Nichts passiert, aber davon jede Menge

Abgesehen von ein paar Erkundigungsgängen in unserem Wald und zu unserem See (ich einen, Christoph mehrere) tun wir heute nichts. Obwohl, das stimmt so nicht. Christoph (in schmucker Schwimmweste) entleint außerdem das Ruderboot und werkelt sich bis zum dichten Schilfgürtel vor der eigentlichen Zufahrt zum See vor, ich liege in der Sonne und mit Jonathan Littell (“Die Wohlgesinnten”, auch so ein Buch, das schon viel zu lange auf dem Zu-Lesen-Stapel lag) vor Stalingrad.

Die Seerosen in unserem Teich öffnen und schließen sich, manchmal springt ein Fisch, später mariniert Christoph Fleisch und als er den Grill anwerfen will, fängt es an zu regnen. Kochen wir halt vegetarisch und essen drin. Während Christoph Ronaldo zujubelt (er hatte die zu unterstützende Mannschaft per – im Nachhinein betrachtet – sehr geschicktem Münzwurf gewählt), verblogge ich die letzten beiden Tage und in der Halbzeitpause setzt sich ein Hase auf die Wiese, wohl um auf den Fuchs zu warten. Als der nach einer Viertelstunde immer noch nicht aufgetaucht ist, hoppelt der Hase wieder weg.

Dann hört der Regen wieder auf, Portugal ist Europameister, ich trage das Selbstgeschriebene vor und dann ist Schlafenszeit. Und wir sind noch gar nicht dazukommen, einfach dazusitzen und vor uns hin zu schauen.

Macht nix.

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Bruten svenska, spoken perfect

Schwedisch ist eigentlich ganz einfach. Also meistens. Schwierig wird es eigentlich nur, wenn Schweden ihre Sprache aussprechen oder wenn der Kontext ganz und gar fehlt, wie bei den nachfolgenden und absolut nicht repräsentativen Beispielen. Viltstängsel, Sankdöttarblomma, Grillknippelök, Tranbär, Körsbär, Bärkasse, Nötfärs, Jubileumskaka*.

Skinka, Ost und Bröd haben wir schon gelernt, Wörter, die wir noch nicht kennen, aber brauchen könnten, basteln wir uns widde widde einfach selbst; heute zum Beispiel den Begriff “Frumi”, eine Kombination aus “Frukost” (gibt es wirklich und bedeutet Frühstück) und “Meddagsmalen” (gibt es nicht, könnte aber doch gut und gerne Mittagessen heißen, oder?), der außerdem auch freundlicher von der Zunge geht als “Brunch”.

Aber sowas machen wir selbstverständlich nur, wenn kein Schwede zugegen ist, denn die können es allemal besser. Darauf einen

supernötig

* Ich habe übrigens ein Wort in dieser Aufzählung selbst erfunden – wer es findet, darf es behalten.

Auf nach Otterbäcken

Nach dem zweiten von Siws reichhaltigen Frühstücken und der ersten Nacht, in der uns die von allen Schwedenkennern angekündigten Mücken plagen (drei (3) Stück, die es alle drei nicht überleben) geben wir die Koordinaten unseres Ferienhauses ins Navi ein und verlassen Strängnäs, nicht ohne einen Zwischenstop in der Apotek, wo wir uns zum “3 für 2”-Supersonderangebot mit “MyggA”-Produkten eindecken. Nun fühlen wir uns wirklich “rustad for sommaren”, denn das mitgeführte Autan entlockte den Viechern nicht einmal ein Lächeln.

Das Navi schickt uns auf die Autobahn, hmmm, ob das wirklich die scenic-möglichste Route ist? Anscheinend doch, erst fahren wir an dem Museum vorbei, das uns Siw gar so sehr ans Herz gelegt hatte – Waffen aller Gattungen, vom “Steinalter” bis heute. Es geht auch recht zu, draußen, auf den Panzern klettern Kinder unter den wohlgefälligen Blicken ihrer Eltern in Luken und auf Kanonenrohren herum. Wir fahren dann mal vorbei. Die Autobahn führt gerade mal zweispurig auf und ab durch den Wald. Ich bin überrascht, dass Schweden so hügelig ist; das Schweden meiner Vorstellung ist so flach wie Norddeutschland und man sieht dort immer den Horizont. Nicht so in der Realität. Da gibt es Wald, Wald und Wald, Buckel und keinen Horizont. Dafür aber Städte wie Västerås [sprich: vɛstɛrˈoːs und denke so bei sich, dass es sich Mr. Martin bei der Namensfindung des Standorts des “Iron Throne” nicht so schwer gemacht hat].

