Fleischeslust

Die Ärztin hat neulich ohnehin wegen der schlechten Eisenwerte geschimpft (“Ja essen Sie denn gar kein Fleisch??” – doch, das doppelte Fragezeichen war deutlich zu hören gewesen) und mir ist schon seit Tagen nach einem schönen Stück sehr blutigen Fleisches, das allenfalls mal für einen wenzigen Moment Kontakt mit der heißen Grillpfanne hatte – Gründe genug, mir mal wieder ein richtig schönes Entrecôte zu gönnen.

Weil ich mich kenne (Augen immer größer als Magen), nehme ich beim Landmetzger meines Vertrauens auf dem Markt trotzdem nur das kleinste und dann muß ich angesichts des geforderten Preises einmal sehr tief durchschnaufen. Huiuiui! Im mexikanischen Supermarkt hätte dieser Klumpen Rind allerhöchstens die Hälfte gekostet und wäre dafür von besserer Qualität gewesen.

Aber dafür gibt es in Amerika weder Pfisterbrot noch Quark.

Geschichten aus der Provinz

Manches verpaßt frau ja schon, wenn sie mal so sieben Jahre weg ist. Zum Beispiel, dass eine Dame namens Rita Falk* in ungefähr Halbjahresabständen “Provinzkrimis” absondert**: Nun haben mich unabhängig voneinander zwei vertrauenswürdige Gewährsmänner fast zeitgleich von diesem Umstand informiert, wobei zur Geschichte des einen gehörte, dass ihm der Kauf der Werke zur Selbstlektüre eigentlich so peinlich war, dass er das dringende Bedürfnis verspürte, die Buchhändlerin seines Vertrauens hinsichtlich des Empfängers anzulügen (“ist ein Geschenk”) und der andere mich via e-mail mit einem “Husch, husch, angucken, falls du noch nicht hast (gibt’s nur noch bis 1.8.)” zum nächsten Medium in die ARD Mediathek geleitete, weil nämlich die Frau Falk zu den Autoren gehört, die Dusel gehabt haben (s.**).

Ja, und dann hab ich ihn angeschaut, den “Winterkartoffelknödel”. Was soll ich sagen? Nett war’s. Ned mehr, ned weniger. Bißl oid san’s worn, da Eisi, da Simon, da Sigi und d’Moni und d’Enzi erscht. Dafür ist der Held “A Hund issa scho, da Eberhofer” jung, hübsch und viril, erinnert an den jungen Daniel Brühl und wird gespielt von Sebastian Bezzel. Fast wär’s mir schon ein bißchen zu königlich-bayerisch-dumpf-klischeeig geworden, aber die Nummer hat’s dann ziemlich rausgerissen: http://bit.ly/2aAns4k.

Fazit: man muss das nicht anschauen. Aber man kann und dann ist es kurzweilig genug für einen Fläzabend aufm Soffa.

 

* Ein Name, bei dem sich der Pseudonym-Verdacht geradezu aufdrängt, oder?

** Was mich zum einen an den Verleger eines befreundeten Autoren denken läßt, der dessen aktuelles Buch zwar nicht ins Programm nehmen wollte, ihm aber dazu riet, Regionalkrimis zu schreiben, weil die seit dem Kluftinger gehen wie geschnitten Brot und wenn’S richtig Dusel haben, auch noch verfilmt werden und zum anderen an Tucholskys misanthropischen Aufsatz “Der Mensch” und hier im besonderen an die Stelle: Der Mensch zerfällt in zwei Teile: In einen männlichen, der nicht denken will, und in einen weiblichen, der nicht denken kann. Beide haben sogenannte Gefühle: man ruft diese am sichersten dadurch hervor, dass man gewisse Nervenpunkte des Organismus in Funktion setzt. In diesen Fällen sondern manche Menschen Lyrik ab. 

Ödipus-Therapie

Statt Vatermord, Mutterbeischlaf und Komplex, Schweinsbraten mit Knödel & Krautsalat, weil bei Regen statt Innenhof der Glyptothek, Atzingergarten in der Schellingstraße. So im Nachhinein betrachtet wäre a bissel Niederschlag in Theben dem plattfüßigen jungen Helden vielleicht auch zuträglicher gewesen.

