.

Man sehe sich besser die letzte Staffel “Luther” an, in dieser Rolle ist er at his best.

Mucmexmurks

Seit letzter Woche gehört zu den Dingen, die ich nicht wieder tun werde, in München mexikanisch essen zu gehen. Jetzt mal ernsthaft: “Potato-Wedges” als Beilage zu den meisten Mahlzeiten? Wo jedes mexikanische Baby fast zeitgleich mit “Mama” auch zum ersten Mal “arroz con frijoles” sagt – das ist schließlich nach der Muttermilch seine Hauptnahrung für den Rest seiner Tage. Und dann nicht eine scharfe Salsa auf dem Tisch, geschweige denn acht, neun, fünfzehn Fläschchen?

Nein, nach sieben Jahren überverwöhnt von den Kochkünsten meiner mexikanischen Nachbarn und wirklich authentischer Küche in jeder Cantina rundherum, werde ich mir weitere für bayerische Mägen angepaßte mexikanische Kulinarexperimente ersparen und mich stattdessen wieder mit Lust auf die hiesigen Spezialitäten stürzen. Weil, einen Schweinsbraten mit Krautsalat und Knödeln – das wieder kann der mexikanische Cocinero nicht…

Gelesen: “Russische Freunde” von Matti Rönka

Wenn ich mal alt und weise bin, dann werde ich vielleicht verstehen, warum diese krude Geschichte mit alles (Geheimdienst, Special Ops, Russenmafia, Finnenmafia, Kalterkriegverschwörung, Nordgrenzgänger sowie sauschlechtes Winterwetter) und scharf (Langbeinspioninnen) sowohl mit dem Finnischen wie dem Nordischen Krimipreis ausgezeichnet wurde. Bis dahin weiß ich nur, dass man dem Kritiker der Welt, der im Klappentext davon faselt, dass “Der famose Finne in der Form seines Lebens” sei, keinesfalls ein literarisches Urteil zugestehen darf. Allenfalls einen argen Anfall von Alliterationstourette.