Nach gut zwei Stunden dirigiert uns das Navi auf einen Landsväg, und statt Wald säumen nur noch Haine, Felder, Wiesen, Weiden die Straße, darauf Pferde (sehr versprengt), Kühe (eher wenige), Schafe (ein paar mehr). Und weil wir mitten in den Mälaren sind, immer mehr Wasser und Brücken – richtig schön ist das. (Sonne, Glitzern, rote Häuser, grüne Wiesen, blau-gelbe Schwedenflaggen, die sich wie Gymnastikbänder im Wind schlängeln, Scheunen, blitzeblauer Himmel mit Schäfchenwolken, zusätzlich Bodenschäfchen, eher zottig und schwarz, rotwangige fröhliche bezopfte Kinder, Pferde auf Veranden… halt: da bin ich offensichtlich einer Fehlinformation aufgesessen. 1. Die Verandendichte an den hübschen Villen Kunterrot ist erstaundlich dünn und 2. Nirgends. Auf keiner Veranda auch nur ein Pferd! 3. Auch trägt die schwedische Flicka keine Rattenschwänze mehr.

Das Navi wird immer aufgeregter: wir seien jetzt aber sowas von gleich da und weist uns an, links in eine Bamperlstraße* in den Wald einzubiegen und verkündet dann unvermittelt “Ankunft”. Hmmm. Rechts ist Wald. Links auch. Etwas weiter vorne ist ein noch schmaleres Nochmehrbamperlstraßerl, das sowohl zum See, wie auch zu einer Baustelle zu führen scheint. Dort stehen ein Haus, ein Bagger, da sind Menschen und man hört Hämmern und Sägen. Das wird doch jetzt nicht unser Feriendomizil sein? Wir machens arbeitsteilig, wie immer; Christoph fährt da hin, ich steige aus und rede mit den Leuten. Es hilft aber gar nichts, dass mein Schwedisch viel besser ist als Christophs, die Handwerker kommen vom Balkan, ihre Kenntnisse der Landessprache sind so mies wie meine und mein Kroatisch ist bescheiden. Aber wir radebrechen uns zusammen, er ruft die Vermieter an (“peoples coming”) und zehn Minuten später kommen Karin und Håkan vorgefahren, entschuldigen sich wortreich, dass noch nicht alles (zum Beispiel die Terasse) fertig ist. Wir sind die ersten Gäste im frisch renovierten Häuschen, Håkan führt uns auf dem Grundstück herum (hier ist die Garage mit den Schwimmwesten, Rudern und Angeln, dort der Fischausnehmplatz, da das Deck für den Sonnenuntergang, dort der Wald, wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, dort drüben sei der Felsen, wo die Fischadler wohnen, hier im Garten renne manchmal ein verwirrter Jungelch herum und dort drüben, wobei er ungefähr südwestlich in den Wald hineindeutet, könne man morgens ab 08:00 Uhr frisches Brot kaufen), dieweil Karin Bettwäsche und Handtücher bringt und uns dann mit dem Innenleben des Häuschens vertraut macht. Wir haben ein Herrenzimmer, ein Mädchenzimmer in Zartrosa und ein Elchzimmer, Küche, Bad, Wohn- und Eßraum – alles sehr sehr hübsch und sehr neu in skandinavischem hellen Design** und dort drüben könne man morgens ab 08:00 Uhr frisches Brot kaufen und überhaupt “Välkommen till Sveriges” und die Waschmaschine brächten sie am Montag. Dann fahren sie wieder, das Sägen und Klopfen draußen scheint an Intensität noch zugenommen zu haben. Eine Bestandsaufnahme dessen, was mögliche Vormieter dagelassen haben könnten, erübrigt sich, alles ist frisch und neu und die Schränke, bis auf Töpfe, Pfannen, Besteck und Geschirr im skandinavischen Design** sind gähnend leer.