War schon nett unterm Schirm, bei Blitz, Donner und Prasselregen. Und mit Sicherheit nahrhafter. Aber das nächste Mal, lieber Wettergott, bitte wieder Kultur. Die spielen da zu deinen Ehren doch eh schon den “Sturm”.

Im Fernsehen

Alle Münsteraner Tatorts (oder Tatorte) sind komisch & schräg? Nein, nicht alle. “Tatort – Mord ist die beste Medizin” zum Beispiel war es nicht. Und das ist schade.

A Country for Old Men

Hier in der Wohnanstalt gibt es außer meinem noch 39 weitere Balkons mit Ausrichtung zum Garten; geschätzte zwei Drittel davon kann ich, ohne mir dafür Mühe geben zu müssen*, mehr oder minder gut einsehen. Wollen tu ich das nicht! In der Semi-Privatheit ihrer Balkons tragen die Frauen jeden Alters (mich selbst nicht ausgenommen) in diesen Sommertagen Hängerkleidchen in Farben, Mustern und Schnitten, die sogar eine Fünfjährige jünger wirken lassen würden und die Männer gerne nichts.

Die Sonne bringt es an den Tag: Falten-Luis ist begeisterter Nacktgießer, Big (“Der Bücker”) Bud ein selbstverliebter Poser und Ronaldo jun. hat einen Laden gefunden, der Grellfarben-G-Strings in den Größen Minus Null und kleiner vertreibt.

Mann, Männer! Bedeckt euch – ich kann mir doch nicht wegen euch wieder kühlere Temperaturen wünschen müssen.

* Aus gegebenem Anlaß sei ausdrücklich betont: Nein, Annette, ich möchte kein Fernglas zum Geburtstag! Bitte nicht.

Ach, Schweden (unvollendet)

Du Land, wo es nur nachts regnet, du Land, in dem die Sonne nie untergeht und deren Schein Menschen milde bräunt und blondiert*

Backpapier

keine besteckschubladen

doppel d, verkehrszeichen

kalte Winter, Axtmörder, Eis & Schnee, Tote im Götakanal.

 

* “Wie?”, höre ich die Zweifler und Ungläubigen schon rufen. “Du, ausgerechnet du, schwärmst von einem Land,

Thanks for checking on me

You guys, thanks for reaching out – luckily, I wasn’t even close to the shopping mall in Munich where people were killed and injured by a shooter.

[Die Umstände sind vollkommen andere, als damals bei der Explosion der Gasleitung in San Bruno – die Sorge der Freunde von der anderen Seite des Atlantik ist dennoch genauso wohltuend.]

Lucky Star

Manchmal denke ich mir schon, dass ich unter einem Stern stehe, der meine Wege geschickt leitet und der mich im Jahr von Obamas Wahl in die USA führt und im Jahr vor Trumps Wahl heil wieder raus.

Just sayin’.

Ferienbücher

Louis Sachar: Holes
Diesen amerikanischen Jugendbuchklassiker über Strafe und Erlösung habe ich noch auf der Hinreise rasch weggeatmet und war angemessen erfreut.

Jonathan Littell: Die Wohlgesinnten
Das Buch war mir seinerzeit im Trubel meines Umzugs nach Amerika entgangen und dann war irgendwie die Zeit nie richtig oder vorhanden. Außer jetzt. Ich habe mir selten bei einem Buch so sehr gewünscht, dass ich es endlich ausgelesen haben werde und die Welt dieser fiktiven Memoiren eines erfolgreichen und hochgebildeten SS-Mannes endlich wieder verlassen darf und möchte dennoch keine Leseminute missen. Man braucht Zeit, und es ist gut, wenn jemand da ist, der in den Lesepausen beim Nachdenken hilft.

Jon Fasman: The Geographer’s Library
Nach einem fulminanten Start und einer mit Freude gut entwickelten Hauptfigur (Jungreporter bei seiner ersten investigativen Reportage über einen ungeklärten Todesfall) verzettelt sich der Autor in hübschen Nebengeschichten und dann wickelt er den Rest des Buches ohne große Einfälle ordentlich ab. Schade; die Idee um die alchemistischen Artefakte und ihre Historie ist gut, er hätte vielleicht vor dem Schreiben auch das andere Creative Writing Seminar besuchen sollen, nämlich das zum Thema “Wie beende ich mein Buch, damit der Leser nicht enttäuscht ist” .