Wort des Jahres
Für die Auswahl der Wörter des Jahres entscheidend ist dabei nicht die Häufigkeit eines Ausdrucks, sondern vielmehr seine Signifikanz und Popularität: Die Liste trifft den sprachlichen Nerv des sich dem Ende neigenden Jahres und stellt auf ihre Weise einen Beitrag zur Zeitgeschichte dar. Die ausgewählten Wörter und Wendungen sind jedoch mit keinerlei Wertung oder Empfehlung verbunden.
… sagt die Gesellschaft für deutsche Sprache e. V. auf ihrer Website und dann wählt sie von ihrer 10 Wörter umfassenden Shortlist* ausgerechnet Jamaika-Aus? Einen Begriff, der klingt, wie aus einer BILD-Schlagzeile gerissen “Hubbsi und Dubbsie – Beziehungs-Aus?” Wahrscheinlicher ist doch, dass es in dem Gremium einen Christian-Lindner-Fan gibt, der seinem Schwarm damit ein Denkmal setzen wollte, bevor der wieder vollends in die politische Bedeutungslosigkeit abgleitet.
Jamaika-Aus? Echt jetzt? Ehe für alle wäre sinnig gewesen, Echokammer auch, von mir aus sogar Obergrenze, Dieselgipfel oder Videobeweis. Aber angesichts dieses Preisträgers muß man ja direkt dankbar sein, dass es weder Höcke-Zitat, noch Hashtag, noch präsidentialer Twitter-Vertipper und auch nicht das – zugegebenermaßen sehr hübsche – dänische Wort hyggelig geschafft haben.
PS: Verehrte Gesellschaft für deutsche Sprache e. V., was macht ihr eigentlich, wenn, nur mal angenommen, im Dezember noch ein funkelniegelnagelneuer preiswürdiger Begriff aufkommt? Hat der dann halt einfach Pech gehabt?
* Vorschläge 2017:
Was Frau F. so alles mit der Hand macht
Vorrede: Nach meinen Hin- und Herzügen zwischen verschiedenen Stromspannungen habe ich für mich (getreu dem Motto: das ging früher, das geht auch jetzt noch) beschlossen, die eine oder andere elektrisch betriebene Gerätschaft durch eine händisch betriebene zu ersetzen – weiß ich, wann ich das nächste Mal wohin umsiedle und selbst, wenn nicht.
Heute wollte ich backen. Es gibt da allerdings ein kleines Hindernis: Ich weiß zwar ganz genau, wie mein Kurbelhandrührdingsbums aussieht – ich hab bloß keine Ahnung, wo ich es hingeräumt haben könnte, bin hingegen sicher, dass es auftaucht, sobald ich Ersatz beschaffe. Was bleibt mir bei dem Dilemma übrig? Flohmarkt ist grad nirgends also back to the basics und Eischnee mit dem dafür vorgesehenen Schneebesen schlagen.
Ich bin dann mal ne Weile beschäftigt.
TCM
Zu einer leider endlichen Kostbarkeit in meinem Haushalt gehört die von der Tante einer Palo Altaner Kollegin sorgsam zusammengestellte Grünteeblattmischung. Nach einem Liter zweiten Aufguß’ und einer Nacht voller seltsamer Träume ist mir wieder eingefallen, dass ich Wei schon immer fragen wollte, was genau ihre Heilkräutertante da eigentlich zusammenmischt.
Aber dann denke ich mir auch wieder, dass man nicht alles wissen wollen muß. Es reicht doch eigentlich, daran zu denken, diesen Tee nur zu brauen, wenn ich am nächsten Tag frei habe.
Morgengrauen
Morgenroutinen sind heilig. Früh am Tage, wenn ein noch dramhappertes* Hirn und ein schlafwarmer Körper täglich aufs neue versuchen, gemeinsam aus der Traumwelt in die grausame Realität überzuwechseln, ist jede noch so kleine Änderung grausam. Dennoch ist es mir gelungen, unter großen Mühen (als müßte man das extra betonen) in den letzten Wochen in meinen Auferstehungsprozeß täglich “starte den W-Lan-Router neu” zu integrieren. Frau kommt ja auch immer zu nix und drum hat es ein paar Wochen gedauert, den Provider anzurufen, dem eine – erfolglose – Fernwartung abzuluchsen und schließlich den Besuch eines Technikers. Der kann sich und mir die Störung auch nicht erklären, reproduzieren ließ sie sich natürlich nicht. Der Fachmann verließ nach ungetaner Arbeit meine Wohnung mit dem Expertenurteil: “Der Router ist ein Depp.” Weil ihm aber sonst nichts fehlt, bleibt er erst mal hier wohnen.
Werd’ ich ihn halt weiter jeden Morgen einmal aus- und wieder einschalten. Ist ja irgendwie auch schon Routine…
* Eines meiner Lieblingswörter im Bayerischen: dramhappert. Kennsdunicht? Gucksdu hier: http://bit.ly/2A7vzPq
Abfent, bis jetzt so
Skype hat ein “Xmas sarcastic”-Emoji unter die Menschen geworfen, das ich sicher noch häufiger benutzen werde.