Wir verteilen Zimmer, und weil ich netterweise die erste Wahl habe, kriege ich das rosa Zimmer mit Blick nach Westen auf den See, Christoph nimmt selbstverständlich das Herrenzimmer mit Blick nach Osten und in den Wald und unsere Koffer dürfen, in Ermangelung von Schränken, im vom Elch- zum Ankleidezimmer umgemünzten mittleren Raum einziehen. Dann schreiben wir einen langen langen Einkaufszettel und fahren nach Mariestad, einen Kofferraum voller Lebensmittel einkaufen. Das klingt einfacher als es ist, schwedische Lebensmittel haben leider keine englischen Untertitel. Aber dafür haben wir jetzt ausschließlich laktosefreie Milchprodukte im Haus…

Als wir zurückkommen, hat das Hämmern und Sägen aufgehört, die funkelniegelnagelneue Terasse ist fertiggeworden und da sitzen wir dann mit unseren Kanelbullars und trinken unseren Välkommen Kaffe mit Mjölk und freuen uns auf eine ereignislose Woche.

* Das ist, wenn man Christoph glauben darf (und wer täte das nicht), der internationale Fachbegriff für diese Art von unbefestigtem Weg mitten im Wald.

** Alles, jeder Topf und jeder Teppich in diesem Haus ist von Ikea. Das war auch schon in unserem “Rum med Frukost” in Strängnas so. Warum nur sieht man dann nie eine Filiale? Verstecken sie die vor Touristen? Und wenn ja, warum?

Schloss Gripsholm

Auf der Liste der Dinge-die-ich-immer-schon-mal-tun-wollte steht schon seit Jahrzehnten ein Besuch in Schloß Gripsholm und anschließend dem Grab Kurt Tucholskys meine Referenz zu erweisen; seit Freitag kann ich beides als erledigt markieren.

Mariefred ist ein entzückendes Städtchen und sieht genauso aus, wie wir uns seit Michel und Karlsson und Pippi und Ronja schwedische Kleinstädte vorstellen, mit Kopfsteinpflaster, Kirchlein, roten Holzhäusern, Hafen und Lakritzgeschäften*. Auch Gripsholm sieht genauso aus, wie ich es mir vorgestellt hatte, ein schönes rotes kugeliges Wehrschloß auf einem Halbinselchen und offensichtlich ein beliebtes Hintergrundmotiv für Hochzeitsphotos. Ganz originelle Photographen lassen gerne einen mehrmeterlangen Brautschleier über das Geländer der Zugbrücke flattern, denn damit ist sichergestellt, dass auf jeden Fall Touristen in praktisch-bunter Freizeitkleidung mit aufs Bild kommen. Außerdem scheint die schwedische Schlösser- und Schärenverwaltung auch für die Fitness von Schloßbesichtigern zuständig sein: sie lassen sie die Treppen zum ersten Schloßstock hochklettern und verlangen dann Eintritt, auf dass man bei herrlichstem Sonnenschein und einer Softeismarina in Spuckweite eine Sammlung Alter-Schweden-Porträts ansehe. Das will keiner, also drehen alle um und schwenken mehr oder minder gelenk ihre Beine über das Seil, das Treppenauf- und -abgang trennt und steigen wieder hinab.

Tucholsky ruht, soweit man das von außen beurteilen kann, in Frieden unter einem großen Baum, unweit eines Blubberbächleins. Wenn nicht, dann gilt sein Grabspruch: “Alles Vergängliche ist nur ein Gleichnis”.

 

* Woher rührt eigentlich die Leidenschaft der Schweden für Lakritze, die soweit geht, dass sie sie sogar Schokolade oder Eis (Saltlakritsglass) beimischen?

Westward Ho!

Gestern haben wir unser Stockholmer Pensionat verlassen, um unsere Reise Richtung Otterbäcken anzutreten, wo ein einsames Häuschen im Wald am Ufer des Vänern auf uns wartet. Aber weil wir inzwischen viel zu entschleunigt sind, um eine 300km-Fahrt auf einen Sitz durchstehen zu können (vor allem, wenn man vorher schon mit der Tunnelbana zum Hauptbahnhof und von dort weiter mit dem Arlanda-Express zum Flughafen fahren mußte, um dort das Leihauto zu übernehmen), haben wir uns für zwei Nächte bei Siw und Christer in deren reizendem “rum med frukost” (angelsächsisch: Bed & Breakfast) in Strängnäs eingemietet.

