Ironman

Bügeln sei, so sprach meine Handarbeitslehrerin selig, wobei sie immer ein wenig selbstgefällig an einem ihrer vielfältigen Blusenkrägen nestelte, eine “vornehme Tätigkeit” und lasse keine Nachlässigkeiten zu. Manschetten und Krägen seien von Innen UND Außen sorgfältigst zu plätten, der Rücken- immer vor dem Vorderteil und die Ärmel erst! “Ihr wollet doch ned, daß d’Leit denkat, euer Mann hätt a Schlampe dahoim.” Und auch wenn wir selbst einmal in die Öffentlichkeit träten, “beim Eikaufa oder in dr Kirch” wären die Leute entsetzt, wenn sich die Kleidung* als “ungepflägt” erwiese und zögen daraus “und zu Recht” Rückschlüsse auf die Moral (“nemmlich koine”) der Trägerin. Das schrecklichste Vergehen einer schwäbischen Hausfrau, so lernten wir vom Fräulein Mayerhöfer, sei das sogenannte “Männerbügla” derer, “die koine abkriagt hend und selber ans Eisa müssad”. Diese Herren bügelten nämlich nur, was unter Pullunder oder Schacket sichtbar sei und man müsse sich ob dieser losen Moral gar nicht wundern, dass sie auf ewig Junggesellen blieben.

ironmanIch hasse Bügeln und mache das bloß, wenn ich beim Einkaufen eines Kleidungsstücks übersehen habe, den Stoff auf Bügelfreiheit zu überprüfen und zu schwäbisch bin, es dann halt deswegen nicht mehr zu tragen und im Gegensatz zu manchen Freundinnen keine Mutter habe, die auf Besuch kommt und den Wäscheberg mal schnell wegbügelt. Darum danke für Ihren Tipp, Fräulein Mayerhöfer, man lernt manchmal in der Schule doch fürs Leben: “Männerbügla” ist die zeitsparendste Variante die ich kenne.

Ihr schwäbischer Pietistengott sei Ihrer Seele gnädig und meiner auch.

 

* “Kleidung” schloß übrigens auch die immer mit einem leichten Räusperer und einer schnell aufsteigenden Gesichtsrötung gemurmelten “Schlüpfer” ein. Sowie Socken, Strümpfe und Laibla (= Unterhemd oder T-Shirt).

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