Vorhin beim Einkaufen: Mr. und Mrs. Methusalem lupfen unter Einsatz ihrer geballten Greisenkräfte (dieses Wort wird unter Ministerpräsident Söder* – fürderhin MPS – erst richtig alliterativ) schwer schnaufend eine gar nicht mal so große Topftanne in ihr dafür weder vorgesehenes und außerdem viel zu kleines Shopperwagerl (zukünftig: Schobber). Hilfe lehnen sie ab: “In dem Jahr, wo wir keinen Baum mehr heimbringen, gibts halt kein Weihnachten mehr. Mei, früher hat der Vater jedes Jahr den Baum noch selber geschlagen und heit miaß mr so an Kripi beim Edeka kaffa…”
Eigentlich wollte ich Deutschland noch so loben, weil ich bisher nur einmal mit Weihnachtsliedern zwangsbeschallt wurde: Gestern, im Weihnachtsfeierrestaurant auf der Damentoilette (die Herren haben, aus welchem Grund auch immer, die Ohren nicht vollgesülzt bekommen) und nicht, wie in den USA, bei jedem Lebensmitteleinkauf. Haut dann doch nicht ganz hin. Damit das in diesem Jahr eine einmalige Erfahrung bleibt, habe ich heute bei meinem Edeka alles besorgt, was ich bis Weihnachten brauchen werde. Mag sein, dass die “are having a wonderful Christmas Time”, solange da wer rumsingt, kauf ich bei denen erst mal nix mehr.
In diesem Sinne: Feliz Navidad!
* Was werden die Franken unter dem zu leiden haben, siehe hierzu den hübschen Text von Frau Wagner: http://sz-magazin.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/46716
Kleine Taschenlampe brenn’
Unser geiziger Bürovermieter bzw. dessen Repräsentanten auf Erden reagierten neulich auf meinen wiederholten Hinweis, dass die Sturzgefahr auf dem Gehweg zum Parkplatz sowie der nicht geräumten Marmortreppe am Hauseingang nicht geringer werde, wenn die Außenbeleuchtung hartnäckig unrepariert bleibt, mit dem guten Rat, ich möge mir doch vom Christkind oder von meinem Chef eine Taschenlampe schenken lassen.
Als ich mich einen Tag später wieder beruhigt hatte, habe ich diesen Menschen am Telefon mit geharnischten Worten (es mögen Begriffe wie “selten unverschämt”, “dummdreist” und “grob fahrlässig” gefallen sein) darauf hingewiesen, dass er sich mit dieser e-mail in einem hoffentlich nie stattfinden müssenden Prozess ganz sicher schon von Anfang an jedes Wohlwollen des Richters verscherzt haben werde und empfohlen, schon jetzt für die gesalzene Schmerzensgeldforderung zu sparen. (“Gesalzen” fand ich dem Zusammenhang übrigens ganz witzig.)
So wie’s aussieht, existiert das Christkind doch. Auf jeden Fall lag gestern bei unserer Weihnachtsfeier nur an meinem Platz ein Geschenk – und siehe da: in dem Päckle war eine Taschenlampe, mit Karabiner, zum an den Rucksack hängen und die Batterien wurden vom CEO persönlich eingesetzt. Dankeschön.
@Christkind: Wenn ich bloß schon früher gewußt hätte, dass du nur bringst, was mir andere wünschen. Da hätte ich mich doch schon vor Ewigkeiten mit jemandem zusammentun können und alljährlich abgesahnt. Mensch!
@Vermieter: Zwischen uns ändert das nicht die Bohne!
Aus dem Vokabelheft
Vokabelheft ist nicht ganz richtig, dieses Mal ist die Quelle das von mir heiß geliebte Forum von Leo, dem Onlinewörterbuch, wo ich heute eigentlich nur nachsehen wollte, wie denn der Fachbegriff für Eigentumswohnungsanlage auf Englisch lauten könnte. Ich hatte “Condo Park” im Ohr, das kann aber auch nur eine an “Trailer Park” angelehnte Gemeinheit eines amerikanischen Freundes gewesen sein, also lieber überprüfen. Dabei bin ich auf diese herzzereißende Diskussion gestoßen:
Bleib stark, Gundi!
Wegen dir weiß ich bis heute nicht, wie ein Condo Park auf Englisch wirklich heißt. Wegen dir will ich das auch gar nicht mehr wissen.
A Hund issa scho, da Maggus
Ich hätte letzte Woche ja noch Geld (nicht viel, aber einen Fünfer wärs mir schon wert gewesen) darauf verwettet, dass sich, nein, nicht der Jockel Herrmann, der niemals, aber doch die Ilse Aigner noch irgendwie an ihm vorbeischiebt. Aber sie ist halt mit ihrem Doppelchromosom doch mit einem zu großen Handicap geschlagen, um in Bayern wirklich an die Macht zu kommen.
Grad vorhin im Radio hat er sich wahnsinnig staatstragend und verbindlich gegeben und seine Achtung vor dem anderen Alphatier solchermaßen hinterfotzig bezeugt, dass der, wo nicht im Grab, aber sicher auf seinem Schreibtischstuhl rotiert haben muß und mir ist ein uralter blogpost wieder eingefallen. Einer, wo’s um die gar sehr treffende Wortschöpfung der Amerikaner zum Thema falsche Bescheidenheit geht, quasi fake humility. Da, zum Nachlesen: https://flockblog.de/?p=23983
Ministerpräsident Markus Söder. Man wird sich dran gewöhnen müssen.