Ich weiß nicht mehr ganz genau, was wir gestern nach der anstrengenden Fahrt gemacht haben. Ich glaube aber fast sicher, dass auf dem Bankerl am Wasser sitzen und an der Marina die Anlegemanöver mehr oder weniger begabter Schiffslenker, inklusive Haltungsnoten beim großen Spreizschritt vom Schiff auf den Kai zu vergeben, außerdem Softeis essen, Sonne genießen, möglicherweise auch kleine Mahlzeiten zu sich nehmen dazu zählten. Danach natürlich ausschlafen.

Und über heute schreib ich dann morgen…

Wasa

Und? Habt ihr die Wasa jetzt endlich besichtigt?

Ja, hamma. Und sehr interessant wars. Gebaut in den Jahren 1626 bis 1628 als Superkriegsschiff für den “Löwen des Nordens” (Gustav Adolf II), wurde das Schiff entgegen besseren Wissenkönnens vom Stapel gelassen und kippte nach ein paar hundert Metern, die Segel voll gebläht, zur Seite und versank mit Mann und Maus. Mehr zur Bergung über dreihundert Jahre später und zur Restauration und Bau des Museums hier: http://www.vasamuseet.se/en/vasa-history/timeline.

Und sonst?

Sonst sind wir gleich früh durch den Park vor der Pensionatstür zum Söder-Mälarstrand spaziert und haben dort den Hausbootsbewohnern auf die Schiffle geguckt und die Unzahl von Party- und Hotell-Schiffen zur Kenntnis genommen und als wir gerade dabei waren, daran den Spaß zu verlieren, wuchs wieder eine nette kleine Fährenhaltestelle aus dem Boden. Von dem Schifferl haben wir uns nach gegenüber zum Norr-Mälarstrand fahren lassen und eine vergnügliche Weile damit verbracht, im Stadshuset asiatischen Touristen beim Sich-für-Selfies-vor-Attraktionen-Verrenken zuzusehen.

Und dann haben wir uns weiter durch das herrliche Sommer-Stockholm treiben lassen, hier ein Häppchen gegessen, da aufs Wasser geschaut, mal einen Kaffee genommen und lustige schwedische Wörter gefunden wie Slottsbacken (nehmen wir in die Schimpfwortliste auf: Du…! Du… jävla Slottsbacken, du!), Pappershanddukkar und für Herrn Markus S. das Södersjukhuset, wo er hoffentlich Heilung vom Horst finden möge. Und dann wars auch schon Zeit fürs Wasa Museum ohne jede Warteschlange, wo es neben dem Schiff noch einen Raum gibt, in dem in allerlei multimedialen Darstellungen gezeigt wird, was zur Zeit des Wasa-Desasters sonst noch so auf der Welt geschah. Das ist sehr großartig und da wäre ich gerne noch viel länger geblieben. Aber das Museum macht um 18:00 Uhr zu und das ist gut so, dann haben nämlich die Mitarbeiter auch noch was von dem schönen hellen Sommerabend!

Stadt am Wasser

Und, was habt ihr so gemacht, an eurem ersten Tag in Stockholm?

Das, was man halt so tut, am ersten Tag in einer fremden Stadt: vor allem Schauen und Staunen und Schönfinden. Das viele Wasser. Und die Brücken. Und die Inseln. Den blauen Himmel. Den strahlenden Sonnenschein. Dass unsere U-Bahn-Karte auch für die Fähre gilt und dass alle anderen nach dem Schiff für den Vergnügungspark mit den grausamen Fahrgeschäften anstehen. Beziehungsweise fürs ABBA-Museum. Dass es tatsächlich ein Museum nur für alkoholische Getränke gibt (Spritmuseum) und dass dieser wunder-wunder-wunderschöne Tag in uns so gar keine Bereitschaft zum Aufenthalt in geschlossenen Räumen weckt, sondern wir lieber am Wasser sitzen und vor uns hin schauen wollen. Da trifft es sich fast gut, dass vor dem Wasa-Museum schon eine un-glaub-lich lange Warteschlange ansteht und dass im Sekundentakt weitere Busladungen voller Menschen dazukommen. Wir dann doch so eher nicht. Vor dem Völkerkundemuseum steht keiner an; dabei könnte man dort alles lernen, “was man schon immer über Schweden wissen wollte” sowie Exponate zu 500 Jahren schwedischer Geschichte. Aber schau doch, da vorne, da ist ein Bankerl, am Wasser.

Zwei Stunden später ist die Wasaschlange nur noch glaubhaft lang, aber es würde immer noch ewig dauern, bis zum Eingang zu kommen und sich dann mit Massen durchs Schiff zu schieben. Das lassen wir für heute bleiben, denn erstens ist Morgen auch noch ein Tag und zweitens ist es dann bestimmt ganz anders. Stattdessen fahren wir mit der Siebener Tram am Wasser lang und dann machen wir uns unsere eigene Stadtrundfahrt widde widde wie sie uns gefällt mit einer Auswahl an Ortsbussen, steigen aus, wo es schön ist und um, wenn wir genug gesehen haben. Und weil Stockholm ein wirklich tolles und einfach zu verstehendes Öffentliches Nahverkehrssystem hat, das sich sogar ausländischen Laien binnen Augenblicken erschließt, kommen wir richtig rum, im Söder, im Väst und in der Mitt und fahren ganz oft über schöne Brücken und haben viel Freude an unserem Ausflug. Bloß das Softeis, das ich mir schon den ganzen Tag einbilde, das gibts immer nie da, wo gerade das perfekte Eisessbankerl am Wasser steht. Daran, liebe Stockholmer, solltet ihr noch arbeiten.

Aber dann wart ihr doch bestimmt am zweiten Stockholmtag endlich im Wasa-Museum?

Ja, nein, also nicht direkt drin, aber wir habens vom Wasser aus ganz oft gesehen, das gildet doch auch? Wir sind heute mit der “Stockholm” auf dem glitzernden Baltischen Meer von Stockholm durch den Archipelago nach Vaxholm geschippert, und es war herrlich! Auf dem Oberdeck, in der Sonne, eingelullt von Emmas Stimme, die uns die Schönheiten rechts und links der Route aufzählte so wie Klippudden und Hasseludden und ich fühl mich schon fast als machte ich Ferien auf Saltkrokan…

Ein paar Stunden später legen wir wieder am Kajplats 15 vor der Softeisbude an, essen endlich das Eis, auf das ich mich schon seit gestern freue (danke, Stockholm, superschnelle Umsetzung) und dann treiben wir uns in der Stadt herum, schauen schöne Architektur und alte Gebäude und haben so lange Freude dran, bis wir in Gamla Stan, der Altstadt, mitten im Touristen-Terror-Territory landen. Die Welt drängelt sich zwischen Pippi-Puppen und Plastik-Wikingerhelmen, unzähligen grausigsten Dingen wie Elchschürzen, Bärentatzentassen, Eulenkörnerkissen und macht Selfies. Wir versuchen tapfer zu sein, aber nach einem halben Kilometer langts und wir gehen doch lieber am Wasser lang zurück zu unserer U-Bahn Station Slussen.

Was haben wir heute gelernt?

  1. Emma ist sich uneins mit Wikipedia. Die Stockholmer Stadtväter hätten seinerzeit nicht das Gesocks vermalmt, sondern die leicht entflammbaren Berufe (“flammable professions”) in die Vorstädte verlegt. Inzwischen ist Södermalm so hipp, dass es sich Sö-Ho nennen läßt.
  2. Die mir sympatischste Insel im Archipelago ist übersät mit hübschen kleinen Villen Kunterrot. Die sind der Frauenrechtlerin Anna Johannson-Visborg zu verdanken, die in den ausgehenden 20er Jahren erkämpfte, dass jede Brauereiarbeiterin in den heißen Sommermonaten wenigstens eine Woche Urlaub bekam und eine Ferienhaussiedlung für sie bauen ließ.

Vi lär oss svenska

Heutiges Lieblingswort: Nödbroms (ist ganz einfach, man braucht nur die Vokale zu vertauschen).

Der Söder des Tages muß leider ausfallen, wir waren heute überall, bloß nicht im Söder.